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IX.

Notiz von deutschen Journalen.

Der Genius der Zeit. Herausgegeben von August Hennings.

Im

Im Januar 1796 wird die schöne Ode von Balde aus Herders Terpsichore: der Janustem= pel, zu Eröffnung dieses Krieg und Frieden schwangern Jahres, gar schicklich an den Genius unserer Zeit gerichtet. 1) Die sich selbst ent: larvende Obscuranten. Ein Schreiben aus Wien an den Herausgeber, über einen Aufsatz im Schleswigschen Journal, Nov. 1793, welches eini. ge gute Nachrichten, das elende litterarische Ge findel zu Wien betreffend, giebt. In jener der acht angeführten Eudeleien erhält Herr Kästner für feine, seiner und jedes braven deutschen Schriftstel: Iers unwürdige Gedanken über das Unver mögen der Schriftsteller, Revolutionen zu bewirken, feinen Lohn in einer Erklärung, die er für seine Schrift wohl am wenigsten erwar tete: er wird als einer der Schriftstellet vorgestellt, welche die Bande von versteckten Illuminaten foll haben auftreten lassen, um ihr gefährliches Spiel zu decken. 2) Isnards Schilderung Frank: reichs, unter dem Schreckensystem. Diese aus Isnards Vertheidigung gehobene Stelle hat schon im zweiten Stück von Frankreich im J. 1795, wohleingeleitet und auch besser überfest ge standen. 3) Auszug eines Briefes aus Aa. chen vom 16. Nov. 1795. Interessante Nach: richten über das Benehmen der Franzosen in dortiger Gegend. 4) Schreiben des Herrn E.A. Esche

an Doct. Reimarus. R. hatte jenem taubstum, men Lehrer wichtige Fragen über sein Geschäft vorgelegt, die der hier abgedruckte Brief zum Theil gut beantwortet, zum Theil aber auch unbeants wortet läßt, welches eine wichtige Nachschrift von N. veranlagt hat, woraus man sieht, daß dieser würs dige Mann sich auf Fragen und Antworten besser versteht als Lavater. Zu dessen Frag und Ants wort = Journal ein wißiger Kopf dem Verleger damals rieth ein Titelkupfer stechen zu lassen, wel= ches ein gutes, griechisches Sprichwort ausdrücken follte: Lavater mit feierlichem Ernste einen Bock melkend und seine lehrbegierigen Schülerinnen um ihn herum voll süßer Begier einen Sieb unterhals tend. 5) Auszug eines Briefes aus Eng. land. Ziemlich unbedeutende Beiträge zur wohl bekannten Selbstgenügsamkeit und Beschränktheit der Engländer. Jeder dieser Infulaner ist eine Jus fel, sagte einst ein braver Deutscher. 6) Über die Bücherverbote in Zürich. Erbärmlichkeiten des Züricher Magistrats, die wohl eine noch härtere Rüge verdienten. 7) Noch ein Journal. Es ist nicht recht deutlich, ob Hr. B. den Deutschen ein polytechnisches Journal blos wünscht oder verheißt. 8) Kritik eines Jrrländers über die deutsche Litteratur. Der Jrrländer urtheilt gar nicht so übel und der deutsche Kommentator bekräftigt viels mehr sein Urtheil, als daß ers widerlegte. 9) La Fayette. Ein Panegyrikus des liebenswürdigen In glücklich e n. Eine Prüfung der Behauptung und Widerlegung der Übertreibung wäre also wohl in jeder Rücksicht nicht übel ange bracht. Nach mehreren harten absprechenden Urtheis len über den Gang der französischen Revolution, über die ganze gegenwärtige Generation und den Zustand der franz. Nation könnte man vermuthen, daß die Urschrift von einem konstitutionellen Emigranten abgefaßt sey, wenn nicht der ganz deutsche Schluß Schillers poetische Ergießungen über den unglücklichen gemordeten Marquis von Posa fogar

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auf B. F. angewendet würden. Unter den eine zelnen Gedichten, welche die Nummern 10, 11, 12, 13, 13, 16, 17, 19, 20, einehmen, ragt Reinhards (des edlen Wirtenbergers, welchen die franz. Repl. im vorigen Jahr als ihren Gesandten nach Ham. burg sandte) beßre Übersetzung der Hymne an die Freiheit von Deforgues gar sehr hervor. 14) Etwas von dem ißigen Aufenthalte der Gräfin von Genlis und des General Valome. Von Freundeshand entworfen. 15 und 18 enthalten 2 Bücheranzeigen. 15) Kants Schrift zum ewigen Frieden. Mit einer würdigen monatlichen Einleitung; es ist aber zu verwündern, daß dem Rec. die feine Ironie der Kantischen Note S. 27. und die Einschränkung, die Kant selbst seinem Saße S. 28 giebt, entgan: gen sind, wodurch allein die beiden Einwendungen entstanden, die K. nicht treffen. 18) giebt eigentlich nur eine Stelle aus dem 3ten Buche von Müllers Schweizergeschichte.

