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so weit ich zu erkennen vermag, ist die Wahrscheinlichkeit, dass diese Identität des Spermas stattfinde, nicht geringer, als die, dass die Zwillinge einander vollständig gleichen.

Bisher ist von der Vererbung durch die Befruchtung nicht die Rede gewesen.

Nachdem uns HIS, dem ich dafür sehr dankbar bin, durch seine mechanische Auffassung der Entwicklungsgeschichte von der Nothwendigkeit befreit hat, jeden einzelnen Entwicklungsvorgang als nur durch die Erblichkeit erklärbar anzusehen, seitdem man glauben kann, dass ein dem befruchteten wie dem unbefruchteten Ei, sowie anderen protoplasmatischen Gebilden zukommender, in verschiedener Richtung verschieden starker Wachsthumstrieb die Embryonenformen abzuleiten gestatte, drängt sich die mysteriöse Erblichkeit viel weniger störend auf. Es kann ja gerne zugegeben werden, dass in jedem einzelnen Falle die Deductionen von His nur unvollkommen wahr sind, denn solche Untersuchungen können nicht von einem Einzelnen zu befriedigender Sicherheit gelöst werden, sie bedürfen durchaus eines eingehenden und läuternden Kampfes. Ich muss aber sagen, dass einige Punkte, beispielsweise die Magenbildung und die Gliederung des Verdauungsrohres, so hübsch ausgearbeitet sind, es so deutlich zeigen, wie zarte und minimale Biegungen und Faltungen unmerklich aber unvermeidlich und mit eiserner Consequenz zu den wichtigsten Umbildungen führen, dass ich glauben muss, es sei hier der wirkliche Naturvorgang sehr glücklich erfasst worden. Sollte dies aber eine Täuschung sein, so ist es mir doch undenkbar, dass eine Nachuntersuchung eine andere Correctur anbringen werde als eine solche, welche die Darlegung von His nur feiner ausbaut.

HAECKEL1) citirt die Ansicht von His, dass die Gliedmassen aus der Kreuzung der vier die Embryonalscheibe abtheilenden Falten resultire, als das Beispiel einer rohen und oberflächlichen Auffassung, die in der morphologischen Literatur ohne gleichen sei. Ich sehe nicht ein, weshalb diese mechanische Auffassung, welche wahrscheinlich richtig ist, so getadelt wird, denn wenn bei den Cephalopoden die Extremitäten auch aus radiären Falten resultiren werden, bei den Artikulaten aus Querfaltungen in Folge eines überwiegend raschen Längenwachsthums, so ist die daraus entnommene Homologie doch schwerlich roher, wie die bisherigen Entwicklungen des Begriffs der Extremitäten. HAECKEL hat in letzter Zeit das Dossier, welches die Wissenschaft von

1) Die Gastreatheorie. Jenaer Zeitschr. f. Naturwiss. 1874. Bd. IX. S. 9 (a2).

Zeitschrift f. Anatomie. Bd. I.

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den Organismen in der Erblichkeit zu tragen hat, immer nur vermehrt, ich darf seinen Büchern gegenüber um so mehr das Verdienst auch der kürzesten Mittheilung, die uns vor der Herrschaft der Erklärungen durch die Erblichkeit zu retten versucht, hervorheben, als ich selbst in den nachfolgenden Untersuchungen diese Frage kaum berühre.

Wenn man nur jene kleinen Eigenthümlichkeiten, welche sich in einer sehr vorgeschrittenen Embryonal periode oder noch später zu er kennen geben, und welche auf gleiche Eigenthümlichkeiten der Erzeuger oder früherer Vorfahren zurückdeuten, betrachtet, so handelt es sich dabei um ganz accessorische Dinge, die freilich schon im befruchteten Ei oder früher virtuell vorhanden sein müssen.

Ich möchte sie in ganz geringen Nüancirungen der chemischen Massenverhältnisse resp. in minimalen Beimischungen sehen. Aus einer solchen kann ich mir nicht weniger die Entstehung z. B. des Pulls des Huhns erklären, als aus einer im Anfang vorhandenen. Formveränderung. Die letztere müsste doch so äusserst klein gedacht werden, dass die Moleküle, welche das Mehr oder Minder bewirken, an Grösse wenig differiren könnten von den chemischen Atomen oder Atomcomplexen. Ich bin daher geneigt zu glauben, dass man in Bezug auf diese Erblichkeit kaum zu discutiren braucht, ob formelle oder chemische Abänderungen der Zeugungsstoffe als die Ursache anzusehen sind.

