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bald er sich gehen lassen will, und einen gewüffen Grad der Stärke überschreitet; die beyden schönen Arien also: No crudel, und: Misero, e che faro, die Ihnen aus Reichards musikalischém Kunsta magazine bekannt seyn müssen, blieben ohne großen Eindruck.

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Herr Fischer, der den nume infernale vorstellte, war gut angezogen, hatte aber in dieser Oper un glücklicher Weise nichts zu singen, das ihn zu scie nem Vortheil, wie er es verdient, hätte aus zeiche nen können.

Was mit sonst in der italienischen Alceste nicht gefällt, ist, daß der Charakter des Herkules fehlt. Ohne ihn ist das Ganze zu weinerlich, und hat weder hinlängliche Abwechselung noch Abstufung. Ich weiß wohl, daß dieser Mangel nachher in der französischen Alceste erseßt ist, und deshalb hätte ich auch die französische lieber gehabt. Welch ein Produkt der menschlichen Phantasie ist dieser Char rakter hier! Die herrliche, großmüthige, gelassene Freundschaft, vereinigt mit Heldenmuth und körpers licher Stärke, greift in die Momente zerreißender Leidenschaft ein, stellt die. Haltung des Ganzen her, und legt der einzigen Lugend das Opfer von Göttern, und Menschen in Triumphe vor die Füße, Alles wimmert und klagt; der fromme, starke, rule hige Hausfreund sieht allein das geschehene Unglüc

für das an, was es ist, für eine Folge von Dingen denen man vielleicht noch zuvorkommen kann. Er denkt auf Rettung, er überlegt nur die Arbeit, nicht die Gefahr, er geht ruhig daran; und wie ein erfahrner Meister seine Hebel anlegt um eine ungeheure Last zu einem bestimmten Zwecke zu bewegen, so zwingt er dem Orkus das geraubte Gut seines Busenfreundes ab und führt es ohne Dank und Worte in dessen Haus zurück. Calsabigi scheint dies einmal nicht gefühlt zu haben, und so nehmen wir sein Gedicht, wie es dermalen ist, und finden noch große Schönheiten darin. Die Arien und Chöre sind fast ohne Unterschied vortrefflich und glücklich motivirt.

Das erste Rezitativ ist nicht nach meinem Sinne. Der Herold deklamirt mit offenbarer Emotion das geschehene Unglück von seiner Höhe herab, und schließt sogar mit einer Sentenz: Dinesorabil morte preda ugual mente sono nel tugurio i pastori, i Ré sul trouo; doch davon nachher, denn auch Gluck hat hier den nemlichen Fehler gemacht.

Den zweiten Doppelchor: Misero Admeto! hätte ich lieber gar nicht dabei. Der erste Chor: Ah! di questo afflitto regno mit seinen Zwischensäzs zen ist hinlänglich und macht eine gute Masse aus, die durch den zweiten Chor sich zu sehr in die Länge zieht und matt wird. Es ist hier genug,

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daß man wisse, Admet sei von seinem Volke geliebt, und so vortrefflich die Chöre in der Oper überhaupt sind; so muß man doch immer darauf bedacht feyn, des Guten nicht zuviel zu thun.

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Die Scene im Tempel scheint mir überaus gut angerødnet. Der Charackter des Gebäudes muß mehr kolossal und edel als prächtig seyn; durchaus nicht kleinlich und geleckt oder gar bunt. Es muß, soviel sich ohne zu große Überfüllung thun läßt, mit Menschen vollgestopft seyn. Das neugierige naseweise Bolk muß sich in dichten Gruppen drängen und zwängen, doch immer so, daß Alcestens Einzug mit Anstand und Würde gesche hen könne. Eine große Stille auf dem Theater wird auch seine Wirkung thun. Hier erscheint Alreste, die Gottheit um Vorherverkündung ihres Schicksals anzuflehn. Sie wird erhört und die Gottheit erklärt sich, aber wie? Nur der Lod kann Admeten vom Tode retten! Welch eine Fordes rung! Alles läuft davon, als wenns dem Tode entlaufen wollte, und die betäubte unglückliche Alceste bleibt allein ganz allein in dem ungeheuren majestätischen Gebäude auf ihren Knieen liegen. Auch die Gouvernante könnte mit den Kin dern davon laufen: Alles muß panisches Schrecken ausdrücken; doch müßten sich die Kinder nachher fachte wieder einfinden. — Der Monolog ist vori Deutscht. 55. Ct.

trefflich; er muß gleichsam aus einer dunkeln Nacht von verworrenen Empfindungen hervorsteigen: Son si smarrita nel turbamento inusitato e nuovo (sagt sie) che in me cerco me stessa e me non trovo. Dieses dunckle Gefühl wird sich nach und nach erhellen wie der Tag aus der Nacht hervorgeht, und der höchste Ausdruck des Lichts wird auf die Worte fallen: Ah! vi son io! Die daraus fol gende Arie: Ombre! Larve! wird den Ausdruck fe= fter Entschlossenheit und Gewißheit haben, und ihr Totaleindruck muß sich einzig und allein auf das Gefühl beziehn, daß kein ander Mittel ist, den König und das Vaterland zu retten als das: vi son io! So ist Alcestens Aufopferung keine Schwär merei, die der Wind herbei und wieder hinweg führt, sondern sie ist eine natürliche nothwendige und überlegte, mit einem Worte, eine weibliche Heldenthat.

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Es ist mir als wenn der erste Akt eigentlich uach der Arie: Non vi turbate no schließen sollte. Der Zuhörer bedarf hier einer Erholung weil er wirklich gelitten hat; auch ist seine Erwartung zu großen Begebenheiten gespannt, die eine vorherige Ruhe zu erfordern scheinen. Ein Hauptumstand aber ist, daß der zweite Akt dann um zwei Sce nen kürzer wird, und dadurch wirklich gewinnen möchte. Wie ich denn überhaupt glaube, ein jeder

Operndichter músse darauf bedacht seyn, die beiden lehten Akte so kurz und so reich an Handlungen zu machen, als es das Sujet nur immer leiden will. Am allerwenigsten aber müßten mehrere Berse gez geben werden, als in Muik geicht werden können. Es ist überaus lästig, ganze Eeiten überschlagen zu müssen, die der Dichter zu viel gedichtet, oder der Musikus zu wenig komponirt hat. Die ganze Echönheit der Handlung muß darüber verloren gehn, und wenn das Gedicht nicht einmal glatt gearbeitet ist, — was mag wol dànn noch passen?

Nach diesem Vorschlage wurde also der zweite Akt mit dem Chor: Dal lieto soggiorno angefangen. Der Vorhang geht in die Höhe, und das Haus des Admet stellt einen Haufen Hofleute und Hauss genossen dar, die ihre Freude über die Genesung des Königs mit Lanz und Gesang äußern. Die Scene zwischen Admet und Alceste ist eben so schön als es eine schwere Aufgabe für beide Echauspieler ist. (Freunde wir haben's`erlebt! fagt ein berühm ter Schriftsteller.) Alcestens Antwort auf Admes tens Frage: ob sie ihn auch liebe? ist hier von dem Komponisten überaus rührend ausgedrückt, und wurde von Madam Marchetti vortrefflich und mit wahrer Ergießung gespielt. Se t'amo? (fagt sie) lo sangli Dei! lo sa il mio cor. T'adoro t'adorero, per tua vita mille vite io daree.

Das ist einmal

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