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Moses zu einem hochepischen Autor zu mac chen. Am unbegreiflichsten ist mir aber, wie Sie bis 1792 eine gleichförmige Topographie in der Ilias suchen, und so viele vergebliche Versuche darüber machen konnten, wenn Sie in dem Werke nach Jhren jezigen Ausdrücken (S. 2030) Interpola: tionen ganzer Rhapsodieen von verschiedenen Sängern entdeckten. Wer das eine ents deckt hat, kann das andere schlechterdings nicht suchen, noch weniger auf die Art, wie Sie tharen. Erst als ich mich von den Interpolationen ganzer Rhapsodieen (nicht bloß der 2 Schluß: gefänge) durch ein anhaltendes Studium der Ge schichte des Tertes überzeugt hatte, konnte ich aus Gründen muthmaßen, daß weit größere Discre panzen, als jezt über das Lokal übrig sind, bon den glättenden Händen der Revisoren vertilgt seyn müßten. Erst dann konnte ich S. 134 den Wunsch äußern, daß niemand sich der Iliade halber weiter nach Troja bemühen möchte. Die Bemerkung ist einfach, und würde, früher gemacht, mehrere Wan, derer und Forscher zur Ruhe gefekt haben.

Der hochepische Dichter Homer bringt mich wieder auf Ihren Virgil, aus dem ich mich jedoch nur Einer Stelle erinnere, die ich ordentlich ante oculos gehabt habe. Es ist die, wo Sie so wohl in den größern als kleinern Ausgaben nach

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allen Auflagen (p. XXI. XXVIII. 36o. 355.) von dem Zierrath und der schönen Verflechtung der Episodiorum in die Haupt Handlung reden. Sie sehen vom Homer hinzu: Ex toto belli Troiani decursu unum heroem, unum factum selegit, adeoque infinitis aliis rebus ex istius belli_historia ad exornandum et amplificandum argumentum recte uti potuit. Verstehen Sie nun mein unum actum, unum heroem selectum, reliqua ad exornandum scilicet callide interposita S. 117? Hätte ich damals Ihre Epist. de nova Homeri editione zur Hand gehabt, so würden mich S. 15 und 19 viele leicht zu ähnlichen Scilicet's verführt haben. Denn auch da schärfen Sie den künftigen Heraus: gebern des Homer ein, auf des epischen Gedichts Natur, Plan, Regeln und Umfaffung ei ner Haupt: Handlung zu achten. Wie stimmt aber das Alles mit der gegenwärtigen Vorlesung zusammen, wo es Ihnen (S. 2028. ff.) höchst uns wahrscheinlich vorkömmt, in so alte Gedichten so viele einzelne Handlungen, subordinirt, als Episoden, eingetragen zu sehen, Theile die zur Haupt: Handlung nicht gehören, sich in Gruppen stellen lassen u. f. w.? wo Sie sagen: Alles neige sich auf die Seite der Hypothese, daß das große Gedicht, die Iliade, aus einzelnen Gesängen erst

später erwachsen sei? Durch diese Duplicität sehen Sie Ihre Leser in eine wunderliche Verwir rung. Sollen sie nun der neuesten Vorlesung, zumahl vor dem Drucke, oder dem mehrmals ge-, druckten Virgil trauen? An Ihrer eigentlichen Meinung über die Sache wird Vielen zu ihrer Beruhigung äußerst gelegen seyn.

Ich verbinde hiemit eine Stelle aus Ihren Anzeigen, die mir wenigstens dunkel vorges fchwebt haben mag, als ich S. 119 eine den Plan der Ilias mehr erschöpfende Ankündigung des In: Halts vermißte. Ich schrieb: Subabsurdum foret, talem diligentiam subtiliorem esse dicere quam pro Homerico saeculo etc, Der vorübereilende Ladel ist, wie Sie sehen, für den Leser allgemein; aber er bezieht sich vielleicht auf die Stelle, wodurch Sie einem Gelehrten, der die wohlgegründeten Zweifel gegen Jl. 2. auflöste, folgendergestalt antworteten: » Von den Dichtern müsse man nicht erwarten noch fordern, daß sie den Inhalt einer epischen Erzählung mit der Genauigkeit eines Epis tomators angeben sollen. Homer drückt sich bloß im Allgemeinen aus: er wolle den Zorn Achills, mit den darauf, nach seiner Trennung vom Heere, erfolgten Niederlagen besingen. Man wende seine Worte, wie man will; mehr sagt er nicht. Auch hier erwartet man vom Homer die Kunst und die

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Genauigkeit eines Alexandrinischen Dichters, welche H. nicht haben kann und soll.«. So schrieben Sie im May d. J. 1792. S. 843 der Gött. Anzeigen. Im Jahrgange von 1795. S. 2029 scheint Ihnen der große Plan der Iliade aus so frühen Zeiten unwahrscheinlich, und Sie führen außer den unkünstlichen Planen der cyklischen Gedichte u. dergl. auch das als einen Grund an: daß nun nicht einmal mehr die erste Ankündigung dazu paßt; denn jezt sind in der Iliade weit mehr Dinge enthalten, als angekündigt sind." Jest freilich! Dies war ja aber schon im Mai von 1792 eben so.

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Doch dies ist unsere Grenze noch nicht. Es wäre auch sonderbar, wenn Sie nicht die Zierrathe der Episodiorum aus Ihrem Virgil am längsten behauptet hätten. Dies thaten Sie, ich weiß nicht ob zulegt, in einer Anzeige von 1793. S. 1143, die Sie auf den historischen Plan des Herodot brachte. »Herodots Art, den vielartigen Stoff der Geschichte episodisch zu ordnen, führte, bei der Ähnlichkeit mit der epischen Poesie Hor mers, frühzeitig auf die Bemerkung, daß Herodot hierin dem Homer gefolgr sei.« Indessen hier ist Ihnen die epische Poesie Homers vermuthlich schon die jüngere Aarnavn, die der Geschichtschrei ber vorfand. Denn nun waren ja die Venetianis

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fchen Scholien da; nun wird es hohe Zeit für Sie, die von allen diesen Äußerungen abgehende Meinung anzunehmen. Seit der Mitte des J. 1793 thaten Sie es, wie man sieht, zwei volle Jahre vor der oft erwähnten Vorlesung!.. Ich habe nichts dawider; nur das freuet mich, daß um jene Zeit schon an meiner Ausgabe gedruckt, und die Einleitung dazu in ihrer jeßigen Form geschrieben wurde. Ich sage in ihrer jeßigen Form. Ich möchte gesehen haben, wie man sie in der frühern deutschen aufgenommen hätte, worin sie der Her ausgeber des Journals von und für Deutschì fand im 5. Stücke von 1784 versprach, oder worin fie gar ein Berlinischer Gelehrter nach den er: ften Linien kennen lernte, dem ich eine einzelne Schrift darüber zum Verlag anbot, und der durch eine abschlägige Antwort vom 16. Mai 1780 die erste Veranlassung des längern Aufschubes wurde. Dies wird Ihnen zur Erläuterung der Anmerk. S. 113 dienen, wo aber die beiden Ziffern 1779 und 1780 heißen müssen.

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Doch die Ziffern und Datums sind mir schön lange widerlich. Sie waren leider hier nothwen dig. Angenehmer würde ein Spaziergang in die fogenannte höhere Kritik seyn, wenn mich nicht die Beschäftigung mit dieser niedrigen zu sehr abgemattet hätte. In der That, es wäre ein Pros

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