Imagens da página
PDF
ePub

Da es nun

daß sie die

Wesen ihren Werth und ihre Stelle. in aller Menschen Herz geprägt ist, fittliche Vernunft für das Höchste achten, und alles übrige nur in dem Maaße schäßen sollen, als es jenem untergeordnet ist: so kann man, ob etwas nach dem moralischen Geseze gewollt werden solle, auch durch die Allgemeinheit des Wollens průs fen. Denn, wenn jedermann durch seine Vers nunft wollen kann, daß es geschehe; so müssen gewiß die moralischen Wesen als die lehten Zwecke damit bestehen können, weil sonst ein allgemeines Wollen nicht denkbar wäre. Ohnerachtet nun das moralische Geset durch die oben angegebene Merkmale nicht eben von jedermann deutlich gedacht wird; so find sie es doch in der That, nach welchen es auch in der gemeinsten Beurtheilung geschlossen wird. Die moralische Vernunft entwickelt sich, ohne viel Kunst zu bedürfen, von selbst, und die Beurtheilung der menschlichen Handlungen nach moralischen Ideen zeigt sich selbst bei der gemeinsten Kultur in einer Bollkommenheit, die nicht selten den gelehrtesten Bernunftkünstler beschämt. Eben hierin liegt der sicherste Beweis, daß die Begriffe von Pflicht und Recht keine erkünftelten, sondern natürliche Begriffe find. Das Bewußtseyn des Sittengefeßes ist das unmittelbare Bewußtseyn eines ursprünglichen Gesezes in mir, dessen Gültigkeit ich aner

[ocr errors]

kennen muß, ob ich es gleich nur befolgen soll, und es mir also möglich bleibt, es nicht zu beobachten. Um dieses unmittelbaren Bewußtseyns des morali, schen Gesezes willen, dessen Gültigkeit für mich ich gar nicht abläugnen kann, muß ich mich also auch eben so gewiß für ein moralisches Wesen halten, als ich mich um des Bewußtseyns willen, daß ich unter Naturgesehen stehe, für ein physisches Wesen halten muß.

III.

An den Herausgeber Deutschlands,

Schillers

Musen - Allmanach betreffend.

(Fungar vice cotis.)

Gewöhnliche Zeitschriften denken, wenn sie ein

Werk beurtheilt haben, wie der König Ahasverus:

»Jetzt hab' ich es beschlossen,

»Nun gehts mich nichts mehr an.«

Ju der Vorausseßung, daß Deutschland auch in dieser Hinsicht, wie in jeder andern, keine gewöhnliche Zeitschrift sen, irre ich gewiß nicht. Ob ich aber im Stande sey, nach der geistreichen Rezension im 3ten Stücke noch etwas Bedeutendes, des Gegenstandes und des Ortes Würdiges über den Shillerschen Allmanach zu sagen, das müfen Sie entscheiden.

Nur deswegen wünsche ich vorzüglich mit Ihnen über diese deutsche Angelegenheit unbe fangen zu reden, weil der männliche Geist der Freiheit und Gerechtigkeit, welcher Ihre Zeitschrift

belebt, mir Hochachtung, Zuneigung und Vertrauen einflößt.

Zuvor muß ich Ihnen noch den Gesichtspunkt andeuten, aus dem ich urtheilen werde. Er wird Ihnen zugleich sagen: warum ich glaube, daß vorz züglich über einen Almanach mehrere Stimmen reden können; warum ich ihrem wackern Rezensenten nicht beystimmen kann, wenu er die Epigrams me, die er so treffend charakteziirt, aus einem Allmanache verbannt wünscht; und warum ich es für unschicklich hielt, einen Neuffer oder Hölz derlin und einen Schiller nach demselben Maaß, stabe zu würdigen

[ocr errors]

Ein Musen - Allmanach ist eine poetische Aus. stellung, wo zugleich der jüngere Künstler durch seine Versuche den aufmerksamen Kenner zu intereffanten Vermuthungen veranlaßt, und der erfahrne Meister sich nicht auf eine bestimmte Gesellschaft einschränkt, sondern seine Werke dem öffentlichen Urtheile aller Liebhaber unterwirft. Ein furchtbarer Vereinigungs punkt für alle Freunde der Poesie, wenn eine strenge Auswahl, wie in dieser Sammlung, den Kunstrichter, welcher eigentlich nie ohne Rücksicht auf Art, Styl und Ton des Werks, Charakter, Kraft und Bildung des Künstlers, urtheilen soll, nur selten an die Pflicht der Schonung erinnert; wenn viele Meisterstücke auch die höchsten Erware

[ocr errors]

tungen des achten Liebhabers befriedigen, der.
ohne alle Nebenrücksicht, nach dem reinen Geseke
der Schönheit, weit strenger würdigt!

Sehr wenige Stücke dieser Sammlung sind so
arm an anziehender Kraft, daß es einen Entschluß
kostet, bei ihnen zu verweilen, wie die Gedichte
von Conz; noch wenigere so beleidigend, daß man
gern bey ihnen vorübereilt. Auch diese enthalten
doch irgend etwas Ausföhnendes; kaum eins oder
das andere gehört wirklich nicht in die gute Ge1
sellschaft, wie das 62-66 und 73ste Epigramm.
Was sich der Schalk (Epigr. 61) insbesondre bey
dem lehten gedacht haben mag, läßt sich schwerlich
errathen.

Die Auswahl ist aber nicht bloß strenge, sons dern auch (ein ungleich seltneres Verdienst!) liber ral: nicht etwa bloß auf einen gewissen Ton ge: stimmt und auf eine Manier einseitig beschränkt, fondern dem Interessanten jeder Art gleich günstig. Eben daher die reiche Mannichfaltigkeit, durch welche sich der Schillersche Allmanach unterscheidet.

Wie viel Abwechselung gewähren nicht allein die charakteristischen Nationallieder dieser SammJung! - Das Vorzüglichste darunter, Madera, erreicht durch den einfachen Ausdruck stolzer Em pfindsamkeit, ganz den Ton der schönsten Spanis schen Romanzen. Das Noß aus dem Berge

J

« AnteriorContinuar »