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Vorrath von Kohlen nebst Blasebalg, weil das Brennmaterial zuweilen sehr karg, und sein Herbeischaffen, so wie das Feuer-Anblasen, sehr mühsam war; 3) eine gröfsere Quantität von Kaffee, mit Hintansetzung unseres früheren Grundsatzes, als sey das Kaffeetrinken dem männlichen Character zuwider 1); 4) etwas Datteln, Käse, Wurst und dergleichen zum Frühstück und für den Fall, dafs durch den Marsch das Mittagsessen überschlagen wurde; 5) einige Strümpfe aus unserem europäischen Kostüm, um unseren Fufswunden zu Hülfe zu kommen; 6) etwas Talg in einer Blase, um das Auslaufen der leck werdenden Spiritusfässer zu verhindern.

Um diesem abzuhelfen, ritt Dr. HEMPRICH am 29sten auf dem Pferde unsers Scheechs nach der Stadt, wo er den Herrn General mit der Ausrüstung sehr beschäftigt fand, und kehrte, unzufrieden mit den breiten arabischen Steigbügeln seines Reitthiers, am Abend zurück in's Zelt. Wir machten nun vom 30sten September bis 5ten October Jagdstreifereien nach allen Seiten, besonders häufig nach dem See Mareotis, an dessen Rande es viele Wasservögel, Flamingo's, Seemöven, Strandläufer und Regenpfeifer gab, deren Arten wir habhaft zu werden suchten. Falken und Krähen schwebten über den Hügeln der nahen Nekropolis. Am Meere wurden Fuci und Conchylien gesammelt. Insecten und Amphibien wurden aus dem Geröll hervorgesucht, und unter den ersteren zeichnete sich bald die Zahl der Spinnen und Scorpionen aus. Unser Führer und treuer Beschützer, Scheech AсHMED, ein alter und starker, durch mehrere Schufs- und Hiebwunden gezeichneter Mann, achtete bei unseren Excursionen sorgsam darauf, nach welcher Richtung wir ausgingen, und liefs uns oft durch den Dolmetscher Vorsicht anempfehlen.

1) Der verwöhnte Europäer bedarf warmer Speisen, und wenn man auch bei gutem klaren Wasser den Kaffee und dergleichen entbehren kann, so fühlt man doch, dass man bei schlechtem Wasser und schlechten Speisen irgend eines Reizmittels bedarf, deren unschädlichstes und zweckmässigstes für die Hitze des Orients, wie wir bald einsahen, der schwarze Kaffee ist.

Am 5ten October brachte Dr. HEMPRICH unsere bis dahin gemachte Naturaliensammlung nach Alexandrien, um sie noch der zum Absenden schon vorbereiteten frühern Sammlung beizufügen, und empfahl diese nochmals der Sorge des Königlich Preuss. Consuls, Herrn BUCCIANTI. Mit seiner Rückkehr waren wir nun zum kühneren Zuge in die Wüste bereit.

IV.

Zug durch die libysche Wüste bis zum Katabathmus minor.

Am 6ten October gegen Abend kam der Herr General mit der Haupt-Caravane in Dscheile an. Wir entliefsen unsern alten braven Scheech ACHMED mit einem Geschenk, und empfingen mit einem Grufs aus allen Gewehren die neuen Gefährten. Von nun an standen wir mit unter der Obhut des HADJ ENDAUI ABU DAHEB, eines reichen Beduinen-Oberhauptes und Günstlings des Pascha, von dem er mit dem rothen Burnus (Purpurmantel) bekleidet war, welchen er auf der Reise mit sich führte.

Die Gesellschaft bestand nun:

aus dem Herrn General MENU V. MINUTOLI,

zwei Italienern, welche Herr v. MINUTOLI in Alexandrien
zur Beihülfe im Zeichnen und Vermessen alter Denkmäler
angeworben hatte, den Herren GRUOC und BOLDRINI,
aus einem europäischen Kammerdiener, einem arabischen Koch
und Reitknecht des Herrn Generals,

aus einem französischen Renegaten, der ein Mameluk im Dienst
des Pascha und verpflichteter Dolmetscher der ganzen Cara-
vane war, Namens IBRAHIM (sonst BASILE),

aus Herrn Dr. SCHOLZ mit einem arabischen Bedienten; ferner aus dem Dr. EHRENBERG, dem Dr. HEMPRICH, ihrem Gehülfen, Herrn SOELLNER, und dem syrischen Dolmetscher JUSSUF;

endlich aus dem Beduinen-Chef HADJ ENDAUI, dessen Schwager OTMAN, nebst anderen seiner Verwandten, unter denen einer MUHAMMED hiefs, zwei Sclaven und etwa dreifsig freien bewaffneten Beduinen aus verschiedenen Stämmen. Ueberdiefs hatte HADJ ENDAUI eine seiner Frauen nebst deren pockenkranken Bruder bei sich, welche auf Kameelen in Palankins getragen wurden. Fünf Pferde, deren eins dem Herrn General, eins dem Araberchef und drei dessen Verwandten gehörten, waren bei der Caravane.

