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tung späteren Jahrhunderten, ja selbst unseren Tagen oft manche Verirrungen erspart hätten. Insbesondere gilt dies von den medicinisch - polizeilichen Vorschriften, mit denen wir trotz aller Gelehrsamkeit immer noch nicht zu gedeihlichem Ende zu gelangen vermögen.

Schon am Anfange des 13. Jahrhunderts besuchte die heil. Hedwig, die Landespatronin Schlesiens, jeden Kranken ihres Gesindes und schickte ihnen Arzt und Arzneien. Es haben aber auch damals am Anfange des 13. Jahrhunderts in Schlesien eine ziemliche Anzahl Aerzte existirt, die Physiker genannt wurden. Sie befanden sich im Gefolge der Fürsten als ihre Leibärzte zugleich, auch wohl als ihre Kapläne. Denn sie waren durchgehends Geistliche, meist Mitglieder der Collegialstifte und practicirten, ungeachtet Pabst Honorius III. eben erst den Geistlichen die Ausübung der Arzneikunde verboten hatte. Von ihren persönlichen Verhältnissen ist, ausser ihrem Namen, fast nichts bekannt, doch scheinen einige wenigstens in Salerno studirt zu haben.

Vor allen Andern zeichnete sich ein Bischof Thomas von Sarepta aus. Er hiess eigentlich Peter, war im Jahre 1297 geboren, und nachdem er unstreitig auf einer Universität studirt and eine Zeit lang in andern Ländern seine Kunst geübt hatte, im Jahre 1336 nach Breslau gekommen, wo er sich im Jahre 1350 in das Prämonstratenserkloster zu St. Vincenz begab. Er war Kaplan und Leibarzt Herzogs Boleslaus III. von Liegnitz, dessen Gesundheit er, wie der Herzog bezeugt, öfters durch seine Heilmittel herstellte, wofür ihm derselbe fürstliche Gefälle in Stanowitz im Ohlauischen schenkte.

Im Jahre 1352 ward er Titular - Bischof von Sarepta. Kaiser Karl IV. ernannte ihn wegen treu geleisteter ärztlicher Dienste zu seinem Rathe und befreite sein Dorf Lossen im Oelsnischen von Abgaben. Er erwarb ein ansehnliches Vermögen, welches er zu verschiedenen Stiftungen, besonders auch für Kranke seines Klosters und zum Bau einer Kapelle bei der Vincenzkirche in Breslau, anwendete. Er arbeitete zwei umfassende medicinische Werke aus, welche von grossem

Fleisse und ausgebreiteter Belesenheit zeugen. Merkwürdig ist, dass er die Astronomie schon sehr bestimmt von der Astrologie schied, und gestützt auf Erfahrung, Vernunft, heilige Schrift und Kirchenväter, jede abergläubische Vorhersagung aus den Gestirnen verwarf. Selbst dann, sagte er, wenn das von Astrologen Vorhergesagte zutreffe, geschehe das nur durch Zufall. Dass man die Sterne berathe, um Ehen zu schliessen, Häuser zu bauen, oder Bäume zu pflanzen, sei nicht nur thöricht, sondern sündlich, und von der Kirche verboten. Allerdings könne man durch die Astronomie nicht nur die Grösse und Bahn der Gestirne bestimmen, Sonnen und Mondfinsternisse vorhersagen, auch aus dem Auf- und Niedergange der Gestirne wohl manches Nützliche über die natürlichen Verhältnisse irdischer Dinge vorherbestimmen, insofern man nur die Grenzen einer naturgemässen Kunst nicht überschreite. Wenn man aber Ueberschwemmungen und Dürre für die Zukunft vorhersagen und die Zeit zum Aderlasse in den Gestirnen angedeutet wissen wolle, so bezeuge man damit nur seine Unwissenheit in der wahren Kunst der Astronomie. Eben so ungereimt sei es, die verschiedenen Theile des Körpers den zwölf Zeichen des Thierkreises zu überweisen, Geomantie und allerlei Anderes zu treiben, was unter dem Schilde der Astrologie geübt werde.

Es ist nicht unwahrscheinlich, dass dieser berühmte Mann als Rath Karl's IV. Veranlassung zur Abfassung der für diese Zeit äusserst merkwürdigen Statuten der Kunstärzte, Wundärzte und Apotheker, so wie der Arzneita xe gab, welche sich aus seiner Zeit, bald nach der Mitte des 14. Jahrhunderts, in einer Handschrift des Kanzlers des Fürstenthums Breslau, Dietrich von Mekebach, befinden, die übrigens an die vom J. 1241 durch Kaiser Friedrich II gegebene mehrfach erinnern. Immer möglich, dass der Bischof Thomas diese Ordnungen selbst abfasste. 1

1) Ich kann nicht umhin, diese merkwürdigen Verordnungen mit Beibehaltung der Orthographie treu dem Original hier mitzutheilen und der

Vermöge derselben wurde die Thätigkeit der Kunstärzte, der Wundärzte und der Apotheker völlig

unverdienten Vergessenheit zu entreissen, in welches sie in pharmaceutischen Kreisen schon längst gerathen sind. Doch wurden sie bereits schon einmal von Prof. Dr. Klose im J. 1830 in A. Henke, Zeitschrift für die Staatsarzneikunde, 13. Ergänzungsschrift p. 312-15 veröffentlicht.

