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2. Liebchen, mich graut.
1. Der Mond scheint hell!
Der Led reit't schnell.
Hu! Hu!

2. Komm, Liebchen, komm zur Ruh.

Abschied.

1. So enden denn heut unsre Lieder.
2. Und übermorgen kommt ihr wieder.
Wir kommen wieder.

1. 2. Adieu.

Alle. O weh.

Der Nachtwachter.

Ihr lieben Leute, send munter und wacht
Mit Tönen in der dunkeln Nacht
Hat sich ein Geist verschworen:
Er faßt euch bei den Ohren.
(Herausströmende. Menge in fröhlichem Taumel.)

Chor. Ja, Ohren!

1. Liebchen, wie heißt Du?

2. Schätzchen, wie schreyst Du!
Wie schreyst Du!

Nachtwächter.

Drum findet glücklich euer Haus,
Und schlafet das Getdn' hinaus,
Seyd Morgen neugebohren,
An Herz, Verstand und Ohren.

Chor. Ja, Ohren!
Nachtwachter. Die Thoren!

Zeit verlohren!
Erfroren.

Honigsüße Wortkügelchen! liebliche Mohn, und Biesamreime! Wer mit so Etwas genährt wird, kann so wenig rein schmecken, als die wohlriechen köns nen, die in der Küche wohnen. Jüngling, der du in diesem öffentlichen Geschmack nicht sprichst, und was etwas sehr seltnes ist, gesunden Verstand liebest, ich will dich mit keiner geheimen Kunst betrůgen. a)"

Beilage.

Wirkt die Musik auf Denkart und Sitten?

Die Wachsamkeit der griechischen Geseßgeber über die Musik ist bekannt. Sie verboten, sie bestraften die Einführung neuer, weicher, üppiger Tonarten; und als diese Wachsamkeit nachließ, wem find nicht die Klagen der Philosophen und Staatsweisen darüber im Gedächtniß?

Uns dunkt diese Aufsicht über eine sogenannte schöne und freie Kunst lächerlich; ob aber mit Grunde? Sind musikalische Weisen (wie auch ihr Name sagt) Weisen und Wege der Empfindung; werden

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fie

a) Melliti verborum globuli! dicta papavere et sesamo sparsa! Qui inter haec nutriuntur non magis sapere possunt, quam, bene olere, qui in culina habitant. Adolescens, quoniam sermonem habes non publici saporis et quod rarissimum est, amas bonam mentem, non fraudabo te

arte secreta.

Petron.

sie nicht, mit Worten verbunden, wirkliche Denk weisen? Die Gesangweise schleicht sich ins Herz, und stimmt es unvermerkt zu Tönen, zu Wünschen, zu Bestrebungen in dieser Tonweise, in diesem Modus.

Bemerket kleine und große Völkerschaften. Hier ein freies Bölkchen, das vielleicht in einem armen Thal muntre Lieder des Fleißes und der Fröhlichkeit singt; dort ein gedrücktes Volk, dem Kreuz,, Jammer, Sterbelieder die liebsten sind, weil es nichts seliger findet, als im Grabe zu modern. Ein drittes, das müssig und entnervt in üppigen Liedern schwärmet; ein viertes, daß auch in Lönen nur pers fiflirt verfolgt diese Völker in ihre Denk- und Lebensweisen; ihr werdet Abdruck und Inhalt ihrer Tonarten darinn finden. Wem ist nicht bekannt, wie viel der Stifter einer fleißigen, sanften, klugen und bestrebsamen Gemeine in diesem Jahrhundert schon durch Gesänge und Gesangweisen auf sie wirkte? Wer weiß nicht, wie mächtig im Kriege oft ein Marsch, ein Gesang war?

Gleichgültig kann es also nicht seyn, wenn Gedankenleere, schmachtend- üppige Operngesånge oder componirte Trivialitäten der gemeinsten Art jeden andern Gesang verdrängen. Als Vergnügen selbst werden sie bald ein fades Vergnügen, da sie am Ende kein Wort zulassen, als: „der große Toukünftler!“ Oder,,herrliche Stimme! und vortreflich accoms

Herders Werke z. schön, Lit, u. Kúnst. XII.

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pagnirt!"

Dergleichen Lobeserhebungen machett Kopf und Herz zum hohlen Resonanzboden, so wie Inhalt und Instrumente das Leben zum Fiddelbogen und zur Fiddel machten. Man streichet und streicher. Da Capo! Ancora! Elender Zweck der zwecks losesten Wirkung! Haben im Reiche Plutons die Danaiden eine traurigere Uebung?

,,Der Künstler (sagt Petron, wenn wir ihn fers ner anwenden dürfen a) hat hiebei die geringste Schuld. Sie müssen mit Unsinnigen rasen. Wollen sie nicht, wie Cicero sagt, im Theater allein gelassen werden, so müssen sie es wie die Schmaroßer macher, die, weil ihnen nach den Mahlen der Reichen lüstet, auf nichts so sehr denken, als den Anwesenden das Gefälligste zu sagen. Dies können sie nicht anders, als wenn sie ihren Ohren irgend nachstellen. Hångt nicht auch der Fischer eben Das an den Hamen, was den Geschmack der Fische reizet? Thut ers nicht,

a) Minimum in his Doctores peccant, qui necesse habent, cum insanientibus furere. Nam ni dixerint quae adolescentuli probent, ut ait Cicero, soli in scholis relinquen tur; sicut ficti adulatores, cum coenas divitum captant, nihil prius meditantur quam quod putant gratissimum auditoribus fore; nec enim aliter impetrabunt, nisi quasdam insidias auribus fecerint. Sic magister, nisi tamquam piscator eam imposuerit hamis escam, quam scierit appe tituros esse pisciculos, sine spe praedae moratur in scopulo. Quid ergo est? Parentes objurgatione digni sunt, qui nolunt liberos suos severa lege proficere.

Petron.

1

so sißt er hoffnungslos am Felsen. Wer ist also zu schelten? Die Eltern, die nicht wollen, daß ihre Kinder unter einem ernsten Gesez fortschreiten sollen." Wer für die Oper diese Eltern und Kins der sind, ist nach jedes Ortes Weise leicht zu erörtern.

Klagt das allgelehrige und das allvergessende Pus blikum nicht an, als ob es nur für üppige Gesänge ein Ohr habe. Welch Stück unter Mozarts Compositionen ist in Deutschland öfter aufgeführt worden, als die Zauberflöte? Geschah dies ohne Ursache, ohne die doch nichts geschiehet? Nichts minder. So übel geleitet die Fabel, so übel gewählt die Worte seyn mögen, dem Unverständigsten schimmert der Jus halt der Fabel vor: Licht ist im Kampfe mit der Nacht; Jenes durch Vernunft, und Wohlthätigkeit, diese durch Grausamkeit, durch Betrug und Ränke wirs kend!" Auch die zwei Klaffen höherer und niederer Gesinnung, in Bestrebungen und Liebe sind Allen bes greiflich. Und welche Gesänge blieben im Contrast dieser Scenen dem Publikum die werthesten? Gerade die inimer erfreulichen, die moralischen, die edeln a). Wollet also nur ihr Eltern, daß eure Kinder unter einem ernsten Geset Fortschritte thun;" sie werden sie thun. Hångt gute Speise an den Hamen, ihr Fischer; die Fischchen (pisciculi) werden schon beiffen.

a) Z. B. In diesen heilgen Hallen. Ein zartes Herz kann nicht betrüben. Wir wandelten durch Feuer und Flüten.

u. f..

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