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Grenze von Sennaar im Jahre 1822 daselbst bei einer Revolution, durch die auch ich gefährdet war, ermordet. IBRAHIM PASCHA hat seitdem den Krieg in Morea geleitet.

Diels vorläufig von MEHEMED ALI. Wir waren sammt Herrn Dr. SCHOLZ in den gefafsten Entschlufs des Herrn Generals, die berühmte Cyrenaica aufzusuchen, mit Freuden eingegangen, und träumten uns schon beschäftigt mit Sammeln der goldenen Früchte in den Gärten der Hesperiden. Unsern frohen Muth erhöhte die Hoffnung des Gelingens, welche man uns wegen der Begünstigungen des Pascha von allen Seiten machte, und mit grofser Zuvorkommenheit leitete Herr DROVETTI die mit den Beduinen zu treffenden Vorkehrungen. Der Beduinen-Chef, HADJ ENDAUI, war vom Pascha selbst zum Führer der Caravane bestätigt worden. Dolmetscher, Kameele, Zelte, Reisegeräth aller Art musste angeschafft werden, und obwohl der Herr General sich erbot, das alles in Gemeinschaft besorgen zu lassen, so liefs uns doch eine wiederholte Ueberlegung vorziehen, eine gewisse Selbstständigkeit zu behaupten.

Das Beobachten und Sammeln der Naturkörper, welches unser Hauptzweck war, hielt uns nämlich zum Durchstreifen gröfstmöglichster Landstrecken an, während die Beschäftigungen der übrigen Herren Theilnehmer langen Aufenthalt an bestimmten Punkten wünschenswerth machen konnte, bei welchem wir vielleicht gar keine Ausbeute fanden. Diefs berücksichtigend beschlossen wir, uns zwar an die Caravane des Herrn Generals eng anzuschliefsen, aber unsrer eignen kleinern Caravane einen selbstständigen Organismus zu geben, welcher uns erlaubte, entferntere Excursionen zu machen, im Fall das Zusammenbleiben nicht durch Gefahr nothwendig gemacht werde. Demnach sorgten wir für einen eigenen Dolmetscher, eigne Kameele, eignes Zelt und eigne Provision.

Bis zum 23sten September hatten wir durch Rath und Mithülfe der Herren CHAMPION, DUMREICHER und MORPURGO über die

Schwierigkeiten des gemächlichen Orients gesiegt und waren zur Abreise fertig. Unsre anfängliche Idee, eine Probe-Excursion mit Kameelen und Beduinen bis Abusir zu machen, und so das Land, die Leute und die Bedürfnisse zur Reise kennen zu lernen, wäre zu zeitraubend gewesen, um durchgeführt zu werden, schien uns aber doch zu wichtig, als dass wir sie hätten ganz aufgeben sollen. Wir equipirten uns demnach zwar sogleich auf die grofse Reise, indem das Mangelhafte im Verhältnifs nur unbedeutend seyn konnte, fassten aber den Beschluss, während der Herr General noch seine weitläufigern Vorbereitungen machte und die Ankunft des Herrn Prof. LIMANS abwartete, bis Abusir vorwärts zu gehen, die Naturproducte dieses Landstrichs binnen ungefähr 14 Tagen zu studiren und zu sammeln, diese Sammlung, um ihres weitern Transports überhoben zu seyn, nach Alexandrien zurückzubringen, und den in Erfahrung gebrachten Mängeln unsrer eignen und der allgemeinen Ausrüstung noch abzuhelfen. In Abusir wollten wir den Herrn General erwarten, und uns zur weitern Reise an ihn dort anschliefsen.

Der Herr General und Herr Dr. SCHOLZ hatten sich Mamelucken-Kleidung angelegt, und als Mantel einen Burnus 1) gewählt, welcher am Tage, weil er leicht war, auch als Schutzmittel gegen die Sonne diente. Berücksichtigend, dafs NIEBUHR den Tod seiner Gefährten besonders dem Umstande zuschreibt, dass sie sich nicht an die Sitten der Landesbewohner anschlossen, zogen wir vor, uns noch einfacher, ganz den Beduinen gleich, zu kleiden, um so auf unsern naturhistorischen Excursionen den Wüstenbewohnern, wenigstens von fern, weniger fremdartig zu erscheinen, selbst eine freiere

1) Burnus ist ein weisser wollener Mantel mit Kapuze für den Kopf, wie ein Kapuzinerkragen. Diefs Kleidungsstück ist in der Barbarei sehr verbreitet. In Aegypten tragen es nur Barbaresken (Mogarbi, Mograbinen) und Soldaten. Es ist ein leichter bequemer Mantel, zumal wenn er von feinem Stoff ist, und wird deshalb häufig auch von Europäern getragen.

