Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

dankenlose Epos. Von Stoppe Fabeln zu Schöneichs Hermann.

A. Sehen Sie noch hinzu, daß uns von dieser Wind und Wassersucht weder Wiß noch Spott heilen möge. Liskow spottete des Philippi, Lessing Gottscheds, wie manchen Philippi und Gottsched giebt es noch, hochverehret! Wie 1700, so fand das Jahr 1801 den schwülstigen Lohensteinschen, oder jes nen nervlos - sch'affen Geschmack, den ich den handsföttischen nennen möchte,“ und befestigte ihn in Sons netten, Drama's, Epopeen, Romanzen auf den Blocksberg Parnaß der Deutschen. Seiten hinab kann man Wernike abdrucken lassen, als hätte er ges stern für heut geschrieben. Mit seinen komischen Epopeen, was hat Zacharid bewirket? Ihretwegen hat sich gewiß kein Renommist, kein Stußer geåns dert. Also, dünkt mich, beweisen Sie mit dem Beis spiel unsrer Nation selbst, wie wenig das komische Heldengedicht beffere.

B. Die Deutschen freilich. Wir bleiben die wir wären; wenn man uns verlacht und auslacht, jawenni man uns verspottet und verachtet, danken wir unter, thånig und lachen mit. O kehre zurück, Geist Luthers, Wasers, Liskows, Lessings, oder darf ich Euch freundlich einladen, Cervantes, Buttler, Swift, Fielding, vereinet euch; unsrer Unems pfindlichkeit wegen thut eure Kräfte, eure Launen zus sammen, um uns den Lohenstein und Hofmanns.

waldau, die neuen Postel und Stoppe aus den Gliedern zu treiben.

A. Vergeßet aber nicht, den weisen Horaz, den weisern Shaftesburi mit euch zu bringen; denn ohne Grundsäße wird der feinste und gröbste Stachel Nuks oder Kraftlos.

17.

Nordische Mythologie.

I. Iduna.

oder

der Apfel der Verjüngung.

Ans den Horen. 1796.

Vor einigen Jahren ertönte unten am Parnaß ein Ruf, daß oben auf dem Parnaß einige Deutsche Dich, ter für unsre Nation und Sprache den Gebrauch der griechischen Mythologie abschaffen, dagegen aber die Isländische einführen wollten. Für Apollo follte künftig Braga, für Jupiter Thor oder Odon, für den Olymp Walhalla gelten u. f. f.

Wiewohl nun dieses Gerücht durch sich selbst nichtig war, indem ja kein Dichter mit seinen Gesängen der Nation Geseße, am wenigsten verbietende Abolis tions. Edicte vorschreibt; und Einer dieser angeklag. ten Dichter, der mit dem süßesten Wohlklange und einem Reichthum von Dichtungen in unserer Sprache die feins ste Kritik und einen Reichthum von Dichtungen mehres rer gebildeten Sprachen verbindet, seinen Skalden a) eben dazu erweckt hatte, daß er singe und sage, wie alle seine alten Götter gefallen, und daß diese ganze nordi

a) Gedicht eines Stalsen, Kopenhagen, Odensee u. Leipz. 1766. 4.

sche Ideenwelt wie ein Zauberbild, wie ein Traum vers schwunden sey: so hätte doch die ganze Erscheinung dieser Dichtungsart, die sich von Dännemark aus als ein wunderbares Nordlicht zeigte, wenigstens Kenuts nisse und Untersuchungen veranlassen können, die sie damals wahrscheinlich nicht veranlaßt hat. War es

nicht der Mühe werth, es auf's Reine zu bringen: was diese Mythologie Mythologie sey? woher sie sey? wie fern sie uns angehe? worinn sie uns dienen könne? u. f. Diese Fragen betreffen ja eine Sache ganzer Nationen, einen Schaß menschlicher Erfinduns gen, Sprache und Gedanken. Uns ist darüber ein Ges spräch zu Hånden gekommen, das diesen Gegenstand zwar nicht erschöpfet, aber von mehreren Seiten in Be tracht nimmt. Es soll nicht entscheiden, aber Sedans ten veranlassen und Entschlüsse fördern.

Erste

Unterredung.

Alfred. Meynst Du nicht auch, Frey, daß wenn eine Nation eine Mythologie haben muß, es ihr daran gelegen sei, eine in ihrer eignen Denkart und Spra che entsproßene Mythologie zu haben? Von Kinds heit auf wird uns sodann die Ideenwelt dieser Dichtune gen nåher und inniger; mit dem Stammwort jeder derselben vernehmen wir sogleich ihren ersten Begriff und verfolgen ihn in seinen Zweigen und Abtheilungen leicht und vernünftig. Alles in der Einkleidung Ents haltene dunkt uns glaubhafter, natürlicher; der dich

terische Sinn, einer Sprache genialisch eingepräget, scheint mit ihr entstanden, mit ihr gleich ewig.

Fren. Ich wollte, daß keine Dichtungen in der Welt wåren! Wir mühen uns mit dem Gerüst, und ver gessen das Gebäude. In der Kindheit, wie viel Zeit wird auf's Lernen der Mythologie verwandt und verschwens det. Vor lauter Hüllen lernen wir den Kern, vor laus ter Dichtungen die Wahrheit nicht finden; an jenen verwöhnen wir uns dergestalt, daß wir zuleßt mit den heili.ften Sachen tåndeln. Wir wollen immer Hülle, Einkleidung; was sich nicht in einer schönen Ges stalt zeigt, ist auch nicht wahr; es wird vergessen und verachtet. Selbst der eigne Dichtergeist erliegt unter einer hergebrachten Mythologie; vielmehr der Sinn, der die reine Wahrheit sucht, und den man bei Dichtungen immer doch in ein Schattenreich alter Personis ficationen verweiset,

A. Ich hätte nichts dagegen, wenn wir anders orgas nisïrt wåren; nun sind wir aber, was wir sind, Menschen. Unfre Vernunft bildet sich nur durch Fictionen. Immerdar suchen und erschaffen wir uns ein Eins in Vielen und bilden es zu einer Gestalt; daraus werden Bezriffe, Ideen, Ideale. Ges brauchen wir sie unrecht, oder werden wir gar gewöhnt, falsch zu configuriren; staunen wir Schattenbilder an, und ermüden uns wie Laftthiere, falsche Idole als Heiligthümer zu tragen: so liegt die Schuld an uns, nicht an der Sache. Ohne Dichtung können

« ZurückWeiter »