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Und das schäumende: Roß; sie wender die ängstlichen Zacharik.

Blicke

Hinter sich, bis sie das Dorf mit klopfendem Herzen.

erreicht hat.

Und nun rauscht in den Abendgefilden ein Vors
hang von Wolken

Gegen mich auf, und öffnet mir schnell die` prächtigste
Scene.

Tief am Himmel erscheint mit breitem zitternden Antlig,
Und mit sanfterem Strahl die niedersinkende Sonne.
Ihren Wagen umringt ein Haufen geselliger Wolken,
Die ihr lieblicher Glanz mit tausend Veränderungen
fårbet.

Kaum lacht so die streifige Flur im blumigen Frühling,
Wenn sie vom fruchtbaren Regen erfrischt, mit spielens
den Farben

Vor des Wandrers Blick dm fernen Gehölze vorbeis

läuft,

Als die himmlische Flur in wachsenden Farben jezt schimmert.

Zwar die Sonne tauchet nun schon die Råder. des Wa: gens,

In den Ocean ein; doch gönnt sie dem blühenden Erd;
freis

Noch ihr holdes Gesicht bei ihrem lieblichen Abschied.
Ungern scheidet sie sich; mit einem Auge voll Sehnsucht
Schaut sie dfters sich um nach ihrem verlaßnen Gebiete,
Welches hinter ihr, wie sie entweicht, der Abend erobert.
Plötzlich gerathen dadurch die Vögel des Himmels in
Aufruhr,

Als wenn eine Posaune das Zeichen zum Aufbruch ges
geben.

Und das Abendroth steckt das winkende Purpurpanier

auf,

Welches von Westen so gleich tief in den Himmel hins
abströmt.

Alles erhebt sich, und sucht die alte sichere Zuflucht
Vor der drohenden Nacht, die schon ́im Hinterhalt

lauert.

Schreiende

Zacharid., Schreiende Schaaren von Kibißen steigen mit silbernen

Flügeln,

Von dem sumpfigen Meer, und kehren sich gegen die

Sonne,

Laute Züge geschwäßiger Dohlen begeben sich eilend
Nach der dampfenden Stadt, und lassen sich flatternd
Hernieder

Auf das einsame Dach, und zur bewachsenen Mauer
Eines verfallenen Thurms, von dessen kahlen Ruinen
Traurig das fremde Gebüsch zum fernen Erdreich hers

abgrünt.

Andres Gefieder wendet sich nun zur schirmenden Woht
nung

In dem dichten Gebüsch, und in den dornigten Hecken,
Oder im wölbenden Baum, und in aufgeborstenen Fels

sen.

Rings um schweigt der grauende Wald; die einsame
Luft selbst

Hört nicht mehr der Lerche Gesang, und scheint nun
entvdikert;

Außer daß hier noch und da, der melancholische Rabe,
Mit arbeitendem Flug, nach alten moosigen Eichen
Seine Reise beginnt, und auf schnell pfeifendem Fittig
Zum einheimischen Teich die Ente wieder zurückkehrt.
Und zum letztenmal blickt die abschiednehmende Sonne
Ueber die Flur; sie zittert, und sinkt! Nun ist sie vers
schwunden,

Plöglich verschwunden! Zwar sterbende Farben vers weilen noch etwas

Ueber der dåmmernden Welt; doch nimmt das Abend
roth endlich

Seine Standarte hinweg, und steckt die nächtliche Fahne
An die Zinne des Himmels; sie wirft den dichteren

Schatten

Ueber die ganze Natur; es sinkt der verhüllende Vors
hang,

Und das bunte Theater des Tages verändert sich plößlich
In viel blassere Scenen, viel tiefer und dunkler schattir

ret.

In der bevölkerten Stadt ist, alles in Eil' und in, Zacharid,

Aufruhr,

Wagen auf Wagen rollen heraus mit donnernden Rås

dern

Ueber die rasselnden Brücken, die unter dem Donner erbeben.

Wolken von Menschen dringen herein; ein buntes Ge: wimmel

Wallet unter dem Thor; ein summendes lautes Getöse
Tausend verschiedner kreischender Stimmen, vom Wie:
hern der Rosse

Fürchterlich wild untermischt, verwirrt und betäubet die
Ohren.