Schliesslich habe ich noch auf die sehr lesenswerthen ,,physiologischen Bemerkungen" von MIESCHER (d1. S. 54) einzugehen. Zunächst wendet er sich gegen den Gedanken, dass besondere Fermentstoffe im Sperma eine Rolle spielen könnten denn abgesehen davon, dass er nichts dergleichen gefunden habe, sei im Ei nicht für die Verbreitung des Ferments genügend gesorgt. (Dieser Einwand würde sich wohl durch die Beobachtungen der Dottercontractionen widerlegen.) Es enthalte das Ei die gleichen Stoffe wie das Sperma, wie könne also das Hinzutreten von einem Minimum einer Substanz, die in reichlicher Menge bereits vorhanden sei, so entscheidend in den ganzen Haushalt des Eies eingreifen?

Nicht in einer bestimmten Substanz könne das Räthsel der Befruchtung verbergen liegen, nicht ein Theil, sondern das Zusammenwirken aller Theile sei das Wirksame. Dies ergebe sich auch aus dem verhältnissmässig grossen Antheil, den der Vater, trotz der kleinen Masse, welche er zum Ei gebe, an der Vererbung habe. (Wie gross die Masse ist, welche in der Form von Sperma in den Dotter dringen kann, ist, wie ich einer mündlichen Mittheilung von KUPFFER

über die Befruchtung der Heringseier entnehme, gar nicht so sicher abzugrenzen.)

Specifische Befruchtungsstoffe gebe es nicht. Die chemischen Thatsachen hätten secundäre Bedeutung, es handle sich, bildlich gesprochen, um einen Apparat, der eine Bewegung irgend einer Art erzeugt oder umsetzt. Die Auffassung der Befruchtung als eines physikalischen Bewegungsvorganges ist die einzige, welche nicht mit feststehenden Thatsachen sich in Widerspruch befindet. Molekulare Vorgänge der Art, wie die bei der Nervenerregung, werden als Paradigmen der Befruchtungsvorgänge hingestellt, ausserdem aber könne die Bewegung des Spermatozoids auch noch von Einfluss sein.

Ich halte die Basis, von welcher MIESCHER ausgeht, die Gleichheit der chemischen Zusammensetzung von Ei und Sperma, die von ihm durch exacte Untersuchungen festgestellt wurde, für völlig richtig. In seinen Schlussfolgerungen geht er jedoch nicht so weit, wie dies erforderlich zu sein scheint. Er stellt nämlich einen reizenden Stoff einem reizbaren gegenüber, von zwei völlig gleichen Substanzen kann aber nicht wohl die eine die Eigenschaft haben die andere zu reizen resp. durch die andere gereizt zu werden.

Die Thatsache, dass es sich um völlig gleiche Stoffe bei der Befruchtung handeln könne, konnten wir schon lange mit aller wünschbaren Schärfe erschliessen, seitdem wir nämlich die Vorgänge der Conjugation kennen gelernt haben. Die conjugirenden Individuen können so gleich sein, wie nur möglich ist und fruchtbar conjugiren, so weit wir wissen. Hier werden also in gewaltsamer Weise die Massen, die chemischen Körper, vermehrt und durch Flüssigkeitsausscheidung etwas verdichtet, Reizungs- oder Fermentations-Vorgänge anzunehmen, haben wir keinen objectiven Grund. Dass auch für andere Fälle der Befruchtung dieser Process stattfinde, das, scheint mir, ist die sichere Folgerung aus den Untersuchungen von MIESCHER.

Dagegen scheint mir nach dem Gesagten die Möglichkeit nicht vorhanden, als Fundamentalvorgang eine „Reizung" anzunehmen.

Allerdings zwingen uns die Erfahrungen über Inzucht etc. weiter zu suchen, aber dabei handelt es sich um Dinge, die vorläufig der chemischen Analyse nicht erreichbar erscheinen und da MIESCHER in diesem Sinne nicht weiter gegangen ist, glaube auch ich mich eines Eingehens auf dieselben enthalten zu dürfen.

Eine Zusammenfassung der dargelegten Verhältnisse führt etwa zu folgenden Sätzen:

1) Die Befruchtung des Eies ist ein Vorgang für sich, der nicht unmittelbar mit der Weiterentwicklung desselben zusammenhängt.

2) Der Grundvorgang ist die Verschmelzung zweier bis dahin getrennter Complexe organischer Substanzen. Sind diese Substanzen aus sehr vollkommen ähnlichen oder auch aus sehr verschiedenen Säften entstanden, so hat der Vorgang nur unvollkommen oder gar nicht den beabsichtigten Erfolg.

Der allgemeine Erfolg ist die Erhaltung der Species, welche durch die geschlechtlich erzeugten Individuen, sowohl vor zu beträchtlichen Variationen, als auch, in sehr verschiedener Art, vor Todesursachen geschützt wird.

Der specielle Erfolg ist die Fernhaltung der Todesursachen vom Keim und dessen Producten. Dieser Erfolg manifestirt sich in den einzelnen Fällen in verschiedener Weise.

