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Bewegungsempfindungen geprüft, was bis dahin in umfänglicherer Weise überhaupt noch nicht geschehen war.

Die von Herrn Hocheisen gewonnenen Resultate, deren Verantwortung ich mit übernehme, lassen sich in folgenden Sätzen kurz zusammen fassen:

1) Die im Tasten geübten Blinde zeigen fast durchweg eine objectiv nachweisbare Verfeinerung der Empfindung passiver Bewegungen in den Hand- und Finger-Gelenken.

2) Die Ursache dieser Verfeinerung ist eine psychische und darin gelegen, dass, durch Schärfung der Aufmerksamkeit und Uebung in der Verwerthung sensibler Merkmale, Empfindungen von undeutlich merklicher, auf der Grenze stehender, Intensität über die Schwelle gehoben werden.

3) Der Ortssinn der Haut ist bei Blinden in geringem Masse und nicht immer deutlich nachweisbar verfeinert.

4) Für das Erkennen von Formen durch Betasten ist die Empfindung der Bewegungen von grösserer Bedeutung als die extensive Empfindlichkeit der Haut.

5) Kinder (blinde sowohl wie sehende) besitzen eine feinere Empfindlichkeit für passive Bewegungen als Erwachsene.

Professor SULLY asked:

Whether Professor Ebbinghaus thought that the greater sensibility of the child to passive movements as compared with the adult might be due to the circumstance that children have greater experience of, and a keener practical interest in, passive movements, as in being carried about in the nurse's arms, washed, &c.

Professor EBBINGHAUS replied:

That the idea had a certain support in facts. At the same time he held that the effect referred to would be more than counterbalanced by the wider experience and larger practice of movement generally in the case of adults.

Professor EBBINGHAUS remarked later on :

That according to recent observations the extraordinary keenness of vision of the savage in recognizing objects at a great distance did not rest on any superiority of discriminative retinal sensibility, but was the result of exceptional interest and practice. Similarly he held that in the case of the blind the finer tactual and motor perceptions were due not to any finer sensibility but to the greater interest in, and concentration of attention upon, the sensations.

The following paper by Professor HUGO MÜNSTERBERG would have formed a contribution to Section A, but unfortunately the author was prevented from attending the Congress at the last moment by imperative medical commands. A telegram from Professor Münsterberg expressing his regrets at being absent and his cordial good wishes was read to the Congress.

Die psychophysische Grundlage der Gefühle.

Ueber dem Studium der Beziehungen zwischen Gefühl und Reiz ist die Untersuchung der Gefühle selbst bisher zurückgetreten. Experimentelle Erzeugung der Gefühle im Laboratorium ist unzulässig, es müssen die echten Gefühle des täglichen Lebens analysiert und in ihren Bedingungen, Begleiterscheinungen und Wirkungen studiert werden. In diesem und ähnlichen Interessen unternahm ich es, eine grössere Reihe psychologischer and psychophysischer Experimente fast ein Jahr hindurch täglich mehrmals unter den wechselnden Zuständen des Bewusstseins zu absolvieren; durch die fortgesetzte Wiederholung werden die Versuche so mechanisch erledigt, dass durch sie die betreffende Gefühlslage und Gemütsstimmung in keiner Weise beeinträchtigt wird.

Unter den vielen Aufgaben interessiert uns hier nur eine. Es galt, mit geschlossenen Augen durch eine Armbewegung an einem kleinen Apparat einen Schieber um 10 oder 20 ctm. sowohl centrifugal als auch centripetal zu verschieben: die centrifugale Bewegung erfolgte durch Armstreckung, die centripetale durch Armbeugung. Als die Versuche begannen, war ich so weit eingeübt, dass ich mit grosser Sicherheit die verlangten Strecken richtig aus dem Gedächtniss einstellte.

