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uns lang angestaunte Lehren dem Christenthume zurückgegeben b). Sicher ist manches Fragment vom Glauben der Nordvölker in jenen Gefängen übrig, denn noch waren ihre Meinungen bekannt, und gern spottete der Dichter über die Lehren der Heiden; zu sehr entsprechen mehrere Erzählungen dem allgemeinen Gange der Religion, um zu glauben, daß diese Einsicht in die Werkstatt der Natur, sich im Besih eines unwissenden Isländers befunden hätte c): aber es ist uns unmöglich das Wahre vom Falschen zu trennen, und so müssen wir auch auf die wenige Ausbeute Verzicht thun, welche wir hoffen konnten. Was bleibt nun übrig, wenn die Quelle versiegt, welche uns reichlich versorgte? Sparsam sind unsere Nachrichten, gering der Gewinn, fast allen müssen wir den Deutschen danken. Zuerst wollen wir die Nachrichten der Schriftsteller, die bis zu uns gekomwen sind, nach der Zeitfolge betrachten, und alsdann das Resultat aus allen diesen verschiedenen Werken

b) Becker Erholungen 1797. B. 2. p. 86≤ 124. wo diese Bemerkungen nicht gesucht werden, und viele ihnen das Plätzchen misgönnen.

e) Allg. Litt. Aug. 1801. N. 123. p. 1185.n. *) wo ein Beleg dazu gegeben ist. Wir werden unten noch sehen, daß einige Gründe Adelungs nicht ganz wirksam seyn möchten. Ob nicht noch etwas gewonnen werden könnte, und wie dabey gearbeitet werden müßs te, darüber kann sich hier der Verfasser nicht erklären.

kürzlich, aber vollständig herausziehen d). Aus den Römern und Griechen können wir nichts schöpfen, fie kannten unsern Nord nicht. Vom Ausfluß des Rheins bis zum kaspischen See war eine Küste, deren Gestalt und Umfang sie nie gekannt haben, woran entlang fie deshalb nach Gutdünken den Völkern Wohnsite anweisen konnten, die ein neues Gerücht ihnen bekannt machte, und vor welcher die Inseln ihre Stelle fanden; aber sie gestehen uns diese Unwiffenheit nicht, sondern brüsten sich mit der Kennt niß der wahren Beschaffenheit dieser Gegenden. An dieser Küste, und darüber hinaus, lag ihr Fabelland; was Wunder, wenn die seltsamsten Nachrichten bavon erscheinen!..

1) Prokopius

von Cåfarea, in der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts, macht hier den Uebergang von der alten Zeit zur neuen. Seine geographische Kenntniß des Nords ist um nichts heller als bey den ältern römischen

d) Was ich finden konnte, habe ich getreulich gegeben, aber vollständig mag ben weitem die Reihe noch nicht seyn; der Mangel einer großen Bibliothek verhinderte die Vollständigkeit. Gern hätte ich einige Nachrichten weggelaffen, die den Norden gar nichts angehen; aber durfte ich es wagen, ohne den Vorwurf zu befürchten, ich hätte sie beseitigen wollen?

und griechischen Schriftstellern, und durch die Menge von barbarischen Völkern, welche über den Rhein, und die Donau vordrangen, und deren Stammfige in einen kleinen Raum zusammengedrängt werden mußten, war das Bild des nördlichen Europa nur noch verwirrter, dunkler und widersprechender gewor den. Die äußerste Jufel des Oceans, Thule, ist noch das Fabelland der griechischen Römer e).

