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Deutschland.

Wir verkennen nur die andern höflich,
damit fie wieder uns verkennen sollen.

Göthe

Siebentes Stück.

1.

Ueber den Gebrauch,
fich in Briefen der altdeutschen Wörter

Ewre,

Dieselben, Denenselben und Dero zu bedienen.

as Ew. welches wir in Briefen vor einen Titel zu sehen pflegen, ist eine Abkürzung für Ewre oder Eure, also ein Wort, das aus den Zeiten her: stammt, wo noch jeder, der geehrt werden soilte, Ihr genannt, und anstatt des u ein w geschrie ben wurde. Die Wörter Dieselben, Denen. felben und Dero sind spätern Ursprungs, aber gleichfalls bereits so veraltet, daß sie weder in gut deutschen Schriften, noch auch im Umgange mehe gebraucht werden. Gleichwohl bedient man sich A

Deutschl. 75 St.

dieser Wörter noch in Briefen, wenigstens dann, wenn man nicht die Sprache der Vertraulichkeit sondern die Sprache der Höflichkeit redet.

um thut man das?

War

Man möchte antworten: Eben um die Spra che der Höflichkeit zu reden. Denn die deutsche Höflichkeit will es nun einmal, daß man in Briefen jeden nicht nur weit mehr betitle, sondern auch weit ehrfurchtsvoller und pathetischer benenne, als im Gespräche und Umgange. Nun aber sagt manim Gespräche und Umgange schon Ihre Excellenz, Ihre Gnaden, Ihre Hochwürden u. d. g. Bils lig muß also in Briefen vor einen solchen Titel ein Beiwort gesetzt werden, das noch ehrerbietiger klingt, als das Jhre. Allein ein solches Beiwort hat unsre jezige Sprache nicht. Man nimmt also eins aus der Respektsprache der grauen Vorwelt, und erwartet was im Worte selber nicht liegt, von dem ehrwürdigen Herkommen und dem Ger präge des Alterthums, das es an sich trägt: kurz, man sett Ew. vor einen Titel. Die Wörter: Dieselben, Dero und Denenselben nimmt man, um, jeßiger Sitte gemäß, in der dritten Pera son der Mehrheit anzureden, aber zugleich die Person an welche man schreibt, theils umständlicher und pathetischer zu benennen, theils höher, gleichsam aus unserm Gesichtskreise, zu erheben,

als es mit dem im Umgange gebräuchlichen und · viel zu kurzen Sie und Ihnen geschieht.

Daß dieses der Gesichtspunkt sen, aus wel chem man den Gebrauch der oben gedachten Wör ter in unfern Briefen beurtheilen muß, sieht man daraus, daß zur Abstufung der Stände das Dies selben noch respektive in Hochdieselben, Höchstdieselben und Allerhöchst d i es el b e n verwandelt wird. Denn dieses würde augenschein. lich nicht geschehen, wenn nicht bei uns Deutschen die respektive Höflichkeit nach der respektiven Län: ge der Benennung, und nach der respektiven Höhe abgemessen und beurtheilt würde, zu welcher diese Benennung gleichsam erhebt").

Erklären ließe sich also der Gebrauch der ge nannten altdeutschen Wörter in Briefen wohl; we

A 2

*) Dieser Aufsäß war bereits vollendet, als ich in Herrn Ober Kons. R. Gedikens überaus lesenswerther Vora lefung über Du und Sie Ideen, wie die bis hieher vor. getragenen, weiter ausgeführt und vortrefflich entwickelt fand. Ich war daher willens, die meinigen zurückzube. halten, und zur Erklärung des Gebrauchs, von welchem ich rede, bloß auf die gedachte Vorlesung zu verweisen. Allein, da ich bei näherer Bergleichung fand, daß mei. ne Gedanken auf der einen Seite Modifikationen der Gedikenschen enthielten, und auf der andern für das Folgende dienlich seyn möchten, so trug ich kein Beden ken, sie hier, und zwar ungeändert, stehen zu lassen. Der Verfasser.

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