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Biographien und literarische Studien.

H. Walker, The Greater Victorian Poets [s. S. 50].
A. Galton, Two Essays on M. A., with some of his
Letters to the Author, 1897 [3/6].

Sir Joshua Fitch, Thomas and Matthew Arnold, and their
Influence on English Education, 1897 [5/-].

G. Saintsbury, M. Arnold, 1899 [2/6].

H. Paul, M. Arnold, 1902 [2/-].

G. W. E. Russell, M. Arnold, 1904 [3/6].

W. H. Dawson, M. Arnold and his Relation to the Thought of our Time, 1904 [7/6].

A. Schrag, M. Arnold, Poet and Critic. Diss. Bern, 1904.

Matthew Arnold hat seinen Namen auf mehr als einem

Blatte der Geistesgeschichte Englands eingeschrieben. In seiner amtlichen Tätigkeit als Regierungs-Schulinspektor hat er 35 Jahre lang für die Reform des englischen Schulwesens gewirkt. Als Sohn eines hervorragenden humanistischen Schulmannes, des berühmten Headmasters von Rugby, Dr. Thomas Arnold, hatte er pädagogische Interessen vom Vater ererbt und erweiterte sie auf wiederholten Dienstreisen durch das Studium kontinentaler Erziehungssysteme, besonders des deutschen und französischen. Ein großer Teil seiner Lebensarbeit ist in seinen zahlreichen amtlichen Berichten und Gutachten niedergelegt, von denen er einige auch in Buchform veröffentlichte, um seine Reformbestrebungen Einführung der allgemeinen Schulpflicht, Verstaatlichung des Unterrichtes und Annäherung an das Muster Deutschlands und Frankreichs, Durchdringung der Erziehung mit dem Geiste

humaner Kultur in weitere Kreise zu tragen (Popular Education in France, 1861; A French Eton, or, Middle Class Education and the State, 1864; Schools and Universities on the Continent, 1868 [daraus wiederholt: Higher Schools and Universities in Germany, 1874]; Special Report on Elementary Education Abroad, 1888; Reports on Elementary Schools 1852-82, 1889 [postum]). Neben seiner Stellung als Schulinspektor bekleidete M. A. von 1857 bis 1867 den Posten des "Professor of Poetry" an der Universität Oxford, ein für je fünf Jahre durch Wahl vergebenes Ehrenamt, das ihm Gelegenheit bot, seine weite und feine ästhetische Kultur in Vorlesungen auf die akademische Jugend der Alma Mater, deren Schüler er selbst gewesen war, wirken zu lassen. An einen größeren Kreis wandte er sich seit 1859 als Essayist und erwies sich in dieser, in England und Frankreich klassisch ausgebildeten Literaturgattung als Meister klarer, feinsinniger Darstellung, der sich am Geiste französischer Kritik, besonders Sainte-Beuve's, geschult hatte. Wie auf dem Gebiete des Unterrichtswesens suchte er auch in der Sphäre literarischer Kritik die durchschnittliche Enge insularer Interessen zu erweitern, indem er die Notwendigkeit betonte, das englische Geistesleben mit der Antike einerseits, den großen kontinentalen Literaturen anderseits in ständiger Fühlung zu halten, und den Grundsatz der modernen vergleichenden Literaturgeschichte aufstellte: "The criticism which alone can much help us for the future is a criticism which regards Europe as being, for intellectual and spiritual purposes, one great confederation, bound to a joint action and working to a common result."

Als höchstes Ziel aller geistigen Bildung aber erschien ihm die Gewinnung einer humanen Persönlichkeitskultur. Die Erkenntnis, daß dieses Kulturideal nicht durch einseitige intellektuell-ästhetische Ausbildung erreicht werden kann, sondern der religiösen und ethischen Ergänzung

bedarf, lenkte sein Interesse auf kirchliche und theologische Probleme, die ihn zugleich infolge ihrer Bedeutung für alle schulpolitischen und Erziehungsfragen beschäftigten. In zahlreichen Essays entwickelte er seine Anschauungen über das Fortwirken der zwei geistigen Hauptmächte des Altertums, des ästhetischen und philosophischen "Hellenismus" und des religiösen und ethischen "Hebraismus" auf die moderne englische Kultur in Form der Renaissance und des Puritanismus, deren Einseitigkeit er in harmonischen Ausgleich gesetzt zu sehen wünschte, über das Wesen der verschiedenen englischen Formen des Christentums und ihr Verhältnis zur Geisteskultur, über die Erfüllung der höchsten Ideale des Hebraismus im Christentum, von dem er sagte: "Christianity is immortal, it has eternal truth, inexhaustible value, a boundless future," das er aber anderseits durch rationalistische Auffassung zu einer abstrakten Morallehre verflüchtigte. Die Grenzen seines inneren Berufes verkennend, wagte er sich auch an Bibelkritik und andere theologische Fragen, bei denen er je nach der Natur des Gegenstandes den Boden teilweise oder ganz unter den Füßen verlor, da ihm jede theologische und religionsphilosophische Fachbildung abging und er hier als Dilettant sprach. So bildet diese Gruppe der Essays den an Wert ungleichmäßigsten Teil seiner Prosaschriftstellerei, und dasselbe gilt von seinen politischen Aufsätzen.

