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Was meine diesmalige Untersuchungsmethode betrifft, so habe ich, wo nicht ausdrücklich das Gegentheil bemerkt wird, mit frischem Material und 0,7 % Kochsalzlösung gearbeitet. Vom anhaftenden weissen, oder gelben Dotter sind die isolirten Keimscheiben jedesmal durch Abspülen mit Kochsalzlösung und eventuell durch Schütteln in solcher sorgfältig gereinigt worden. Um bei der weiteren Untersuchung vom Deckglasdrucke unabhängig zu sein, bediente ich mich der aus dem Genfer Atelier stammenden Ross'schen Büchsen, einer Vorrichtung, bei welcher das Deckglas vermittelst einer Messinghülse fixirt ist und beliebig vom Objectglas entfernt, oder ihm bis zur Berührung entgegengerückt werden kann.

Wir nehmen im Hochsommer eine Keimscheibe von 18-24 stündiger Bebrütung: der Durchmesser beträgt 8-12 mm., der Embryo ist im 3. oder 4. Entwicklungsstadium, die Area pellucida scharf umgrenzt und von langgestreckter Form. In der Area opaca scheiden sich bereits deutlich zwei Zonen, deren innere nach der üblichen Terminologie als Gefässhof, deren äussere als Dotterhof zu bezeichnen ist. Die Färbung beider sticht ins gelbliche, aber viel ausgeprägter beim Gefäss- denn beim Dotterhof.

Von der unteren Fläche her betrachtet zeigt sich der Keimwall gleich einem schlechten Strassenpflaster aus kugligen Körpern unregelzusammengefügt (Fig. 1). Wir bezeichnen diese Körper vorläufig als Keimwallkugeln, ein Name, dessen Berechtigung aus dem Nachfolgenden sich ergeben wird.

Die Keimwallkugeln sind glänzend, grossentheils durchsichtig, ihr Durchmesser beträgt von 0,02 bis 0,08 mm., die mittleren messen zwischen 0,025 und 0,03 mm. Zwischen ihnen findet sich jedoch eine trübe, von feineren und gröberen Körnern reich durchsetzte Masse, die die interglobuläre heissen mag. Bei auffallendem Lichte erscheinen. die Keimwallkugeln dunkel innerhalb des helleren Netzes, und die im Gefässhof so ausgesprochene gelbe Färbung kommt dem letzte

ren zu.

An solchen Umschlagsfalten der Keimhaut, bei welchen der freie Rand von der Unterfläche gebildet wird, treten die Keimwallkugeln als ebenso viele einzelne Buckel vor, allein nicht frei, sondern überzogen von einer dünnen Schicht, welche als Endausbreitung der interglobulären Masse sich erweist (Fig. 2).

Keimwallkugeln und interglobuläre Substanz lassen sich mechanisch von einander scheiden. Zu dem Behuf wird ein Stück des Gefässhofes über Nacht in Salzlösung gelegt und dann in einem Reagenzglase leicht geschüttelt. Die Keimwallkugeln zerfallen, und es

verbleibt ein körnerreiches Gerüst übrig, dessen Maschen die Orte zeigen, wo die Kugeln gelegen haben (Fig. 3). Wird das Gewebe nach kürzer andauernder Maceration geschüttelt, so isoliren sich Stücke des Interglobularnetzes, deren Maschen theilweise frei, theilweise noch mit inneliegenden Keimwallkugeln besetzt sind (Fig. 4).

Obige Erfahrungen bestätigen das aus Schnittbildern früherhin schon gewonnene Ergebniss, dass innerhalb der Area opaca helle Kugeln einem zusammenhängenden und gegen den Dotter sich abschliessenden Netzwerke eingefügt sind. Man vergl. die Fig. 8 Taf. VI meiner Untersuchungen, bei welcher das interglobuläre Netz, wohl in Folge zusammenschrumpfender Reagenzwirkung, als fadenförmiges sich darstellt.

