Ich fragte mich, was ich empfunden? Fleuch, fprach ich, Traum, der mich berückte! Da winkte mir mit leiser Hand Ein Mädchen, welches rückwärts blickte, In halbverblichenem Gewand. Ich bleibe Dir, sprach sie; der Freude Als sie in tauschendem Genuß. Zur Wohllust macht sie selbst den Schmerz. Gallisch. Die Versöhnung. Zu dem Rummer sprach die Freude : Dennoch bleibt aus Deinem Herzen Und zur Freude sprach der Rummer Wo Du nahest, muß ich weichen; Und die Liebe sprach zu beiden : Lächeln lehr' ich, Rummer, Dich. Die Hoffnung, Als einst sich auf blühenden Auen Hat Kummer die schönste der Frauen Lied des Lebens. 1. Die Zeit entflieht wie dieser Bach, Gallisch. Gallisch. Chor. Ein Weiser lebet heut! Chor. Drum laßt uns diesen kurzen Weg 9. Tanz. Melodrama. Die ausbruckvollefte Allegorie, die wir kennen, ist der Mensch. Kräfte, Neigungen, Gedanken und Leidenschaften der Seele deutet sein Aeußeres, der Körper, nicht etwa nur an, sondern stellet sie dem Verständigen dar. Bleibend trägt der Mensch den sichtbaren Ausdruck dessen, was er im Innern ift oder seyn möchte, d. i. seinen Charakter mit sich; in jedem, zumal leidenschaftlichen und unerwarteten Moment offenbaret er aber auch vorübergehend, was in ihm wirket. Er ist ein wandelndes Ge måhlde seiner selbst, ein Spiegel, in dem unwill kührlich seine geistige Gestalt erscheinet. Da Empfindungen, Triebe und Affecten der wirks samere Theil unsrer Natur sind, die von Gedanken nur stille begleitet oder regiert werden, und eben jene sich durch Gebehrden am stärksten ausdrücken, in deß die Sprache eigentlich nur Gedanken bezeichnet und die Empfindung kaum commentiret: so verschmäs het gleichsam, zumal in Fällen der Leidenschaft, die Gebehrde das Wort, als fremd, und ihr unbrauch bar; ein Ausruf, eine Juterjection ist ihr lieber als Worte. Nichts verschwemmer die Empfindung mehr als ein Gerede darüber; bei Simulanten und Diffi mulanten, d. i. bei Sich- Anstellern und Verstellern sagt das Wort oft gerade das Gegentheil von dem, was der Blick sagte; oder wenn auch dieser heuchelt, verråth sih das ganze Herz oft durch Eine Gebehrde. Traue man ja dem Naturspiegel, den die ewige Wahrheit selbst uns aufgestellt hat! Er kann nicht lügen. Nur schaue man mit reinem Verstande und unvorgefaßtem Herzen in ihn, nicht flüchtig, sondern aufmerkend. Wie mächtig ist eine Gebehrde! Ueberzeugend, aufregend, bleibend. Wenn wir an einen Abwesens den gedenken, stellet sich uns zuerst eine Gebehrde von ihm dar, oder vielmehr Er selbst charakteristisch in seinen Gebehrden. So verewigen sich in uns Momente des Zutrauens und der Liebe, wie des Widerwillens und Abscheus. Denke an einen Menschen; wie Dir sein Bild in der Gebehrdung zuerst einfällt; so ist er in Dein Herz geschrieben. In zarten sowohl als feurigen Empfindungen hangt Alles an der Gebehrde; oft entweichen wir selbst dem Wort der Lippe, als ob es jenen innern Auss druck schwächte oder entweihte, sprich nicht, sas gen wir; gib mir deinen Blick, deinen Wink; die Seele selbst ist ja unaussprechlich.“ Im feelens vollesten Ausdruck des Schauspiels hangen wir an Einer Gebehrde, und überhören gerne das Wort; "wozu, sagen wir, ists nöthig? da Jene Alles faget. io |