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Meinung fällt auch sogleich dahin, wenn die Ostera

nicht der Mond ist.

Noch weniger steht mit der Ostera das Osterfeuer in Verbindung. Dieß ist gleich dem Johannisfeuer b) ein Ueberbleibsel, daß hier einst die erste Nacht des Jahres begann. Ursprünglich feyerten die Deutschen wie (fast) alle Völker den Jähres - Anfang im Frühling, wahrscheinlich am ersten Mai; vielleicht war auch des Jahres Anfang verschieden. Als dem Süddeutschen die Heu- oder Kornårnte wichtiger wurde, ward er dahin verlegt; wenn er nicht etwa den Galen nachahmte. Die Franken bekamen in Gallien einen frühern Frühling, und daher bestimmten sie den Jahres-Anfang, zusammt der Volks-Versammlung, auf den ersten Mårz; was Pipin, der die Friesen sich unterworfen hatte, und aus den ungewiß tributairen Sachsen wohl bald eine Provinz zu machen hoffte, wieder auf den ersten May fest sezte. Aber nun kam durch den Abt Dionys son Monte Cassino und Beda die Rechnung nach der Geburt Christi in die Welt, die uns wieder zwey neue JahrsAnfänge gab: den 25. December nämlich, als den wirklichen Geburtstag, und den 25. März, als den Tag, wo Christus eigentlich zuerst ins Fleisch kam. Welche von beyden Rechnungen gesiegt habe, läßt

h) Anton Geschichte der teutschen Nation 1. p. 85:

fich nicht bestimmen, fie laufen beyde, gleich stark gebraucht, neben einander fort; (zum Theil bis ans Ende des 17. Jahrhunderts und långer) bis beyde der römische Kalender verdrångte.

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Pipins Anstalten vermochten nicht das Andenken des Jahres - Anfangs am ersten May zu erhalten; in der Kavalkade der Walpurgis Nacht ist noch eine Spur dieser Rechnung. Der Jahres-Anfang schwankte mun in Deutschland zwischen dem 25. März und Ostern. Auf dieses zwehte große Fest der allgemeinen Kirche hatten ein Theil der Franken, die Belgen und die Helvetier ihren Jahres-Anfang übergetragen. Wie oft kam er auch dem neuen Anfange (25. März) so nahe, daß man wohl beyde Feste vereinigen konnte. Hiezu kommt die Politik der ersten chriftlichen Miss fionarien und Priester, heidnische Feste und Gewohnheiten mit chriftlichen zu verknüpfen, heidnische Tem pel in christliche Kirchen umzuschaffen. Hieraus ist es erklärlich, wie das Neujahrsfest auf Ostern verlegt werden konnte. Ward es doch auch in Süddeutsch land mit dem Johannisfest verbunden, und wie gleich war damit der Gang der flavischen NeujahrsFeyerlichkeiten! ) Natürlich, daß auf das neue Fest die Feyerlichkeiten des alten übertragen wurden. Und darum lodern denn am Abend des ersten Ostertages

A

i) Anton Grundlinien der slav. Geschichte. 1, 70.

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ein schöner Anblick

von den Bergen des Harzes! Mit der Dammerung der Nacht beginnet das neue Jahr, weil der Deutsche gleiche. Sitte, mit den Völkern des Alterthums hatte, weil er der Urrechnung des ersten Menschengeschlechts treu blieb, und die Nacht bey ihm den Tag führte, was die Römer, erst seit Cåsar verlernt hatten. Daher wird man diese Göttinn hoffentlich nicht mehr in Deutschland sehen! k)

Ir men så ule.

