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Mann vor, in welchem die beiden Grundtriebe der menschlichen Natur in gehörigem Mittelmage vereinigt wirken, der Trieb zum Vergnügen und der Trieb zur Vervollkommnung; einen Mann, welcher angenehme und nüßliche Kenntniße, ge läuterten Geschmack, richtigen Verstand, die Gabe einer ungezwungenen Unterhaltung, und so alle die Vorzüge besißt, die das häusliche Leben vers schönern; einen Mann, der Klugheit in der Be rathschlagung und Entschlossenheit im Ausführen, mit allgemeiner Menschenliebe und unwandelbarer Anhänglichkeit an die Pflicht verbindet, und deme nach Alles in sich vereinigt, was das öffentliche Le ben veredeln, was einen wankenden oder gesunke: nen Staat heben, einen festen und blühenden in feinem Glanze erhalten kann; einen Mann end: lich, dessen schöner, kühner, thätiger Geist in seit nem Anstande sich ausdrückt mit einer Wahrheit, mit einer Innigkeit, die man fühlen muß, man wolle oder wolle nicht: stellet euch dies alles vor, so habt ihr das Bild des Humanenmannes; iht werdet gestehen, daß ein solcher unter allen Men: schen der in sich selbst glücklichste sey, der liebens würdigste und gottgefälligste.

XII.

Ankündigung eines ohnfehlbaren Hülfs mittels zur genauesten Bestimmung und Versinnlichung des richtigen Zeitmaaßes, oder der Bewegung eis nes Tonstückes.

Wie wichtig es sey, und wie viel darauf ankoms

me, die Bewegung eines Constückes jedesmal, nach dem Geiste des Komponisten richtig zu treffen, bes darf hier jest keines Beweises mehr, da diese Wahrheit theils schon in der Erfahrung gegründet, theils von einsichtsvollen Männern so aft und so hinlänglich ist bewiesen worden. Ist aber die Sache wichtig, und ist es so schwer und mißlich, aus der Überschrift, und für manchen, selbst aus dem Studio eines Tonstückes, die richtige Bewe gung desselben aufzufinden: so ist auch ohnfehlbar ein Hülfsmittel oder Maaßstab, nach welchem diese Bewegung bestimmt und einem andern genau beschrieben werden kann, nicht nur nicht überflüßig; ich glaube vielmehr: für jeden Tonkünstler, er sen Komponist, Ausführer, Lehrer oder Lernender, wo es ihm sonst um Wahrheit und Richtigkeit im Vortrage zu thun ist, auch nothwendig.

Dem Komponisten muß natürlich selbst daran gelegen seyn, seine Arbeit nicht der Willkühr eines jeden so aufs Gerathewohl zu überlassen; nimmt er sich aber die Mühe, die Bewegung feines Lon stückes neben der üblichen Anzeige des Charakters desselben, durch Eine Zahl nach diesem unten be: fchriebenen Maaßstabe zu bestimmen und hinzus schreiben, so kann er nicht mißverstanden werden. Auch die Bewegungen schon bekannter Tonstüce jezt noch lebender Komponisten, könnten durch die

felben, entweder durch ein besonderes Blatt, oder durch jest laufende Zeitschriften noch bestimmt werden, und dadurch manchem Ausführer, ja selbst manchem Anführer eines Orchesters, oder vielmehr deffen Zuhörern, ein großer Gefallen geschehen.

Auch der Tonlehrer findet hier ein bequemes Mittel, mit dessen Hülfe er dem Lernenden alle Lehrfäße vom Takte, auf die bequemste und fag: lichste Art vortragen und deutlich machen kann; er wird sein Gefühl für richtige Bewegung hier durch wecken, und ihn da in üben können.

Beschreibung eines musikalischen Chronos meters, als Maaßstab für jede Art der Bewegung eines Constückes, um selbige genau zu bestimmen und zu versinnlichen. Diese Maschine hat im Umfange etwa 1 Fuf im Quadrat, und ruhet auf einer 4 Fuß hohen Säule, in welcher das Gewicht herabhängt, wo durch der Gang, welcher 2 Stunden dauert, be wirkt wird. Alle Räder sind von Meffing, die Triebe von Stahl und jedes so dauerhaft, daß ein Echade nicht leicht daran zu befürchten ist. An der Seite des Werks sind Register, und jedes mit einer Zahl, als 1, 2, 3, 4, u. f. w. versehen. Jedes Register hat inwendig einen Hammer, und dieser seine eigene im Zone von den andern unter: fchiedene Glocke, gegen welche er in einer beståns dig gleichen, aufs richtigste abgemessenen Zeit an fchlägt. Diese Register, deren Geschwindigkeiten durch die Zahlen angedeutet sind, dienen, die Art der Bewegung zu beschreiben, und sie dem Gehöre zu versinnlichen. Wenn auch die Grade der Ge schwindigkeit, die hier nicht willkührlich angenom men sind, sondern nach ihrer Stufenfolge mit ein

