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Der gute Wille ist nicht durch das, was er bewirkt oder ausrichtet, nicht durch seine Tauglich. keit zu Erreichung irgend eines vorgesezten Zwekkes, sondern allein durch das Bollen d. i. an sich gut, und für sich selbst betrachtet, ohne Vergleich weit höher zu schäßen, als alles, was durch ihn zu Gunsten irgend einer Neigung, ja wenn man will, der Summe aller Neigungen nur immer zu Stande gebracht werden konnte. Wenn gleich durch eine besondere Ungunst des Schicksals oder durch kärgliche Ausstattung einer stiefmütterlis chen Natur, es diesem Willen gänzlich am Vermōgen fehlte, seine Absicht durchzusehen, wenn bei feiner größten Bestrebung dennoch nichts von ihm ausgerichtet würde, und nur der gute Wille (freis lich nicht etwa ein bloßer Wunsch, sondern als die Ausbietung aller Mittel, so weit sie in unsrer Gewalt find) übrig bliebe: so würde er, wie ein Jus wel doch für sich selbst glänzen, als etwas, das seinen vollen Werth in sich selbst hat. Die Nüßlichkeit oder Fruchtlosigkeit kann diesem Werthe wes der etwas zusetzen noch abnehmen. Sie würde gleichsam nur die Einfassung seyn, um ihn im ges meinen Verkehr desto besser handhaben zu können, oder die Aufmerksamkeit derer, die noch nicht ges nug Kenner sind, auf sich zu ziehen, nicht aber

um ihn Kennern zu empfehlen, und seinen Werth zu bestimmen. « *)

Der gute Wille und das Gesetz welches ihn bestimmt und in demselben handelt, ist es also, welches diese absolute Werthschäßung, Achtung ger nannt, erzeugt. Nur um deswillen und nur in fo fern legen wir einer Person innere Würde d. h. einen mit andern nüßlichen Sachen gar nicht vergleichbaren Werth bei, als wir das Bewußtienn des moralischen Gesetzes oder wenigstens die Anla ge dazu, und den Willen es zu befolgen in ihr be merken.

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Und dieses Gesek, welches sich in der Gestalt der Pflicht in jedes Menschen Herzen findet, wen det sich mit einer eigenthümlichen Art von Noth. wendigkeit zu uns, die sich in der weiten Natur nirgends findet, die sogar der Natur **) und ihren. Gesezen, so viel ich diese zu denken vermag, widers

*) Kant's Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, Seite

1 bis 3.

") Der Ausdruck Natur, und was damit zusammenhängt führt einige Zweydeutigkeiten bei sich, daher hier zum Behuf ungelehrter Leser folgende Erläuterung stehen mag: Man versteht 1, unter der Natur den Jubegriff aller sianlichen Gegenstände oder alles dessen was durch die Einne wahrgenommen werden kann, in wiefern das selbe als ein durch Gefeße verknüpftes Ganze gedacht wird. Dahin gehören also nicht nur die Gegenstände, aufferer Einne, die Materic und deren mannichfaltige

spricht. Die Natur gesehe drücken das aus, was geschie. het und gar nicht anders geschehen kann; die Dinge müssen

Abänderungen der Körper, sondern auch alle Verände rungen in uns, welche Gegenstände des innern Sinne sind, als Gefühle, Begierden, Gedanken u. s. w. Der Jnbegriff der äusseren Gegenstände im Raume heißt die äußere, der Inbegriff der inneren Veränderungen, welche nicht Bewegungen sind, die innere Natur. Die Geseße nac welchen die Veränderungen dieser Gegenstände wirklich erfolgen, heißen Naturgesehe, und was den Natuk gesehen gemäß geschieht heißt natürlich. So ist, daß ein Mensch, der eine große Quantität Arsenik verschluckt, fterbe, ein Naturgefeß, und es ist also ganz natürlich, daß er dadurch getödtet wird. Der Natur in dieser Bes deutung steht das Übernatürliche oder das Über. sinnliche entgegen d. i. der Inbegriff derjenigen Ge. genstände, welche durch Sinne gar nicht wahrgenom. men werden können, weder durch den innern noch durch die äußern. Nach der Kantischen Philosophie ist gar Feine Erkenntniß dieser überfinnlichen Gegenstände mög lich, weil unser Verstand 'zwar sinnliche Gegenstände denken kann, aber für sich allein, ohne Beihülfe der Sinne, keinen Gegenstand zu erkennen fähig ist. Den. noch aber nehmen wir ein Gesetz in uns wahr, das gar kein Naturgeseh ist, nehmlich das Moralgeseh oder das Gebot der Pflicht, welches uns zu dem Schlusse be rechtiget, daß wir zu der übersinnlichen Welt gehören, weil es wirklich ein Geseh übersinnlicher oder intelligibe. ler Wesen ist, ob wir gleich dadurch nicht die mindeste Erkenntniß von diesem übersinnlichen Theile in uns er langen, sondern nur ein Bewußtsein des Grieches haben, welches ihm ausgelegt wird. 2) Der Ausdruck Natur bedeutet uns öfters und eben so gewöhnlich den Inbe griff aller nothwendigen Bestimmungen und Eigenschaf

