Imagens da página
PDF
ePub
[ocr errors]

muthlich als Repräsentant jener Kleinen und Schwachen, die in der Dunkelheit des Bahns, in der Unkenntniß ihrer selbst, ihrer Kräfte und Verhältnisse sich dem Mächtigen und Größen, dem nichts lä: cherlicheres erscheinen kann, gleich: zu stellen dünkt, nur der Hofmeister giebt ihm im Stillen recht und die Kammermädchen, denen die Gestalt des demokratischen Better Carls reizend und seine Freige: bigkeit respektabel war, hörten ihn gerne reden, weil sie sich durch seine Gesin nungen berechtigt glaubten, ihre zätt: lichen Augen, die sie bisher vor ihm be scheiden niedergeschlagen hatten, nun. mehr in Ehren nach ihm aufzuheben..

[ocr errors]
[ocr errors]

Ist das ehrlich? heißt das strenges Still schweigen über das Lieblingsthema dies Tages, über Krieg, politische Meinungen und Staatscritik strenges Stillschweigen beobachten? Alle Beziehungen auf den jezigen Weltlauf auf die näch sten Erwartungen der Menschheit vers meiden? Heißt das nicht vielmehr, die wichtigen Gegenstände mit dictatorischem Uebermüthe aburtheilen, und das einseitige Urtheil mit hämischer Kunst dem Schwachen und Kurzsichtigen annehm

lich, durch imponirende Namen ehrwürdig machen wollen? So unschuldig der achtungswerthe Hers ausgeber auch immer an dem Inhalte dieses Auffages seyn mag, so unverzeihlich bleibt es doch, so etwas ganz dein angekündigten Plan' entgegenfau fendes von irgend einem Mitarbeiter aufzunehmen. Um uns bei diesen Unterhaltungen, die einen großen Theil der Horen einnehmen künftig nicht weiter aufzuhalten, wollen wir nur noch mit Einem Worte bemerken, daß es beim Autor derselben eine sehr geringe Meinung von der deutschen Lesewelt voraussett, wenn er weiterhin glaubt fie durch leere Gespenstergeschichtchen von dem zwar nicht reinen aber wahren großen Interesse der Menschheit abziehen zu können, durch plumpe italiänische Keuschheitsmethoden, die durch das beschränkte Interesse der Gegenwart in Spannung geseßten deutschen Gemüther zur Ruhe zu bringen und durch die humoris stische Stellung eines Wunderwürkenden Gebets, zu dem sich in einem drauf folgenden Gedicht der Heiland geflissentlich gesellt, die unterjochten Gemüther in Freiheit zu sehen.

Ueber den zweiten Artikel, dessen würdiger Berfasser eben so leicht, als der vorige schwer zu erkennen ist, schweigen wir, bis wir die Briefe ganz vor uns haben und fassen diese dann zulezt

mit einigen andern dahin einschlagenden Auffäßen des Journals zusammen.

Die unbedingt nothwendige Frage für jeden der die Würde der Vernunft in sich behaupten will: was habe ich zu thun um reines Jnz teresse für Wahrheit in mir zu wecken, oder wenigstens dasselbe zu erhalten, zu erhöhen und zu heben, beantwortet der vierte Aufsatz auf eine höchstbefriedigende Weise. Einen solchen Auffah, der für die höchste Sache der Menschheit ächtphilosophische Gründe, in einer so lebendigen, kräftigen Sprache vorträgt, sollte man billig ohne Bedenken auf alle mögliche Weise zu vervielfältigen suchen, und wieder und immer weiter abdrucken lassen, bis er in aller Leser Hände wäre. Wir haben uns für unsern Raum schon leider viel zu lange bei dem vorigen Artikel aufgehalten, der uns indeß für den Charakter der ganzen Monatschrift von zu hoher Bedeutung zu seyn schien als daß wir ihn hätten kürzer abfertigen können. Hier also nur die Hauptgedanken des vor uns liegenden wichtigen Auffages.

Wie jedes Interesse überhaupt, so gründet fich auch das Interesse für Wahrheit auf einen ursprünglich in uns liegenden Trieb.

Unter

Unter unsern reinen Trieben ist auch ein Trieb nach Wahrheit.

Jede entdeckte Wahrheit, jeder erkannte Jrrthum erzeugt ein Gefühl des Beifalls oder der Abneigung, beides völlig unabhängig von dem Inhalt und den Folgen.,

Aus wiederholten Gefühlen der gleichen Art entsteht ein Interesse für Wahrheit überhaupt.

Ein solches Interesse läßt sich nicht hervor bringen aber wohl erhöhen.

Dies geschieht durch Freiheit wie jede sittliche Handlung.

Jedes praktische Interesse im Menschen erhält und belebt sich selbst.

Jede Befriedigung verstärkt es, erneuert es, hebt es mehr hervor im Bewußtsenn.

Die Hauptvorschrift zu Erhöhung jedes Interesse im Menschen heißt demnach: befriedige Deinen Trieb..

Daraus fließen für den gegenwärtigen Fall zwei Regeln: entferne jedes Interesse, das dem reinen Interesse für Wahrheit entgegen ist, und fuche jeden Genuß, der dieses Interesse ber fördert.

Vom Genuß, der sich blos auf Befriedigung der animalischen Sinnlichkeit gründet, und der sich in sich selbst verzehrt und vernichtet ist hier nicht Deutschl. is St.

[ocr errors]

die Nede. Geistiger Genuß wie der ästhetische, erhöht sich durch sich selbst.

Ob irgend ein geistiger Genuß ganz unbedingt zu empfehlen fey? hängt ab von der Beantwortung einer höhern Frage: ob der Trieb, auf den jener Genuß sich bezieht, ins unbedingte zu erhöhen? und diese von der noch höhern: ob dieser Trieb irgend einem andern unterzuordnen sey?

Unser Interesse für Wahrheit soll rein seyn; die Wahrheit, blos weil sie Wahrheit ist, soll der legte Endzweck alles unsers Lernens, Denkens und Forschens seyn.

Die Wahrheit an sich ist blos formal. Ueber. einstimmung und Zusammenhang in allem, was wir annehmen, ist Wahrheit.

Alles im Menschen, mithin auch seine Wahrs heit, steht unter diesem höchsten Gefeße: sen stets einig mit Dir selbst!

Dem Interesse für Wahrheit um ihrer bloßen Form willen, ist gerade entgegengeseßt alles In. teresse für den bestimmten Inhalt der Säße.

Vertheidigen wir uns gegen eine auf uns eins dringende Ueberzeugung, die unsern ältern ehmals für wahr gehaltenen Behauptungen widerspricht, unsre egoistische Anmaßungen bedroht, fö ist es uns nicht mehr um die Form zu thun, sondern um die Materie des Sahes, 'nicht um Wahrheit, fendern um eitlen Ruhm und Gewinn.

« AnteriorContinuar »