Neben dieser ausgedehnten literarischen und kritischen Wirksamkeit tritt die Poesie Arnolds an Umfang zurück. Die Dichtung war ihm nicht Nebenamt, nicht akademische Stilübung; aber, wie er einmal bitter sagte, er konnte es sich nicht leisten, ihr zu leben. Sie fällt hauptsächlich in seine erste Lebenshälfte; mit der steigenden Last seiner amtlichen Verpflichtungen verstummte sie fast ganz. Offenkundig äußert sich darin zugleich ein Mangel an nachhaltigem poetischen Impuls, an dem dämonischen Element des Genies, das seine Dichtung überhaupt ver

missen läßt. Die wachsende Anziehungskraft kritischliterarischer Probleme, die sich in seinem Übergang zum Prosa-Essay ausdrückt, beweist, daß nicht äußere Ursachen allein auf die Pflege der Poesie hemmend gewirkt haben. Kritische Neigungen und poetische Anlage hielten sich bei Arnold die Wage; die Poesie wird ihm mitunter geradezu zur Kunstform für Erörterung ästhetischer Probleme ("Epilogue to Lessing's Laocoon"), und seine Dichtung ist nicht selten nur geschmackvolle Kunstarbeit eines feinfühligen Denkers. Wo jedoch Arnold in Lyrik und Meditation die innerste ihm zu Gebote stehende Stimmungsgewalt erreicht, wirkt seine Poesie nicht nur durch das klassische Maß und die Stilreinheit der Form, sondern auch durch die ernste Würde ihres Gedankengehaltes und die Tiefe ihrer verhaltenen Empfindung. Unter den zeitgenössischen Romantikern, denen sich Arnold nur gelegentlich in Stoffwahl, noch seltener durch romantische Stimmung beigesellt, steht er als Fortführer und Vertreter klassizistischer Kunstrichtung da. Er wirkt nicht durch Farben, sondern durch streng profilierte Linien.

Eine chronologische Übersicht von Arnolds dichterischem Schaffen ist aus der Gesamtausgabe nicht zu gewinnen, da der Verfasser die Gedichte hier überwiegend nach formalen Gesichtspunkten gruppiert hat. Nur die Bibliographie von Smart ermöglicht es, die durch Zurückziehung und Wiederveröffentlichung mancher Sammlungen und einzelner Gedichte stark durcheinander geworfenen Entstehungslinien zu rekonstruieren. Sie haben übrigens kaum eine tiefere Bedeutung für die Erkenntnis der inneren dichterischen Entwicklung Arnolds, da der Charakter seiner Poesie wohl Nüancierungen, doch keine ausgesprochenen Veränderungen erfahren hat.

Die zwei Preisgedichte seiner Schul- und Universitätsjahre, “Alaric at Rome" (Rugby 1840) und "Cromwell" (Oxford 1843), hat Arnold nie in seine Werke eingeschlossen. Aber auch die beiden ersten Gedichtsamm

lungen 1849 und 1852 beide nur mit der Initiale «A.» auf dem Titel können, vom Gesichtspunkte ihrer öffentlichen Wirksamkeit betrachtet, nicht als literarische Marksteine gelten; Arnold zog sie kurz nach ihrem Erscheinen zurück und ersetzte sie durch die zwei Serien "Poems" von 1853 und 1855, die seinen vollen Namen trugen. Sie bilden eine literarische Einheit, da sie gleichartig, wenn auch in verschiedenen Proportionen, aus einem Teile der Bestände von 1849 und 1852 und einigen Zugaben zusammengesetzt sind und die Jugenddichtung Arnolds in der von ihm selbst getroffenen Auswahl repräsentieren. Die damals verworfenen Gedichte nahm er später jedoch wieder nach und nach in neue Ausgaben seiner Werke auf, so daß von dem Bestande von 1849 und 1852 nur ein verschwindender Bruchteil endgiltig von jedem Neudruck ausgeschlossen blieb. Auf die Doppelserie von 1853/55 folgte erst nach zwölfjähriger Pause, in die nur das Drama "Merope" (1858) fällt, ein Band "New Poems" (1867), Arnolds letzte Sammelgabe; die wenigen später entstandenen Gedichte fügte er in die Gesamtausgaben und ihre neuen Auflagen ein.

Arnolds Poesie spiegelt die vielseitigen Interessen eines ästhetischen Eklektikers, der die Aufgabe des Literaturkritikers darin erblickte, "to know the best that is known and thought in the world, and, by making this known, to create a current of new and fresh ideas." Seiner Vorliebe für das klassische Altertum entsprangen die dramatische Ode "The Strayed Reveller" und das lyrische Drama "Empedocles on Etna", die er den Sammlungen von 1849 bezw. 1852 voranstellte. Beide Dichtungen sind beachtenswerte Versuche, antike Stoffe mit moderner Auffassung zu durchdringen, beide ausgezeichnet durch. episodische lyrische Schönheit, als Ganzes aber unbefriedigend, "Empedocles" in noch höherem Maße als "The Strayed Reveller", den Arnold schon 1853 wieder aufnahm, während er aus dem Drama nach 1852 nur ein

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