Auch Färbemittel lassen sich zur Demonstration der beiden Keimwallbestandtheile herbeiziehen. Hämatoxylin z. B. färbt das interglobuläre Netz rasch und intensiv, während die Färbung der Keimwallkugeln langsam und in geringem Maasse erfolgt. Nur deren Kerne und inneliegende körnige Massen erfahren lebhafte Färbung. Besonders guten Erfolg hat mir die nachfolgende Methode gegeben: Die in gewohnter Weise isolirte Keimscheibe wird mit Salzlösung zusammengebracht, welcher einige Tropfen einer Lösung von Diamantfuchsin zugesetzt sind. Das Präparat nimmt bald eine rothe Färbung an. Wird nun der Keimwall untersucht, so zeigt sich in ihm das interglobulare Netz roth gefärbt, die Keimwallkugeln dagegen nicht. Die ungleichmässige Vertheilung der interglobulären Substanz tritt dabei sehr deutlich hervor. Stellenweise nur schmale Brücken zwischen den Kugeln bildend, häuft sie sich anderwärts in etwas dickeren Klumpen an, hier und da tritt sie auch in Form kugliger Vorsprünge gegen die Unterfläche vor.

Die interglobuläre Masse ist ein weiches, leicht verschiebbares Protoplasma. Vorbeifliessende Flüssigkeitsströme genügen, um es in Fäden von mehrfacher Gesichtsfeldlänge auszuziehen. Aus der Länge und Feinheit der letzteren erschliesst sich die grosse Dehnbarkeit des interglobulären Protoplasma. In grösseren Klumpen angehäuft zeigt es den Gegensatz hyaliner Rand- und trüber Innenmasse. Schon ohne Anwendung von Wärmevorrichtungen vermag man in der warmen Jahreszeit die lebhaftesten Bewegungen jener Masse zu verfolgen, wie denn auch isolirte Keimzellen Formveränderungen in rascher Reihenfolge erfahren.

Kerne ovaler Gestalt lassen sich in blassen Stücken des interglobulären Protoplasma wahrnehmen (Fig. 5), in körnerreichen sind sie aus ihrer Umgebung heraus nicht zu erkennen.

Die trübenden Körnermassen des interglobulären Protoplasma sind zum Theil Kerne und Körner aus zerfallenen weissen Dotterkugeln, als solche an ihrer Lichtbrechung und an ihren Inhaltsflecken leicht erkennbar, zum Theile sind es Fetttröpfchen aus dem gelben Dotter stammend. Letztere verleihen dem interglobulären Protoplasma seine dottergelbe Färbung. Werden Stücke der Area vasculosa in einem engen Cylinder mit viel Flüssigkeit geschüttelt und wird alsdann das Gemenge stehen gelassen, so tritt eine Scheidung ein zwischen Bestandtheilen, welche zur Oberfläche emporsteigen und solchen, welche zu Boden sinken.

Auf den Boden sinken die Keimwallkugeln, oder deren durch Zertrümmerung frei gewordene Kerne. Auch fettarme Protoplasmastücke, sei es einzeln, sei es in Verbindung mit Keimwallkugeln, senken sich. Dagegen schwimmen an der Oberfläche Protoplasmafetzen mit eingelagerten kleineren oder grösseren Fetttropfen. In früheren Stadien fehlen die fettreichen Protoplasmastücke und es bildet sich beim Aufschwemmen keine Oberflächenschicht. Dasselbe gilt zum Theil

in späteren Stadien auch vom Dotterhofe.

Die Keimwallsubstanz im Dotterhofe ist lockerer als im Gefässhofe verbunden. Isolirte Fetzen bestehen jedoch auch hier aus Keimwallkugeln und aus Interglobularsubstanz und das Verhalten der Complexe bei Druck und bei Zerrung zeigt wiederum, dass die letztere Substanz dehnbar und elastisch ist. An der Peripherie des Dotterhofes ist der Zusammenhang der Keimwallmasse so gering, dass sie beim Abspülen leicht sich entfernt und man findet daher in der Regel am abgespülten Keim einen 1-1/2 mm. breiten durchsichtigen keimwalllosen Saum. Ebenso fehlt die Bindung der Keimwallkugeln im frisch gelegten Ei und während der ersten Bebrütungsstunde. Es gelingt daher zu der Zeit leicht den Keimwall durch Abspülen von der Keimscheibe zu trennen (S. 7 meiner Unters.)

