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Wie aber jener schöner Plah keinen eignen ers wünschten Ausgang aufs freie Feld hatte, sondern nach lieblich genossener Stunde der verworrene Weg wieder zurückgenommen werden mußte, so auch hier, - Der V. schließt: Kein Mensch hat Gott je gesehen; weder Ihn selbst noch Seine Handlun. gen. Unsre Bekanntschaft mit Ihm nennen wir -Religion. Sie kann durch nichts äußerliches mit Wahrheit dargestellt werden. Dennoch kann fie gelehrt werden; der besseren Seele, durch die Bessere; nicht der Thierischen; nicht wie die mechanischen Künste dem, der auch ohne allen Geist der Erfindung ist, und nur Erwerb zur Absicht hat; sondern, wie die freie Kunst, dem allein, der Ges nie hat dem Geisterscher. «<

Es hält schwer sich einen solchen Mann als einen aufrichtigen Eiferer für positive geoffens barte Religion zu denken ; wenn man nicht

in ihm selbst Genie zum Religionsstifter anneh men mag. Indeß hat der Reiz den die Schwierig keit eines solchen Kunststücks hat, schon manchen trefflichen Menschen vom festen Boden aufs schwans kende Seil gebracht.

Mit deutschen Mannes Scharfsinn wird im dritten Auffage der glücklich phantasirenden griechis schen Menschenjugend eine Deutung nach Kants schen Begriffen untergelegt, welche die Fein- Ahne denden wohl ahnden konnten, denn was ahns det das hohe Jugendleben des Griechen nicht! gewiß aber von ihren dichterischisten Weisen und tiefsinnigsten Dichtern nicht deutlich gedacht wurde.

Der Vierte mit Einsicht und Wiz geschriebene Auffah trägt die auffallende Hypothese vor, daß Gesetzgebung und Baukunst bei den Völkern im mer Hand in Hand gehe und führt diese so weit aus, daß in den drei verschiedenen Säulenordnun gen (die es eigentlich nach Sturm nur giebt) die drei Stände Bürger, Edler und Souverain gefunden werden. Gar nicht im ironischen Ton sondern ganz ernsthaft sagt der V. von den drei

Ständen: » der Bürger trägt, anspruchlos, um Stüße des Ganzen zu seyn, mit natürlicher Einfalt, dem einzigen Charakter, der seinem Stand geziemt; die männliche und weibliche Toscanische Ordnung. Der Edle (nicht einmal Adliche, sons dern wirklich Edle) trägt auch seine Last: aber er sieht auch dabei auf seine eigne Verherrlichung. Die Dienste, die er dem Ganzen leistet, sollen in die Augen springen, und er trägt mit Anstand: die männliche und weibliche Jonische Ordnung. Endlich dient der Abglanz des Souverains ihm jene Ueberlegenheit über schwache Geister zu geben, die dessen schlichten Nugen nicht einzusehen vermögen; er muß höher an Körper seyn, wenn er von ihnen für höher am Verstande gehalten werden joll, muß ihnen ein Spiel, eine Augenweide zur Schau stellen. Der Pöbel gafft und staunt hierůber, indeß der Einsichtsvollere in dem Souverain, nur in so fern er Etaatsbürger ist, seine Größe bewundert: die männliche und weibliche Corinthi sche Ordnung. ■

In Sturms Werken, die zu Anfange dieses Jahrhunderts erschienen, wäre diese Hypothese wes niger auffallend gewesen, als in den Horen die dieses Jahrhundert rühmlich beschließen sollen. Herder, auf dessen im allgemeinen sehr wahren Ausspruch: wie die Menschen denken und ler ben so bauen und wohnen sie, diese Hypothese erbauet worden ist, ahndete gewiß nicht die speciels le Deutung seiner Worte als er sie niederschrieb.

Bon den vielen sehr richtigen Bemerkungen und Erläuterungen die dieser Aufsaß übrigens ent: hält, wollen wir nur folgende herseßen:

Es läßt sich zeigen, daß die Schönheit des Gebäudes, so wie aller Kunstwerke überhaupt, nur auf der Einheit des Begriffs beruhe, und die übrigen Dinge nur die Übersicht dieser Einheit erleichtern nicht sie selbst vergrößern. «

. Man nennt den im strengsten Sinne des Wortes einen Handwerker, dessen Erzeugnisse nur

zum Gebrauche eines bestimmten Individuums vers fertigt werden, und die auch nur für dasselbe vollkom men passen. Schuster, Schneider sind im strengsten Berstande Handwerker: sie arbeiten für einen be stimmten Fuß, einen bestimmten Körper und ihre Ar beit paßt niemand anders genau, als dem Sub jekt für das sie gemacht worden. Hingegen sind die Erzeugnisse des eigentlichen Künstlers für gar niemand bestimmt gemacht, müssen aber allen pafs sen, die davon den Gebrauch machen,' den man von Kunstsachen machen kann. Wer sie sieht, muß von ihrer Schönheit eingenommen werden, muß die Behaglichkeit dadurch empfinden, die der An= blick des Schönen gewährt, und muß es fühlen, daß des Künstlers Hand das für den äußern Sinn schuf, wovon der innere Sinn des Kenners schon. längst belebt und erfüllt war.«

Je mehr Menschen an dem Werke zu tadeln finden, je weniger man mit jedem besondern Thei le zufrieden seyn kann, und je enger der Künstler sich auf eine besondere Classe von Menschen bes schränkt, für die er arbeiten, denen er gefallen will, desto mehr sinkt derselbe zum Handwerker herab; Gegenstände der Kunst können handwerks: mäßig betrieben werden, wenn sie nur zu irgend einem bestimmten Gebrauche tauglich sind, aber übrigens keinem Menschen passen. Beispiele hier zu liefern die Schilder an den Gasthäusern u. s. w.

