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Dieses feinbeobachtete Sehen der Menschenstimme in den Lüften erinnert gar angenehm an des be rühmten Münchhausens überschwenglichen Enthus fiasm für einen Triller den er einst in einer Oper zu Neapel von der auch hier so oft gepriesenen Gabrieli hörte er eilte nach der Oper aufs Thea ter, warf sich ihr zu Füßen, 'bot ihr tausend Dukaten für die Ueberlassung eines einzigen solchen Trillers: erhielt ihn, that ihn in Spiritus und hob ihn sein Lebelang auf.

Die Prozession wird gar feierlich dargestellt und der B. beschließt die üppige Beschreibung mit den empörenden Worten: »Unter der feyerlichen Musik der Klarinetten und Hörner, Trompeten und Pauken, und dem Donnerschall des Gewehrs mur: melte, wie das Brausen der Meeresfluth zwischen Felsen, immer: »>Gegrüßet senst du Maria! und heilige Mutter Gottes bitte für uns!«< mit inbrün: stigen Schlägen an die Brust, von allem Volke. Der Himmel schien sich aufzuthun und ein seltener Glanz von ihm herab zu leuchten. Hehr und heilig und friedlich stand die Gegend, als sie zum Tempel hineinzogen.« In der Kirche muß eine Symphonie unsers braven Hayden den Gößendienst noch beleben helfen.

Alle wurden dann im Kloster köstlich bewirthet. Selbst die Familie Hohenthal, die es doch durch Hrn. Lockmann ausdrücklich hatte bestellen lassen, daß sie noch vor Tische wieder zurückkehren wollte, mußte da bleiben. Lockmann kam mit Hildegard und der schönen Elsasserin an die Haupttafel zu fizen und erlebt da die Freude in einem Gespräche mit dem alten Kapuziner zu erfahren, daß Hildes gard ganz vortreflich italiänisch spricht.

»Wie sich die Weiber selten einander etwas der Art gönnen, und auch die besten und wirklich Keuschen eifersüchtig sind,« so hatte Hildegard auch schon die schöne Elsasserin ins Auge gefaßt die ins deß für unsern wohlausgelernten Kapellmeister nuc »ein bloßes neues Augen, höchstens leichtes Sin

wenspiel der warmen Jahreszeit« war. Bei Tische geht es dann wieder sehr ausführlich über Italien und Kirchenfeste und auch über einzelne Werke der bildenden Künste her. Der Kapuziner übt seine Beredsamkeit auch an den reichen Klöstern in Ita lien und an dem hohen Wohlleben in denselben. Bei Tische angelt auch die Aebtissin nach unserin Helden und beschenkt ihn am Ende. Bei einen Spaziergange nach Tische gibt Hildegard ihrem Berzückten den Arm, unten an der Treppe merke er, daß er sein Rohr vergessen hat, eilt zürüď nach dem Saal, findet die schöne Elsasserin allein »küßt ihre füßen zarten Lippen: o es war erquis ckendes Labsal für den Brand, den Hildegard in ihm erregte! und noch ein Kuß, wo er ihre schmach, tende Unterlippe an seine feuchte Zunge schlürfte: Zähren glänzten über das Wonnelicht ihrer Augen, und die jungen Brüste wallten hoch in sein Wesen. Der zweite Kuß hielt an; er mußte fort. Den dritten gab das reizende Mädchen, als Nonne, die nicht lange spröde thun und sich verbergen darf, ihm selbst, glühte über und über und sagte dann, ach, ich Unglückliche.«<

Meine ehrbaren Lefer mögen mir verzeihen, daß ich ihnen dies faubre Bild, so ganz wie es da steht, vor Augen stellte: es charakterisirt zu sehr den Geist und den Geschmack des Verfassers als daß ichs übergehen konnte, wenn ich meinen Zwed erreichen wollte das gemeine Kunstwerk in das ihm zukommende verächtliche Licht zu stellen. Die lockere Philofophie des V. vollendet die Eudelei ganz würdig: Lockmann, der die Treppe hinunter. stolpert, unten seine Schöne für alle Jahrzeiten findet, fängt wieder an zu denken: »Du hast mit einem seligen Augenblick die Langeweile ihres Zu standes beseelt, was ist es weiter!« der Held selbst ward »wie erfrischt und gestärkt, lebendiger, fröhlicher und heitrer « In der Heldin zeigt sich auch bei dieser Gelegenheit wieder die Gleichgeborne, Gleicherzogne; fie bemerkt wohl an seinem vers

wirrten Blick und an den röthern Lippen was vot gegangen fen, ist dadurch aber so wenig beleidigt, daß sie drauf besteht daß unser Held_selbstfünfter mit in ihren Wagen einfißen muß. Die Aebtissin empfal beim Abschiednehmen »noch einmal sich und ihre Kirche dem schönen jungen wohlgebauten Lock: mann.c Auf dem Wege führt unser edles Paar gegen Bruder und Hofmeister die Vertheidigung der wunderthätigen Bilder. Das Männlein be hauptet schlüßlich: »selbst die größten Philosophen sehen alles in der Natur als nothwendige Erscheis nungen an und die Thoren verzweifeln endlich an ihrem eignen freien Willen;« und das Fräulein: da so viele Mädchen an keinen Mann kommen können; warum wollte man zwanzig oder dreyßig alten Jungfern ein wenig Freiheit übel nehmen, die sie sich erlauben, eine bequeme Pflegestätte zu haben? Selbst die Gegner werden darüber einig, daß man »als gemeinschaftliche Hülfsquellen, und nicht zu zahlreich beseßt, immer ein paar Klöster auf einige Meilen in der Runde dulden könnte.<< Ein glücklicher Stoß des Wagens warf die milde Schöne, die eben behauptet hatte »daß man überall nie zu streng seyn dürfe,« fast in Lockmanns Arme; ihre Knie berührten die feinigen und ihre rechte Hand kam gerade flach mit dem zartesten Sinn des Gefühls auf seine gewölbte breite warme Bruft« u. f. w.

