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ner anzuhehen sachen, die auch ihn in seiner Knechtschaft an die Freiheit erinnern und durch das bittre Salz der Wahrheit reißen wollen,« daß er lieber selbst, die in dumme Knechtschaft versun. kenen Landsleute an ihre Freiheit erinnere. Denn so wird er auf dem besten Wege verhindern, daß die aus schweren Träumen aufgeschreckte Menge nicht immer ungestümer und plumper in die mächtig hin und herschwankenden Wagschaalen springe und zulegt Wagbalken und Zunge unter die Füße. bekomme. Auch dieser treue Freund der Menschheit hat offentlich der Wahrheit die Ehre gegeben, und daran hat er brav gethan und verdient dafür freundlichen Handschlag aller Guten und Edlen *).

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Vor etwa achtzig neunzig Jahren

Vielleicht sinds Hundert oder mehr,
Als alle Thiere hin und her

Noch hochgelahrt und aufgekläret waren,
Wie jcht die Menschen ohngefähr.

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Die nun folgenden beiden Gedichte standen zuerst in der neuen Hamburger Zeitung. (Im October 1795.) Deutschl. is St.

Die Widder waren die Scribenten,
Die andern: Leser und Studenten

Und Censor war: der Brummel · Bär -;
Da kam man supplicando ein:

Es sey unschicklich und seg klein, »Um seine Worte und Gedanken

»Erst mit dem Brummel Bär zu zanken,
»Gedanken müßten zollfrey feyn!«
Der Löwe sperrt den Bären ein,

Und that den Spruch: »Die edle Schreibercy'
Eey künftig völlig frank und freg!«
Der schöne Spruch war kaum gesprochen

So war auch Deich und Damm gebrochen,
Die Flügern Widder schwiegen still,

Laut aber wurden Frosch und Crocodyll,
Seclälber, Scorpionen, Füchse,
Creuzspinnen, Paviane, Lüchse,
Kauz, Natter, Fledermaus und Staar,
Und Esel mit dem langen Ohr ze. ze.

Die schrieben alle nun, und lieferten Tractate:

Vom Zipperlein und von dem Staate,

Vom Luftballon und vom Altar
Und wußtens Alles auf ein Haar,
Bewiesens Alles Sonnenklar,
Und rührten durch einander gar
Daß les ein Brey und Gräuel war.
Der Löwe gieng mit sich zu Rathe
Und schüttelte den Kopf und sprach:
Die besseren Gedanken kommen nach;
Ich rechnete, aus angestammtem Triebe,

Auf Edelfinn und Wahrheit Liebe

Sie waren es nicht werth die Sudler, klein und groß; Macht doch den Bären wieder los!

2) Der Kauz und der Adler.

(Keine Fabel)

von J. H. Vog.

Ein kauz, in düstern Synagogen

Des Ober- hus auferzogen,

Kam früh in grauer Dämmerung
Zum König Adler hergeflogen.

»Treu« krächzt' er, »treu der Huldigung, Rüg ich den gellenden Trompeter »Der unglücksschwangern Aufklärung, »Den Hahn, Dir König, als Verräther. Wann sanft Dein wohlbeherrschter Staat »Joch schläft und träumet und verdauet Und unser Lied, was wacht, erbauet; »Schnell kräht uns der Jlluminat »Die Sonn' empor, um aufzuklären, »Und Ruh und Andacht uns zu stören. »Fink, Lerche, Schwalb' und Mäus' empören »Gefild und Wald in freien Chören ; »Man kan sein eigen Wort nicht hören. Die tolle Rotte singt gar Hohn »Der mystischen Religion,

Die wir in heilgem Dunkel lehren ; slind, König, strafst Du nicht, so drohn »Aufruhr und Hochverrath dem Thron! »Herr König, laß Dir doch gefallen

Wir Kauz und Eulen flehn gesammt): »Dem Hahn und seinen Schreiern allen »Zum Bändiger, im Censotamt

»Den frommen Uhu zu bestallent !<

Der Adler that als hört er nicht,

Und (ah ins junge Morgenlicht.

VI.

Franz Ludwig,

Bischof von Würzburg und Bamberg.
Dargestellt von J. L. r. Heß.

Franz Ludwig, Bischof von Würzburg und

Bamberg, aus dem Hause Erthal, war Kaiserlicher Commissarius am Reichstage zu Regensburg, als er 1779 zum Regenten beider Bisthümer gewählt wurde. Seine Kenntnisse, sein allgemein gepriesener Ruf, und die Eintoürkung des Churfürsten von Mainz, seines Bruders, hatten ihn zu jener Ge= fandschaft gebracht. Er stand solcher mit so vielem Eifer, Thätigkeit und Einsicht vor, daß der Kaisers liche Hof sich für ihn bei der Wahl dringend bewarb.

Troß einem Alter von einigen sechzig Jahren, trägt er sich mit jugendlicher Festigkeit und eine etwas bleiche Gesichtsfarbe abgerechnet, müßte man ihn für einen gesunden, rüstigen Alten halten. Ee ist von mittler Größe; seine Bewegungen und fein Gang haben eine feierliche Gravität, die aber, weil sie natürlich und nicht erkünftelt ist, nichts abschreckendes hat, sondern durch Milde und sanften Anstand gemäßigt wird. Sein Blick ist ernst,

nicht kalt. In seinem melancholischen Auge birgt sich eine stille Traurigkeit, als wenn es ihm leid thäte, daß er den Menschen verachten muß. Ein Innblick in das natürliche Eigenthum feines Geistes zeigt ihm den Adel und die Würde des Menschen, der unverführt an den Pforten der Thorheit vors übergegangen ist. Dieß Bewußtsein hat sich außer ihm nicht bewährt; darum hat er es hart in sich verschlossen, und die Rinde seiner Physiognomie liefert dem Angaffer blos den Lusch der bittern Schwermuth, womit sein reines Auge in das seinem Herzen so fremde Behältniß aller Verkehrtheitenhineinschauet. Hat das System von der nothwen-: digen Versöhnung einer beleidigten Gottheit hiebei mit gewirkt, oder war es eigner Gang einer abs wärts geleiteten Geele? genug, er scheint abbüßen zu wollen, was er nicht verbrochen hat.

Hieraus ist sein andächtiges Leben entstanden, das nahe an Schwärmefei gränzen mag. Seine Absonderung von den Menschen, die er nach seiner erhabenen Denkart nicht lieben konnte; seine strenge Entsagung von allem sinnlichen Interesse; und die Verzichtleistung aller gesellschaftlichen Freuden, müssen seine Empfindungen über den irdischen Me ridian wegrücken, und seine unbefleckte Seele zu einer Andacht heben, bei der sie wenigstens in negativen Darstellungen fortleben und mitgenießen.

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