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Lied, welches in die Seele des ganzen Menschengeschlechts, der ganzen belebten Natur hoch an= stimmt, doch für das gebildete Ohr und Kunstge. fühl nur dann erst das, was er seyn kann, ganz, wenn die Harmonie dazu kommt, und mehrere Stimmen in reinen Akkorden die Melodie zu ihrer höchsten Würde und Schönheit erheben. Mehrere dieser Lieder sind daher chormäßig gefeßt, und es wäre zu wünschen, daß die Bequemlichkeit, mit der mehrere Mitglieder der Gesellschaft dieses Lieders Buch leicht bei sich führen können, auch den Gewinn brächte, daß sich alle musikalische Glieder der Gesellschaft bemühten, solche Lieder, wie sie da stehn, drei und vierstimmig zu singen. Es giebt ja in der Schweiz ganze Gemeinen, die bei kirche lichen Versammlungen, die weniger faßlich gesetzten Psalmmelodien mehrstimmig absingen; warum sollte denn dieses in Deutschland, wo Musik denn doch bei aller Mangelhaftigkeit weit mehr und gründlie cher getrieben wird als in der Schweiz, unausführe bar seyn? Wenn man dabei noch die sorgfältig angegebnen Grade der Stärke und Schwäche beob. achtet und auch beim Chorgefange die eigentliche Bewegung der Lieder richtig trifft und rein erhält; so wird man bei manchem sehr einfachen Liede eine Wirkung wahrnehmen, die Wenige von einem so kleinen Musikstück erwarten möchten. Und dieses

kann denn wohl auch ein neuer Reiz zur Förder rung des gesellschaftlichen Gejanges werden, welches für den Herausgeber gewiß die angenehmste Bes Iohnung feyn würde,"

Wo sich musikalische Instrumentalbegleitung leicht darbietet, wird auch diese, besonders bei Chorgefangen mit glücklichem Erfolg angewandt werden können. Violinen und Flöten, oder auch Hoboen und Clarinetten können meistens die beiden Oberstimmen, wie sie da sind, ausführen; der Baß ist ohnehin für jedes blafende oder besaitete Baß instrument gerecht, und die Tenorstimme können Bratschen, oder auch Gamben und Fagotten ver stärken. Wo sich solche starke Begleitung aber nicht findet, auch ein gutes Fortepiano fehlt, wird oft bloß ein gutes Baginstrument zur Unterstügung der Baßsingstimme hinlänglich seyn, den Sänger im Ton und im Takt erhalten zu helfen.

Findet diese Cammlung die gute Aufnahme, auf die Herausgebɩr und Verleger hoffen, so fügen wir ihr auch wohl künftig die jedem Liede ange meßne Instrumentalbegleitung bei.«<

Wir wollen nur noch hinzufügen, daß der Verleger diesem Werke die äußerste Eleganz und Bollendung gegeben. Der Druck mit didotscher Schrift aus der Ungerschen Offizin ist vortreff: lich und wird durch schönes holländisches Papier

Aach Verdienst gehoben: die von Menzel in Kupfer gestochne Musik ist eben so deutlich und korrekt als zierlich und ein sehr angenehmes Bild der Terpsichore von Bolte gestochen vollendet die Eleganz des Außern.

Über das Studium der Griechischen Poesie, von Friedrich Schlegel. Neustreliz.

Wir haben von dieser wichtigen Schrift, die zur Michaelismesse erscheinen wird, zehn Bogen vor uns liegen, und eilen unfern Lesern einen Eleinen Vorschmack davon zu geben, indem wir die Hauptsäge ausheben und sie mit vielen der schönsten Stellen vorlegen.

Der Verfasser hebt mit der Charakterisirung der modernen Poesie an. »Volle Befriedignng die sich nur in dem vollständigen Genuß findet, wo jede errregte Erwartung erfüllt, auch die kleinste Unruhe aufgelöst wird, wo alle Sehnsucht schweigt, diese fehlt der Poesie unsers Zeitalters.«

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»Wahrheit und Sittlichkeit ist öfter der Zweck moderner Dichter als Schönheit.<< Beinahe über all findet man jedes andre Prinzip als höchstes Ziel und erstes Gefeß der Kunst, als letter Maßstab für den Werth ihrer Werke stillschweigend vorausgesetzt oder ausdrücklich aufgestellt; nur nicht das Schöne. Findet sich ja eine leise Ahndung vollkommener Schönheit, so ist es nicht sowohl im ruhigen Genug, als in unbefriedigter Sehnsucht.

