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der zwei andern Vorlesungen kann ich mich auf eine Nachrechnung der Zeit, wie lange ich jede besucht, nicht einlassen. Bei der sehr lückenhaften Chronoi logie, die mir über dergleichen Dinge meiner jün« gern Jahre beiwohnt, ist es alles mögliche, daß ich mit Hülfe Ihrer Anzeigen so weit gekommen bin. Ohnedem wird, denke ich, ein noch lästige= res Detail durch einige gerettete Bruchstücke aus Ihrer Homerischen Einleitung völlig überflüssig werden. Vorjezt nur noch folgendes. Die unfreundliche Art, wie Sie mich von dem foge: nannten Privatissimum (in den Anzeigen heißt es in der That ein Privatum), zurückwiesen, mach. te in der Folge einen tiefern Eindruck auf mich, als ich auf der Stelle empfand. Und wäre sie nicht › so unfreundlich gewesen, so müßte ich mich wenige kennen, wenn ich mich nicht, statt des troßenden Anerbietens einer Probeschrift, auf Überreden und Bitten gelegt hatte. Denn die Schwierigkeiten des Pindarus machten mir gerade diese Stunde zur in teressantesten von allen, die der damalige Lektionse -Catalogus versprach. Genug, jene rauhe Begeg nung war die vornehmste Ursache, warum ich das fernere Melden und Hören gänzlich aufgab, mich auf meine vorherige Studier - Art allein einschränkte, und nicht einmal eine Stelle in Ihrem philos logischen Seminarium suchte, so ungern ich sie in ökonomischer Rücksicht entbehrte.

Einige Jahre nachher würden Sie mein Leh: rer. Warum nicht? Jeder Mensch, der eine Wif senschaft oder Kunst treibt, die in unsern Ländern zünftig ist, muß seinen Lehrer gehabt haben. Ich hatte mehrere gehabt; darunter einen, dessen Ta: lenten und Methode in Sprachen ich meine frühere Bildung vorzüglich verdanke, einen Mann, den Wenige außer seiner Geburtsstadt Nordhausen kennen mögen. Sein Andenken ist mir noch immer ehrwürdig, und ich habe ihn oft und mit ini nigem Bergnügen in den Cirkeln deret erwähnt, die in seiner Nähe wohnten. Jedoch zur Zunftfå: higkeit fehlte mir ein akademischer Lehrer. 3um Glück war der nicht weit zu suchen. Ich wohnte an einem Orte, wo Ihr Name selten ohne Andacht und Händefalten ausgesprochen wurde. Wenn das mehrere gute Menschen um und neben uns thun, fo war ich immer des Glaubens, daß dabei irgend etwas Achtungswürdiges zum Grunde liegen müsе. Noch die Stunde denke ich über diesen Punkt nicht anders. Das bloße velle laudari a laudato viro wird es nicht ganz allein ausmachen. Überdieß hatte ich niemals bei mir überlegt, wie viel ich von elementarischen Ideen und von dem Interesse, das ich an klassischer Gelehrsamkeit fand, den Lektionen, die ich bei Ihnen und andern Lehrern ans gefangen, (ich hörte selbst bei meinem halben Lands

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manne Volborth eine, wo lateinisch geschrieben wurde,) oder gewissen bestimmten Büchern, die ich gelesen, auf Rechnung zu sehen hätte. Wer könn te oder möchte auch mit einiger Sicherheit so ets was ausmitteln? So faltete ich denn zuweilen ixwv dixovti ye dvμg die Hände, wie ichs meine Freunde thun sah. Nach und nach wurde ich in den Augen dieser, denen ein Schüler von Ihnen zu heißen der ehrenvollste Titel schien, eben das, was sie selber theils waren, theils zu seyn wünsch: ten; bis es sich bei einer besondern Gelegenheit zeigte, daß ich kaum ein recht exoterischer Schüler gewesen seyn möchte. Es fehlte damals wenig, fo hätte ich über Ihre Unzufriedenheit mit meiner Ber handlungsart der Schriftsteller und der jungen Leute, denen ich zu viel aufzulegen schien, dassel= bige gethan, was vorher in der nämlichen Lage Mauvillon thun wollte. Zeugen hievon leben gleichfalls noch. Indeß auch dieses ging vorüber: ich sah bloß aufwallende Hike, bittere Laune; schlimme Absichten sah ich nicht.

