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Güter der Vasallen der römischen Kirche und wenn auch die Inhaber dieser Güter sich freiwillig dèm Kaiser und Reich unter verfen wollten, so sollte er sie nicht annehmen, (meht rere Städte der Mark Ancona sowohl, als des Herzogthums Spoleto waren eben nicht sonderlich zufrieden mit der vor, gegangenen Verånderung, und unterwarfen sich freiwillig dem Kaiser Otto IV, wieder, wie auch dem Friedrich II.) auch wolle er kein Amt oder eine Würde in dem Kirchenstaat und besonders in Rom selbst, unter irgend einem Vorwand, ohne des Papstes und seiner Nachfolger besondre Erlaubniß, an nehmen. (Die Römer hatten indeß, den Päpsten zum Troß, bie Würde eines Senators zu Rom hergestellt, und damit dieser Senator, und sie durch ihn desto unabhängiger von den Påpsten wären, wählten sie auswärtige dazu, z. E. den König Carl von Sicilien und andere.) Wenn jemand sich unterstehen werde, die Güter der römischen Kirche anzus greifen, solle ihm Rudolph nicht allein seine Gunst, Hülfe und Rath versagen, sondern auch dem Papst auf sein Vers langen beistehen, und sie vertheidigen helfen.

Wegen Konradins Tod war man doch noch einigers maßen von Seiten des römischen Hofes in Sorgen, ob nicht ein zukünftiger Kaiser ihn råchen, und die Rechte des Reichs sowohl, als des Hohenstaufischen Hauses auf Apulien oder Sicilien hervorsuchen würde. Rudolph musste aus diesem Grund noch, nebst der schon gethanen Zusage, keinen Vas fallen des Papstes anzugreifen, noch insbesondere versprechen, dem König Carl von Sicilien und seinen Erben nichts- Leids zu thun, und denenjenigen, die es thun wollten, nicht mit Rath und That öffentlich oder heimlich beizustehen, das Königreich Sicilien, welches Carl von dem Papste zu Lehen habe, nicht anzufallen, oder sich dasselbe entweder ganz oder zum Theil zuzueignen, diejenigen aber, die dem Carl gegen Friedrich II, und dessen Nachkommen beigestanden, auf keine Art zu verfolgen, sondern sich ihnen vielmehr günstig zu erzeigen, und seinen eigenen Basallen, die gegen diese Punkte

Punkte in einem oder dem andern Stücke handeln möchten, Einhalt zu thun; Rudolph solle auch alles halten und thun, was in dem Canon Ego Ludovicus und jenem Tibi domino Papae enthalten ist *).

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Schon bei dem K. Friedrich II. hatten die Päpste die Vors Forge gebraucht, daß die Reichsfürsten eine schriftliche Ein/ willigung in die Kapitulationspunkte geben mussten. Eben Dieses geschah nun auch. Rudolph musste sich anheischig machen, daß er die weltlichen Fürsten wollte schwören lassen, daß sie sich aufrichtig dahin verwenden wollten, daß Rudolph alles Obige getreu erfülle, und wenn es ja geschehen sollte, daß er etwas, davon nicht hielte, daß sie ihm keinen Beis ftand leisten wollten. Rudolphs Gesandten ließen sich alle Diese Punkte gefallen, ohne nur eine Meldung zu thun, daß Fie solche erst ihrem Herrn vortragen müssten, welches auch um so weniger nöthig war, da sie ́Nudolph_schon - vorhin Bevollmächtigt hatte, nicht allein alles, was seine Vorfahren gethan und beschworen, ebenfalls zu thun und zu beschwdr zen, sondern auch noch andere Dinge zu versprechen oder zu thun, die der Papst ohne Zergliederung oder Verringerung des Reiches von Gott und der Billigkeit wegen für nüßlich erachten werde.

Obschon sich auf solche Art Rudolph alles gefallen lass sen, was man immer von ihm verlangte, so ward doch dess fen förmliche Anerkennung noch verschoben, und geschah erst eine Zeitlang hernach, und zwar auf eine ganz neue Weise.. Der Papst schrieb ihm nemlich, ob er gleich nicht ohne Ur. fache bis daher noch zurücke gehalten, ihm den königlichen Titel zu ertheilen, so ernenne er ihn jedoch nun, nachdem er die Sache mit den Kardinålen überlegt, zum römischen König **). Rudolph hatte keineswegs verlangt, daß ihm

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Diftinct. 63. Der erstere ist ein Auszug aus der Schenkungs, Urkunde Ludwigs I. Der andere enthält das Jurament, wels ches Otto T. dem Papk Johannes XII. geleistet hat.

**) Apud Raynald, ad a. 1274. N.55.

der Papst den Titel eines römischen Königs erßt ertheilen, und ihn dazu ernennen solle, sondern vermöge seiner Wahl und Nachner Krönung schon sich berechtiget gehalten, densels ben, so wie seine Vorfahren, zu führen. Am wenigsten dachte man in Deutschland daran, daß etwas neues, von Seiten des römischen Hofes, dadurch wollte gesucht werden, wie es sich in den folgenden Zeiten gezeiget.

