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Prüfung nicht aushalten. Und was S. 137. leise berührt ist, findet bei sehr Wenigen Gehör. sind also die Fragen übrig: was für Verschiedenheiten liegen in den vereinten Gefängen der Ilias unter einander; und ebenso in der Odyssee? Welches sind die innern Spuren, die den Schluß erzwingen, beide Werke waren Anfangs nicht auf den Plan großer Werke angelegt; fo wenig als eine Trilogie von Schauspielen zu Einer Tragödie? Was ist es ferner, warum wir nicht länger annehmen können, daß beide Werke von Einem Verfasser feien?

Ich darf Ihnen nicht erst sagen, daß dieß Fragen sind, die auch ganz unabhängig von Rhapsoden-Sitte und Geschichte der Bü. cherschreibung müssen entschieden werden. Sie find völlig von eben der Art wie die: ob ein Platonischer Dialog, ob eine Rede des Demosthe nes oder Lyfias ächt d. h. desjenigen sei, dem fie von alten Zeiten her beigelegt zugeschrieben werden. Kurz, wir müssen suchen ebendasselbe am Homer zu thun, was Dionys von Halikarnaß an den Rednern that.

Dieserlei Untersuchungen ist der gegenwärtige Zeitlauf nicht sehr günstig. Hin und wieder geht man ordentlich geflissentlich darauf aus, in Ge schichte und Allem, was dazu gehört (ich denke,

selbst die Grammatik der alten Eprachen gehört dazu) die Grenzen des Falschen, des Wahrschein lichen und des Wahren oder Ausgemachten zu verrücken und zu verdunkeln. Wie es scheint, wird iegt die Philologie eine sophistische Wissenschaft, fie, die sonst andern, wenn alle Stricke rissen, aus der Sophistik heraushalf. Bald wird man Wo und nirgends ist es leichter

möglichden Leuten draussen die Kritik, die historische wie die grammatische und rhetorische, als ein Gewebe von eitel Spisfindigkeiten, als eine gelehrte Chiromantic verra, then; und, um sich nicht den Mitarbeitenden bloss zustellen, scheint man lieber die ganze Art von Arbeit, die ganze Kunst Preis zu geben. hatten Viele gelauert.

Darauf

Doch ich vergesse beinahe den Wunsch, der mich iezt gerade zu einem so langen Briefe ane reizte.

Die Untersuchung über den Homer ist nun eins mal in einer schiefen verzerrten Gestalt in die Lese= welt gebracht worden. Ich weiß noch nicht, wann ich an den Auszug kommen kann. Unterdessen dürfte leicht die Weltkunde, ich meine die, die gern auf den Klosianismus schilt, um etwas viel schlimmeres zu thun, als der unkluge Klos thun konnte, an einer Schrift, der mühsamsten die ich je unternahm, ihre Kurzweile treiben, Möch

ten Sie daher doch, wenn Sie etwa eine Anzeige des Buches machen, die Sache in ihren Haupt. Momenten und mit den Haupt- Gründen ganz einfach und bestimmt darlegen! Möchten Sie mich und Andere zugleich des Vergnügens theilhaft machen, aus Ihren Bemerkungen, sie mögen für oder wider seyn, viel, recht viel zu lernen! Die Beschäftigung mit der Erklärung Homers, von der Sie mir unlängst schrieben, muß Ihren Beobach: tungsgeist oft auf meine ehemaligen Zweifel ges führt, und solche verzeihlicher als damals gemacht haben. Vielleicht haben Sie nach der Zeit selbst eine genauere eigentliche Recherche darüber ange stellt. Wiewohl, Ihre neuern Schriften lassen mich fast vermuthen, daß Sie mehrere Gründe für die herrschende Vorstellungsart gefunden haben. Und dies macht mich in der That noch lehrbegieriger. Ich bin so offen, Ihnen dieß zu sagen. Ich setze noch hinzu, daß ich auf dergleichen Stellen Ihrer Schriften mehrmals Rücksicht genommen, und sie ein paarmal wol mit Ihren eigenen Worten in meine Meinung zu ziehen gesucht habe. Nur die Citate sind vermieden.

Es mag einerlei Zudringlichkeit scheinen, Ih re itige Prüfung durch das Vorurtheil Ihres ei genen Ansehens zu erschweren, und Ihre Beistim mung durch Briefe zu gewinnen. Indessen jenes

Fehlers mache ich mich, aus Liebe zur Untersus chung, gern schuldig. Sein Sie heilig versichert, daß ich nie mit Jemanden, der die Sache unter den Augen hat, streiten werde. Blos mit Grün: den möchte ich es, in eben dem Tone, den ich in den Prolegg. mit allen Homerischen Litteratoren angestimmt habe; über den sich sicher keiner beschwe= ren wird. Gründe gegen Gründe, ohne alle Autoritäten und Namen, geben einen Kampf, der unserer besten Anstrengung werth ist, und der durch die Abwesenheit von Zuschauern desto interessanter wird, ganz wie das trauliche Gespräch unter Freunden.

Am Ende ist freilich an der Art solcher Unter: suchungen und an der Übung unserer Kräfte mehr gelegen, als an dem kurzen Resultate. Allein hier ist doch das Resultat von größerm Einfluß, als der erste Blick gibt. Bis auf die der gebilde ten Prose zur Seite tretende Dicht kunst hängt, däucht mir, in der griechischen Litteratur Vieles von der gründlichen Beantwortung jener Probleme ab; selbst die richtige Beurtheilung der Anlage der frühesten Prosa - Werke hängt davon ab, z. E. im Herodot. Ich will nicht erwähnen, (es wäre aux sis Advas,) wie anziehend es ist, in dem Zeitalter der aufdámmernden schönen grie chischen Cultur nach den Grundstücken eines Denk

mals zu, graben, über die bereits zu Dionys und Horaz Zeiten Gras gewachsen war, wie nur immer über das septum undique vepribus et dumetis sepulcrum, das der homo Arpinas den forg losen Syrakusiern zeigta.

Noch wünschte ich, gelegentlich einem und dem andern Misverständnisse vorgebeugt zu sehen, die ich bei einigen der vorzüglichsten Leser des Buches bemerkt habe. Man hat hie und da hins ein gelesen, ich suchte zur Composition dec Homerischen Gefänge einen einzelnen Mann, eis nen der uns Ilias und Odyssee gleichsam ge: schaffen hatte; ich schiene den Lykurg, der Colony, w. dazu ausgreifen zu wollen. Dieß verstehe ich nicht so rechts weiß wenigstens nicht, wodurch ich zu der Meinung Anlaß könnte gege= ben haben. Gleichwohl soll es als Jrthum in der oben gedachten Schrift mit schonender Freundlich. keit angezeigt scheinen.

Wenige Leser des Homer scheinen ganz gefühlt zu haben, wie gleich und ununterbrochen der Fas den der Begebenheiten und Handlungen in beiden Werken hält. Sonst wäre Niemand darüber in Zweifel, daß die Anordnung der Gesänge, zwei bis drei ausgenommen, einleuchtende Spuren einer absichtlichen Fortsehung, durch die ursprünglichen Sänger selbst, an sich trage. Ebendieß ha

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