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und eingekauft; wo man freilich weiß, daß viel da ist, da will alles was haben; und morgen ist Weihnachten, da wird das ganze Haus mit seinem Heiligenchrist in die Kirche zies hen, ein Kind mit einem Muff, daß andre mit einem Fer cher, das dritte mit einem Sonnenschirm, dann seine Frau auch mit einem Neuen oder einer Neuen, das auch vielleicht erst im Sommer zu tragen ist, das mancher noch nicht an ihr gesehn hat, und endlich er mit einer staatlichen Tressens weste, und ein Paar schönen Handschuhen, oder einer Pus delmüße, womit ihm seine Frau eine heimliche Freude ge, macht hat. Zwölf Kuchen hat er heute auf das berostehende Fest backen lassen, das hab ich init leichter Mühe erfahren, denn er ließ fie alle zwölfe auf einmal aus dem Backhause tragen, trat vor die Thür, um sie zu zählen, und machte bei jedem einen Strich mit Kreide an die Thür.

Ich habe nie bei diesem Manne gespeist, oder sonst das Innere seines Hauswesens zu betrachten Gelegenheit ges habt, aber ich wette darauf, er wird's in seiner Art nicht anders machen, als ich es in andern Häusern, die in dieser Sache das Schild aushingen, gefunden habe. Alles was das Pußzimmer, oder den Saal ziert, oft armselig und schlecht, wird, wenn man nicht selbst davor. tritt, und bes wundert, herbei getragen, aufg hoben, und vorgezeigt. „Has ben Sie schon so etwas gesehn? Heist's, oder „sehen Sie 'mal, das ist schön, das heiß ich mir noch ein,

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so was findet man auch nicht überall," oder „so eine künst
liche
haben Sie auch wohl noch nicht gesehen,
fie kostet aber auch künstliches Geld. „Ueber Tische ist vol
lends des Demonstrirens und Anpreisens kein Ende: „Das
ist was delikates; ich denke das wird Ihnen schmecken; las
sen Sie ja nicht vorbeigehen, das kommt nicht auf alle Tit
sche; lassen Sie noch ein bischen Plaß, es kommt noch was,
das man nicht alle Tage isst.* Man findet Leute, die bei
einer Schale Punsch, oder andern Getränk, das sie zum

besten

besten geben, ein Geschrei machen können, als wenn Pro metheus, der Erzdieb, dem Vater der Götter und Menschen, das Näpfchen vorm Munde weggenommen, und ihnen ges bracht hätte. „Nicht war das ist ein Schlückchen optime? Nicht wahr, das schmeckt nach mehrern? Ja das wusst' ich wohl, daß Sie das nicht ausschlagen würden, denn bas brauet man doch nicht in allen Häusern,"„Solche Leute. müssen wohl sonst Wasser trinken," pflegt mein Better, der dicke Weinhändler, zu sagen, wenn er auf solche Art bei jes mand gegessen hat; und darin hat der Mann oft nicht Uns recht.

Ihr Gnaden sind von altem Adel; das weiß jeder, wer Sie auch nicht darüber hat sprechen hören, wenn er nur einigermaßen mit der Geschichte unsers Landes bekannt ist. Da Sie nun schon die hohe Einsicht haben, daß, um diesen Glanz zu vermehren, es nöthig seyn wolle, eigne Equipage zu halten, so steht freilich nicht von Ihnen zu verlangen, daß Sie auch das Gespött und Gelächter darüber hören sollten, weil das Ganze nicht so recht nach dem Geschmacke unsers Publicums seyn will. Denn von den Pferden, diesen armen Phantomen, ist es bekannt, daß sich die Gassenbuben oft das Vergnügen machen, sie mit Brod zu füttern, und dadurch vor dem Wagen aufzuhalten. Das vierte Rad an der Kut sche ist nicht angestrichen, auf der rechten Seite können Ihr Gnaden gar nicht aussteigen, weil der Tritt fehlt; der Ka, ften inclinirt etwas stark auf die linke Seite, und jemand, der hineingeguckt hat, wollte versichern, daß der Schlag in wendig mit einem Bindfadenanwurf festgehalten würde. Dem kleinen Bauerjungen, den Sie dermalen zu Ihrem Bediens ten gepresst haben, ist die unabgeänderte Liverei des alten, in Jhren Diensten verstorbenen Georgs, doch wirklich etwas, zu lang und zu vollständig; und der Kutscher mag seyn wie er will, aber sein Rocklor hat wahrhaftig einen neuen vers dient. Daß die Wappen über Dero Kurie ausgebessert sind,

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und eine Tinktur erhalten haben, ist recht brav; aber dürft' ich eine unterthänige Bitte einreichen, sie betrifft das arme Volk, das bei dem jeßigen äußerst rauhen Nordwinde, und dem Mangel sämmtlicher Fensterscheiben in der Bedientenstube in der That übel daran ist.