ander in dem richtigsten Verhältnisse stehen, eine äußerst kleine Entfernung von einander haben; so kann doch, durch vorschriftliches Umdrehen eines Windflügels, unter in Grade abgetheilte Bogen, die Bewegung noch so modifizirt werden, daß man hierdurch kaum merkbar verschiedene Momente der Zeit, von einem Grade bis zum andern hai ben, und dieselbe auch aufs bestimmteste beschrei ben kann. Durch einen daran befindlichen Zug kann der Gang sogleich gehemmt, und durch einen andern der laute Anschlag gedämpft werden.

Will also jemand nach diesem Maaßstabe die Bewegung eines Tonstückes beschreiben, so ziehet er das Register an, dessen Geschwindigkeit oder Zeit, derjenigen gleich ist, welche entweder der halbe Takt, das Viertel, oder überhaupt ein sols cher Theil oder Glied des Taktes, welches zum Be schreiben am schicklichsten ist, fordert, und bemerkt die Zahl des Registers neben dem angezeigten Charakter des Stückes also: z. B. Allegro Num. 5. in Viertel; oder Largo Num. 7. in Achtel, oder Adagio Num. 4. Sechzehntheile u. f. w.

Die langsamsten Bewegungen werden am bes ften durch 16 Theile, die weniger langsamen durch Stel, und die mäßig geschwinden, oder geschwinde ften durch 4tel, auch wohl ganzen Laktnoten, wie es erforderlich und bequem ist, gezählet und bes schrieben.

Sollte man von dem Windflügel Gebrauch machen wollen, z. B. man wollte etwa die Zeit eines Andante in 4teln beschreiben, man fände aber hierzu die Bewegung des einen Registers um etwas zu geschwind, und die des folgenden zu langsam, so führt man die Lappen des Windflügels unter die in Grade eingetheilte Bogen, und stellt sie hier um 1 oder mehrere Grade, wie es die Bewegung fordert, langsamer oder geschwin der. Zur Bezeichnung dieses Grades, in welchem der Windflügel stehen soll, könnte man sich blog dieses Zeichens + bedienen, z. B. Andante, Num. 51 in Viertel.

Aus dem nun was von dieser Maschine hier gesagt ist, wird deutlich genug erhellen, daß jede inögliche Bewegung eines Constückes hiermit durch wenige Zeichen, aufs ohnfehlbarste bestimmt und beschrieben werden kann, und daß kein Besiter derselben, da der Gang einer jeden Maschine, nach einer festangenommenen Hauptbewegung, der ardern aufs genaueste gleich ist, sich in der richtig vorgezeichneten Bewegung wird irren können.

Auch kann ein Lehrer, zur deutlichen Demons stration des Taktes, mehrere Register, die dazu erforderlich sind, auf einmal anzichen, die Theile und Glieder desselben so auf einmal gegen einans der darstellen, und solchergestalt diesen, für die menten Anfänger, gewöhnlich schwersten Theil des Weges sehr erleichtern und abkürzen. So werden auch alle libungen in taktrichtigen Spielen, be fonders in Abwesenheit des Lehrers, durch dieses Hülfsmittel gar sehr erleichtert, wenn der sich übende.jedesmal das Register der Bewegung sei nes Tonstücks anzieht, und während dem Spielen fortschlagen läßt.

Für jest begnüge ich mich das Daseyn dieses Chronometers anzukündigen, auch ihn erst hin und wieder der strengsten Kritik bekannter sachvers ständiger Männer zu unterwerfen; jedoch werde ich diese Kritik, damit das Publikum, für das was er leisten soll, die vollkommen ste Sicherheit habe, so wie die wirkliche Herausgabe des Werks, nebit den Preis, durch öffentliche Blätter nächstens be kannt machen.

Burg, bei Magdeburg, im April 1796.

J. G. E. Stöckel, Kantor und Musikdirektor,

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