»Thule ist eine große Jufel, zehnmal übertrifft „fie Britannien, von welcher mitternachtwärts eine weite Entfernuug fie trennt. Ein beträchtlicher

Theil der Insel liegt ohne Cultur in öder Brache; win die bewohnten Gegenden haben sich 13 Nationen »getheilt, jede mit einem eigenen König. Eine wun„dersame Begebenheit erneuert sich hier jährlich: zur Sommerszeit, wenn wir Tag und Nachtgleiche »haben, birgt sich die Sonne 40 Tage lang niemals »unter die Erde, sondern strahlt mit immerwähren„dem Glanze; sechs Monat spåter, nach dem kürzeøsten Tage, ist sie während eines eben so großen »Zeitraums in keinem Theile der Insel sichtbar; dasher bedeckt denn eine tiefe Nacht die Völker, und „diese stygischen Schatten verstatten unter ihnen ❤keinen menschlichen Wandel f). Mir war es nicht,

e) Bey de Groot Hiftoria Gothorum, Vandalorum. Amft. 1655. 8. p. 260. ff.

f) Tacitus scheint schon von dieser Begebenheit gehört,

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„so sehr ich es wünschte, beschieden, die Inseln selbst zu betreten und mit meinen Augen solches anzustaunen, aber ich erkundigte mich bey denen, welche „von daher zu uns kamen, nach der dortigen Gestalt

der Dinge. Wenn jene lange Finsterniß die Erde „überschattet, zählen die Thuliten den Wechsel des „Tages nach dem Laufe des alsdenn sichtbaren Mon„des. Sind 35 Tage in ununterbrochener Finsterniß verflossen, so werden, nach altem Brauch, Kund„schafter auf die erhabensten Spißen der Gebirge ge„schickt; erblicken diese von den Höhen die Sonne, "so verkünden sie den unten Gebliebenen: binnen „fünf Tagen werde das Sonnengespann erscheinen. „Dann begehen jene, erfreut über solche Bothschaft, und obgleich im Dunkeln, festliche Gelage, wie sie „denn nichts höher als diese Tage feyern, weil, wie „ich glaube, die Bewohner der Insel bey diesem Uebel, „wiewohl jährlich wiederkommend, fürchten, die

aber sie nicht geglaubt zu haben. Germ. 45. Obers
halb den Suionen ist abermals ein Meer, tråg und,
,,beynah unbeweglich; daß der Erdkreis damit umges
,,ben und beschloffen werde, glaubt man daher, weil
,,die lehten Strahlen der untersinkenden Sonne bis
zum Wiederaufgang so hell glänzen, daß sie die
„Sterne verdunkeln. Der Glaube dichtet hinzu, man
höre ihr Geräusch, sehe der Rosse Gestalten und des
„Antlikes Strahlen. So weit geht die Sage; wahr '
ist nur das Natürliche." Siehe jedoch Schldzer
allgemeine nordische Geschichte p. 139. n. q..

„Sonne möchte einmal vergessen zurückzukehren. »Unter allen, Thule bewohnenden, Völkern führen ,,die Scritifinnen ein Leben, nicht unähnlich - dem Wilde. Die Gewohnheiten der „übrigen sind nicht sehr von denen anderer Menschen „verschieden. Sie verehren Himmel-, Lufts, „Erd- und Wasser-Götter, und Wesen, welche die Quellen bewohnen und die „Flüsse. ... Hå ufig ver fö h nen sie diese und bringen ihnen Opfer. Der erste Gefan

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gene des Kriegs ist das vornehmste, „dieß bringen sie dem Mars, ihrem höch

ften Gott. Sie halten es eben so für "Recht mit dem Meffer den Hals des zum »Opfer Geweihten zu zerschneiden, als

ihn an Galgen aufzuknüpfen, in As„gründe zu werfen, oder auf andere Art „zu tödten.“ Schade nur, daß wir von Thule nichts wissen, wie auch Prokop nichts davon wußte. Schade, daß sein Thule gleich hinter dem schwarzen und kaspischen Meer vom Ausfluß der Elbe bis nach Indien hingesezt werden kann, wo man nach Norden den besten Plaß findet; daß sich so leicht die Ers zählungen von den Bewohnern des römisch - griechis schen Grånz - Landes, auf die dahinter liegenden entferntern Völker ausdehnen lassen, welches wegen des, nach römischer Geographie, oft nicht beträchtlichen

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