Für die Gefühlsfrage kommen in Betracht 27 Fälle, in denen lebhafte Unlust, Aerger, Verstimmung protokolliert ist, 51 Fälle mit lebhaftem Lustgefühl, Freude. Zwei weitere Paare gegensätzlicher Zustände seien zum Vergleich herbeigezogen: "ernst, nachdenklich" 31 mal, "lustig, heiter" 14 mal, “müde, abgespannt" 16 mal, "körperlich erregt ” 24 mal. Das Ergebniss der Durchnittswerte ist:

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In mattem und in ernstem Zustand sind sämmtliche Bewegungen zu klein, in aufgeregtem und in lustigem Zustand sämmtliche Bewegungen zu gross ausgefallen. Derselbe Effect hat hier zweifellos verschiedene Ursachen. Die Bewegungen der Mattigkeit sind zu klein, weil die Impulse zu schwach sind; die in ernstem Zustande zu klein, weil die antagonistischen Hemmungen zu schwach sind. Ebenso sind die Bewegungen in der Aufgeregtheit zu gross, weil die Impulse zu stark sind, in der Lustigkeit zu gross, weil die antagonistischen Hemmungen zu schwach sind. In beiden Fällen sind aber die Gegensätze nur Intensitätsunterschiede. (Intensität des Impulses oder der

Hemmung).

Anders bei Lust und Unlust. Hier ergiebt sich der Gegensatz aus der Verschiedenheit des physiologischen Ansatzpunktes. In der Unlust sind die Streckbewegungen zu klein, die Beugebewegungen zu gross, in der Lust die Beugebewegungen zu klein, die Streckbewegungen zu gross. Durch Versuche über unbewusste Bewegungen bei Erinnerungsvorstellungen wird das Ergebniss bestätigt. In der Unlust besteht also starke Tendenz zur Beugung, durch welche die centrifugalen Bewegungen geschwächt, die centripetalen verstärkt werden, und in der Lust besteht Tendenz zur Streckung.

Eine Theorie der Gefühle hat diese Thatsache ebenso zu verwerten wie neuerdings die peripheren körperlichen Vorgänge in Muskeln, Drüsen, Blutgefässen zur Erklärung der Gemütsbewegungen herangezogen wurden. Lust, resp. Unlust rufen nicht Streckung, resp. Beugung hervor, sondern die psychophysische Wirkung der reflectorish ausgelösten Streckungen oder Beugungen ist eben das, was wir Lust oder Unlust nennen. Freilich ist Streckung und Beugung der Glieder nur ein Teil des gesammten in Frage stehenden antagonistischen Bewegungscomplexes, insofern mit der Streckung der Extremitäten auch eine Streckung des Rumpfes, sowie Inspiration etc. verbunden ist, und mit der Beugung Zusammenziehung des Körpers, Expiration, etc.

Diese Auffassung wird den biologischen Gesichtspunkten gerecht, insofern es begreiflich ist, dass durch Anpassung ein Apparat entstehen musste, welcher bei schädlichen Reizen Beugung, bei nützlichen Reizen Streckung hervorruft. Ist Streckung und Beugung der Extremitäten doch nur ein Teil der Bewegungen, durch welche der Körper sich dem Reiz entzieht oder nähert. Vom Infusorium an, das sich zusammenballt oder ausstreckt, lässt sich der Antagonismus verfolgen und zeigen,

wie das gesammte Muskelsystem einschliesslich der Gesichts-und Atmungsmuskeln dieser constanten Doppelaufgabe gewidmet ist. Die. Abwehrbewegung bei schädlichen, die Heranziehungsbewegung bei nützlichen Reizen ergiebt sich bei näherer Analyse als eine nur scheinbare Ausnahme. Streckung muss biologisch stets beim nützlichen, Beugung beim schädlichen Reiz eintreten.

Auch physiologisch, ist die Theorie verständlich, da das RitterRollet'sche Phänomen u. a. beweisen, dass derselbe Nerv je nach der Art der Reizung Beugung oder Streckung hervorruft. Die Intensität, räumliche und zeitliche Beschaffenheit des Reizes sowie der Zustand des Centralsystems werden somit entscheiden ob der qualitativ bestimmte Reiz Beugung oder Streckung auslöst.

