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seinen Standort zum Nutzen und Frommen und zur Zierde unseres lieben Vaterlandes.

Da die einzelnen Arbeiten, so weit nöthig, ihr eigenes Vorwort haben, so kann ich mich hier um so kürzer fassen, und auf das Nachträgliche beschränken.

Die Anmerkungen zur Rede über die Turnübungen und die Geschichte der deutschen Nationalliteratur wird vielleicht Mancher zu ausführlich, und Mancher zumal von den jugendlichen Lesern zu sparsam finden. Ich gestehe, sie absichtlich mehr subjektiv als objektiv gehalten zu haben. Eine Rede, wenn sie auch neben der Anregung des Gefühls- und des Begehrungsvermögens Belehrung zum Zwecke hat, ist ja kein Lehrbuch; und ein solches, in systematischer Behandlung, sollen ja auch Anmerkungen nicht seyn. Je nach dem mich eine oder die andere Stelle des. Textes gerade mehr anregte, oder je nach dem ich gewisse Behauptungen näher begründen und in Schutz nehmen zu müssen, oder gewisse noch weniger oder mitunter auch noch gar nicht bekannte oder veröffentlichte, nicht uninteressante Notizen da und dort beibringen zu können glaubte, so gab mir Dies zu einer Anmerkung Veranlassung. Der Eine oder Andere hat vielleicht hier auch eine kurze, aber möglichst vollstän

dige Zusammenstellung der in der Geschichte der deutschen Nationalliteratur eine Stelle einnehmenden Badner zu finden gehofft. Aber für's Erste sind die Akten in dieser Sache noch nicht geschlossen, und dann ist, so Gott will, heute auch noch nicht aller Tage Abend.

In der Einleitung zu den Gedichten ist bei Besprechung der Ode auf die Wiedergenésung meines lieben Freundes Ambs aus Versehen am Schlusse folgende Stelle aus Walther von der Vogelweide (S. 56 bei Uhland, S. 31 bei Lachmann) weggeblieben:

»Seyd willekommen, Herre Wirth! dem Grusse muss ich schwei

gen:

Seyd willekommen, Herre Gast! da muss ich sprechen oder neigen.

Wirth und heim sind zween unschämeliche Namen:

Gast und Herberge muss man sich viel ofte schamen.
Noch müsse ich erleben, dass ich den Gast auch grüsse,
So dass er mir, dem Wirthe, danken müsse!<«<

Ein Gegenstück zu Rinderle's Anspruchslosigkeit glaube ich verflossenes Spätjahr zu Bonn in unserm hochgefeierten Ernst Moriz Arndt gefunden zu haben. Wusste Jener dem Geiste des Ordens, dem er einst angehörte, und der Wissenschaft, deren Priester er war, entsprechend, durch Lehre, Rath, Hilfe und Beispiel still und geräuschlos, fast als wenn er sich seiner hohen Verdienste zu schämen hätte, in

den engern Gränzen seiner nächsten Heimath viel des Segens auszusäen: so schwang Dieser früher ein strafender Engel Gottes dräuend das Flammenschwerdt des deutschen Wortes über dem Haupte einer entarteten Zeit, und griff später ein begeisterter Seher für Gott, Vaterland, Recht und Freiheit so kräftig in seine gewaltigen Saiten, dass ihnen,

>>So weit die deutsche Zunge klingt

Und Gott im Himmel Lieder singt;
Wo Eide schwört der Druck der Hand,
Wo Treue hell vom Auge blitzt

Und Liebe warm im Herzen sitzt,<«<

kein Herz zu widerstehen vermag. Und will man ihm dafür den verdienten Preis darbringen, so weis't er demüthig fromm ihn Dem zu, von Dem alles edle Wollen herrührt und das Vollbringen. O! wie wird die Fahrt mit ihm nach Königswinter und der Besuch auf seinem Landhause unauslöschlich in meiner Erinnerung haften! Wie wird

>>Was ist des Deutschen Vaterland?<<

fortan melodischer mir an Ohr und Herz tönen, da die schöne Harmonie zwischen den Liedern und dem Leben des Sängers mir nicht fremd geblieben ist!

Durch ein gleiches Versehen wie bei Ambs sind bei der Besprechung von Welte's Verdien

sten folgende Verse weggeblieben, deren Anfang Leopold Schefer's Laienbrevier (XXV April)

entnommen ist:

>>Die Jugend nur ist der Befruchtung Zeit,
So wie der Lenz dem Blüthenbaume; was da
Der Mensch nicht blühte, nicht empfangen rings
Vom weh'nden Fruchtstaub, setzt er auch nicht an,
Das reift er nicht, und wird er nicht für sich,
Noch Andre; das verlang auch nicht von ihm.
Der Kleinen ist das hehre Reich der Himmel."
In Herzens Grunde dieser Wahrheit glühend
Warbst, Welte, Lehrer ihr zu Freunden Du,
Warbst Priester. Gottgesegnet war Dein Werk.
Die Schule blüht; mag Gott die Früchte schirmen!

Der sechzehnte Bogen, die letzten Dichtungen, enthaltend, sollte gerade abgedruckt werden, als der Tod einen Schüler unseres Lyceums am 23. December dahinraffte, den Sohn des wackern Steinmetzen Joh. Belzer von Weissenbach im Murgthale, welcher seine künstlerische Tüchtigkeit schon vielfach, namentlich aber in den, nach Zeichnungen von August Mosbrugger gefertigten, zwei Denkmalen erprobte, welche Grossherzog Leopold seinem höchstseligen Vater Karl Friedrich und dem Markgrafen Georg Friedrich und den vierhundert Pforzheimern in der Schlosskirche zu Pforzheim gesetzt hat. Das Epigramm No. XV. ist an den traurenden Vater gerichtet.

In den vollständigen altdeutschen Homilien endlich, die, wenn sie nicht wirklich von Tauler sind, doch Taulerischen Geist athmen, mag der Leser Belege für Das finden, was ich in der Rede über deutsche Literaturgeschichte vom Geiste des Mittelalters gesagt habe. Wir begegnen da in der sogenannten finstern Zeit in Beziehung auf Das, was dem Menschen vor Allem Noth thut, nicht selten einem Adel der Gesinnung, nach dem wir uns in unserm lichthellen Zeitalter gar oft vergeblich umsehen.

Rastatt am Gedächtnisstage Karl's des Grossen 1842.

Der Verfasser.

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