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so stark hervortreten, und, wie in dem Verlor. nen Paradiese immer geschieht, sein Individuum sich auf die Bühne unter die handelnden Personen drängt. Um dieselbe Zeit. (1634) schrieb er den Comus, ein dramatisches Gedicht, welches Mil. ton's enthusiastische Bewunderer für eine feiner schönsten Compositionen, und die Freunde moralist. render Poesie für ein eingreifendes Werk der Beleh, rung erklåren. Nun ist auch nicht zu leugnen, daß sich in diesem ausgearbeiteten Gedichte Milton's Geist mit eben so viel Glanz als Würde zeigt, wahrscheinlich weil der moralisch - satirische Stoff, indem er seiner Denkungsart und seinen Neigungen zusagte, auch die Kräfte seines Geistes mächtiger aufrief. Wenn man die Vollkommenheit eines Kunstwerks nach der metaphysischen Wahrheit seines Inhaltes, und die, Poesie in demselben nach dem Reichthum glänzender Beschreibungen, bedeutender Anspielungen und Bilder schätzen dürfte, so könnte der Comus allerdings auf großen Ruhm Anspruch machen, aber nimmer werden jene Eigenschaften hinreichen, den hier durchaus herrschenden Mangel an plastischem Talent, und der freyen und leichten Regsamkeit in den einzelnen Gliedern zu verbergen, oder gar gut zu machen. Schwerfällig schreitet die Handlung in langen Reden fort, in denen die allegorische Tendenz so überwiegend ist, daß die poetische Wirkung ohne

Unterlaß durch das Streben nach einem äußern Ziele aufgehoben wird e). Uebrigens zeigt die Beschaffen. heit dieses Drama, dessen Geist, Inhalt und Sprache

.) Zwey Brüder begleiten ihre Schwester durch einen Wald, in welchem Comus nebßt seinen Gesellschaftern, den Lastern der Sinnlichkeit, sein Unwesen treibt. Das Frauenzimmer ermattet vor Durft; ihre Brüder ver lassen sie, um Beeren zu suchen; während dieser Zeit nähert sich ihr Comus in Gestalt eines Schäfers und lockt sie tief in den Wald, um fie in die Mysterien feines Ordens einzuweihn. Die Brüder kehren zurück und sehen mit Besorgniß die Entfernung ihrer Schwes fter. Ein Schußgeift, ebenfalls in Gestalt eines. Schät fers, kommt ihnen zu Hülfe; fie finden ihre Schwes fter wieder und entreiffen sie den Händen des Comus.

Weder die Erfindung der Handlung, noch die dramaz tische Bearbeitung hat einen vorzüglichen Werth, und wenn man die erste Scene der Lady und des Comus abs rechnet, so scheinen die übrigen Gespräche mehr absichts lich verfertigte Reden über moralische Gegenstände. Die Scene der Brüder, in welcher sich die meiste Leidens schaft zeigen sollte, und so wenige zeigt, beschreibt Johnson S. 226. wahr und wikig: The Brothers enther with too much tranquillity; and when they have feared left their fifter fhould be in danger, and hoped that the is not in danger, the Elder manes a speech in praise of chastity, and the Younger finds how fine it is to be a philofopher. In der zweys

ten Scene der Lady mit dem Comus ist mehreres als Didaktische Poesie vortrefflich. Comus spricht wie Satan im V. P. und sein Streit mit der Lady, der Gegensaß der epikurischen Lehre des Genuffes mit den Grundsägen der Enthaltsamkeit läßt uns den beredten, mit dialektischen Künsten vertrauten Dichter erkennen.

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den künftigen Dichter des Verlornen Paradiefes mehr als irgend ein andres seiner Gedichte ankündiget, wie nothwendig es war, daß Milton, der strengen Form des Drama ungefügig, den früh gefaßten Gedanken, die Geschichte des Sündenfalls in dramatischer Form zu bearbeiten ƒ), aufgeben mußte.