Im Februar finden sich 1) fünf Gedichte, drei von H., zwei v. Helene, die gute Gedanken vortragen, aber keinen großen poetischen Werth has ben. 2) Das Duel, ein Gemälde von A. L. die Thorheit des Duellirens ist in dieser erdichteten Ge schichte sehr gut gezeigt. Es würde noch besser feyn, wenn Alwin nicht den Umstand, daß er Gatte und Vater ist, zum Grunde gebrauchte, das Duck auszuschlagen, sondern das Unrecht desselben überhaupt zeigte. Denn nicht nur kein Vater und Gatte, sondern kein Mensch soll sich _duelliren. 3) Geschichte zweier neulich im Parlamente zu London eingebrachten und genehmig ten Bills zur Erhaltung der öffentlichen Ruhe. Reflexionen über die bekannten Bills die Hrn Pitts Anhängern schwerlich gefallen werden, aber gewiß sehr viel Wahrheit enthalten. 4) Fi, nanzen und Bankerutte. Eine scharfsinnige Bertheidigung der Vernichtung der Affignate, die aber doch ihre Schwächen zu haben scheint. Denn

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der ehrliche Mann, der Assignate für das nimmt, wofür sie ihm der Staat giebt, wird offenbar be trogen, wenn er ihm hinterdrein weniger dafür bes zahlt, als wofür er sie ausgegeben hat. Man kann den Staat nicht anders von dem Bankerutt frei sprechen, als wenn er seine Papiere um eben den Metallwerth wieder einlöst, als er sie ausge geben hat. Das ist die simpelste Ansicht der Sache. 5) Pasigraphie, d. i. die Kunst an alle vers ständlich zu schreiben, wenn man auch ihre Spra the nicht versteht. De Memieu soll nichts weniger als die Universalsprache erfunden haben, wornach Leibnik und andre strebten. Peltier und Sicard dersichern es Noch dazu soll die Pasigraphie in 12 Stunden zu lernen feyn. Wer wird nicht bes gierig auf die nähere Bekanntmachung dieser Ents deckung seyn? 6) Der Abt Sicard. Die Ers zählung wie dieser würdige Mann von den Sep: temberscenen noch glücklich gerettet ist, aus dem Moniteur des vorigen Jahres,

Im März sind 1) zwei Gedichte! Erinnerung von Lamprecht und Einladung aufs Land; 2) Nachricht von den Hebriden. Einige Züge der Unmenschlichkeit aus Buchmanns Reifen. Kaum follte man glauben, daß dergleichen Scenen uns ter einem Zepter vorfallen könnten, der die Freiheit. schüßen will. 3) Beschreibung des Harmonis kons von der Erfindung des Hrn M. Müller, Lehrers an der königl- Domschule in Bremen. Hr. M. erzählt, wie er aus der Harmonika ein ganz neues Instrument gemacht hat. Er hat sie mit ciner Art von Apel vereiniget, in welcher Flöten und Hoboenregister sind. Er erzählt hier die ganze Geschichte seiner Erfindung ausführlich; 4) Ein Wort über Ankündigungen von Schmid von Phiseldek. Es wird gegen die pomphaften Vor herankündigungen der Bücher geeifert; 5) Ewalds Autorsünde, oder Was hatten die Adelichen Lands stände von D. zu thun? Hier wird erzählt, daß E. wegen seiner Schrift vor den Detmoldschen Deutschl. 6s. St.

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Landständen beim Reichshofrathe verklagt worden fen. Aber der Verf. scherzt wohl blos, um über diese Hypothese sein Raisonnement anzubringen. Oder wie ist es wirklich ein Faktum, das geschehen ist und fertfährt zu geschehen? 6) Apologie der Ausgewanderten. Röderers Gründe für diese Unglücklichen sind mit vielen andern vermehrt. 7) Dupont de Nemours Bemerkungen über den in Frankreich gefoderten Eid des Haf. ses der fünf Könige gegen das Königthum. Eine gerechte Rüge der bekannten unsittlichen Eis desformel in Frankreich. 8) Briefe vermischten Inhalts. Unbedeutend. 9) Zweifel eines un: gelehrten Landmannes, über einige Säße der neuern Philosophie, in Briefen an einen Freund in... Erster Brief. Erst eine Klage über den schneidenden Ton eines philoso phischen Pastors, der kürzlich aus Jena kam, und Beschwerden über die Terminologie derKantischenSchule; dann fagt der Briefsteller, daß er in den Kantischen Schriften nichts neues gefunden, und erklärt sich insonderheit ger gegen das ursprüngliche Böse in dem Menschen. Vielleicht würde der Verfasser die mehresten seiner Bemerkungen dagegen haben ersparen können, wenn er bedacht hätte, 1, daß Kant nirgends behauptet, die menschliche Natur sey ursprünglich böse, sondern Sie habe nur einen ursprünglichen Hang zum Bo fen, daneben aber auch eine Kraft ihn wegzuschaf fen; 2, daß Kant ausdrücklich behaupte, dieser rühre nicht von der Natur, sondern von der Freiheit selbst her; 3, daß ein freier Wille, der weder gut noch böse sen, wie der Verf. annimmt, sich gar nicht einmal denken läßt; endlich 4, daß diese Behaup tung Kants gar nicht einen wesentlichen Theil seines Eystems ausmache, sondern nur ein aus Er fahrungen erschlossener Sag ist, die der Verfasser durch seine Deklamationen nicht umgestoßen hat. Der Seitenblick als ob Kant bloß um der Ortho doxen willen, das ursprünglich Böse behaupte, ist eines philosophischen Schriftstellers unwürdig. 10)

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