Keim wallkugeln. Wir isoliren einen Keim von etwa 8stündiger Bebrütung, reinigen ihn sorgfältig so lange bis keine Reste von äusserlich anhaften dem Dotter mehr von ihm sich entfernen lassen und breiten ihn flach aus. Die glänzenden Kugeln, welche im Bereiche der Area opaca die Hauptmasse der unteren Schicht bilden, zeigen, mag man sie in ihrer natürlichen Lage, oder isolirt betrachten, die bekannten Eigenschaften weisser Dotterkugeln, d. h. sie enthalten einen oder mehrere kuglige Inhaltskörper und einen klaren, durch Wasser sofort sich trübenden flüssigen Inhalt. Die Inhaltskörper besitzen die bekannten kernkörperartigen Flecken im Innern. An den grösseren Keimwallkugeln dieser Zeit constatirt man mit Leichtigkeit

die Eigenschaften von mit Flüssigkeit gefüllten Säcken. Druck bringt sie augenblicklich zum Platzen und ihren Inhalt zu freier Vertheilung. Schwimmen sie aneinander vorüber, so ändern sie fortwährend ihre Gestalt, indem sie nach den Engpässen sich modeln, durch die sie durchgetrieben werden. Dabei fliessen die Körner und Kugeln in ihrem Innern von einer Seite zur andern und wiederum zurück, gerade so wie ich dies früher für grössere weisse Dotterkugeln im Allgemeinen beschrieben habe (Unters. S. 6).1)

1) Es ist mir nicht verständlich, aus welchem Grunde KOELLIKER die Aufnahme weisser Dotterbestandtheile in den Randtheil des Kernes leugret. Der Nachweis derselben ist, wie man aus obigem sieht, leicht zu führen. KOELLIKER glaubt die ihm entgegenstehenden Angaben dadurch erklären zu können, dass Dotterkugel- und Dotterkernähnliche Gebilde im Innern der Keimwulstzellen auftreten. Sie sollen hier als „Product der energischen Stoffaufnahme dieser Zellen" entstehen und von den eigentlichen Dotterkugeln durch ihr Verhalten gegen Essigsäure sich unterscheiden. In Bezug auf letzten Punkt decken sich meine Erfahrungen nicht mit denen von KOELLIKER. Wenn ich KOELLIKER recht verstehe, betrachtet er die Keimwallkugeln überhaupt für die Zellen seines Keimwulstes, oder nach meiner Terminologie für archiblastische Zellen, das interglobuläre Protoplasma hat er nicht beachtet.

BALFOUR, welcher im Gegensatz zu KOELLIKER das Vorhandensein von weissem Dotter im Keimwulst oder Keimwall richtig erkannt hat, hat sich durch Silberbilder verleiten lassen, den Uebergang der weissen Dotterkugeln in Hypoblastzellen anzunehmen (Journal of microscop. Science, Juli 1873). Auch er hat dabei das interglobuläre Protoplasma übersehen.

Eine eigenthümliche Geschichte des Keimwalls giebt GOETTE. Der Keim ruht nach ihm nicht auf weissem Dotter, sondern auf einer körnigen Substanz auf. Eine theils körnige, theils homogene Substanz liegt auch am Boden der Keimhöhle und erfüllt den Dotterkanal. Durch eine Art von secundärer Furchung entstehen sodann aus ihr die „Dotterzellen". Später klärt sich der Keimwall durch Lösung seiner Körner auf und zerklüftet sich in zellenartige Körper, dann aber treten die untersten seiner Bestandtheile aus dem Gefüge der übrigen heraus und lösen sich auf. Es entstehen buchtige Höhlen, in dieselben werden die auf dem Boden der Keimhöhle entstandenen Dotterzellen durch eine von der Keimhöhle gegen den Keimwall hin stetig stattfindende, durch die aufsaugende Thätigkeit des letzteren bedingte Strömung hinein geschwemmt. Einmal in den Maschen des Keimwalls angelangt, zerklüften sie sich und bilden die bekannten Blutinseln. Die von der Einschmelzung verschonten Keimwallmassen verbleiben als „interstitielles Bildungsgewebe." Dass man über so leicht constatirbare Dinge, wie über das Vorhandensein weisser Dotterkugeln unter dem Keim, am Boden der Keimhöhle und im sog. Dotterkanal streiten kann, Dinge, deren Feststellung zum Theil schon auf PURKINJE und VON BAER, d. h. auf nahezu ein halbes Jahrhundert zurück reicht, erscheint wunderbar. Es erklärt sich indess aus GOETTE'S einseitiger Präparationsweise. Bei Untersuchung frischer Eier hätte GOETTE die Zusammensetzung der fraglichen Localitäten aus weissen Dotter

