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Es bleibt nun noch die Kapitalnatur des Geldes hervorzuheben übrig. Dieser Punkt war für die nationalökonomische Wissenschaft wegen der vielseitigen Natur des Objects, wonach es bald Kapital, bald Einkommen, bald Darlehen und bald Circulationsmittel ist, von grosser Schwierigkeit. So meint Nebenius*):,, das Geld sei ein Theil des ,, Landeskapitals, als solches in der Regel aber nicht dis,,ponibel, indem es seine Anwendung als Circulationswerk„zeug gefunden." Nun ist aber, wie wir bereits gesehen, wenn in der Naturalwirthschaft schon ein Kapital existirt haben soll, für die Gesammtheit das Geld kein Kapital. **)

bildende Güter aufgeführt hat, und gegen die Ausführung Anderer, dass solche Löhne Consumtionsvorrath und nicht Kapital seien, sagt er: The name of capital has been denied to these two classes of things, ,, because they are consumed as revenue, with a view to subsistence or enjoyment and not as capital, with a view to production. But it ,, may be replied, that the labourer before he can construct or fashion ,,anything, must not only have raw materials and tools, but must be secure of a lodging and a dinner."

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Senior (An outline of the science of Pol. Econ. p. 155) bekämpft Malthus, weil er solche Naturallöhne als Arbeiterrevenuen und nicht, wie Steinkohlen der Dampfmaschine, als Kapital betrachtet. „, Mr. Mal„thus would admit that the coals in the furnace of a steam engine ar productively employed; because their consumption is the neces,,sary condition to the engine's performing its work. And in what

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,, does the consumption of foot by a labourer differ from that of coals by a steam-engine?"

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Dagegen will Rossi (Cours d'Econ. Pol. Leçon VII, p. 188) die Nahrungsmittel der Arbeiter nicht als Kapital angesehen wissen, weil die Arbeiter auch ohne zu arbeiten consumiren. Ce qu'ils consom,, meraient appartient au fonds de consommation et nullement au capi,,tal. Qu'ils travaillent ou non c'est-à-dire qu'ils se mettent ou non „à même d'avoir de quoi consommer plus tard, peu importe ici. Cela ,,ne change pas la nature de fait; comment sera-t-elle changée par cela seul qu'au lieu de consommer leur propriété ils consomment la ,, propriété d'autrui ?"

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*) Ueber die Natur und Ursachen des öffentl. Credits, Kap. IV. §. 2. S. 171 und 172.

**) Herrmann (a. a. O. S. 64) gesteht seine Verlegenheit folgen

Das Geld bildet für die Nation überhaupt nur ein Circulationsgut, oder das Mittel, wodurch alle anderen Güter in Circulation gesetzt werden. Nur für den Einzelnen kann das Geld noch andere Functionen versehen: es kann von dem Arbeiter als Arbeitseinkommen zu Consumtionsgeld benutzt werden, von dem Unternehmer als Kapital, daher als Einkommenquelle, von dem Rentner als Darlehen, also ebenfalls als Einkommenquelle; für die Gesammtheit aber dient Geld blos als Circulationsgut. Für sie ist nicht derjenige Geldtheil, welcher dem Einzelnen als Revenue dient, Consumtionsvorrath, und derjenige, welcher zum Erwerb dient, Kapital, sondern für sie ist alles Geld lediglich Circulationsgut. *)

§. 6.

Function des Unternehmerkapitals.

Die Function des schon in der Naturalwirthschaft vorhandenen Nationalkapitals ist die Production, und die Aufgabe des einzelnen Wirthschafters ist, ein Producent zu sein. Anders in der Geldwirthschaft. Hier, wo das Unternehmerkapital zum Erwerb eines Wertheinkommens von Dritten bestimmt ist, braucht es nicht nothwendig zu produciren.

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dermaassen: Man kann Geld als Einkommen und für ein Kapital ,, empfangen; dass es in letzterem Falle für den Besitzer Kapital ist, ,, leugnet Niemand, im erstern dagegen scheint es nicht Kapital, wenn man es sofort zum Ankauf verzehrbarer Dinge bestimmt. Gleichwohl gehört es nicht zum Verbrauchsvor:ath, da es selbst wirklich ,, nie verbraucht wird. Wäre ein Theil des Geldes Verbrauchsvorrath in der Hand der Einzelnen, so könnte man nicht begreifen, wie alles Geld für die Nation Kapital sein sollte." (S. auch Kosegarten a. a. O. S. 106.)

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*) Dagegen J. B. Say (Cours. T. I. Part. I. Ch. X. p. 135): „S'il „y a deux milliards de numéraire en France et s'il y en a la moitié habituellement employée à l'entretien des familles, il n'y a sur le ,, numéraire de France qu'un seul milliard qui fasse partie de ses ,, capitaux."

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Schon durch Dienstleistungen für Andere, schon durch einen Transport-, Circulations- oder Conservationsdienst kann es seinem Besitzer einen Gewinn verschaffen. So z. B. erwirbt schon das Kapital repräsentirende Frachtschiff durch seinen Transportdienst und die Kapital repräsentirenden Waaren des Handelsmannes durch ihren Circulationsdienst einen Profit für ihren Besitzer. Ebenso erwirbt das Kapital des Kornspeculanten seinem Besitzer nur deshalb einen Gewinn, weil er das Korn bis zur rechten Zeit, wenn es der Consumtion am nöthigsten ist, aufbewahrt, weil es einen Conservationsdienst leistet.