Der gerechte Stolz, mit welchem sich die englische Nation eines solchen Dichters erfreut, hat sie zu den sorgfältigsten Untersuchungen über jeden, feine Person und seine Werke betreffenden Umstand veranlaßt, und die Geschichte der Entstehung und Vollendung des Verlornen Paradieses ist daher vorzüglich der Gegenstand genauer Forschung geworden. Für unsern Zweck kann es gleichgültig seyn, bey welchem vergessenen Gedichte der erste Gedanke feines großen Werkes in Milton's Busen erwachte g); genug, daß schon den Jüngling die Hoffnung unsterblichen Ruhms in den Haynen der Musen beseelte und fein Gemüth auf irgend ein hohes Ziel

f) Daß M. diese Absicht gehabt habe, ift aus einigen Skizzen bekannt, die sich nach seinem Tode gefunden haben. S. Johnson S. 164. ff.

g) Es giebt mehrere lateinische und italienische Gedichte dieses Inhaltes, die M. wahrscheinlich kannte, und aus denen sich einzelne Reminiscenzen im V. P. finden. Die ausführlichsten und gründlichsten Untersuchungen hierüber hat Hailey in dem Anhange zu Milton's Leben, (Conjectures on the Origin of the Paradife Loft.) angestellt.

der Dichtkunst gerichtet hatte b). Als er in Italien die noch frischen Spuren des göttlichen Tasso auf. suchte, welcher, kaum der Erde entschwunden, alles mit seinem Ruhme erfüllt hinterlassen hatte, scheint er sich, jenem bewunderten Muster folgend, ei nen romantischen und vaterländischen Stoff i) der

h) S. die lateinische Elegie an Diodati. In einer andern Elegie auf den Frühling betrachtet man folgens de Zeilen als eine prophetische Ankündigung seines großen Werkes:

Jam mihi mens liquidi raptatur in ardua coeli,
Perque vagas nubes corpore liber co;
Intuiturque animus toto quid agatur Olympo,

Nec fugiunt oculos Tartara caeca mecs.
In einem Briefe an Diodati schreibt er: Multa folli-
cite quaeris, etiam quid cogitem. Audi, Theodate,
verum in aurem, ut ne rubeam, et finito paulifper
apud te grandia loquar: quid cogitem quaeris? Ita
me bonus deus, immortalitatem. Quid agam vero?
Tego et volare meditor: fed tenellis admodum
adhuc pennis evehit fe nofter Pegasus: humile fapia-

mus.

i) Diesen Vorsah kündigt M. in einem lateinischen Ges dichte an den Freund Taffo's, den Ritter Manso an, dessen Liebe er sich während seines Aufenthaltes zu Neapel zu erwerben wußte. (Works T. III. S. 370. V. 78.)

O mihi fi mea fors talem concedat amicum
Phoebacos decoraffe viros qui tam bene norit,
Si quando indigenas revocabo in carmina reges,
Arturumque etiam fub terris bella moventem ;
Aut dicam invictae foriali foedere menfae
Magnanimos Heroas, et (o modo fpiritus adfit)
Frangam Saxonicas Britonum sub Marte Phalanges.

Bearbeitung vorgesezt zu haben. Aber als er in sein Vaterland zurückgekehrt war, hemmte der Andrang andrer Sorgen die Ausführung; und in der langen und ernsten Beschäftigung mit theologischen und poli, tischen Gegenständen ging nach und nach der Gedanke, einen profanen Stoff auszuschmücken, gänzlich unter. Die Geschichte des Sündenfalls, ehemals für eine andre Form bestimmt, schien nun ein würdigerer Stoff des epischen Gedichts; und der Eifer, mit dem er, von Armuth und Blindheit, körperlichen und moralischen Leiden gedrückt k), das einmal unter

k) Jedermann kennt die eben so rührende als schöne Stelle im Eingange des III. B., wo M. das Licht begrüs kend, seiner Blindheit mit einer edeln Resignation und wahrhaft dichterischer Erhebung erwåbut:

thee I revifit fafe,

And feel thy fovran vital lamp; but thou
Revifit'ft not thofe eyes, that roll in vain
To find thy piercing ray, and find no dawn;
So thien a drop ferene hath quench'd their orbs
Ordim fuffufion veil'd. Yet not the more
Ceafe I to wander, where the Mufes haunt
Clear Spring, or fhady grove, or funnyhill,
Smit with the love of facred fong; but chief.
Thee, Sion, and the flovry brooks beneath,
That vafh thy hallow'd feet, and warbling flow,
Nightly I vifit; nor fometimes forget
Thofe other two equal'd with me in fate,
So vere I equal'd with them in renown,
Blind Thamyris and blind Maeonides,
And Tirefias and Phineus prophets old etc.

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