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Unzählig ist die Schaar derer, die die Hausthür schön beschlagen und bemahlen, und das Dach ungedeckt lassen, für einen Sopha, Konsoltisch oder Aufsåße sorgen, und den Ofen unversorgt lassen, die Feder auf dem Hute rekrutiren, und die Schuhe geflickt oder zerrissen tragen, den Friseur befries digen, und den Fleischer, Bäcker und Kråmer ungestüm mahnen lassen, die Komödie bezahlen, und das Licht borgen, das Grundstück verkaufen, um ein paar erbårmliche Krats ten tämmerlich füttern zu können, lieber ferner hungern, als gegen eine angebotene Summe ein elendes Recht der Famis lie abtreten wollen, und, was das årgste ist, um die Spiele gesellschaft mithalten zu können, den Hofmeister oder die Gouvernante abschaffen.

Hier soll der Junge dem Vater keine Schande machen, fondern studiren, obgleich nicht so viel vorhanden ist, womit, im angenommenen bessern Fall, ein ehrlicher Meister befries digt werden könnte; und dort wird des Mädchens gepriesene Schöne bald zu den Geschichten der Vorzeit gestellt werden, wenn man fortfährt, unter den Freiern nur nach einem Stand und Titel zu tiefen.

So oft ich einem Manne rathe, sein Haus lieber zu verkaufen, als ferner einfallen zu lassen, und einer Dame, Heinrichen, Philippen und Lorchen abzuschaffen, und sich mit Friedrichen und Karolinen allein zu behelfen: so werde ich mit der Antwort zurück getrieben: „Was werden die Leute dazu sagen?" Wer ist so glücklich, die Begriffe von Ehre und Schande unter dem großen Haufen völlig zu lâus tern, und auch von den moralischen Gespenstern, den Vor urtheilen, wie von den andern, die Nullität für alle eins leuchtend und wirksam zu erweisen? Ich weiß keinen.

Daher

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Daher hålts der verarmte Schurke für Schande, den freiwilligen Beitrag seiner reichern Anverwandten anzuneh, men, schickts troßig zurück, und lässt ihnen sagen, er sei noch nicht vor ihre Thür gekommen. Aber in fremde Häuser einzubringen, und, wie er sagt, sein Kompliment oder seine Aufwartung zu machen, ist ihm keine Schande. „Was? meine Kinder dienen laffen?“ fåhrt die verwitwete Frau Råthin auf, wenn man ihr den Antrag unter den anståns digsten Bedingungen thut, begleitets mit schimpflichen Auss drücken, weint dazu recht kräftiglich, und citirt den feligen. Herrn, den Vater und den Größontel mit allen ihren Titeln, die sich in der Erde umwenden, und sie vor Gericht verklagen würden, wenn sie's thåte, so daß man seinem Mitleiden und gutem Rathe gram wird; obs gleich bekannt ist, daß die kleis neren Kinder durch ihre Betteleien den Nachbarn beschwerlich werden, und die größeren ein noch schlechteres Handwerk zu treiben anfangen. „Nein, nein, in die öffentliche Schule, unter das Pöbelzeug soll Hänschen nicht gehen, " Weil sich aber für Kutscherlohn noch kein Geschöpf hat finden wollen, das sich Hofmeister nennen lasse, so ist Hank schon bengelhaft, und die Sache von seinem ersten Unterricht bleibt noch immer vor dem Kammergerichte der gnådigen Eltern unentschieden. Denn hier sind freilich wichtigere Dinge abs zuhandeln, z. B.

Er. Diese Woche ist die Reihe an uns, mein Kind. Wie siehts aus? Hast du für zwölf Personen Gedeck?

Du weisst

Sie. Ich schicke zu unsrer Nachbarin; das Volk macht sich eine Ehre draus. Hörtst du nicht, wie das bürgerliche Ding sich neulich selbst anbot? Es ist ein einfältig gutes Weiß; wenn sie einmal mit mir zum Fenster herausgucken darf, so liefe sie mir durchs Feuer.

Er. Und wie siehts in der Küche aus?

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Sie. Du reitest einmal zu dem hundsfüttschen Amts mann, und nimmst Gusten mit. Er wird dich doch nicht ohne Has sen gehen lassen?

Er. Das wäre Eins. Weiter!

Sie. Der neue Kaufmann hat Muscheln anbieten lassen, und soll guten Pontack haben; so brauchte man dem groben Kauß an der Hirschbrücke auf seinen unhöflichen Mahnbrief kein gut Wort zu geben u. f. w.

Dieses Gemåhlde ist schon alt; es habens schon ge. mahlt und aufgestellt. = = 1⁄2 Wir wissens; allein was kann man dafür, wenn es noch immer einigen gefällt, sich in dies sem schmußigen und anstößigen Kostume mahlen zu lassen ?

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