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f. w. dem Sinne nach unterschieden werden, hal ten wir für unzuläßig und sprachwidrig.

E. 179 wird die Wortfügung Mich dunkt verworfen, und mir dünkt an die Stelle gefeht. Wollten wir aber auch den Ausdruck verwerfen: Dünke dich nicht zu flug? Wir glauben, daß er Sprachähnlichkeit für sich hat; und wenn das ist, müßten wir nicht mich dünkt auch beibe: halten?

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Wir, müssen abbrechen, und wiederholen nur noch den Wunsch, daß es unsrer Lesewelt gefallen möge, die Fortsehung dieser Schrift möglich zu ma chen. In diesem Fall läßt sich erwarten, daß nicht allein die Regeln für die Bildung der zusammens gefeßten Wörter noch vollständiger angegeben were den, sondern auch daß für die Bildung der Wör ter überhaupt durch alle Klassen, Regeln aufge: stellt werden, und die wahre Bedeutung der Abe Leitungsfolben festgesetzt werden. Es ist freilich Fein leichtes Geschäft, die meist nur dunkel em pfundenen Sprachähnlichkeiten auf deutliche Bes griffe zu erheben. Sehr viele Leser werden Aus drücke, wie folgende: Entsagung der Bequem lichkeiten, Abhelfung der Mißbraucht, Throngelangung, u. f. w. die man bei vieles unster Schriftsteller findet, mißbilligen; aber nicht viele werden sich die Gründe dazu entwickeln tone nen. Die Mitarbeiter an dieser Schrift haben hinreichend gezeigt, daß fie diesem Geschäfte volk kommen gewachsen sind.

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2) Luife. Ein ländliches Gedicht in drei Idyllen, von Johann Heinrich Boß. Königsberg MDCCXCV. Bei Friedrich Nicolopius.

ur ein Mann von hoher Einfalt und Reinheit

des Herzens und ächt deutschem Biedersinn, der felbst vertraut mit der Natur lebt, und im Kreise guter unverdorbner Naturmenschen die reinen Freu den des häuslichen Lebens in vollen Zügen genos fen und in allseitiger herzlicher Theilnahme im raz higsten Bewußtseyn hundertfach wiedergenossen hat, den das bunte Weltgewirre mit all feinem armseli gen Prunk und seiner übertünchenden Schminke keinen Augenblick irren kann nur ein solcher Mann konnte ein so herziges, die reinste Unschuld und Liebe durchaus athmendes Gedicht erfinden und es aus seinem Innern so darstellen, als wäre das Ganze Zug vor Zug treu nach dem Leben kopirt.

Nur ein ächter Künstler konnte seiner Darstel lung bei aller hohen Naturwahrheit eine so reine, vollendete Kunstform geben, daß dasselbe Gedicht die strengste Anforderung der höchsten Kritik so ganz befriedigen, in all feinen Theilen die lette Bollendung erhalten und doch zugleich für den unbefangensten kunstlosesten Naturmenschen durchaus genießbar werden konnte. Denn wie auch bei man chem einzelnen Verse, der von Amtswegen deutsche Kritiker auf den ersten Anblick fügen mag, so ift doch mit gutem Grunde zu behaupten und mit der Erfahrung zu bewahrheiten, daß, wenn dieses Ger dicht recht vorgelesen wird und daß dürfen Verse doch als erste unumgängliche Bedingung fore dern jeder Mensch, jedes einigermaßen zur Aufs merksamkeit gewöhnte Kind es durchaus faffen, und in den sich so rein, so bestimmt abdrückenden Bildern die froheste Behaglichkeit genießen wird.

O daß viele, jung und alt, dieses seiner ins nern und äußern Natur nach so reine humane Ge dicht oft in frohen Familienkreisen so lesen, und lesen hören mögen und mit froh erschlossenem Ger müthe die innre Reinheit und Würde der Charaktere und Gesinnungen beherzigen und zu eignem Leben in sich verarbeiten mögen. Daß doch vielen glücklichen Vätern und Müttern rrine Wonne

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durchschauern mögë, wenn sie lesen, wie innig der ehrwürdige Pfarrer von Grünau feiner trauten Luis fe sich freut:

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Ja, du geliebte Tohter, ich bin auch fröhlich! so fro

lich,

Als die Engenden Högel im Wald hier, oder das Eich. horn,

Welches die luftigen Zweige durchhüpft, um die Jun. gen im Lager!