Bei der Heimkunft rekapitulirt der gierige Held noch das Glück des Tages, wobei »die drey Küsse, recht schmackhaft, frisch und voll« nicht vers geffen werden, »er fühlt sich noch mit der blühens den Weiblichkeit verschlungen und verdoppelt, « u. f. w.

Den folgenden Tag ist man mit dem Helden wieder im Schloßgarten in derselben Gesellschaft, in der wir ihn zum ersten Mahl dort erblickten und da gehts wieder eben so über Konzerte und Konzertmusik her, wie ehmals über Menschenstims men und Singekunst. Hildegard, »> die immer mehr

des

des Fürsten Gunft gewann « sprach diesmal Kluger Weise weniger mit Lockmann als das erste Mahl. Statt ihrer aber gesellte sich besonders die Frau von Kupfer zu ihm, welche ihn mit ihrem Gemahl dem Oberjägermeister bekannt machte. Diesem mußte er Duetten für Waldhörner versprechen; wofür er frene Jagd und ein vortrefliches Gewehr da, zu bekommen sollte.« Vermuthlich eine feine Anspielung auf das was da kommen soll: denn nach der An. lage der Charaktere müßt es schlecht ausfallen, wenn unser Held, der sich o gut auf Husarenraub geschwind erhaschen genießen und vergessen « steht, sich nicht überall durchschwadroniren sollte.

ver.

Den folgenden Tag gleich nach dem Frühstück war Lockmann wieder bei Hildegarden und nun kommt die Oper dran, mit allem was dazu ges hört. Davon jest nichts. Nach einer dreißig Seiten langen Vorlesung hebt Sang und Klang an. Jomelli's Armida die schon vorher ganz widerfinnig beschwagt wurde, wird durchgesungen. So hatte unser Held seine Schöne noch gar nicht ge= hört. »Sie konnte die Scene auswendig und spielte fie als ob sie auf dem Theater wäre, mit einer Leichtigkeit, Feinheit, mit solcher Leidenschaft, so starkem Ausdruck, ganz die wollüstige verführerische junge reizende Zauberin in ihrem nachlässigen Mor genanzuge u. f. w. daß er gar nicht mehr wußte, wo er war, ob in Neapel bei der Gabrieli, oder in einem Zauberrevier bei der Todi u. s. w. Das Mädchen wird ganz » ausgelassen, während der Action öfnete sich bei der heftigen Bewegung das Gewand: und beide Brüste blickten hervor in herber jungfräulicher Ründlichkeit, zart und schwanenweiß. da es zu Tische geht faßte sie ihn heiter und huldreich am Arm; und er sagt, »mit kühnem Blick in ihre Seele: als Armida wird Ihnen keine Sängerin auf der Erde den Rang streitig machen; als solche können Sie auftreten wo Sie wollen. «< Kann man fich für den Augenblick wohl wieder etwas Plume peres denken?

Deutschl. is St

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Nach Tische, geht es wieder an eine Liste von Armiden. Von Gluck, von Sacchini, Traetta, Salieri, Haydn davon künftig.

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Beitn Weggehn schleicht er sich Abends in den Garten; sie kommt bald sich zu baden; » schon im Vorbeirauschen streifte sie sich das leichte Gewand ab; der Obertheil des Leibes war entblößt, sie wollte fliehen, aber verwegne Leidenschaft ergrif sie und hielt sie feft; fie trieb ihn mit beiden verschränkten Armen auf seine Brust mit aller Gewalt von sich: Lockmann, Lockmann, Würdiger, Vortreflicher! nichts Laffenmäßiges!« heiß ich Sprache der Schaam, des Schreckens, oder auch nur des Zorns: denn Ihre Augen blisten Gewitterzorn und der Donner des furchtbarsten Einschlagens rollte vor seinen Ohren. Er mußte fie Loslassen; doch hatt' er ihr einige Küsse auf Mund und Wangen gedrückt. « Kaum war das Gewand » noch immer offen nur wieder über die Schultern gezogen: so faßte sie seine Rechte mit ihrer Rechten, hielt sie warm und herzlich, und sprach » Freunds schaft, wahre ächte Freundschaft bei dem Wechsel des Glücks, diese sollen Sie von mir haben; und Trau lichkeit, wenn Sie sich ihrer werth machen, wie ich hoffe und wünsche; aber nichts weiter. Befürch ten Sie jedoch nicht, daß ich einem Andern so bald zu Theil werde. Die hundische Liebe, wenn ich das edle Wort mißbrauchen darf, hat wie eine Pest die ganze neuere Welt angesteckt, hemmt die schönsten Thaten, und erdrückt den Adlerflug himmlischer Gei ster. Wohl mir, wenn ich den deinigen, wahrhaft schöner junger Mann, davon retten kann! Zage nicht; der Lohn für diese Anstrengung wird allen, bald schalen, wie selbst die Ninons und die neuern Gedichte und Romane zeigen, welche ich kenne, gewöhnlichen Genuß übertreffen. Eine immer reine edle Jungfrau als Freundinn am Herzen kannst du noch einen schönen Strich durch durch das Leben machen, und mit erhabnen Melodien und Harmonien die Sterblichen bezaubern.

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