Die Charaktere weisser Dotterkugeln tragen auch die Keimwallkugeln, welche während späterer Entwicklungsstadien im äusseren Dotterhofgebiete dem Keim verbunden sind. Dies gilt bis zur Verwachsung des Dotters.

Im Gefässhof dagegen und in den nächst daran stossenden Dotterhofzonen erfahren die Keimwallkugeln Umwandlungen, die einer besonderen Beschreibung bedürfen. Bevor wir darauf eingehen, ist es nothwendig noch einmal genau die Charaktere kennen zu lernen, wodurch Keimwallkugeln unter allen Umständen von echten, d. h. von archiblastischen Keimzellen können unterschieden werden. Das Vorhandensein oder Nichtvorhandensein von Kernen und Körnern weisser Dotterkugeln kann nicht als Unterscheidungsmerkmal dienen, weil diese auch von archiblastischem Protoplasma bez. von archiblastischen Zellen können aufgenommen werden.

Keimwallkugeln sind stets von einer starken (selbst doppelten)

kugeln nicht entgehen können. Derselbe scheint jedoch unter Verschmähung anderer Controllen seine Ueberzeugung ausschliesslich nach Schnittpräparaten gebildet zu haben, wobei er Werth darauf legt, dass die ganzen Dotter gehärtet werden. Seine Härtungsmethode giebt er nicht an, indess wird man kaum irre gehen, wenn man annimmt, dass er, wie allgemein üblich, Chromsäure oder chromsaure Salze benutzt hat. An Chromsäurepräparaten habe ich ähnliche Successionen von hellen und körnigen Schichten am Boden der Keimhöhle gesehen, wie sie GOETTE abbildet. Bringt man unter dem Mikroskop weissen Dotter mit einer schwachen Chromsäurelösung, 3-2 %, zusammen, so sieht man sofort dichte feinkörnige Gerinsel entstehen und ein grosser Theil der Kugeln, vorweg die grossen körnerreichen Formen, lösen sich unter den Augen des Beobachters auf und ergiessen ihre Kern- und Körnermassen in die Umgebung. Ein ähnliches Resultat ergeben Lösungen von chromsaurem Kali: Bringt man Tropfen von Müller'scher Lösung zu weissen Dotterkugeln, so gerinnt deren Inhalt sofort zu einer undurchsichtigen gelben Masse. Die Hülle hebt sich anfangs selbstständig ab, dann aber schmilzt sie gleichfalls ein und nach einiger Zeit hat die geronnene Kugel an ihrer Oberfläche zahlreiche ungefärbte, stark lichtbrechende Tropfen (wahrscheinlich aus der Zersetzung des Lecithins stammendes Fett) ausgepresst. Nach alle dem sind Härtungen mit Chromsäure oder mit chromsaurem Kali schlechterdings unbrauchbar zur Beurtheilung der Verhältnisse des weissen Dotters.

Hätte GOETTE erkannt, dass der Keimhöhlenboden seiner Präparate Nichts anderes als einen Trümmerhaufen darstellt, würde er auch nicht versucht haben, diesem einen besonderen ,,secundären" Furchungsmodus zuzuschreiben.

Die Folgen der Chromsäurehärtung finden sich übrigens auch in anderen Beschreibungen und Abbildungen wieder, so zeichnet HANS VIRCHOW in seiner Fig. 1 den Keimwall als trübes körniges Gemenge. Ich erinnere ferner daran, dass auch WALDEYER in seinem Eierstockswerke (S. 59), entgegen allen früheren Angaben, den Inhalt des Dotterkanales als körnige Masse beschrieben hatte.

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