Auch die Lehre von den Affecten wird durch diese Auffassung geklärt. Der Gegensatz von Beugung und Streckung liegt den Affecten zu Grunde, soweit sie von Lust und Unlust beherrscht sind. Wundt wirft Lange mit Recht vor, dass nach Lange Zorn und Freude dasselbe sei, weil beide auf Erweiterung der Blutgefässe und Steigerung der Innervation beruhen: Wundt schliesst aber mit Unrecht, dass deshalb die physiologische Theorie falsch sei. Lange hatte nur jenen typischen Gegensatz übersehen; die gesteigerte Innervation bezieht sich im Zorn auf die Beugemuskeln, in der Freude auf die Streckmuskeln. Der Zorn ballt die Faust, während der Freudige jubelnd vielleicht die Mütze schwenkt.

Vor allem wird durch diesen Gegensatz der antagonistischen Muskeln der psychologische Tatbestand der Gefühle auf einen allgemeineren Zusammenhang zurückgeführt, insofern auch die Gefühle nun als Bewusstseinsinhalte begriffen werden können, welche den sinnlichen Empfindungen coordiniert sind. Ihre Gegensätzlichkeit beruht auf dem Antagonismus der Muskeln ; ihre festere Beziehung zum empirischen Ich beruht auf der Tatsache, dass Muskelempfindungen die Grundlage der sich entwickelnden Ichvorstellung bilden, und der Gegensatz der Empfindung bei der den Körper annähernden und der den Körper zurückziehenden Muskelthätigkeit von vornherein die beiden Haupttypen der Ichfunktionen darstellen musste. Hat in der ontogenetischen Entwicklung der kindliche Körper häufig auf nützliche oder schädliche Reize mit Streck- resp. Beugebewegungen geantwortet, und so Streck- und Beugeempfindungen oft hervorgerufen, so werden die beiden Gruppen von I'mptindungen später auch ohne wirklich ausgeführte Bewegung durch

Association reproduciert werden können, und diese gegensätzlichen Empfindungscomplexe werden dadurch antagonistische Ichinhalte repräsentiren, welche nun auch dort associiert werden können, wo nicht äussere Reize sondern Erinnerungs- und Phantasievorstellungen oder gedachte Beziehungen der Vorstellungen in's Bewusstsein treten. Vielleicht erweisen sich so jene LustUnlustgefähle der Bejahung und Verneinung gegenüber Urteilen psychophysisch als associative Reproductionen früher erfahrener Streck- und Beugungsempfindungen. Die Streckund Beugungsempfindungen selbst sind natürlich weder angenehm noch unanggenehm, sondern durch ihr Hinzutreten ordnen sich die andern Empfindungen in die Skala der Lust-Unlustwerte ein. So wie die qualitativ verschiedenen Inhalte der Licht- SchallTastempfindungen durch Hinzutritt der Bewegungsempfindungen ihre räumliche Ordnung erhalten, durch Hinzutritt der Spannungsempfindungen ihre quantitative Ordnung, so erhalten sie durch Zutritt der Streck-Beugungsempfindungen ihren Gefühlscharacter.

Qualitativ würde die Empfindung süss und bitter keine andre sein, wenn sie ohne centrifugale Wirkung bliebe; aber ihren Gefühlston gewinnt sie erst dadurch, dass sich die eine mit Streckund die andere mit Beugungsempfindungen verbindet. Dasselbe gilt schliesslich von Schmerz und Wollust; sie sind nicht die höchsten Grade von Unlust oder Lust, sondern sie sind ebenfalls Empfindungen, denen freilich ein von der geöwhnlichen Empfindung abweichender Nervenprocess zu Grunde liegen mag. Auch Schmerz und Wollust werden in die Skala der Gefühlswerte erst durch hinzutretende Muskelempfindungen eingeordnet, Muskelempfindungen freilich, welche die Grundlage unseres empirischen Ich sind.

The following paper contributed to the Congress by Prof. N. LANGE was unfortunately, owing to the pressure of other matters, not read. Ein Gesetz der Wahrnehmung. A Law of Perception. (Ein Referat für den Londoner "International Congress of Experimental Psychology.")

By Professor N. LANGE of Odessa.

Hochverehrte Versammlung!

Indem ich die Dauer der einfachsten psychischen Processe untersuchte bin ich zu der Ueberzugung gekommen, dass diesen Processen ein Princip, ein Gesetz, und zwar ein sehr allgemeines und eigenthümliches, zu

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