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glauben, die Banknote sei, weil sie von der Bank eingelöst wird, wie ein Wechselbrief, der auf Credit beruht, ein Creditpapier. So z. B. sagt Wolowsky *):,,C'est le public qui fait crédit à la banque, en acceptant ses billets." Ebenso sagt auch Wagner**):,, Anstatt, dass bisher der Käufer von 10 Zentnern Kaffe dem Verkäufer 150 Thaler ,,in Metallgeld ausbezahlte, gibt er ihm nun 150 Scheine, „welche den Inhaber berechtigen, von der städtischen Kasse ,,150 Thaler in Metall zu verlangen, oder 3 Banknoten, ,,welche, jede auf 50 Thaler lautend, bei der Bank jeden Augenblick eingelöst werden können."

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Diejenigen, welche mit Peel der sogenannten Currencytheorie huldigen, sind dagegen der Meinung, die Banknote sei lediglich Papiergeld, wenn auch von stetigerem Werthe, wegen seiner Umtauschfähigkeit gegen Metall, als das gewöhnliche, weniger garantirte Papiergeld.

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Eine dritte Meinung ist folgende ***):,, Die Banknote steht ihrem Wesen nach in der Mitte zwischen dem gewöhn,, lichen Wechsel und zwischen dem eigentlichen Gelde; sie ist weder das Eine noch das Andere allein, sondern hat eigenthümliche Eigenschaften von Beiden."

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In diesem Streit der Meinungen kann nur die richtige Unterscheidung des Geldes und des Creditpapiers den Ausschlag geben: jedes Geld, jedes Geldzeichen, also auch jedes Papiergeld muss seiner Natur nach in der Grösse seiner Emission begrenzt, jedes Creditpapier aber in der Pünktlichkeit seiner Einlösung gesichert sein. Eine Materie, die einer unbegrenzten Vermehrung fähig und die Jedermann vermehren zu wollen stets versucht ist, oder auch eine solche,

*) Débats sur la Banque de France. (In der Revue des Deux Mondes vom 1. Februar 1865, p. 688.)

**) A. a. O. S. 36.

***) In der deutschen Vierteljahresschrift Nr. 79, S. 270 (Sept. 1857).

die von Einzelnen allzu sehr vermehrt wird, kann nie eine Geldmaterie werden, d. h. wird Niemand als Geldzahlung annehmen, wenn auch ihre spätere Einlösung zugesagt und garantirt wäre. Wäre auch die spätere Einlösung der in der Revolutionszeit in allzu grossem Maasse emittirten französischen Assignaten durch die Emigrantengüter noch so gut garantirt gewesen, so wären sie nicht weniger ein unbrauchbares Geld geworden; denn nicht die garantirte Einlösung, sondern die Stetigkeit des Werthes, also die Begrenztheit der Emission, macht das Wesen des Geldes aus. Darum ist auch ein nicht einlösbares, aber in seiner Emission begrenztes Papiergeld ein gutes Geld. Anders bei den Creditpapieren. Wieviele Wechselbriefe auch ein Kaufmann emittiren mag, wenn man nur sicher ist, dass dieselben honorirt werden, so circuliren sie ohne Anstand. Nicht die begrenzte Emission, sondern nur die gesicherte pünktliche Einlösung bildet das Wesen ihrer Circulation.

Ist nun die Banknote, weil sie wie Geld in beschränktem Maasse circuliren muss, ein Papiergeld, oder ist sie, weil ihre Einlösung gesichert sein muss, ein Creditpapier?

Offenbar ist sie Papiergeld. Da, wie oben (§. 21) dargethan, die Einlösung der Banknote nicht wie die der Creditpapiere des Geldempfanges wegen da ist, sondern nur die Werthstetigkeit der Banknote zum Zwecke hat, wie denn auch die Noten der englischen und anderer Banken lange genug ohne Einlösung willig circuliren, so bezweckt die Banknoteneinlösung nur, anstatt des gewöhnlichen Papiergeldes, ein besseres, ein seiner Werthstetigkeit nach garantirtes Geld zu creiren. Die Banknote ist kein Geld, weil sie als Creditpapier eingelöst wird, sondern sie wird nur eingelöst, damit sie ein besseres Geld ist.*) Als einen Beweis für unsere

*) Dr. Jos. Unger, Rechtliche Natur der Inhaberpapiere, S. 10, Anm. 15.

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Ansicht, dass nämlich die Banknote kein Creditpapier ist, können wir die Thatsache anführen, dass eine Bank, wenn sie auch noch so sehr die Einlösung ihrer Noten, wie etwa durch doppelten Baarvorrath, versichern wollte, sie dennoch die Emission derselben auszudehnen nicht im Stande ist. Jeder Kaufmann aber, der mehr Geld als früher einnimmt, dessen Einlösungsfähigkeit sich hierdurch vermehrt, kann auch mehr Wechselbriefe als früher ausstellen; cine Bank aber, die ihren Baarvorrath verdoppelt oder verzehnfacht, kann darum noch nicht eine einzige Banknote mehr als früher in Circulation setzen; denn jede Banknote, die den Bedarf der Geldcirculation übersteigt, wird ihr zur Einlösung zurückgebracht und das Geld dafür als überzählig ins Ausland gesandt.

§. 24.

Von der Circulation des Circulationskapitals.

