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be ich an mehrern Orten gesagt: Die leste ent: scheidende Frage war blos dahin gestellt: Ift Ho: mer (der erste Sänger), oder find die Rhapsor den durch ihre gaon, oder die Sammler und Diaskeyasten, oder die nachherigen Berichtis ger und Kritiker die vornehmsten Urheber der jezt vor uns stehenden kunstmäßigen epischen Com positionen? Welchen unter jenen haben wir daš Meiste dieser Kunst zu danken?

Mein Brief ist ein kleines Buch geworden. Dennoch habe ich noch Vieles auf dem Herzen Aber bin ich nur erst gewiß, daß meine Verspåtung Ihnen nicht mißfällig ist, so läßt sich Alles noch einbringen. Zum Glück wird Ihnen das Antwor: ten, wenn Sie es nöthig halten, eine geringe Ar beit gegen die Lesung dieses flüchtigen Schreibens machen. Eine sehr kurze Antwort würde mir gë nügen. Da mir die Materie geläufig ist, so ist el mir möglich, auch das halbe Wort zu verstehen. Ich beharre u. s. w.

Ft. A. Wolf.

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Snhalt des fiebenten Stücks. I. Die Idee der Gerechtigkeit als Princip einer Ger fesgebung betrachtet. II. Dante's Hölle. Fortsehung. III. Unterhaltungen deut fcher Ausgewanderten, Fortfehung. IV. Die Dichtkunst. V. Der Dorfkirchh of. VI. Lethe. VII. Saladin und der Sklave. Musik zu: Weihe der Schönheit und Säns gerlohn und die Dichtkunst.

Der erste Auffah entwickelt mit vielem Scharfs finn die Idee der Gerechtigkeit und giebt den Ges fichtspunkt an, aus welchem die platonische Repu blik in so ferne fie ein Ideal der Gesetzgebung aufs stellen soll zu beurtheilen sei. Der gedankenreichhe und genau zergliedernde Auffah leidet nicht wohl einen Auszug eine merkwürdige Stelle in welcher der Verfasser den Unterschied zwischen dem Gange der Untersuchungen, die Kant bei moralischen Gegenständen einschlägt und dem, welche Plato bes folgt der sich aus seiner kritischen Untersuchung ergiebt auch auf eine für jeden Leser deutliche und interessante Weise ins Licht stellt, wollen wir hier doch anführen.

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Auf dem Weg der Deutlichkeit führen_uns Plato und alle ältere Philosophen nur zur Klug heit und zum Begriff der Gerechtigkeit; die Mos ralität lehren sie nur, durch ihr moralisches Gefühl geleitet, und der Idee der Gerechtigkeit nähern_fie sich nur, in so ferne sie nicht das Glück einzelner Menschen, sondern einer gesellschaftlichen Verbin dung von Menschen zu begründen suchen. In dies fem Siege der moralischen Natur des Menschen

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über seine theoretischen Kenntnisse, liegt aber auch der Reiz, den die Schriften der alten Classiker vor Kant voraus haben. So wie die Mittagssonne zu une fern Geschäften am besten leuchtet, und uns auf allen Wegen die größte Sicherheit gewährt, aber selbst kein angenehmer Gegenstand für unser Auge ist; die Morgenröthe aber uns das entzückendste Bergnügen gewährt ohne so viel Nußen zu stiften; eben so ist auch Kants Philofophie eine sichere. Leis terin in den wichtigsten Angelegenheiten der Mensche heit, ermüdet aber, an sich betrachtet, unsein Geist sehr bald, dahingegen die Philosophie der alten Classiker bei diesen wichtigen Gegenständen uns bloß einen dunkeln Schimmer, dafür aber um so mehr Unterhaltung für unsern Geist und die süße Hoffnung der gänzlichen Erleuchtung verfchaft. Kants Philosophie muß so lange verkannt, ja sor gar verschmähet werden, bis der Wahn verschwin det, daß die Philosophie selbst eine Beschäftigung für uns, und nicht bloße Gesetzgebung für unsre Handlungen seyn müsse.

Unter den Gedichten (IV-VII) ragt die
Dichtkunst sehr hervor. Ein paar der schönsten
Strophen wenden wir nächstens zum Motto an:
Doch feßen wir gerne die lezte Ermahnung an die
Dichter hier her:

O Dichter lehrt die Menge,
Berachtend Groll und Hohn,.
Durch süßen Ammenton
Begeisterter Gefänge!