Uchtzehn Jahr sind es heute, da schenkte mir Gott mein

geliebtes,

Jest mein einziges Kind, so verständig und fromm und

gehorsam!

Wie doch die Zeiten entfliehn! Zehn kommende Jahre, wie weithin

Dehnt sich der Raum vor uns! und wie schwindet er, wenn wir zurückschn!

Gestern erst geschah es, so deucht es mir, als ich im

Garten

Ging, und Blätter zerpflückt, und betete; bis nun auf

Einmal

Fröhlich die Boischaft kam: Ein Töchterchen ist uns

gebohren!

Manches beschied seitdem der Allmächtige, Gutes und
Böses,

"

Auch das Böse war gut! Denn Seine Gnad' ist un‹

endlich!

Weißt du, Frau, wie es einst nach langer Dürre gei regnet,

Und ich, Luis' auf dem, Arme, mit die in der Frische des Gartens

Uthmend gieng; wie das Kind nach dem Regenbogen emporgrif,

Und mich (küßte: Papal da regnet es Blumen vom

Himmel!

Streut die der liebe Gott, damit wir Kinder fle sam.

mein ?

Ja, vollblühende Gegen und himmlische fireust der
Bater,

Welcher den Bogen der Huld ausspannete: Blumen
und Früchte!

Daß wir mit Dank einsammeln und Fröhligkeit! Denk
ich des Vaters,

D dann erhebt sich mein Herz, und schwillt vor regerer
Innbrunst

Gegen unsre Brüder, die rings die Erde bewohnen:
Zwar verschieden an Kraft und Verstand; doch alle des

Baters

Liebe Kindlein, wie wir! von einerlei Brüsten genähret! Und nicht lange, so geht in der Dämmerung eins nach dem andern

Müde zur Ruh, von dem Vater im kühlen Lager ge segnet,

Hört füßträumend der Winde Geräusch und des tropfenden Regens,

Schläft, und erwachet gestärkt und verständiger. Kin

der, wir freun ung

Alle vereint, wenn Gottes verklärterer Morgen uns aufrocct!

Doth genug hier aus dem Munde des ehrwür. digen Pfarrers von Grünau! Zu seiner gefühlvol. len Rede geselle sich hier noch der schönste Moment des liebenden Paares, wie die schöne Braut im wohlgewählten verschönernden Brautschmuck be bend und erröthend da steht, vor ihr der überwälz tigte Bräutigam vor füßem Erstaunen verstummend;

So wie ein ländlicher Mann, dem das Herz mit füßer

Entzückung

Menschlichkeit nährt und Natur, und der Kunst nach.
ahmende Schönheit,

Fröhlich den Apfelbaum in voller Blüte betrachtet,
Welthen er selber gepflanzt an der Lieblingsstelle des

Barteng;

Lange freut er sich schon, wie er kuospote;" plößlich ents
rief ihm

Fern in die Stadt ein Geschäft; doch den heimgekehrten
Bollender

Führt sein Weib in den Garten, und zeigt ihm den blü
henden Fruchtbaum,

Der voll röthlicher Sträuße, beglänzt vóm Golde des
Abends,

Da steht, schauernd im West, und mit lieblichem Duft
ihn umwehet;

Staunend betrachtet er lang', und umarmt die liebende

Gattin;

Also flaunt auch der Jüngling dem Anblick seiner ge schmückten

Blühenden Braut; es empört ihm das Herz bang ath. mende Wollust,

Uber die Urm' ausbreitend mit Innigkeit, sank ihm die

Jungfrau

Schnell an die Brust; und die Seelen der Liebenden flossen, von Himmels.

Wonne berauscht, im langen und bebenden Kuß in eins ander.

Das sind Verse! Gleich dem edeln schönblühenden Apfelbaum, vom milden, reichen Boden des glücklichsten Himmels, den Stiefkindern der Natur zum Trost, mit glücklicher Hand nach Nor den verpflanzt.

Heberaus merkwürdig ist dieses schöne Kunst werk auch als ein rein deutsches Produkt, das durchaus in keiner andern Sprache, für keine an: dre Nation in der Welt gerade so gedichtet und ausgeführt werden konnte; ja es ist die Frage, ob irgend eine andre Nation dieses Gedicht in seiner ganzen Reinheit und Schönheit je zu genießen ver« nag. Auch würd' es sehr schwer werden zu einem zweiten Gedicht der Art, Personen und Situatio: nen zu finden, die so ganz rein und vollkommen deutsch wären. Der Dichter hat aber auch mit

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