Nachdem dieser Schritt einmal gethan war, bemühete fich Gregorius, dem nichts näher am Herzen gelegen war, als sein Kreuzzug, einer Seits den Alfonsus ganz zu berw higen, anderer Seits aber den Rudolph zu bewegen, daß er fich, sobald als es immer möglich seyn konnte, tronen ließe, um sodann den Kreuzzug anzutreten. Eine persönliche Uns terredung mit beiden, die auch mit dem Alfonsus zu Beaus faire und dem Rudolph zu Lausanne zu Stande kam, schien ihm das bequemste Mittel dazu. Alfonfus hatte felbft auf die erstere gedrungen, um den Gregorius auf andere Gedan ken zu bringen. Allein, so viel Mühe er sich auch gab, war doch alles umsonst. Die deutschen Fürsten, glaubte er, håtten ihm ein großes Unrecht gethan, und sich gegen den Papst selbst vergangen, da sie zu einer neuen Wahl geschrit ten, da seine Rechtssache noch an dem römischen Hof anhåns gig gewesen; wenn auch seine Wahl noch einigem Zweifel uns terworfen gewesen, so sen doch solcher durch seines Gegners Tod ganz und gar gehoben worden; Spanien habe er bis paher wegen der Kriege mit den Arabern nicht verlassen důr fen, nun da sein Sohn erwachsen sey, wolle er diesem sein Königreich Castilien anvertrauen; für sich aber nach Italien und Deutschland gehen, und das Kaiserthum antreten, Gregorius ftellte ihm dagegen vor, daß sich die Sachen ganz und gar geåndert, Niemand mehr in Deutschland ihn zum Herrn zu haben verlange, Rudolph vielmehr einmüthig gewählt und bereits gekrönt sey, und daß, wenn er auch koms men werde, er mit Schimpf und Schande werbe zurückges wiesen werden; überhaupt aber fordre das allgemeine Wohl

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der Kirche und des Reichs, daß er sich seiner Ansprüche, wenn er auch deren noch habe, freiwillig begebe, damit der Papst nicht solche Vorkehrungen treffen müsse, wodurch er allenfalls dazu genöthigt werde, So unzufrieden auch der ftolje und unbiegsame Spanier mit diesen Gesinnungen des Papstes war, so ließ er sich doch dieselben endlich dem äußern Schein nach gefallen, um den Papst nicht ganz vor den Kopf zu froßen. Sobald er aber in Castilien wieder angelangt war, führte er wie zuvor den römisch königlichen Titel und andere Insignien, schrieb auch einigen deutschen Fürsten und italią, nischen Städten, daß er dem Reich keineswegs entfaget, sons dern vielmehr nächstens tommen werde, um sich in den Bes afik seßen. fik dovon zu sehen. Da ihm aber indeß die Mohren von Marocco aus, und die Araber von Grenada einige Nieders lagen beibrachten, Gregorius die Excommunication drohte, wenn er nicht von seinem Vorhaben abließe, dagegen aber den Zehnten von geistlichen Gütern auf eine Zeitlang zusagte, wenn er es thun würde, legte er sich endlich zum Ziel,

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Rudolphens Zusammenkunft zu Lausanne gieng um so friedlicher von stattṭn. Was immer seine Gesandten zu Lyon #beschworen und zugesagt hatten, bestätigte und beschwor nun auch Rudolph persönlich. Wegen der Krönung ward man. eben so bald einig, und Rudolph nahm sogar mit den meis ften anwesenden deutschen Fürsten und Edeln, seiner und ihren Gemahlinnen das Kreuz an *). Rudolph hatte sich zuvor schon aus Dankbarkeit, weil der Papst seinen Gesande 1 ten so geneigtes Gehör gegeben, in einem Schreiben freiwil lig dazu erboten,,,Sein Antrieb dazu sey um so stårker,“ sagt Rudolph in demselben, weil ihm die in Palästina ruhens "9 den Gebeine seines Vaters, die um der Ehre des Getreus sigten willen so ferne von dem Grabe ihrer Väter zur Erde » gebracht worden, Tag und Nacht im Sinne lågen. Nichts solle ihn abhalten können, daß er nicht auch ein Fremdling Ggs

*) Annal. Colmar. ad a. 1275.

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„bei dem Graße seines Vaters får jenen werde, der für das Menschengeschlecht auf Erden dem Elend und allen Arm feligkeiten sich ausgeseặt habe" *). Dieser sonst wenig be kannte Umstand, daß Ruldolphens Vater, Adalbert, auf *einem – Kreuzzuge: in Palåstina gestorben und dort begraben worden, lässt allerdings vermuthen, daß es Rudolphen Eraß bei der Sache gewesen.

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Ueberhaupt endigte sich alles zu beiderseitigem Vergnús gen, und beide verließen einander mit der theuersten : Vers ficherung einer Heständigen Freundschaft. - Ein Geschichts schreiber merkt an, daß Rudolph bei dieser Gelegenheit 900 Mark, (18000 Gulden) verwendet, sich nebst seiner Ges mahlin, Kindern, und übrigen Angehörigen zu kleiden **), eine in der That für die damaligen Zeiten nicht unbeträcht Jiche Summe. Dies war aber auch vielleicht das einzige mal in seinem Leben, daß er Staat gemacht, indem er sonst so wenig an seiner Kleidung ånderte, daß er zu Zeiten, bes sonders bei etwas lang andauernden Feldzügen, sich nicht ger schåmet, ein geflicktes Wammes zu tragen ***), sp wie überhaupt Rudolph in allen übrigen Dingen auch als Kaiser blieb, wie er zuvor war, eben so leutselig, eben so wenig Gefahren und Ungemächlichkeiten scheuend, und eben so reds lich wie zuvor.

*) Ad quod ardor defiderii in nobis eo vehementius accenditur, quo naturalis genitoris noftri offa ob crucifixi gloriam extra natale folum peregre inibi quiefcentia follicitius quotidie in noftris cordibus revolvuntur. Et quis prohibere poterit filium ex intimis cordis concupifcere in paterno tumulo exulem pro eo fieri, qui exilio et miferiae se tradidit delitiis affluens paradifi. Cod. Rudolph, Ep. XII, apud Genni T. 2. p. 321.

Annal. Colmar. ad a. 1275. ***) Albert. Argent. p. 104.

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