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ter der Franzosen das Gepräge, welches ihm Phan, tasie ausdrückte, immer sichtbar. Ein Geist der Chevallerie belebte stets den edlern Theil der Nation. (Soll doch wohl nicht bloß den Adel heißen? Gefänge der Liebe und galante Er zählungen blieben immer der vorzügliche Theil der Poesie der Franzosen. Das französische Trauerspiel hängt sehr genau mit jenem allgemeinen Geiste zusammen; » es wirkt unter andern Nationen vor: züglich nur auf solche Menschen, die ihre Individualität in einer allgemeinen Form des Gefühls, welche dem Stande, zu welchem sie gehören, eigens thümlich geworden ist, verloren gehen lassen.«

Die beiden Hauptmodificationen im französischen Nationalcharakter waren: hohe romantische Stimmung und Beweglichkeit der Seele. Frivolität ward bei beiden bald bemerkbar. Ein charakteristischer Kampf zwischen allen Fähigkeiten der Menschheit, der nicht eher endigen wird, als bis der Geist der Kunst über dem Chaos schwebt und die Schönheit ihren Aetherschleier über dasselbe ausbreitet.

Voltaire und Rousseau. Ächte Nationalschrift steller, welche der jezigen Revolution am meisten vorgearbeitet haben. Unterdeß Voltaire über den

gegenwärtigen politischen Zustand spotten lehrte, zeigte Rousseau in der Ferne das einfachste System

des Staatsrechts. Die frivole Leichtigkeit und der Enthusiasm der Franzosen ergriffen und bewirkten leicht die Revolution. Außerst glücklich

und nothwendig war daher die schreckliche Idee dem Augenblicke der Revolution gleichsam Fort. dauer zu geben. - Die republikanische Verfassung in Frankreich kann nur unter der Bedingung bez stehen und für die Nation und die Menschheit wohlthätig werden, daß die Phantasie des Volks von Leidenschaft allmählig zum Kunstsinne geführt werde.

Von der Franzosen geselligen Nationaleitelkeit, und ihrer ehmaligen Liebe für ihre Könige. Aus jener entstand ihre grobe Unwissenheit in allem, was nicht ihre Heimath anging. Mangel an Ges meinfinn machte die Deutschen geneigt den An maßungen ihrer Nachbahrn zu fröhnen. Schwer ruhte auf diesen dagegen die Hand des Despotism, dessen Politik es aber erforderte, der Nation statt. Glückseligkeit, blendenden Glanz zu verleihen; neue Quellen der Nationaleitelkeit.

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Aus Eitelkeit

liebten sie ihre Könige. Die Könige hatten indeß auch (wenn gleich nur als Schuhwehr für sich selbst) dem dritten Stande der unter dem Druck der Feudalaristocratie fast erlag, emporgeholfen. Der phantastische Geist der Franzosen fand feinen. glanzvollsten Sig am Hofe, dessen Mittelpunkt der

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König war. Kein Thron irgend eines Volks hat so viele Männer von erhabenem Charakter (!!!) oder wenigstens schimmernden Vorzügen (eigentli cher wohl glänzenden Lastern und Thorheiten) aufzuweisen als der französische. Heinrich von Na varra ein Ideal der Liebenswürdigkeit. (Auch als König? Weiter wird denn auch keiner ges nannt.)

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»Auffallend ist es freilich, daß jenes ursprüng liche Elend, welches die Könige und ihr verpesteter Hof über Frankreich brachten, nicht die persönliche Achtung der ersten schwächte.« Sehr oft waren ihre Gemahlinnen die Urheber ihres Elends.

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Es kommen bestimmte Nationalmaximen für das Schickliche in Sitten und Meinungen auf. Nur dadurch ist ein solches komisches Schauspiel möglich als die Franzosen haben. Keine Na tion wird darin der französischen so wenig gleich kommen, als die deutsche, welcher ja Nationalchas rakter selbst in den gröberen Verhältnissen fehlt.

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Diesen gedrängten und doch wohl schon zu weitläuftigen Auszug fühlen wir uns in mehr als Einer Rücksicht gedrungen mit Hersehung des gan zen Schlusses jenes Aufsages zu beschließen. Daß er doch manches für Deutschland heilsame zur Sprache brächte!

>>Also auch hierin sind die Franzosen und Deuts

schen einander entgegengesett, so wie fast alle Züge in dem Charakter beider Nationen sich einander widersprechen. Um so mehr aber wird die Wißbegierde gereizt zu wissen, welchen weltbürgerlichen Werth beide Nationalcharaktere haben, welche Rolle fie spielen in Hinsicht auf den Plan, den die Natur für die Menschheit entwarf. Durch gesellschaft: liches Leben, durch Staaten, welche theils in ihrer innern Verfassung, theils in ihrem Verhältnisse gegen einander sich immer vollkommen ausbilden, können wir einzig zur Entwicklung unsrer Anlagen, zur Humanität gelangen. Bei allen Völkern des Alterthums war es der Natur nicht gelungen einen Staatenverein zu bewirken, welcher den Schein der Legalität hatte; der erste große Versuch, der in dieser Rücksicht gemacht ward, verunglückte so, daß ein einziges Volk, das römische, alle übrigen verschlang. Sobald aber dieses den Untergang, welchen es verdiente, durch den Sturm der Völkerwanderung gefunden hatte, und neue germanische Horden über die schönsten Provinzen des gefallnen Reichs ausgeströmt wurden, war schon durch die, ähnliche Verfassung in den verschiedenen Staaten ein festeres Band zwischen ihnen geknüpft. Bis dahin hatten Frankreichs und Deutschlands Bewohner gleiches Verdienst in weltbürgerlicher Rücksicht. Allein es schien, als liebte die Natur den

Kontrast in der verschiedenen Entwicklung der gers manischen Stämme, die nun anfing. In Gallien bildeten sie ihren Charakter mit der größten Indis vidualität aus, unterdessen die in der alten Heiz math zurückgebliebenen in solche Verhältnisse kamen, daß sie kaum Eine Nation wurden, wenigstens keinen bestimmten und allgemeinen Nationalcharak ter gewannen. Dennoch bleibt es unverkennbar, daß selbst ihr so formloser Charakter vielleicht einen größern weltbürgerlichen Werth hat, als der starkgezeichnete französische. Das deutsche Volk steht in der Mitte Europens, zu wenig eigenthümlich ausgebildet, als daß es nicht jede Entdeckung in den Wissenschaften und Künsten, welches Nationalgepräge sie auch tragen mag, sich zueignen, und indem es ihr die Nationglindividualität nimmt, mit einem weltbürgerlichen Stempel für die Menschheit bezeichnen könnte. Deutschland ist gleichsam das Magazin des erhabnen Genius, welcher die Menschengeschichte leitet, in das er die aus allen Gegenden zusammengeholten Schäße niederlegt. Wie wir durch den Mangel an Individualität weltbürgerlichen Werth besigen, so die Franzosen durch ihren stark ausgearbeiteten Charakter. Durch ihn erhielten sie das Uebergewicht über andre Völker und brachten einen häufigern Verkehr zwischen denselben hervor; durch ihn wurden sie über die

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