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Ich fragte mich, was ich empfunden?
Und sah die ganze Schaar entfliehn.

Fleuch, fprach ich, Traum, der mich berückte! Da winkte mir mit leiser Hand

Ein Mädchen, welches rückwärts blickte,

In halbverblichenem Gewand.

Ich bleibe Dir, sprach sie; der Freude
Geht Soffnung vor; ihr folgt mein Fuß.
Entzückender sind oft wir beide,

Als sie in tauschendem Genuß.
Erinnrung, die mich oft beglückte;

Zur Wohllust macht sie selbst den Schmerz.
Benn Freuden sich vorüberdrehen,
Bleibt freundlich sie und still zurůď.
Es soll sie Mancher weinen sehen;
Ich sah sie stets mit heiterm Blick.”

Gallisch.

Die Versöhnung.

Zu dem Rummer sprach die Freude :
„Böser, warum flichst Du mich?
Sieh, mein Schmeichellied, es wieget
Ja so gern in Schlummer Dich.
Wunden, die Dein Arm geschlagen,
Heilet spielend meine Hand;

Dennoch bleibt aus Deinem Herzen
Dank und Freundlichkeit verbannt."

Und zur Freude sprach der Rummer
Deine Stimm' ist mir verhaßt.
Honest Du nicht meine Klagen?,
Stdrest mich aus meiner Rast.

Wo Du nahest, muß ich weichen;
Flichest Du, hohlt man mich nach,
Dornenkränze da zu flechten,
Wo Dein Finger Rosen brach.“

Und die Liebe sprach zu beiden :
,,Freunde, warum hadert ihr?
Ueberlaßt euch meiner Lehre,
Seyd Geschwister, folget mir!
Auf! vergeßt die alte Fehde;
Bald vergeßt ihr sie durch mich;
Dich, o Freude, lehr' ich weinen;

Lächeln lehr' ich, Rummer, Dich.

Die Hoffnung,

Als einst sich auf blühenden Auen
Die Freude zu ruhen gesetzt,

Hat Kummer die schönste der Frauen
Ju Mitleid und Liebe geschwåßt.
Da hat sie ein Kind ihm gebohren,
Das hat er als Tochter erkannt,
Sie sich zur Gefährtin erkohren,
Und zärtlich die Soffnung genannt.

Lied des Lebens.

1. Die Zeit entflieht wie dieser Bach,
Wie dies Gewölk entflieht die Zeit,
Ein Thor sieht Ihr mit Wehmuth nach,
Ein Weiser lebet heut.

Gallisch.

Gallisch.

Chor. Ein Weiser lebet heut!
2. Und eilt sie mit den Winden,
Er weiß in füßem Streit,
Die Flügel ihr zu binder
In Scherz und Fröhlichkeit.
Chor. In Scherz und Frühlichkeit.
1. Das Leben ist ein kurzer Weg,
2. Das Leben ist ein schmaler Steg,

Chor. Drum laßt uns diesen kurzen Weg
Drum laßt uns diesen schmalen Steg,
So lang' ir drüber gehen,

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9.

Tanz. Melodrama.

Die ausbruckvollefte Allegorie, die wir kennen, ist der Mensch. Kräfte, Neigungen, Gedanken und Leidenschaften der Seele deutet sein Aeußeres, der Körper, nicht etwa nur an, sondern stellet sie dem Verständigen dar. Bleibend trägt der Mensch den sichtbaren Ausdruck dessen, was er im Innern ift oder seyn möchte, d. i. seinen Charakter mit sich; in jedem, zumal leidenschaftlichen und unerwarteten Moment offenbaret er aber auch vorübergehend, was in ihm wirket. Er ist ein wandelndes Ge måhlde seiner selbst, ein Spiegel, in dem unwill kührlich seine geistige Gestalt erscheinet.

Da Empfindungen, Triebe und Affecten der wirks samere Theil unsrer Natur sind, die von Gedanken nur stille begleitet oder regiert werden, und eben jene sich durch Gebehrden am stärksten ausdrücken, in deß die Sprache eigentlich nur Gedanken bezeichnet und die Empfindung kaum commentiret: so verschmäs het gleichsam, zumal in Fällen der Leidenschaft, die Gebehrde das Wort, als fremd, und ihr unbrauch bar; ein Ausruf, eine Juterjection ist ihr lieber als Worte. Nichts verschwemmer die Empfindung mehr als ein Gerede darüber; bei Simulanten und Diffi mulanten, d. i. bei Sich- Anstellern und Verstellern

sagt das Wort oft gerade das Gegentheil von dem, was der Blick sagte; oder wenn auch dieser heuchelt, verråth sih das ganze Herz oft durch Eine Gebehrde.

Traue man ja dem Naturspiegel, den die ewige Wahrheit selbst uns aufgestellt hat! Er kann nicht lügen. Nur schaue man mit reinem Verstande und unvorgefaßtem Herzen in ihn, nicht flüchtig, sondern aufmerkend.

Wie mächtig ist eine Gebehrde! Ueberzeugend, aufregend, bleibend. Wenn wir an einen Abwesens den gedenken, stellet sich uns zuerst eine Gebehrde von ihm dar, oder vielmehr Er selbst charakteristisch in seinen Gebehrden. So verewigen sich in uns Momente des Zutrauens und der Liebe, wie des Widerwillens und Abscheus. Denke an einen Menschen; wie Dir sein Bild in der Gebehrdung zuerst einfällt; so ist er in Dein Herz geschrieben.

In zarten sowohl als feurigen Empfindungen hangt Alles an der Gebehrde; oft entweichen wir selbst dem Wort der Lippe, als ob es jenen innern Auss druck schwächte oder entweihte, sprich nicht, sas gen wir; gib mir deinen Blick, deinen Wink; die Seele selbst ist ja unaussprechlich.“ Im feelens vollesten Ausdruck des Schauspiels hangen wir an Einer Gebehrde, und überhören gerne das Wort; "wozu, sagen wir, ists nöthig? da Jene Alles faget. io

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