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müssen ihnen folgen. Wenn es ein Naturgeseh ist, daß jedes Ding in der Sinnenwelt seine Ursache habe; so muß auch wirklich von jeder Begebenheit eine Ursache da seyn. Ließe sich nur ein einziger Gegenstand finden, der keine Ur sache hätte; so würde das Gesetz in seiner Allge= meinheit zerstört und verlöhre seine Gültigkeit. Naturgefeße verlangen demnach, daß etwas noth wendig geschehe und die mit ihnen verknüpfte Noth wendigkeit heißt die natürliche. Diese Nothwens digkeit ist auch der ganzen. Natur eigen, und macht selbst ihr Wesen aus. Ihre Außerungen und nås heren Bestimmungen erkennen wir daraus, daß ets was immer so und nie anders geschiehet geschähe

ten welche ein Ding ausmachen. So redet man von der Natur des Goldes, der Luft, der Pflanzen, der Thiere, der Menschen. In diesem Falle können wir sa gen, daß der Mensch eine moralische Natur habe, ob wir gleich das Moralische in demselben nicht zur Na fur in dem vorher erklärten Sinne rechnen. Der freye Wille, kann man in diesem Einne sagen, ist dem Men. schen natürlich, obgleich der freye Wille gar nichts na türliches ist und unter gar keinen Naturgesehen steht. Denn, die Freiheit ist dem Menschen natürlich, heißt nur, fie gehört zu seinem Ich nothwendig, obgleich damić keinesweges gemeint ist, daß sie auch nach Naturgese. Hen in ihm etwa eben so wie ein Körper und fein Gei festalent entsprungen und also ein sinnlicher Gegenstand wie dieser sey.

Wenn man mit uns annimmt, daß überßinnliche Dinge für uns nicht erkennbar find, und daß die sinn. Deutschl. 6s St

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es nur ein einziges Mahl anders; so würden wir sogleich gestehen müssen, daß wir uns in der Be stimmung des Naturgefeßes geirrt, und eine blog zufällige Folge für eine nothwendige gehalten hätten. Würden wir nur durch eine einzige Erfahrung belehrt, daß ein Körper nicht schwer sey, ein Stück Gold nicht verkalke, eine Pflanze keine Säure gebe, wenn die bisher dafür gehaltenen Ursachen ange wandt werden; so müßten wir die allgemeinen Säße, welche das Gegentheil aussagen, aufgeben. Denn sobald wir überzeugt sind, daß ein Ding eine natürliche Ursache des andern sen; so halten wir es für unmöglich, daß das andere nicht erfol

lichen Gegenstände allein die Sphäre des Erkennbaren für uns bestimmen, daß aber doch das Übersinnliche in uns sich durch ein Gesch, nemlich durch das moralische Gebot ankündiget, und daß sich auf dieses Gebot eine Menge, Erkenntnisse gründen lassen; so erkennet man, wie die Sphäre aller menschlichen Erkenntniß sich in die natürliche und moralische Erkenntniß zerspaltet, und wie das moraliche dem natürlichen oder physischen wirklich entgegenstehet, ohne uns doch zu einer eigent lichen Erkenntniß des Übersinnlichen zu verhelfen, da wir blos das Gesetz, aber nicht die Gegenstände oder die We fen, welche diesen Gesezen folgen, in wie weit sie das Bermögen dazu besiten, d. h. übersinnlich sind, erken.

nen.

25enn wir von der Natur oder von dem Natürli. chen überhaupt reden, so wird allemal das Reich der Sinne oder dessen Geseß darunter verstanden; wird aber von der Natur des Menschen, von der Natur Gottes 2. geredet: so wird der Ausdruck in der zweiten Bedeutung gebraucht.

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