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ihrer Fertigstellung wegen von einem Unternehmer zu einem andern hinschreiten. *)

Bei der hin- und hergehenden Bewegung wird keinerlei Gewinn, bei der kreisförmigen aber der Kapitaliengewinn, der Profit des Unternehmers realisirt. Von grösster Wichtigkeit für die Gesammtheit ist die fortschreitende Circulationsbewegung, denn in ihr realisirt sich der nationale Nutzen der Kapitalcirculation, nämlich die Vervollkommnung der Production in Qualität und Quantität.

Dem Modus der Circulationsbewegungen entsprechen die verschiedenen Nachtheile, wodurch das Circulationskapital in Stockung geräth. Für den einzelnen Unternehmer entsteht schon der Nachtheil einer Circulationsstockung, wenn die kreisförmige Bewegung seines Kapitals durch Concurrenz, also durch Mangel an Absatz in Hemmung geräth; für die Nation, für die Gesammtheit aber entsteht ein solcher nur, wenn die fortschreitende Kapitalbewegung in Stockung geräth, wenn z. B. die Zufuhr der zu verarbeitenden Rohstoffe u. s. w. gehemmt ist.

Die Circulationsbewegung ist nach dem Wesen der Unternehmung träge oder rasch, je nachdem die Herstellung des Products und der Realisirung des Gewinns längere oder kürzere Zeit erfordert. So wie bei dem Gelde, so wirkt auch bei dem Kapitale eine raschere Circulation wie eine Vermehrung desselben; wenn z. B. ein Unternehmer 20,000 Thaler fünfmal jährlich in Circulation setzt, d. h. für 100,000

*) Das Obige wird klarer durch Vergleichung mehrerer, in Verbindung mit einander stehenden Postwagen. Jeder Postwagen, isolirt betrachtet, macht freilich täglich eine hin- und hergehende Bewegung, für den einzelnen Postmeister selbst aber macht sein Wagen, der des Morgens abgeht und des Abends wieder zurückkehrt, eine kreisför mige Bewegung; für das reisende Publikum endlich, das durch jene Postwagenverbindung an seinen Bestimmungsort hingeführt wird, bildet diese Bewegung eine fortschreitende.

Thaler verkauft, so ist das soviel, als wenn er 100,000 Thlr. Kapital besessen, die er jährlich nur ein einziges Mal in Circulation gesetzt. Der Gewinn eines Unternehmers ist also um so grösser, als die Geschwindigkeit seines circulirenden Kapitals, sein Umsatz zunimmt. Da bei jeder Unternehmeroperation ein neuer Gewinn gemacht wird, so muss sich natürlich die Zahl der Gewinnsätze im Verhältniss der vermehrten Circulationsgeschwindigkeit vermehren; wenn daher bei einer einfachen Circulationsgeschwindigkeit und bei einer Gewinnquote von 10 Procent ein Unternehmer mit 20,000 Thalern jährlich 2000 Thlr. gewinnt, so muss er bei einer fünffachen Circulationsgeschwindigkeit und bei einer gleichen Gewinnquote 10,000 Thaler jährlich gewinnen. Darum werden zwei Unternehmer bei gleichem Kapitale und gleicher Gewinnquote, aber ungleicher Circulationsgeschwindigkeit ihrer Kapitale einen ungleichen Unternehmergewinn beziehen.

Dieser Nutzen der geschwinden Kapitalcirculation existirt indess blos für die einzelnen Unternehmer, aber nicht für die Nation überhaupt. Die Gesammtheit gewinnt nichts dabei, wenn das Kapital eines Unternehmers rascher als das seines Concurrenten circulirt und jener mehr Kunden als dieser anzuziehen weiss. Für die Nation ist nur die raschere Production, aber nicht die geschwindere Circulalation der Kapitale von Belang. Für den einzelnen Unternehmer ist auch die raschere Kapitalcirculation in der Hinsicht gewinnreich, als er einen Zinsenverlust hierdurch erspart; die Gesammtheit aber, für die es keinen Zinsengewinn und keinen Zinsenverlust gibt, kann offenbar darum eine raschere Kapitalcirculation noch nicht wünschenswerth finden.*)

*) J. B. Say (Traité, Liv. I. Ch. XVI. p. 149) hatte in Folgendem offenbar nur den Nutzen des Einzelnen bei der raschen Kapitalcirculation im Auge:,,Plus tôt un produit est terminé et vendu, plus ,, tôt aussi cette portion de capital peut être appliquée à un nouvel ,, usage productif. Ce capital, occupé moins long-temps coûte moins ,,d'intérêts, il y a économie sur les frais de production."

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Die raschere Güter circulation wird eine Vergrösserung und Verbesserung der Production zur Folge haben, wie auch umgekehrt. Je mehr die Consumtion, d. h. je mehr die Gütercirculation anwächst, um so mehr wird dies auf die Ausdehnung und Verbesserung der nationalen Production einwirken; so wird auch jede Verbesserung der Production eine Ausdehnung der Consumtion, also eine geschwindere Gütercirculation zur Folge haben. Anders ist es mit den Wirkungen einer geschwinderen Kapitalcirculation; diese hat noch keineswegs eine grössere nationale Production zur Folge, sondern vermehrt nur die Production Einzelner auf Kosten Anderer, deren Kapital minder geschwind circulirt. Mit andern Worten: ein rascherer Güterumlauf kann wohl die Production befördern und hierdurch eine allgemeine geschwindere Kapitalcirculation zur Folge haben; aber eine schnellere Kapitalcirculation an und für sich, indem z. B. ein Theil der Tuchfabrikanten ihre Zeuge schneller gegen Geld umtauschen und hierdurch das Geld schneller zum Ankauf neuer Wollé benutzen können, veranlasst noch keine vermehrte Production, weil eine solche einseitige Vermehrung durch eine anderseitige Verminderung erzielt worden sein kann. *)

§. 26.

