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Wandalen) wurden, erstarb ihre Stammeskraft. Ju fremden Ländern, bis in die Wüste Afrikas hinaus, verlohren sie ihre Namen; kaum blieb in Einem ders selben, und zwar beim armen Lombard oder etwa bei Stållen, Roffen, Knechten, Wirthshäusern, Hofstellen und Trinkgelagen in Worten und Namen ihr Andenken übrig.

3.

Die im Mutterlande zurückgebliebenen betraf ein nicht linderes Schicksal.

Einer seiner Brüder, Frank, hatte sich in ein nachbarliches Reich gedrungen, und Einer seiner Nachkommen, Kerl der Große, war von einem ausländischen Priester gerufen, ihm wieder auf seinen Altar zu helfen. Kerl zog dahin; der Priester rief ihn in den Saturnalien der dunkelu Christnacht zu einem Cåsar aus, gegen welchen Namen Jahrhunderte lang die Deutschen gestritten hatten und so ward ihnen auf Jahrhunderte hinaus, mit diesem Namen eine Römische Kette um den Hals geschmiedet,

4.

Jahrhunderte lang trugen sie sie in wilder Vers wirrung; ein Fürstenstamm nach dem andern rückte herzu und bot der Kette den Hals dar, bis dieser im fremden Lande ab und wund und zu Tode gescheuert einem andern Stamme, zu scheuern und gescheuert zu werden Plaß machte. So erloschen die Männer (Maunen), ihr Blut floß allenthalben; auf fremden

Ebnen, für und wider nichts, sanken ihre Leichname, treu dem Bunde ihrer Våter, aus Pflicht und Ges horsam. Im Mutterlande indeß erhoben sich Raubschlösser, Burge. Nicht Männer wohnten hier mehr, sondern Raubgesindel, Ritter und edle Knechte, deren Namen großentheils noch jest von ihrem Ursprung zeugen. Der Heer- und Wehrmann war ein Oger, ein Burgdrache worden, von dem Ihr so manche fruchtbare Mährchen gehört habt. Gezittert und ges weint habt Ihr über die Unthaten der verwünschten Schlösser und Burge.

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Allmålich sollte Ordnung kommen ins Land; man schrieb Geseße, man blies in die Posaune.

Måns ner, rief die Trommete, Söhne des Mann!“

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und erschrecklich! die Wälder, Berg' und Hügel umher antworteten: Niemann!

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Ein Gottesmann erschien, (Lauter, Luther war sein Name). Er rief die deutschen Männer von jes nem fremden Priesterdienst jenseits der Gebürge zus rück. Ein Theil der Männer kamen, den andern in den Weinländern behagte ihre Weise; sie riefen seiner Stimme zurück: Niemann! So ward Teuts Ges schlecht getheilt; die Brüder lagen einander selbst in den Haaren.

6.

Feinde mischten sich zur Beilegung ihres Zwists unter sie; ihr gefährlichster Feind war der, dessen

Sprache und Sitten sie annahmen. Mit Annahme seiner Sprache und Sitten huldigten sie ihm, ehe er durch Waffen sie überwunden hatte; und aus Vers götterung feiner eilten sie ihm zu helfen, in einer Ger fahr, die ihnen nicht oblag. Das Schicksal strafte fie unerbittlich.

6.

I de e

zum ersten patriotischen Institut

für

den Allgemeingeist Deutschlands. a)

S. I.

Da Einheit und Mannichfaltigkeit die Vollkoms menheiten sind, die alle daurenden Werke der Natur und ihrer Nachahmerin, der Kunst, bezeichnen: so ist es wohl unzweifelhaft, daß auch die höchste, schwerste und nüglichste Kunst der Menschen, die Einrichtung einer Nation zur allgemeinen Wohlfahrt, nach diesen Eigenschaften streben müsse und unvermerkt strebe. Je getheilter eine Nation ist, desto mehr Kräfte kann sie vielleicht haben; die Kräfte werden sidy aber eins ander nicht kennen, mithin auch nicht auf Einen ges meinschaftlichen Endzweck wirken. Ein Beispiel davon giebt die mittlere europäische, insonderheit die deutsche Geschichte. An Mannichfaltigkeit und Kraft

a) Dieser Aufsah wurde durch einen der ehrwürdigen, allge mein hochverehrten Fürsten Deutschlands (C. F. M. z. B.) veranlaßt, für welchen der Verfasser diese Idee im Jahr 1788, vor seiner Reise` nach Italien aufgeseßt hatte, und verdient von der Adrastea aufbewahrt zu werden.

(Wilh. 3.)

Herders Werke 4. schön. Lit. u. Kunst. XII.

hat es unsrer Nation von jeher nicht gefehlet. Von jenen Zeiten an, da Deutschland ein Tummelplaß von Stämmen und ziehenden Völkern war, durch alle Jahrhunderte hin, da einzelne Gebiete und Provinzen kämpften, ftritten, arbeiteten, strebten und erfanden, bis vielleicht selbst auf unsre Zeit, war unser Vaters land ein Staatskörper, der seine eignen Kräfte nicht immer kannte, sie also auch nicht zu Einem gemeins schaftlichen Zweck mit gehaltener Vestigkeit anwenden konnte, ja vielmals zu falschen und fremden Zwecken, gegen sich selbst mißbrauchte. Es ist also wohl kein Zweifel, daß jemehr Licht in diesen ungeheuren Wald menschlicher Bemühungen kommt, je mehrere helle Köpfe und thätige Hände sich zu dem Einen großen Endzweck, der National. Wohlfahrt, verstehen und verbinden lernen: desto mehrere Bestigkeit, Orde nung und gesetzmäßige Freiheit muß der Staat von innen, desto mehr bestimmte Macht, Würde und Weisheit muß er in seinen Wirkungen von außen gewinnen; und in beiden Fällen wird er dem höchsten Vorbilde einer belebten Maschiene, dem menschlichen Körper selbst, nacheifern, in dessen sämmtlichen Glies dern nur Eine gemeinschaftliche Seele lebet. Nach unsrer deutschen Verfassung sind also alle Bemühun gen ruhmwürdig, die nicht nur Licht zu verbreiten, fondern auch Licht zu vereinigen suchen, daß Eine gemeinschaftliche Flamme werde. Alle Bemühungen, die dahin zwecken, daß die sämmtlichen Völker

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