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»Die Gränzen der Wissenschaft und der Kunst des Wahren und Schönen sind so verwirrt, duß so. gar die Überzeugung von der Unwandelbarkeit je ner ewigen Gränzen fast allgemein wankend gewors

den ist. Die Philosophie poetisirt und die Poesie philolophirt. Die Gschichte wird als Dichtung, diefe aber als (Seichte behandelt. Selbst die Didar en verwechseln gegenseitig ihre Bestimmung; eine lytische Stimmung wird der Gegenstand eines Drama und ein dramatischer Stoff wird in lyri sche Form gezwängt

»Die Theorie selbst scheint an einem festen Punkt in dem endlo en Wechsel völlig zu verzweis feln. Der öffentliche Geschmack doch wie wäre da ein öffentlimer Geichmack möglich, wo es keine öffentliche Eitten grobt? Die Karrikatur des öffentlichen Geschmacks, die Mode, huldigt mit jedem Augenblicke einem andern Abgotte.« —

»Diejer Künstler strebt allein nach den üppigen Reizen eines wollütigen Stoffs, dem blühenden Schmuck, dem schmeichlenden Wohllaut einer bes zaubernden Eprache, wenn auch seine abentheuerli the Dichtung Wahrheit und Echicklichkeit beleidigt und die Seele leer läßt. Jener täuscht sich wegen e.ner gewissen Rundung und Feinheit in der Anordnung und Ausführung mit dem voreiligen Wahne der Vollendung. Ein anderer, um Reiz und Runs dung unbekümmert, hält ergreifende Treue det Darstellung, das tiefste Auffassen der verborgensten Eigenthümlichkeit für das höchste Ziel der Kunst. Diese Einseitigk it des italienischen, französischen und engländischen Gejdsmacks findet sich in ihrer schnei. denden Häte in Deutschland beifammen wieder.«<

»Die metaphylischen Untersuchungen einiger wes nigen Denker über das Edöne hatten nicht den mindesten Einfluß auf die Bildung des Geschmacks und der Kunst. Die praktische Theorie der Poesie aber war bis auf wenige Ausnahmen bis jest nicht viel mehr als der Sinn dessen, was man verkehrt genug ausübte; gleichsam der abgezogne Begriff des falschen Geschmacks, der Geist der unglücklichen Geschichte.

»Die Anarchie, welche in der ästhetischen The rie, wie in der Praxis der Künstler so sichtbar ist,

erstreckt sich sogar auf die Geschichte der modernen Poesie.

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Charakterlosigkeit fheint der einzige Charakter der modernen Poesie, Verwirrung das Gemeinsame ihrer Masse, Geseklosigkeit der Geist ihrer Geschichte, und Skeptizismus das Resultat ihrer Theorie.«

»Nicht einmal die Eigenthümlichkeit hat bes stimmte und feste Gränzen. Im Zwecke völlig gleichgültig gegen alle Form und nur voll unersättlichen Durstes nach Stoff, erlangt auch das feine Publikum vom Künstler nichts als interessante In

dividualität.

»>Wenn man diese Zwecklosigkeit und Gefeßlo: figkeit des Ganzen der modernen Poesie, und die hohe Treflichkeit der einzelnen Theile gleich aufmerkfam beobachtet: so erscheint ihre Masse wie ein Meer streitender Kräfte, wo die Theilchen der auf gelösten Schönheit, die Bruchstücke der zerschmetter ten Kunst, in trüber Mischung sich verworren

geu."

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Der Verfasser geht nun zur genauern Charak teristik der modernen Poesie über, er zeigt, daß sie in sich selbst kein Ganzes ausmache, daß man sie aber von der andern Seite doch als ein solchas betrachten müsse, weil die Bildung der modernen Völkermasse, troß aller Verschiedenheit, nach einem gemeinschaftlichen Ziele strebe; eben dies sey auch mit der modernen Poesie der Fall. Seit der Wiederherstellung der Wissenschaften ahmen sich alle. europäische Nationen gegenseitig nach; nur Deutschland hat bis jest den vielseitigsten fremden Einfluß ohne Rückwirkung erfahren. Jede Poesie der Mos dernen hat nach und nach den Charakter künstlicher Bildung angenommen; aber alle Völker haben schois seit den frühsten Zeiten sehr viel Gemeinsames, Diese Ähnlichkeit erhält sich auch bei allen Veräns derungen.

Alles dies ließe sich vielleicht aus der äußern Berührung, aus der Lage erklären. Andre Züge

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