Körperbewegung zu haben, und weil wir glaubten, dafs diefs wohl auch die dem Lande angemessenste Tracht seyn müsse. Unsre Kleidung bestand demnach aus leinenen kurzen Beinkleidern mit Gürtel auf blofsem Körper und aus einem leinenen Hemd, welches durch einen handbreiten wollenen bunten Gurt an die Hüften geschlossen war und die Beinkleider bedeckte. Ein Stück wollenes Zeug (Chram oder Barakan genannt) ward überdiefs um den Körper geschlagen und mit dem Pistolenhalfter befestigt, in welchem letztern ein langes türkisches Messer (Attagan lebe genannt) gleichzeitig gehalten wurde, das mit einem Paar Pistolen und einer leichten Doppelflinte unsre Bewaffnung ausmachte. Der Kopf war mit einer rothen Mütze von Tuch (Tarbusch mit blauer Quaste ohne Turban bedeckt. An den nackten Füssen trugen wir breite gelbe Schuhe (Merkub ). Für die Nacht hatten wir zwei leichte Matratzen und zwei Kopfkissen, welche drei Lagerstellen für uns und unsern Gehülfen bildeten. Jeder hatte als Decke einen dicken griechischen, mit wollenen Flocken pelzartig ausgefütterten, mit Kapuze versehenen Mantel, wie ihn die Matrosen im Mittelmeer zu tragen pflegen, und dem Schutze dieser Mäntel besonders hatten wir die Erhaltung unsrer Gesundheit bei den Mühseligkeiten der Reise durch die libysche Wüste zuzuschreiben.

Zum Transport unsers Reisegepäcks und Apparats zum Sammeln von Naturalien waren zehn Kameele nöthig, nämlich.

1. Eins für das Zelt.

2. Eins für zwei Koffer, die unsre Bücher und Manuscripte, ein wenig Wäsche, Instrumente, Gläser zum Beobachten lebender Wasserthiere, Schreib- und Zeichenpapier u. dergl. enthielten.

3-4. Zwei für Brod (Schiffszwieback), etwas Reis und Mehl. 5. Eins für zwei Eimer Spiritus, um Amphibien und Fische aufzubewahren. Daran hingen ein lederner Buttertopf und zwei grofse blecherne Pflanzenbüchsen.

6. Eins für zwei grofse Papierpackete in hölzernen Schienen zum Trocknen und Aufbewahren von Pflanzen, nebst einem Kasten

mit kleinen Kistchen für zu sammelnde Insecten, einem Fäfschen Pulver und einer Kiste mit Kochgeschirr.

7. Eins für zwei Kisten mit kleinen Fächern und zu verschlief'senden Klappdeckeln, um unterwegs die gesammelten heterogenen Naturalien, Vögel, Skelette, Conchylien, Mineralien und dergl. abgesondert rasch und sicher zu deponiren, bis eine gröfsere Zahl und ihr vollkommen trockner Zustand ein umständlicheres und festes Verpacken derselben erlaubten. Einige Fächer enthielten noch allerlei Handwerkszeug, Schrot, Pulver, Kugeln und Patronen; andere enthielten Arsenikseife, Insectennadeln, Nähnadeln und Zwirn, Bindfaden, Schachteln, Korkpfröpfe und kleine Gläschen, um in ihnen weiche und sehr kleine Insecten und Würmer in Spiritus aufzubewahren, nebst vielen andern nothwendigen Kleinigkeiten. 8-9. Zwei für vier Kisten, welche zum festen Verpacken der gesammelten und zubereiteten Naturkörper dienen sollten. Diese Kisten waren vorläufig mit Baumwolle, Werg, Seife zum Waschen, einer Reise-Apotheke, noch einigen Victualien (Linsen, Bohnen, Kaffee, Zucker, Salz, Pfeffer, Zwiebeln, vier Flaschen Wein), ferner mit zwei Spaten und einer Hacke zum Ausgraben hamster- und mäuseartiger Säugethiere, zwei Bügeleisen zum Bügeln saftiger Pflanzen, Angelhaken, einer Laterne, einigen Flaschen Oel und Essig u. s. w. angefüllt. 10. Ein Kameel endlich war zum Tragen des Wasserbedarfs bestimmt, und hatte vier lederne Wasserschläuche.

Die vier am wenigsten beladenen Kameele sollten zugleich für uns, unsern Gehülfen und den Dolmetscher zum Reiten dienen, wodurch sich zwar die Ausgabe für besondere Reitthiere ersparen liefs, freilich aber viel Bequemlichkeit aufgeopfert wurde; eine Sparsamkeit, die nicht ganz zweckmässig war.

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Der mit den Beduinen abgeschlossene Accord betrug für jedes Kameel, sammt der dazu gehörigen Mannschaft, auf 3 (100 Tage) 40 Real franki oder spanische Piaster =80 fl.

Monat

Als Dolmetscher hatten wir einen Syrier aus Saida (Sidon), welcher mit NAPOLEON in Paris gewesen war und geläufig französisch sprach, für monatlich 10 spanische Piaster und freie Reise bei eigner Bekleidung angeworben.

Da die für die gröfsere Wüstenreise gedungenen Beduinen Kameele erst zur Zeit der wirklichen Abreise der grofsen Caravane aus der Wüste ankommen sollten, so mietheten wir für unsre in der Zwischenzeit auszuführende Probe-Excursion zehn andere mit sieben Beduinen, worunter ein Scheech, für täglich vier Realen, und traten alsbald die Abreise nach Abusir an, welche uns den Vorschmack der Wüstenreise geben sollte.

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