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der fehr glücklich übergetragenen Verse und der überaus feinen kritischen Behandlung des geniali: schen Dichters zu verkennen.

Der dritte Aufsaß scheint uns eine erzwungene falsche Salbung zu haben; wie schön auch die Worte lauten, sie gehn nicht zu Herzen.

Inhalt des vierten Stücks. I. Dan: te's Hölle. Fortsetzung. II. Ueber die männliche und weibliche Form. Fortsehung. III. Unterhaltungen deutscher Ausgewan derten. IV. Merkwürdige Belagerung der Stadt Antwerpen in den Jahren 1584 und 1585.

Wie in aller Welt kommen die Horen zu dem Antheil an der Belagerung von Antwerpen? Die Schmückerinnen der neugebohrnen Vez nus, die Weltumkreisenden Tänzerin, nen, die Anmuthigen, die Wohlamstän• digen? Wie können sie sich mit solchen Greueln menschlicher Tugend und Verruchtheit befassen? Der Horen uneingedenk wissen wir indeß dem Herausgeber sehr vielen Dank für diesen meister haften Aufsaß und erklären uns die kleine Unschicklichkeit gern wie wir sollen.

Inhalt des fünften Stücks. I. Merks würdige Belagerung von Antwerpen. Beschluß. II. Beitrag zu einer Geschichte

des französischen Nationalcharakters. III. Litterarischer Sanscülottismus. IV. Das Spiel in strengster Bedeutung. V Die Lebenskraft oder der Rhodische Ges nius. Eine Erzählung. VI. Ueber Charak. terdarstellung in der Musik. VII. Kunstschulen. VIII. Weihe der Schönheit.

IX. Gängerlohn.

Dieses Stück ist wohl das reichhaltigste und interessanteste von allen.

Der zweite Auffah enthält viele wichtige Bes merkungen und Zusammenstellungen zur Beleuch tung des französischen Nationalcharakters; und wenn der Verfasser gleich hie und da als der kalte Deutsche erscheint, der auf die französ sische Nation wie auf ein thörigtes Volk herabsicht; so zeigt doch die Behandlung des ganzen Gegenstandes und die Aeußerung über manche Hauptmomente, daß er nicht zu den kalten Deutschen gehört die hier wohl uneigentlich mit dem wahrhaft kalten egoistischen Engländer in Eine Klasse gestellt werden, welcher die franzö sische Nation entweder tödtlich haßt oder sich an ihr, wie an einem Gaukler, ergött. Auch wär' es wohl nicht so leicht zu bestimmen in welchem deutschen Lande dieses eigentlich das herrschende oder gar allgemeine

deutsche Urtheil über die französische Nation und ihre Revolution sey. Denn Wien und Beri lin, Dresden und München sind doch wohl eben nicht Deutschland? Und seit den letzten Friedensschüssen, seitdem der umgestimmte Zeis tungston auch die gefesselten Zungen der ehrlichen gegen sich selbst unbescheidnen deutschen Bürger löste, seitdem dürfte man vielleicht nur fragen: Wien und Jena sind doch wohl nicht Deutsche land? Doch das würde zu weit führen. Oh. nehin ist dieser Auffah, der in so mancher Rückficht das Lieblingsthema des Tages und die nächsten Erwartungen der Mensch. heit betrift, die wir gestehen es ehrlich uns als redlichen deutschen Bürgern auch zunächst ain Herzen liegen, von mehr als Einer Seite zu wichtig, um nicht vorzugsweise bei ihm zu ver weilen. Auch enthält er so manches die deutsche Nation betreffendes, das wir sehr gerne zu neuer und wiederholter Erwägung unsern nachdenkenden Lefern vorlegen..

Die Hauptepochen welche der Verfasser durch geht und die sich daher ergebenden Hauptäußerun. gen sind folgende:

Der Charakter unsrer neuen Nationen erhielt erst da seine bestimmte Form als der dritte Stand empor kam.

Zur Entstehung des französischen Charakters trugen folgende beiden Umstände entscheidend bei: die Nationalkultur ging von der Phantasie aus; und dies zu einer Zeit, wo durch den Despotismus der Könige die verschiednen Provinzen Frankreichs mehr, als der Geist der Feudalaristokratie es in andern Ländern erlaubte, zu einem großen Staate vereinigt waren,

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Schon war die Macht der Feudalaristokratie durch die Könige geschwächt und der Geist der selben durch den Anfang der Kreuzzüge und durch eine gewisse Sehnsucht nach Abendtheuern hum as nisirt worden; schon war das Ritterwesen eine Bildungsschule des Adels, schon hatte Ludwig der Siebente den fleißigen Bürgerfinn in den städtischen. Gemeinheiten mit der Hofnung bes schenkt, Menschenrechte von dem Throne zu erhalten, als die liebliche Dichtkunst der Troubadours in dem südlichen Frankreich begann.

Die Troubadours unterhielten ihre Zuhörer gewöhnlich von Abendtheuern aus Palästina und würzten ihre Erzählung mit Spott über die Uns gläubigen, in welchem der erste Keim der französchen Satyre lag; oder sie untersuchten die Geheimnisse der Liebe.

Bei den Volksfesten wie bei den Feierlichkeiten der Großen fehlte selten ihr Lied.

Der Herzog dichtete bald wie der niedrigste Bürger.

Gerichtshöfe der Liebe wurden errichtet. Diese Tribunale, durch welche der phantastische Geist der Nation neues Feuer erhalten mußte, wurden allgemein. Königinnen hatten bisweilen dabei den Vorsig. Ordensbänder wurden dabei in Cytherens Namen ausgetheilt und mit Begier gesucht.

Von der Poesie und einem dichterischen Leben ging ihre Bildung aus und Kultur der Phantasie ward die Grundlage ihres Charakters.

Der Verfasser wünscht der französischen Nation zu einem solchen Anfange Glück. Was er darauf über die Gefahren und Vortheile einer solchen Cultur sagt und wie er sich dabei über deutsche Cultur äußert, ist zu wichtig als daß wir nicht gerne die Stelle zu weiterer ernstlichen Era wägung ganz hersehen sollten. Sie giebt mehr als Ein großes Thema zu solchen Untersuchungen, die den eigentlichen Zweck unsers Deutschlands be treffen: ja wir sehen die ganze Stelle in der Hofnung her, daß sie manchen unsrer verständigen und denkenden Leser wohl zu öffentlicher Erörterung des Juhalts bewegen könne. In den Horen haben gewiß viele Leser, durch die ersten Seiten zurückgeschreckt, diesen ganzen Auffah, in welchem der

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