Hec sunt statuta physicorum apotheca. riorum et medicorum.
Dyamasgaryten

dyacameron

dyaroden

pliris cum musco

de quolibet in aurati libra pro vijscotis sine auro pro fertone.

dyacicomiten in propria recepta vendatur libra pro duobus scotis.

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von einander getrennt. Kein Kunst- oder Wundarzt durfte Apothekerei, kein Apotheker Kunst

Amplastri ceronci, Emplastrum

de gallia nec non omnium aliorum
emplastrorum cerotarum

epythimatum Cordialum Epaticalium,
Stomachalium juxta anthydotarium
Nicoli et Damasceni uel si de nouo
dictarentur per physicum iuxta infir-
mitatum uarietates

Item si predicta, Cerota emplastra
incorporentur in panno uel corio
in longitudine et latitudine unius
manus mediocris

Vrapigre laxatiue et omnium
aliorum laxatiuorum
Pillularum laxatiuarum

viginti duo pillule

}

de quolibot in massa libram pro quinque scotis.

de quolibet unum pro uno lotto.

de quolibet unciam pro uno scoto.

} Quorumlibet uendantur pro uno grosso.

Pillularum aromaticarum } vendantur pro uno grosso quindecim.

Cristere laxatiuum cum om

nibus suis attenencijs

}

Pro duobus scotis et mulo unum grossum.

Item omnia supra scripta intelligentur de libris Sedecim unciarum. Was der arczt schribet in dy aptheke an der woge und an dem mosse das sal der syche geldin noch dem als das gesaczt ist.

Ouch sal kein aptheker dem arczte teil gebin noch der arczt deme aptheker des gewynnes.

Ouch mag ein iczlich sych er nemen in welchir Apotheken her wil do von sal in der arczt nicht werfen is en sy denne des sychen umbetwungen wille. Ouch sal kein apotheker einen arczt an syner kost noch in symem huze haldin.

Ouch sal kein apotheker heymelich noch offinbar kunstercztye noch wundercztye vbin.

Ouch sal kein kunstarczt do by sin das der aptheker dem sychen noch geheyse dy confeckt rechte lege und mache.

Ouch mag ein kunstarczt nemen von syme sichen vil adir wening noch dem als man im gibt wer abir das ein gedinge undir in gescheye das sal der arczt nicht steigen vbir eine halbe mark dy woche noch ouch ein wundarczt über einen virdung.

Ouch ist kein aptheker syne apthekerye miteteilen eime arczte her en habe denne e gesworn vor den Rathmannen alle dyse gesecze czu haldine. Ouch sal kein kunstarczt noch wundarczt practicyren her enbewyze denne e vor den Rathmannen mit briuen adir mit geczugnis das her des wirdig sy an kunst und an ziten,

oder Wundarzenei üben. Den Krämern und den Frauen, welche den Urin zu besehen pflegten, wurde verboten, Arzeneikunst und Apothekerei zu treiben. Kein Kunstarzt noch Wundarzt durfte in Breslau practiciren, der sich über seine Kunst nicht durch Zeugnisse vor den Rathmännern ausgewiesen hatte.

Wundärzte mussten vor ihrer Zulassung zur Praxis vor den Kunstärzten eine practische Vorlesung halten, über welche sie geprüft wurden. Zwei gewählte Kunstärzte mussten monatlich die Apotheken und die Arzneien untersuchen und es dem Rathe zur Bestrafung anzeigen, wenn die Arzneien nicht gut wären. Die Aerzte mussten auch darauf sehen, dass die Apotheker die den Kranken verschriebenen Arzeneien nach Vorschrift bereiteten. Den Aerzten und Apothekern sollten die Rathmänner zu ihrer Bezahlung verhelfen. Die Kunst- und Wundärzte durften von den Kranken viel oder wenig nehmen, wenn sie sich aber mit

Ouch sal kein kunsarczt Practicyren her en werde denne von den andirn erczten versucht an lesen eine lekcze dy do kunstlich ist in der physiczien ane hulfe der argument ws der philosophien und der Loyken.

Ouch sullen dy yrowen abegen dy do wassir beseen und erczte ubin und apthekerye verkeufen demselben glich alle partyrere.

Ouch sullen czwene kunsterczte dy derczu gehorin werdin alle manden versuchen und beseen in der aptheken alle confect und dink dy dorczu gehorin das dy rechtuertig creftig und gut sint wo das andirs wunden werde des sullen dy Rathmanne ein wandil nemen noch ihsem willen.

Ouch sullen dy Rathmann den erczten und apthekern czu alle den vorbenanten stucken und geseczen helf in unourczeginlich das in beyde lon und schult vergolden werde ane gerichte.

Ouch sal kein kunstarczt wundarezt und aptheker syne kunst ubin her en sy denne denne des wirdig und habe gesworen vor den Rathmann das her dyse gesecze haldin welle.

Wer undir den obgenannten kunsterczten wunderczten adir apthekern dyse gesecze nicht enbilde das sullen dy Rathman von im gebessirt nemen als einen meineit noch irem willen.

Hieraus ergiebt sich also unter andern, dass in Breslau bereits im vierzehnten Jahrhundert eine ärztliche Ueberwachung der Apotheker eingeführt ward, wohl die erste in Deutschland, jedenfalls früher als in Ulm, wo dies nach Häser Geschichte der Medicin, 3. Bearbeit. I, S. 848 im J. 1426 geschehen sein soll.

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