Dieser hohe Anspruch an den Künstler, daß sein Werk allen gefallen soll, ist freilich nur eine Joee. In diesen Verstande wird es nie einen Künst Ter gegeben haben, noch geben können: an Appelles Meisterstück fand ein Schuster etwas auszuser ken. Aber sie dient uns eben deshalb, wie jede Idee, als regulatives. Princip. Der Künstler foll streben allen zu gefallen, gelänge ihm auch dies

nie. «

Sehr lesenswerth ist die ganze weitere Auss führung dieser Betrachtungen.

Inhalt des neunten Stücks. I. Das

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Reich der Schatten. II. Beiträge zur Geschichte der neuen bildenden Kunst. Hl. Auf die Geburt des Apollo. Nach den Griechischen. IV. Schwarzburg. V. Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten. Fortsehung. VI. Homer ein Günstling der Zeit. VII. Natur und Schule. VIII. Das verschleierte Bild zu Gais. IX. Von den nothwendigen Grenzen des Schönen besonders im Vortrag philosophischer Wahrheiten. X. Der philosohische Egoist. XI. Die Antike an einen Wanderer aus Norden. XII. Deuts sche Treue. XIII. Weisheit und Klugheit. XÍV. An einen Weltverbesserer. XV. Das Höchste. XVL Ilias. XVII. Unsterb: lichkeit.

Der Zweite Aufsatz ist sicher von derselben Meisterhand die uns im zweiten Stücke der Ho cen die Ideen lieferte und unser damaliges Ur theil auch hier. Junge Künstler müssen sich diese Aufsäße abschreiben und in ihrem Taschenbuche tras gen; wenn sie nicht nach Rom selbst gehen können an der Seite des gelehrten ächten Kunstkenners ein seliges Kunstleben zu genießen,

In dem sechsten Auffahe werden folgende Mas terien abgehandelt, 1) Ist die Ilias und Odissee von demselben Dichter? 2) Der große Umfang der Dinge in Homers Gedichten. 3) Homer_als Sänger betrachtet. 4) Villoison's Homer. Stu: dium Homers in Italien. 5) Von der Wahrheit, Einfalt und Pracht der griechischen Bilder angewandt auf ihre schöne homerische Fortschreitung. 6) Vom Fortgange der griechischen Kunst aus Eis nem Styl in den Andern, auf Homer und die alten Sänger angewendet. 7) Von Verknüpfung der Gesänge im Homer. 8) Werth und Wirkung der homerischen Schule auf Griechenland. 9) Vom homerischen Gedankenkreise, 10) Verdienst Lykurs gus, Solons und der Pisistratiden um Homer.

Wer

Wer Wolfs neweste Ausgabe des Homer kennt und die Einleitungen dazu mit Aufmerksamkeit und Streben nach deutlicher Erkenntniß gelesen hat, wird in diesem Aurfage eben nichts neues finden und ihn wird vielleicht nur der vierte Abschnitt ins teressiren, wo der V. von seinem Studium Homers in Italien spricht und durch einige treffliche Ber merkungen zeigt, daß er die dortigen herrlichen Kunstwerke mit innigem Gefühl genossen und init Geist studiert und benust hat. Wolf hat sich selbst in einer besondern Anzeige gegen diesen Aufs sah fast zu stark und mißtrauisch auf das granum salis des Publikums erklärt. Der V. aber scheint sich die ihm dort gemachten Vorwürfe nur durch eine zwiefache, frühere und spätere Bearbeitung seines Gegenstandes und die verabsäumte Überar beitung zu einer wohlharmonirenden Einheit zuge: zogen zu haben. Und hielte der Aufsah nicht den Ton, als ob der V. nach und nach über den Ho mer dasjenige selbst entdeckt hätte, worin ihm Blackwell und Wood kein Genüge leisteten, so müßte jedem Unbefangenen Wolfs öffentliche Ana Elage sonderbar und völlig ungerecht vorkommen. Jener V. durfte ja nur sagen, daß er nichts weis ter gewollt, als die Resultate der neuesten For schungen mit eignen Gedanken durchflochten in ein größeres Publikum zu bringen; jedem dem daran gelegen sei die Resultate rein und mit ihren Gründen vor Augen zu haben, dem bliebe ja Wolfs Werk. Dem gelehrten Forscher wäre alsdann nur zu bemerken geblieben: daß über einen Gegenstand dieser Art wohl mit weit größerem Aufwand von Beweisen aus dem Alterthume gesprochen werden sollte, als es einer deutschen Zeitschrift geziemt; und daß, wenn der Gegenstand einmal populär behandelt wurde auf Wolfs vielumfassende Abhandlungen für die Sache selbst und nicht bloß in Einer, nnd zwar einer sehr wenig bedeutenden Rücksicht verwiesen werden mußte.

Der Auffah hat übrigens durch diese in Deutschl. as St.

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