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So sieht es mit allen Gottheiten aus, die man dem Deutschen von Cåsar bis Münchhausen aufbürdet. Keine einzige ist erwiesen; keine läßt sich erweisen. Sonne, Mond, Feuer, Erde und die Frmenfåule find unter den angeführten die einzigen, welche auf Verehrung Anspruch machen, den Schwall der übrigen kannte Germanien nicht x).

Die Religion des Dentschen war also die aller rohen Nationen

Fetischismus.

Höher stieg im eigentlichen Deutschland die Ausbildung der Religion/ nicht; von den Gränzbewohnern ahmte dieser und

x) Zur Behauptung diefes Sahes wird es wohl nicht nde thig seyn, den Ungrund der Anbetung aller der Götter zu zeigen, die irgend ein müßiger Schriftsteller erfann; der Unsinn würde zu sehr geehrt seyn, wenn man ihn widerlegen wollte. Daher sind auch hier der Hammon, der Mond von Lüneburg, und so manche andere ganz vergessen worden. Ward doch selbst ein verstüms meltes Jesus Bild bey dem Rudbekianisirenden traus menden Weftphalen (praef. t. IV. Mon. Cimbr. p. 226.) zu einem Gott gemacht, den man Giedt taufte, und dessen abgeschlagenen Glieder auf das abfurdeste hergestellt wurden. Weftphalen scheint auch ganz dars auf ausgegangen zu seyn, etwas Schlechtes zu schreis ben, um den Kråmer für Mangel zu bewahren. Wenn man sehen will, was eine kranke Einbildungskraft alles schaffen kann, so werden die 8 Kupfertafeln deutscher Götter eine merkwürdigere Erscheinung seyn. Sie übertreffen alle Vorstellung, welche man sich von einer folchen buat an einander gereihten Kuckkasten - Gallérie machen kann. Von folchen Erbårmlichkeiten kein Wort weiter; es ward doch einmal als Mythologie der Deuts schen angesehen!

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jener fremden Gottesdienst nach. Daß nach so vielen Jahrhunderten und der vergrößerten Cultur viele Nationen keinen weitern Schritt vorwärts thaten, und eigene Götterfiguren bildeten, das sind wir den Römern schuldig, die, vor der Zeit, ihre ausgebildete Religion dem Fetischdiener zeigten; und so machten die Deutschen wirklich einen großen Sprung, das ́ allmählige Würken vieler langen Jahrhunderte ward nun unnüß, wie kamen über viele Stufen weg gleich auf den Punkt, den wir, ifolirt, ohne die Bekanntschaft mit Rom, erst nach langen Kämpfen hätten ersteigen können.` ̧ Mehr noch als dieß alles that für den größten Theil von Deutschland die so schnell von Asien aus sich verbreitende Christus-Religion. Welch ein Abstand vollends zwischen ihren Lehren und dem Glauben eines Fetischdieners! Und so hat Deutschland sich zur Verehrung eines alleinigen Gottes ers hoben, ohne die Perioden zwischen dem Fetischismus ünd dieser erhabenen Lehre gekannt zu haben y). Der Fetischismus hatte sich in der letzten Zeit dés unbezwungenen Deutschlands schon so weit gehoben, daß ès Mark- und vielleicht auch Provinzial-Fetische gab, die am öftersten aus einer großen Eiche oder den · Ueberresten derselben bestehen mochten. Die erste

9) Gerade wie es noch täglich mit den Wilden der Fall -ift, (die vielleicht kaum einmal National - Fetische kennen, welche von den Missionarien bekehrt werden.

Verehrung der Deutschen, die Allrumen, hatten sich in den Hütten erhalten, aber die Markrunen finden wir nicht mehr. Schamanen-Künfte hatten sich gebildet, aber eine eigne Gilde von Jongleurs gab es noch nicht; jede bejahrte Matrone mochte sich berechtigt fühlen, den Ausspruch der Gottheit zu empfangen z). Die drey Götter Schwedens find höchstens nur in Küstenländern verehrt worden, weiter drang ihr Dienst nicht herab.

Von Gallien aus kam mit der christlichen Relis gion mancher Aberglaube nach Deutschland, den man vorher daselbst nicht kannte; oder der doch dadurch fehr große Veränderung und Ausbildung litt a). Die Opfer waren Thiere, und gewiß schon über die erste Periode hinaus, wo nur die ungenießbaren Theile der Gottheit geweiht werden.

Mehr läßt sich schwerlich von der Religion unferer Våter entdecken.

*) Wie es bey den Itälmens zum Theil noch der Fall ist, obgleich es bey ihnen schon Schamane giebt, die mit ihrer Kunst ein Gewerbe treiben. S. Steller Beschreibung von Kamtschatka.

a) Das war der Fall mit der jährlichen Versammlung der Hexen, (worüber der Verfaffer künftig befriedis gende Aufschlüsse zu geben hofft,) mit der Frau Holda, dem wilden Jäger, Sterke, welches alles im Grunde nur Theile eines und desselben Aberglaubens sind.

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Was wiffen wir

von dem

Glauben der Völker

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skandischen Nord?

er Rord freuete sich, in den uralten Skaldengefången der Edda, dem schönsten Denkmal, das die neidische Zeit ihm überliefert, eine so vollständige Darstellung der Religionslehren seiner Ahnherrn auf die Nachwelt gebracht zu sehen, als kaum ein an- · deres Volk aufzeigen konnte. Der Ruhm dieser Ueberbleibsel verbreitete sich bald über die cultivirte Erde; aber keine Nation war sorgsamer Theil zu nehmen an dem Glanze, der aus Islands Manuskripten über die Vorwelt glorreich ausströmte, als die deutsche, und keine strebte eifersüchtiger einen Theil der Ehre auf sich mit hinüber zu ziehen als sie. Denn Deutsche

und Nordvölker waren ja Sprößlinge Eines Stammes, dieselben Gefilde Skythiens hatte beyde in alter Zeit friedlich ernährt; so mußten auch die Sitten und Gewohnheiten, sammt der Religion, ihnen gemeinsam feyn. Kein Werk über deutsche Mytho. logie erschien, dessen Bogen nicht reichlich mit Auszügen und Uebersetzungen der isländischen Sagen gefüllt gewesen wären. Zu zweifeln, ob ein Gebrauch dieser Art gemacht werden könue, schien damals Hochverrath am Vaterlande; zu zweifeln an der Brauchbarkeit, Aechtheit und dem Alter der Edden, würde Verrücktheit genannt seyn, und voll Mitleiden wären diese patriotischen Deutschen vorüber gegangen als vor einer starken, traurigen Erinnerung an die Verirrungen des menschlichen Geistes. Die Zeiten haben sich geändert, und der Vorfahren Gedanken und Ansichten sind von den Enkeln zurückgelaffen. Schon seit vielen Jahren hatte man sich überzeugt, daß von den Vorstellungen der Edda bey Exklärung deutscher Religion nicht die Rede seyn könne : aber man handelte nicht immer nach diesem Grundsahe. Nun zweifelt man auch an dem Nußen dieser Gesänge bey den Mythen des Nords, und die Jahrhunderte allgemeiner Anbetung der Werke isländischer Troubadours scheinen verflossen zu seyn! Zuleht hat Adelung dieser Sammlung den Heiligen - Glang genommen, die Greifes - Maske der Edda entrissen,

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