Zweite Fortsetzung. Einfluss der Kapitalcirculation auf die Vertheilung des Einkommens (Revenuen).

In der geschichtlich ältesten wirthschaftlichen Epoche, nämlich in derjenigen der Naturalwirthschaft, bezieht jeder an der Production Betheiligte sein Einkommen in Naturalien. Die Entwicklung der Kapitalcirculation in dem wirthschaftlichen Leben hat nun die wichtige Folge, dass das Einkommen in der Form von Geld bezogen wird. Gegenstand der

*) S. Roscher, Grundlage, §. 96.

Vertheilung ist nicht mehr, wie früher, das Product, sondern der erzeugte Producten werth in Form des erlösten Preises der Producte. Ein Theil dieses Preises fällt dem Arbeiter als Arbeitslohn, ein anderer dem Rentner als Zinsen oder Pachtschilling und wieder ein anderer dem Unternehmer als Gewinn (Profit) zu. Alle Arten Einkommen werden also heutigen Tags von der Hand des Unterpehmers, der ein Circulationskapital besitzt, in der Form von Geldbezügen vertheilt. Ihr Circulationskapital ist das unentbehrliche Instrument der Einkommenvertheilung. Durch die Action des Circulationskapitals wurde also erst das Geldeinkommen an der Stelle des Naturaleinkommens möglich.

Mit dieser bedeutsamen Thatsache erscheint das Einkommen in zwei Phasen, in eine provisorische und in eine definitive zerlegt. Der Arbeiter erhält in seinem Arbeitslohn in Geldform blos ein provisorisches, sein definitives Einkommen erhält er erst, wenn er mit dem Geldlohn sich Consumtionsgüter kauft. Das definitive Einkommen veranlasst also nach der mit der Auszahlung des Lohnes bewerkstelligten Circulation von Geld noch eine zweite Circulation, nämlich von Gütern. Dabei ist aber das Circulationskapital nur Mittel zur Erreichung des provisorischen Einkommens, während die ursprüngliche Wertherzeugung die Ursache und das Mittel des definitiven Einkommens ist. Vermittelst der Action des Circulationskapitals geschieht es auch, dass ein einziger Unternehmer, nämlich der, aus dessen Händen das Product an die Consumenten übergeht, alles Einkommen, nicht blos das für die ihm selbst geleisteten, sondern auch für die seinen Vormännern zur Vorbereitung geleisteten Productionsdienste, bezahlt. So z. B. bezahlt der Müller nicht blos die Einkommen seiner Mühlknechte und seines Mühlarztes, sondern auch das des Ackersmannes, der das zu vermahlende Getreide gesäet und geerntet hat, und das

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der Ackerknechte, des Hufschmiedes, des Wagners u. s. w., Alles durch das Circulationskapital, welches hinwiederum dem Unternehmer selbst es möglich macht, sein eigenes Einkommen zu realisiren. Hierdurch nun zerfällt für den Unternehmer sein ganzes Einkommen in zwei Theile, sein BruttoGeldeinkommen, welches den ganzen Preis seiner verkauften Waare in sich begreift, und sein Nettoeinkommen (oder Profit), welches sich nach Abzug und Wiederherstellung des früher verausgabten Circulationskapitals von dem Bruttoeinkommen bildet.

Auch diese Sätze haben, wie alles was sich auf ein Reichwerden durch Geldzufluss bezieht, nur auf das Einkommen des Privaten, nicht auf das der Gesammtheit Bezug. Bei dieser besteht jede Einkommen-Vermehrung immer nur in einem grössern Quantum von Gütern, nie in Geld. Wie ferner das Unternehmerkapital ein Werth kapital ist, so ist das Unternehmereinkommen ein Wertheinkommen, dessen Grösse, wie jenes, nach dem Grade seines Tauschwerths bemessen wird; das nationale Einkommen aber ist ein Gütereinkommen, dessen Grösse nach der Qualität und Quantität des Stoffes zu schätzen ist.*)

Daraus folgt der wichtige Satz, dass man ebenso unrichtig rechnen würde, wenn man, um das Nationaleinkommen zu berechnen, die Einkünfte aller Staatsangehörigen zusammen addirte; wie es eine unrichtige Rechnung wäre, wenn man annehmen wollte, dass dem Nationalkapital die Summe aller Unternehmerkapitale eines Landes gleich sei.**)

Es ist, wie wir schon oft gezeigt haben, von grosser

*) Herrmann a. a. O. S. 296.

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**) J. B. Say, der die beiden Kapitalarten nicht aus einander gehalten, verfällt daher in den schon gerügten Irrthum: La somme des ,,revenus de tous les particuliers dont se compose la nation forme le „revenu national ou le revenu de la nation." (Partie V. Ch. III. p. 10.)

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