Bald flieht von Herz und Ohr

Des Ungefühles Nebel;

Der hoh' und niedre Pöbel

Vernimmt, und staunt empor.

Diesem schönen Liede und den beiden Liedern aus dem fünften Stück der Horen, We the der Schönheit und Sängerlohn, sind hier Com positionen von Reichardt beigefügt. Dichter und Componist gehen darinnen freundlich Hand in Hand.

Sängerlohn ist in der eignen Manier des Com ponisten, in welcher er vor mehreren Jahren seine kleine Sammlung: frohe Lieder für deutsche Männer herausgab, und nach welcher die ganze Melodie aus einem Unisono besteht, der keine weitere harmonische Begleitung zuläßt; sie steht hier auch im Baßschlüssel. Damals wurde dem Componisten nicht ohne Grund der Einwurf gemacht, daß diese Manier schwerlich eine große Mannichfaltig keit in den Melodien gestatten würde und man fand in der kleinen Sammlung schon den Beweis, für dieses Urtheil. Diese Melodie würde auch ne ben jenen weniger auf den Einwurf geführt haben; indeß hat sich der Componist auch einen Umfang von zwei Oktaven erlaubt die eben nicht viele Baßstimmen haben.

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Traurig ist es daß der deutsche Sänger der Wahrheit seinem Chor in den Mund legen darf:: Das waren Griechen! Wir Deutschen siechen]

Am Neid! am Neid!

Gehaßt wird neue Trefflichkeit!

Inhalt des achten Stücks. I, 3ufäll ge Ergießungen eines einsamen Denkers, in Briefen an vertraute Freunde. II. Ilgo Lino und Ruggieri.. Fortsehung von Dans tes Hölle. III. Ueber die Idee der Alten vom Schicksal. IV. lleber griechische, and gothische Baukunst.

Wer erkennt nicht in dem ersten Aufsaße den Mann der neuesten Offenbarungen? und bes dauert nicht so viel Wahrheit in einzelnen Gedanken in ein so widerliches mystisches Gewebe verflochten zu finden? so viel schöne kräftige Sprache dem Dienste der fonderbarsten geistigen Buhlerei nach allen Seiten hin gewidmet zu sehen? Der Ein druck der dem Anzeiger von diesem Auffage wurde, war ganz der, den er von dem sonderbaren Aders: bacher Gebürg' in Böhmen empfing, wo hohe Fel

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sen von Sandstein in verworrenen Gruppen und einzelnen Felsstücken, großentheils als umgekehrte Kegel auf den Epißen stehen und ehrwürdige Massen bald die Gestalt eines Mönchs bald eines alten Weibes annehmen. Ein lieblicher klarer Bach durchschlängelt diese genialisch verrückte Natur, ihm zu folgen muß man aber oft in dem Bache seibst waten. Überwindet man indeß die Wasserscheue, so gelangt man auf einen lieblich umschloßnen Ras senplag, hold umwachsen von Bäumen und Sträu chern. Wie es ihm da an heißen Mittage, nach einem Gange durch all die Verworrenheiten wohl ward, so auch hier, nachdem er, von des armen, armseligen Ludwigs entblößtem Haupte aus und dem Glanze, der sich auf seiner Stirne unerwartet fehen ließ, nachdem die goldne Königskrone weggenommen war, durch dessen prophetische Repra sentanten Lear und Ödipus, durch Kleuters Glaubenstheorie und klugen Zolleranz und Intol leranz durch die Quelle der Duldung Ruhe und des Muths unsers eben so feinen als guten Ver fassers durchgewatet war und an die köstliche Stelle gelangte, wo der V. sagt: »Das Gute und Wah: re in jeder Verwandlung, welche sie auf Erden leis den, zu erkennen, und keine diefer Um und Einbildungen für das wesentliche Wahre, und das wesentliche Gute selbst zu halten, `weder zu glau ben, daß sie gegenwärtig hier oder da leißhaftig vorhanden sind, noch zu hoffen, daß sie je auf dieser Welt leibhaftig da seyn werden; je aufhören werden Geist zu seyn, nie lauter Fleisch und Bein, das jeder greifen kann, um durch und durch Buchstabe zu werden: diese Weisheit und diesen Verstand O daß wir einmal alle davon erfüllt seyn möchten! Aufmerksam auf den Geist jeder Zeit, würden wir dann ohne Erbitterung, die Zeiten nur mit jenem Geiste der Wahrheit und des Lebens zu vergleichen trachten, der in die Zeiten verhüllt, unwiderstehlich, die Zei ten regiert..

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