Davon war zwar schon früher (Kap. I.) die Rede, hier aber soll gezeigt werden, wie mit dem Entstehen und mit der Entwicklung des Circulationskapitals das Wirthschaftswesen sich geändert und ein weiterer Fortschritt darin vorgegangen ist.

Wir haben schon (§. 6) gesehen, dass sowohl der Kapitalienwerth als auch die Kapital bildenden Güter als circulirendes Kapital fungiren. Da nun der Kapitalwerth nur seine äussere Form verändert, seine Substanz aber von dem Besitzer (dem Unternehmer) sich nie entfernt, so können wir, wenn wir von Kapitalcirculation sprechen, nur die das Kapital repräsentirenden Güter, oder das das Kapital repräsentirende Geld (Kapitaliengüter und Kapitaliengeld) im Auge haben. Ursprünglich circuliren Geld wie Güter nur entweder zu Consumtionszwecken oder zu Erwerbszwecken; im ersteren Falle nennen wir diese circulirenden Güter und

Gelder Consumtionsgüter und Consumtionsgeld, im letzteren Falle Kapitaliengüter und Kapitaliengeld.

In den ersten Zeiten der neu entstandenen Geldcirculation hat man durch Geld hauptsächlich ausländische Con- .. sumtions- wie Luxusgüter eingekauft; es gab daher auch nur eine Consumtionsgüter- und eine Consumtionsgeld-Circulation Erst in dem späteren wirthschaftlichen Stadium, als man Güter und Geld auch zu Erwerbszwecken in Bewegung setzte, ist die jüngere Circulationsart, die der Kapitaliengelder und der Kapitaliengüter, entstanden. Und nicht blos im Stadium des Uebergangs von der Naturalwirthschaft zur Geldwirthschaft ist das circulireude Geld hauptsächlich Consumtionsgeld und das circulirende Gut, weil sich Jeder fast alles selbst erzeugt, hauptsächlich Consumtionsgut, und zwar zu Luxuszwecken, sondern selbst bei vorgerückten, sehr civilisirten Nationen, wo das Circulationskapital schon Bedürfniss ist, hatte die Entwicklung desselben mit grossen Schwierigkeiten zu kämpfen. Im Alterthume insbesondere war wegen der Sklaverei und der Verachtung, welche die besitzende Klasse der industriellen Arbeit angedeihen liess, diese Entwicklung wesentlich gehemmt. Da die Sklaven selbst die Arbeitsinstrumente und Rohstoffe erzeugten, so brauchten dieselben nicht erst gekauft zu werden und ihre Herren hatten nicht nöthig, für dergleichen Dinge Geld auszugeben, d. h. es brauchten keine Kapitaliengüter und kein Kapitaliengeld in Circulation gesetzt zu werden.*) Wie konnten auch die Gewerbe blühen, wenn selbst die Solonische Gesetzgebung den Männern den Handel mit Salben verbot? Auf wie niederer Stufe die Industrie des alten Griechenlandes gestanden haben muss, ergibt sich daraus, dass fast jede Familie dort ihr Brod und ihre Kleidung selbst producirte.**)

*) Blanqui, Histoire de l'Econ. Pol. Ch. II. p. 21 und 69. **) Böckh, a. a. Q. Buch I. §. 8. S. 49 und 50.

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Und selbst in Rom *), namentlich in den ersten sechs Jahrhunderten,,,lebte die eine Klasse des Volkes von ihren Re ,,Venuen und die andere von ihrem Lohne. Diejenige aber, ,, die von ihrem Profit lebte, wie die Handelsleute und Manu,, facturisten, war so klein, dass sie kaum in Betracht kam." Die Kapitalcirculation hat sich deshalb, wie auch schon von der Gütercirculation erwähnt, erst im späten Mittelalter entwickelt.

Die Kapitalcirculation, geschichtlich von neuerem Datum, bildet für sich, neben der Güter- und Geldcirculation, eine dritte Circulationsart, mit besonderer Sphäre für ihre Action und besonderer Aufgabe in dem wirthschaftlichen Process. Dieselbe besteht darin, dass durch die Kapitalcirculation die Theilung der Arbeit hergestellt wird, dass sich die nationale Production dadurch in verschiedene Productionsarten, Gewerbsarten, Gewerbszweige und in Unternehmergruppen abtheilt, wodurch die nationale Production dem Quantum nach vergrössert und der Qualität nach verbessert wird (§. 7). Vor der Circulation des Kapitals, wo jeder Wirthschafter auf seine eigenen Kräfte, Talente und Productionsmittel beschränkt ist, wo Jeder nur für sich und Alles für sich erzeugen muss, kann Jeder auch nur Weniges und das Wenige nur schlecht erzeugen. Anders, wenn das Kapital circulirt und jeder Unternehmer sich Arbeitsdienste, Rohstoffe u. s. w. und Güter jeder Art, sogar die für seine Consumtion, kaufen kann, wodurch er sich selbst mit der Production einer besondern, seinem Talente angemessenen Güterart zu befassen und in Folge davon nicht blos täglich ein grösseres Güterquantum, sondern dies auch von weit besserer Qualität zu produciren vermag.

Die Kapitalcirculation unterscheidet sich also in dem Nutzen, den sie gewährt, von den beiden andern genannten

*) Dureau de la Malle, Econ. Pol. des Romains I. p. 3.

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