Um das Jahr 80 schrieben Sie eine Nachricht vom Zustande der Ilfeldischen Schule. Darin wurde ich als ein angehender Humanist mit aufge führt, der in Göttingen Unterricht em= pfangen. Von wem, verstund sich von selber. Etwa zwei Jahre darauf gab ich etwas im Fache Deutschl. 48. St.

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der griechischen Litteratur heraus, wozu mich der fel. Morus aufmunterte und den Verleger aus: machte. Nun hießen Sie, dem ich überdem die besten Hülfsmittel von der Göttingischen Biz bliothek verdankte, mir öffentlich Lehrer natürlich; dazu Wohlthäter wie billig denn für meine damalige Lage glaubte ich Ihnen die meiste Berbindlichkeit zu haben. Übertassen Sie es nun der Entscheidung jedes Unpartheiischen, `ob ich unter jenen Umständen, durch Stillschweigen oder auf andere Weise, "eine Auszeichnung der Art hätte verschmähen können, ohne gegen die gemeins sten Gefeße der Höflichkeit, ich will nicht sagen der herkömmlichen zunstmäßigen Ordnung, anzustoßen; noch dazu eine Auszeichnung, die um mich herum so viel galt, und just damals in gelehrten Blättern über die Maßen geltend gemacht wurde, In der Anzeige des Büchelchens bestätigten Sie meinen nicht zu kühnen Anspruch durch einen ehes maligen gelehrten Mitbürger. So kamen wir, ohne von beiden Seiten ein ganz unwahres Wort gesagt zu haben in die völlige Ordnung, in die necessitudo, oder wie ichs nennen soll. Ein kleiner Briefwechsel kam hinzu, der noch von hier aus einige Zeit fortging. Gegen Ende des J. 83. suchte ich Ihnen zuerst die freundschaftlichen Be sorgnisse zu heben, die Sie wegen meiner hiesigen

Stelle gehabt hatten, und Sie freuten sich in eis ner Antwort v. 26. Dec. meiner Zufriedenheit. Ich hatte Sie in meinem Briefe um die Scholia des Hesiodus und Wintertoni Poetae min. zu dem übereilten Abdruck der Theogonje gebeten: Sie waren so gútig, mir diese Bücher zu schicken, und -überdieß einen Beitrag von Obserov, äls Anhang anzubieten. Noch einige Briefe folgs ten, und ich blieb in der Ordnung. Ich würde -immer besser hinein gekommen seyn, und Gelegens heit gefunden haben, was mir zu einer nähern und freundschaftlichen Verbindung mit Ihnen frü. her gefehlt hatte, einigermaßen nachzuholen, als ich diesen und jenen Briefwechsel aus gu ten Gründen abbrach. Die Gründe wiffen Sie, wie ich von gemeinschaftlichen Freunden höre; dars um erlassen Sie mir wahrscheinlich den Beweis ih rer Güte. Unsere Ordnung indessen, das ehemalige angedeutete und dankbar erkannte Verhältniß unter uns, wurde dadurch von meiner Seite keis nesweges aufgehoben. Selbst jest nicht und über. haupt niemals würde ichs mir haben einfallen las fen, Ihnen die wahre Beschaffenheit desselben ins Andenken zu bringen, wenn Sie nicht bei dem ge genwärtigen Anlasse einen für mich so unglückli chen Gebrauch davon gemacht hätten.

Aber seitdem unser Briefwechsel ins Stecken

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