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und Kunst nur ihren Geweihten reicht Ihnen brauch' ich wohl nicht zu erinnern, daß das hier Gesagte nicht etwa auf den Text der Oper Tito ger hen solle, allein man sieht auch hier wie sich Moś zart gewöhnt gehabt, Verse überhaupt zu behan deln. Ich habe einen mágern Klavierauszug die fer Oper vor mir liegen, der Mozarts Arbeit ger rade so darstellt wie man einen Schattenriß von einer Landschaft machen würde; nicht als ob ich damit sagen möchte: der Klavierauszug sei darum schlechter als er ist, er ist sogar recht gut, allein Mozarts Musik ist nicht gut um Klavierauszüge daraus zu machen..

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Und so gefiel mir diese Musik, fürs erste als ein bloßes Konzert, wobei auf Intension und Aust druck gar nicht gesehen seyn sollte, und daun als ein aus tausend angenehmen Mannigfaltigkeiten zus fammen gesettes Ding, das auf lauter Eleine Au genblicke vergnügt, unterhält reizt und schwindet. Hier eine Hoboe, da ein Klarinett, dort ein paar Waldhörner, Flöten, Fagotten und der gleichen, die alle lauter Verschiedenheiten producis ren, die von der Absicht des Komponisten nichts verrathen als einen geistvollen unruhigen Genius, der sich tummelt und tanzt, und darüber zuleht in fish selbst zusammenfällt, wenn die übersatte Jmas gination in dem endlosen Reiche der Möglichkeiten

lange genug ohne Schuß und Führer umhergeirrt hat.

So eben erhalte ich das zweite Stück von Deutschland, und sehe daraus, daß Sie auch schon eine Anzeige der Mozartischen Oper darin aufgenommen haben. Das Urtheil wird hier schwerlich gefallen, weil sich viele Verehrer Mozarts überzeugt halten mögen, daß ein so allmächtiges, ungeheures, unermeßliches Genie über unsre Beure theilung hinaus sei. Jedoch, im vollen Ernste!

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Was soll man davon denken, wenn ein beurtheis lender Künstler von dem andern, öffentlich, mit Schwarz auf Weiß in solchen Ausdrüken: als, ungeheuer, allmächtig, unermeßlich, spricht? wie ich sie vor kurzem in einem, sonst wohlgeschries benen Auffage über Mozart, fand. Alles was ein großes Genie erreichen kann und zu erreichen fus chen muß, ist das Schöne. Dieses ist zugleich das Kennzeichen woran es erkannt und das Gesetz wonach es gerichtet wird, und liegt darin für die Kritik nichts Supersuperlatives, das über das Gefühl und den Geist des gewiegten Kenners hine aus wäre, oder man muß des Geschreibe über Werke der Kunst lieber ganz dahingestellt seyn lass sen. Dem Beurtheiler muß das Schöne bekannt feyn ehe er es findet, sonst sucht er es vergebens. Er kann hingerissen, entzückt werden wo er es fin

et,d ja sein richtender Genius kann verstummen; niemals aber kann sein Mund von solchen Üppig. keiten überfliessen, die feine Sprache und den Mann der sein Lob verdient, zugleich verunzie,

ren.

Ihr sollt die Kunst, und nicht den Meis ster lieben!

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VI.

Salomon Geßner.

Nach Hottinger.

Salomon Geßner ward zu Zürich den ersten Aprill im Jahr 1730 gebohren. Sein Vater war Konrad. Geßner, Buchhändler und Mitglied des großen Rathes; Esther Hirzel seine Mutter. In der frühesten Jugend versprach er wenig; der erste häusliche Unterricht ward aber auch einem Geistlichen vom gemeinsten Schlage anvertraut, und der öffentliche Schulunterricht, den er daneben erhielt, ward ihm gleichfalls nach der schlechtesten Schulmes thode ertheilt und schränkte sich lediglich auf die Anfangsgründe der lateinischen und griechischen Sprache ein.

Sehr früh zeigte sich bei unserm Geßner der entschiedene Hang zu den bildenden Künsten. Wie ehemals Lucian verfertigte er in den Lehrstunden mancherlei Figuren in Gruppen aus Wachs, und wie Lucian ward er auch für seinen fleißig geübten Kunsttrieb häufig bestraft. Das störte ihn aber wenig in dem Eifer für das Vergnügen seiner klei

nen Schwestern zu bildnern; seine ganze Muße und jeder ersparte Pfennig ward der Befriedigung dieses Triebes gewidmet.

Robinson Crusoe, den ihm ein glücklicher Zu fall in die Hände spielte, machte ihn auch bald zum Schriftsteller. Mehr als einen Robinson erfand er, alle waren starke Labakraucher, und Meer und Himmel stürmten fürchterlich um sie herum. Seine kurzsichtigen Lehrer und Verwandten waren auch mit dieser selbstgewählten Beschäftigung sehr unzu frieden, und zwangen ihn durch harte Behandlung fein Lieblingsgeschäft heimlicher zu treiben.

Seine Sprachstudien litten darunter aber im. mer merklicher, und man glaubte die kräftigsten Mittel anwenden zu müssen um seinen Schulfleiß zu reizen. Bei Gelegenheit eines feierlich veran ftalteten Gastmahls drohte man einst dem kleinen Schüler: er würde von all den Leckerbissen und Herrlichkeiten nicht das mindeste zu genießen ber kommen, wenn sein nächstes Schulthema nicht beffer ausfiele als bisher geschehen war. Dieses Un. glück von sich abzuwenden wandte unser kleine Kunstmann ein sehr poetisches Mittel an: er vers wundete sich mit dem Federmeßer die Hand und schrieb mit seinem Blute einige Zeilen nieder, wors innen er sich dem lieben Gott auf einige Zeiten zu eigen ergab, wenn er ihm die bevorstehende

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