Rette dich aus dem Getümmel der Stadt, und
der rauschenden Freuden,
Zu ermüdend für uns, wenn wir sie lange genossen.
Wie ein tobendes Meer hat dich das wilde Gedränge
An ein sichres Gestade geworfen. Die ruhige Landschaft
Reicht dir den offenen Arm, und lacht dir voll Anmuth
entgegen,

Wende dich, Muse, mit mir zu Riddagshausens *)
Gefilden,

Wo um den Hain die sanfteste Stille des Abends sich

aufhält.

Eich! Wie liegt es versenkt im Kreise der schweigens den Wälder,

Welche kein Westwind bewegt. Die dunkeln thauigen

Wiesen

Kleidet ein tieferes Grün, sie hauchen dir stärkere Ges

rüche.

Ueber den Teichen schwebet kein Wind; wie trübere
Spiegel

Liegen sie, ruhig und still, weit in die Felder verbreitet.
Ernst steht in des Alterthums Pracht das einsame Klos

ster

In

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*) Ein nahe bei Braunschweig belegnes Dorf mit einer

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Zacharid. In der Wälder verborgenem Schooß; und Birken und

Linden

Lassen es fern vom Geräusch in ihren Umarmungen ru

1

hen.

Und: mich dunkt, es winket dir zu. Ein heiliger

Schauer,

Welcher mich mächtig ergreift, führt mich mit zaubern der Kraft fort

In den geweihten Bezirk zur Undacht heiligem Woh;

nung.

Folge dem innern Ruf, und geh in einsamen Gången
An den Teichen umher, in süßen Tiefsinn versunken,
Wo mit zackigen Zweig der melancholsche Wachholder
Nach dem weiblichen Baum sich mahlrisch traurig her:
ab neigt;

Oder sind dir Gedanken von ernsterer Art nicht zuwis
der;

So geh unter das prachtlose Dach und athme begierig
In den Gången die Klosterluft ein, die öfters der

Seele

Heilsamer ist, als keuchender Brust die reinere Lands

luft,

Wenn uns ein schleichendes Gift die tobenden Adern

entzündet.

Hier kannst du Schwachheit der Tugend mit Todesge danken,

Mit dem Balsam der Frömmigkeit heilen, wofern du nicht völlig

Unter den Freuden der Welt die göttliche Weisheit vers
loren.

Und sei ja nicht zu stolz, dem Mönch zur Hora zu fels
7
gen,

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Wenn der silberne Schall zur Abendfeier ihn rufet!
Niedriger Stolzer! sie ruft auch dir! Kann jemals der
Menschstaub

Gegen den Herrscher der Welt genug zur Erde sich neis

gen?

Sei mir gegrüsst eröffneter Tempel! Ich segne dich,

Stunde,

Da

Da ich mein stilles Gebet mit zu den Hymnen ver: Zachariă.

sammle,

Welche der Gottheit zum Ruhm hier seit Jahrhunders

ten tönen.

Hdr' ich es? Oder betrügt mich ein Traum? Indem
ich begeistert,

Und in Andacht versenkt, hier auf dem ländlichen Altar
Mit freiwilliger Hand mein Abendopfer verbrenne:
Da eröffnen sich strahlende Wolken mir über dem HausTM

pte,

Und der Himmel steigt herab. Die Schaaren der Engel
Mischen ihr jauchzendes Lied zu unsern antwortenden
Chören.

Eine balsamische Luft sinkt von dem Fittig des

Abends

Auf die Erde herab, und macht die dåmmernden Stuns

den

Bis zum völligen Einbruch der Nacht dem Wanderer

schätzbar.

Laß sie doch nicht in der Stadt, im dumpfigen Zimmer, verfließen;

Ob dir gleich die todte Tapete nachahmend die Flur

zeigt,

Und ein munterer Wald an deinen Wänden sich aus:

streckt.

Eine Tapete, viel höher gefärbt mit lebendigen Farben,
Hat die reiche Natur auf jede Wiese gebreitet:
Jedes Ufer des Bachs mit Blumenschmelze gezieret,
Und den frischesten Hain um liebliche Hügel gezogen.
Folge dem aromatischen Hauch des heitersten Abends,
Und geh tief in das Land. Verfolg entweder den Felds
bach,

Welcher sich still in die Au mit krummen Måandern
hinabschlingt;

Oder begieb dich zum innersten Forst, wo stark, wie
Orangen,

Und gesunder dem Haupt, die Kräuter des Waldes dir

duften.

Nimm auch öfters den Weg zu jenem buschigen Hügel,

Beisp. Samml. 3. B.

u

Den

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