II. Entwicklung des Kaninchens.

Die Eier.

Die Furchungsstadien wurden mit Bezug auf die Frage untersucht, ob sich etwa Andeutungen eines Einstülpungsprocesses wahrnehmen liessen, es fand sich jedoch nichts Derartiges.

Der Dotter nimmt in den Tuben an Volumen nicht zu. Die geringfügige Vergrösserung, welche der Durchmesser der ungefürchten Dotterkugel gegen den gefurchten Dotter zeigt, ist wohl lediglich auf Flüssigkeitsansammlungen zwischen den Furchungskugeln zu be ziehen. Obgleich alle Stadien der Furchung durchmustert worden sind, wurde die nach BISCHOFF in einem bestimmten Stadium auftretende Verschmelzung der Furchungskugeln nicht beobachtet. Dies beweist natürlich nicht viel, soll die Angelegenheit sicher entschieden werden, wird man versuchen müssen Reheier frisch in der Mitte des December zu bekommen. Da ich selbst schwerlich die Gelegenheit zu einer solchen Untersuchung finden werde, erlaube ich mir darauf aufmerksam zu machen, dass eine erneute Untersuchung jenes Thieres ein Desiderat ist.

Im Uterushorn angelangt bleiben die Eier einige Stunden in der Spitze desselben liegen und es beginnt, indem sich die Keimblase entwickelt, das Stadium rascher Vergrösserung des Eies. Der Dotter ist im Anfang dieser Periode noch recht undurchsichtig, so dass es schwierig wird die erste Spur der Keimhöhle zu erkennen. Sie beginnt peripher zwischen einer einfachen äusseren Zelllage und dem Rest der Dottermasse, als im Querschnitt halbmondförmiger Raum. Dies Stadium

ist von BARRY1) abgebildet worden, die weitere Entwicklung ward durch die Abbildungen E. VAN BENEDEN'S), dann von CoSTE3), BISCHOFF) und MEISSNER") dargestellt.

Nachdem die Keimhöhle entstanden ist und dadurch die Eier ein wenig gewachsen sind, beginnen sie zu wandern und zwar dicht an einander liegend. In einem Falle, den ich für normal halte, fand ich sie alle dicht am Cervix uteri, es scheint, dass sie einmal hier angelangt, sich zu vertheilen beginnen, denn vorher liegen sie stets dicht bei einander. Der Eintritt in den Uterus erfolgt etwa in der 70. Stunde (3 Tage). Das Festsetzen in der 142. bis 148. Stunde (5 Tage 2-8 St.). 8 Eier von 96 Stunden massen 0,134 bis 0,2 mm. inneren Durchmessers, 5 Eier von 111 Stunden 0,997, 1,26, 1,29, 1,30, 1,33 mm.; 7 Eier von 106 Stunden 0,865 bis 1,13 mm.; 5 Eier von 123 Stunden 2,26 bis 2,79 mm.; von 128 Stunden 3,75; von 142 Stunden 4,26 mm. Nach BISCHOFF, dessen Zeitangaben nicht so eingehend sind, messen die Eier von 0,18 bis 4,75 mm. im freien Zustand. Uebrigens sind die Eier, namentlich im letzten Theil dieser Periode und darüber hinaus an Grösse so verschieden, dass man präcisere Angaben nicht leicht gewinnen wird. Das Festsetzen der Eier scheint mit deren Grösse zusammenzuhängen, die Zeitangabe, welche ich darüber gemacht habe, ist daher nicht verlässlich. In den folgenden Stunden setzen sich die Eier fest, so dass es immer schwieriger wird, sie intakt zu erhalten. BISCHOFF ist darin geschickter gewesen, wie ich, er hat sie von 5,4 mm. bis zu 10 mm. Grösse noch gelöst, während ich nur bis 8 mm. gekommen bin.

Man kann alle diese Eier vortrefflich conserviren. Zunächst legt man sie mit etwas Serum in sehr geringe Mengen MUELLER'scher Flüssigkeit und vermehrt die letztere nach Verlauf einiger Stunden. Es gelingt meistens, ein Zusammenfallen der Keimblase zu verhüten. Man lässt dann das Ei einige Monate in der Lösung und bringt es endlich in Spiritus. Lässt man es in der Lösung, so zerbricht das Ei in 5 bis 6 Jahren, legt man es gleich in Spiritus, so gerinnt die Flüssigkeit in der Keimblase vollständig.

Die Eihaut (Zona pellucida und Eiweiss), die wohl füglich als Prochorion bezeichnet werden könnte, bekommt nach BISCHOFF vorüber

1) M. BARRY Researches Third Series. Philosoph. Transactions 1840. Fig. 234 (b 2.).

2) 5 Pl. XII. Fig. 10.

3) g.

4) a.

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