Ueberhaupt bestand die Gesellschaft aus neun Europäern und als zehnter galt unser französischer Syrier, aus drei Fellah - Arabern und dreifsig und einigen Beduinen. Die Zahl der contractmässigen Kameele war ein und vierzig, die Zahl der contractmässigen Beduinen fünf und zwanzig. Ueberzählig waren: der Chef der Beduinen als verantwortlicher Beschützer der Caravane, dessen Verwandte, Bediente und Sclaven, und die zum Transport der SubsistenzMittel für die gesammten Beduinen nöthigen Thiere.

Noch am Abend der Ankunft der grofsen Caravane bei uns, begannen die Unannehmlichkeiten, so wie auch Herr v. MINUTOLI im Augenblick des Abmarsches aus Alexandrien noch mit vielen unvorhergesehenen Schwierigkeiten zu kämpfen gehabt hatte. HADJ ENDAUI, welcher gern von uns noch eine gröfsere Anzahl Kameele bezahlt genommen hätte, erklärte nämlich, er könne unsere Kisten gar nicht laden, weil sie zu schwer seyen, und wenn wir auch kleinere Kisten anschafften, so könne er doch unsere Effecten nicht auf zehn Kameele bringen. Auf diese bestimmte, leicht zu durchschauende Erklärung erwiederten wir durch unsern Dolmetscher eben so bestimmt, dafs wir die Kisten schon von Kameelen hätten tragen gesehen und wüfsten, dafs nicht nur zehn, sondern acht kräftige Kameele hinreichten, all' unser Gepäck fortzuschaffen; wolle er unsere Effecten laden, wie sie wären, und könne er dafür bürgen, sie unbeschädigt mit seinen gegen den geschlossenen Contract jungen und schwachen Kameelen fortzubringen, so wollten wir mitrei

sen, widrigenfalls würden wir sogleich nach Alexandrien zurückkehren. Der Herr General, als er die Debatten erfuhr, erklärte seinerseits, dafs er allein auch nicht reisen werde und überhaupt lieber umkehren wolle, als sich diesen täglichen Weitläufigkeiten aussetzen. Jetzt stimmte HADJ ENDAUI einen gelinderen Ton an, und versprach, unsere Sachen auf zehn Kameelen zu transportiren, wenn wir alles Schwere aus unseren Kisten nehmen und aus Alexandrien Stricke und Packsättel, um sie aufzuladen, wollten kommen lassen. Um dem Streiten ein Ende zu machen, ward eingewilligt, und der Dolmetscher IBRAHIM ging alsbald nach Alexandrien ab, um das Nöthige zu besorgen.

Da unser Verhältnifs zu diesen bewaffneten Beduinen demnach kein sehr vertrauliches war, so schlugen wir vor, dafs sämmtliche Europäer, mit Inbegriff der Dolmetscher und mit Ausschlufs des Herrn Generals, durch die Dauer der Nacht von heut an abwechselnd eine militairische Wache von zwei Stunden übernehmen sollten. Wir mit unserem Gehülfen SOELLNER Wwollten den Anfang machen, und von 10 Uhr Abends bis 4 Uhr Morgens jeder unsere zwei Stunden wachen; um 4 Uhr sollte geweckt und ein Kaffee bereitet werden, damit die Araber nicht durch uns gehindert würden, jedesmal zu Aufgang der Sonne das Laden der Kameele beendet zu haben und die Caravane in Marsch zu setzen. Obwohl wir eine gute halbe Stunde vom Meer entfernt zwischen Sandhügeln lagen, so fing ich doch während meiner Nachtwache zwei grofse Seekrebse (Ocypoda ceratophthalmus) 1), deren Geräusch in der Nähe mich aufmerksam gemacht hatte.

Am 7ten Morgens begann nun das Umpacken. Die Lebensmittel, welche wir in Koffen (Säcken von Dattelblättern) verwahrt hatten, wurden in härene Säcke gepackt. Pulver, Blei, Pppier, Apo

1) In so grofser Entfernung vom Wasser halten sich Seekrebse höchst selten auf, obwohl mehrere von ihnen mehr Zeit ihres Lebens auf dem Lande dicht am Meere, als im Wasser zubringen.

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