Die verschiedenen Functionen des Unternehmers in der Geldwirthschaft treten daher nicht sowohl in der eignen Werkthätigkeit zu Tage, als vielmehr in der geistigen Arbeit, in der Leitung und Verwaltung von Seiten des Unternehmers, in der Fassung des Unternehmerplans, in der Anwerbung von Hilfsarbeitern, in der Anschaffung von Maschinen, Hilfs- und Verwandlungsstoffen, Lebensmitteln, Werkstätten u. s. w.; mit andern Worten: der Unternehmer muss zur Bewerkstelligung des Unternehmens eine Unternehmergruppe herstellen. Endlich hat er auch den Absatz der producirten, in Circulation gesetzten oder conservirten Güter zu leiten, damit der Unternehmergewinn und der Kapitalgewinn realisirt werde.

Zu dem Allen erscheint das Kapital als Mittel; nur durch dieses ist der Unternehmer eine Unternehmergruppe zu bilden fähig.

Bei dem Unternehmerkapital haben wir zweierlei Functionen zu unterscheiden: nämlich die des angesparten abstracten Kapitalwerthes und die der Kapital bildenden (repräsentirenden) materiellen Güter. Der Kapitalwerth hat die Function, durch seine Vorschüsse zur Bildung der Unternehmergruppe behilflich zu sein, welche ohne seine Hilfe gar nicht zur Existenz kommen könnte. Durch

seine Function werden erst die Kapital bildenden Güter angekauft, werden hierdurch zu Bestandtheilen der Unternehmergruppe und erlangen dadurch erst ihre Kapitalnatur. Auch ist es der Besitz des Kapitalwerthes, was den Unternehmer zu einem solchen macht. Ohne einen solchen Besitz müsste er der abhängige Arbeiter eines andern Unternehmers sein. Eine andere ist die Function der Kapital bildenden materiellen Güter. Diese müssen selbst werkthätig sein, sie müssen, um einen Gewinn zu realisiren, einen Productions-, Transport- oder Conservationsdienst leisten, oder sich selbst produciren oder transportiren lassen.

Der Kapitalienwerth eines Unternehmers kann daher in der Form aller Arten verkaufbarer Güter bestehen. Wechselbriefe, Staatsobligationen, ein verkaufbarer Diamantring können als Kapitalwerth dienen und die Function der Errichtung einer Unternehmergruppe übernehmen. Solche Güter können aber nicht die Function der Kapital bildenden Güter verrichten, d. h. sie können nicht selbst produciren oder conserviren und auch nicht, wenn nicht als Geld angenommen, andere Güter in Circulation bringen.

Wir sagen daher in kurzen Worten: Die Function des abstracten Kapitalwerthes besteht in der Förderung der Existenz, die der Kapital bildenden materiellen Güter aber in der Erwerbthätigkeit der Unternehmergruppe.

Aber nicht nur die Function des Kapitalwerthes ist von der der Kapital bildenden Güter verschieden, sondern auch die oben erwähnten verschiedenen Kapital bildenden Güter selbst weichen in ihren Functionen von einander ab und sind dreierlei Art:

1) Das Kapital bildende Geld hat stets die Function des Umlaufs, der Circulation. Es hat zur Aufgabe, die Güter und Arbeitsdienste in die Unternehmung herein zu ziehen, um sie als Unternehmergruppe zu vereinigen.

2) Von dieser Function ist die der durch das Geld ein

gekauften Hilfs- und Verwandlungsstoffe oder anderer Kapital bildenden Güter verschieden. Die Aufgabe dieser ist, sich produciren, transportiren oder circuliren zu lassen, oder selbst andere Güter zu produciren oder zu transportiren. Sie sollen nicht sowohl für die Unternehmergruppe, als vielmehr für Dritte, für Consumenten, thätig sein. Diese Function setzt auch voraus, dass das Kapitaliengeld bereits die seinige geleistet habe. *)

3) Endlich besteht noch die Function der verfertigten Kapital bildenden Güter, oder solcher, die von den Produ'centen vervollkommnet, oder von den Handelsleuten in Circulation gesetzt worden sind, darin, dass sie sich veräussern oder verkaufen lassen, damit der Profit realisirt werde und die Unternehmeroperation wieder von neuem beginnen kann. Denn hernach erst, wenn der Unternehmer von dem erlösten Preis oder Bruttoeinkommen den Werth des entäusserten Circulationskapitals und den des abgenutzten fixen Kapitals abgezogen hat, kann er sein reines Einkommen, seinen Kapital- und Unternehmergewinn wahrnehmen. Diese Function der verfertigten Güter ist um so wichtiger, weil sie den Abschluss der Unternehmeroperation bildet. Durch sie wird schliesslich das veräusserte oder vernichtete Werthkapital in Geldform wieder hergestellt und dadurch erst die Möglichkeit zum Beginn einer neuen Unternehmeroperation geboten,

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*) Diese Function der eingekauften Kapitaliengüter ist aber wegen ihrer längeren Dauer oder wegen ihrer grösseren Nützlichkeit für die Consumenten keine werthvollere Leistung für die Gesammtheit. Dagegen meint Gerstner (Beitrag zur Lehre vom Kapital, S. 52): „Der Dienst des Geldes bei der Production ist im Vergleich zu der Leistung der eingetauschten Güter meist nur ein sehr kurzer; er währt nur ,, so lange, als der Tausch dauert. Die eingetauschten Güter dienen ,, aber der Production während der nach dem Tausche noch übrigen, ,, viel längeren Zeit des Productionsprocesses. Nach der Dauer der Theilnahme eines Kapitals an der Production misst sich aber hauptsächlich der Werth seiner Leistung."

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