Nicht leicht hat irgend eine germanische Gottheit solcher Ehre sich zu rühmen, selten ist so weit das Lob eines topischen Gottes erschollen, als der Ruhm der Jrmenfäule. Sie ist in allen Formaten beschrieben, und nicht blos in der Sprache der Enkel Thuiskons. Kein Buch der sächsischen Geschichte mag man aufschlagen, worin nicht der blinden Sassen Gößendienst, worin nicht Jrmin tönte oder des groFen Legionentödters Ehre. Keiner aller Götter hat `aber auch den armen Gelehrten solche Mühe verursacht, keiner solchen Schweiß und Gelehrsamkeit gekostet als dieser. Wo er stand, wie er aussah, ob er noch in Fragmenten vorhanden? alles, alles war

k) Die zum Theil neueste Abhandlung über die Ostera in der Bragur ist mir bekannt gewefen. Rücksicht konnte ich nicht darauf nehmen,

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fireitig. Da war der große Rennplaß von Vermus thungen, hier das Feld, wo jeder nach der Palme rang, und keiner fie erhielt. Jedes Jahrzehnd brachte eine neue Vermuthung hervor, und der Sieger sah fich immer besiegt. Auf dieser Bahn, gleich so vielen andern zu straucheln, wird sehr verzeihlich seyn.

In dem Kriege, welchen der König der Franken Karl gegen die Völker führte, die einst der Bund der Sassen mächtig verband, die aber jest in Gefolgeschaften aufgelöst, nicht mehr mit alter Stärke widerstanden, kam er 772 bis an das Kastel Ehresburg. Von hier drang er zum heiligen Hain, worin der Gott der Sachsen Irminsäule stand, und zerstörte Gott und Wald keinen Tempel, der wird hier vergebens gesucht innerhalb dreyer Tage, und raubte was heilige Einfalt dort aufgehäuft 7). Mehr fagen die Annalen nicht.

Die beste Nachricht von allen hat Ruodolf, Mönch von Fulda (starb 865.) m). „Unter freyem'

1) Die Stellen der Annalen sind aufgeführt in Grupen Observat. 10.

apud

m) Nach der Bearbeitung von Meginhart,,Historia de translatione s. Alexandri Wildeshusam." Scheidt Bibl. hist. Goetting. I. p. 6. ff, ,, Truncum quoque ligni non parvae magnitudinis in altum erectum sub divo colebant, patria eum lingua Irmensul adpellantes, quod latine dicitur universalis columna,

quasi sustinens omnia." Lange kannte. man diese Stelle; nur aus Adam von Bremen

Himmel: verehrten fie einen Baumstamm nicht ge= ringer Höhe, Himmel anwärts stehend; 'in våterlicher Sprache ward er Irmensul genannt, allgemeine Säule, gleichsam das Alltragend." Wenn man diese Stelle nur in dem Zusammenhange lesen kann, wie fie Adam von Bremen aufbewahrt hat; so weiß man natürlich nicht, was man zu der schrecklichen Vermischung vom rohen Gößendienst und reinen Fetis schism zu Karls Zeiten sagen soll; zu gleicher Zeit der abstrakte Merkur und laubreiche Bäume und Quellen. Man geråth in Versuchung, mit den aus Tacitus so unsinnig abgeschriebenen Stellen auch die eignen Nachrichten vom Fetischism weg zn werfen. Ganz anders, nun wir das vollständige Werk lesen können. Im zweyten Kapitel spricht Ruodolf von den ältesten Zeiten als die Eachsen hier ihre Siße aufschlugen. Davon konnte der gute Mönch nichts wiffen, also raffte er zusammen, was er für seinen Kram dienlich hielt. Die Sachsen kommen übers Meer, und Merkur mit seinen Menschen- Opfern ist aus Taci tus erbeutet. Im dritten Kapitel fångt eine ganz neue Schilderung der Nation an, wie sie zu der Zeit war, als das Christenthum eingeführt wurde; und

hist, eccles. 1. 1. c. VI. ap. Lindenbrog ed. Fabricius p. 6., und viele wollen sie noch jest nur daraus kennen, und daher freitet man sich wohl, ob der Biograph Karls, der Abt Eginhard, Verfasser sey.

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