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Die andern Fragen gehören
Richterstuhl der Liebé.
hat er seine Absicht erreicht.
unbeståndig und hinterlistig.

nicht vor uns, sondern vor den
Mit diesem frostigen Scherze.
Man hält den Montan für
Kaum sieht Orgon diese gute

Wirkung, so versiegelt er den Verdacht durch Ein: „Aber verrathen Sie mich nicht, meine schönen Damen!" Oft lens tet er das Gespräch auf gewisse Personen, deren Fehler zum Theil bekannt sind, und schweigt, sobald die Andern das Amt der Verleumdung über sich genommen haben. Indessen reder er durch Lächeln, durch Beschäftigungen mit dem Stocks, den er bald an den Mund drückt, bald nachdenkend besteht, durch ein einsylbiges So? Wie? Bas? Er redt, sage ich, stillschweigend alles Böse von den Andern, das jene kaum laut sagen; und so erwirbt er sich bei den Meisten das Vers dienst eines scharfsinnigen und billigen Mannes; er, der ein neidischer Verleumder ist, ein Geschöpf, das Sirach in der Rangordnung noch über die Räuber seßet.

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Rabener.

S. B. II. S. 221. Treffende und originale Charakterzeichs nung ist es vornehmlich, wodurch seine satyrischen Schriften eis nen so entschiedenen Werth erhielten. Man findet ihrer in denfels ben überall; vornehmlich aber enthält die Todtenliste des Rús sters Likolaus Klimm eine sehr unterhaltende Gallerie folcher Gemählde, woraus hier folgende zur Probe dienen mögen.

Uffo Suanvita, eines Schneiders Sohn. Anfänglich wollte der Vater, er sollte sein Handwerk lernen; er stellete sich aber so dumm dabei an, daß man gar bald sah, er habe weder Wiß noch Verstand genug, ein Schneider zu werden. Der betrübte Vater erzählte die große Blödigkeit des Sohns einigen seiner Kollegen, welche alle der Meinung waren, er schicke sich zu gar nichts weiter als zu einem Gelehrten. Dieser Entschluß ward ins Werk gerichtet. Der dumme Sohn musste studiren! er lebte auch wirklich sechs Jahr lang auf der niedern Schule zu Bergen, und drei Jahre auf der Unis versuåt zu Koppenhagen; sodann ́absolvirte er mit Ehren, und kehrte zu den werthen Seinigen zurück, zwar ålter, aber nicht flüger. Nunmehr wusste sein Vater so wenig, als andere Leute, was mit dem gelehrten Herrn Sohne ans zufangen sei. Er behielt ihn bei sich, und war zufrieden, daß er ihn wenigstens in der Küche brauchen konnte. Er vertraute ihm zugleich die Aufsicht über seine Hüner an, welche er in der That mit vieler Sorgfalt fütterte. Endlich starb der Vater, und die übrigen Freunde erbarmten sich über unsern Suanvita, damit er nicht verhungern durfte. Diese kümmerlichen Umstände ånderten sich auf einmal. Ein lis beckscher Kaufmann, welcher sein Better war, starb unvers muthet, und hinterließ ihm ein ansehnliches Vermögen. Kaum war er in dem Besige desselben, als er einen innerlis chen Beruf empfaud, ein großer Mann zu werden. Mas

er in seinem Kopfe vermisste, das fand er in dem Geldkaßten feines Betters. Der Titel eines Strandraths hatte ihm von

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Jugend auf gefallen. Er glaubte, wer die Fähigkeiten bei Fiße, jährlich 3000 Rthlr. Renten zu heben, und ein sammes nes Kleid zu tragen, der habe Geschicklichkeit genug', ein Strandrath zu werden. 11m deswillen fand er kein Bedens

ten, sich diesen Titel zu kaufen. Die Last, welche nunmehr Seine Excellenz, der Herr Strandrath, auf seinen Schul tærn fühlte, drückte ihn viel zu sehr, als daß er långer vers mögend gewesen wäre, fich auf den Füßen zu erhalten. Er sezte sich also in einen Wagen, und zwei muntere Pferde schienen recht stolz zu seyn, daß ihnen die Ehre gegönnt ward,' diesen theuren Mann, die Zierde des Vaterlandes, durch die Gaffen zu schleppen. Er hatte sich eine ernsthafte und tiefs finnige Gesichtsbildung zugelegt; in seinem Umgange that er sehr geschäftig; er hatte aber in der That jezt viel weniger zu thun, als ehedem in seines Vaters Hause, weil er das mals eine ganze Heerde Hüner fütterte, nunmehr aber nur seinen Mops abrichten musste, an dem er guten natürlichen Verstand zu verspüren glaubte, welchen er niemals, ohne eine Kleine Eifersucht zu empfinden, bewunderte. Die Gelehrs ten nannte er nur Grillenfånger und Pedanten. Er vers ficherte, daß er niemals an den Wissenschaften einen Ges schmack gefunden, und gleich Anfangs bei sich gemerkt habe, daß er zu etwas größerm, als zu einem Schulfuchse, geboren sei. Durch die viele Berufsarbeit, die er zu verwalten hatte, war ihm das Gedächtniß dergestalt geschwächt, daß er sich derjenigen Freunde gar nicht mehr erinnern konnte, bei de nen er ehedem, nach seines Vaters Tode, das Gnadenbrod gegessen hatte. Das konnte er sich gar nicht einbilden, daß fein Vater ein Schneider gewesen wåre; Adler zeugten nur Adler, und kein Schneider einen Strandrath. Er bedauerte das frühzeitige Absterben seiner Mutter, welche ihm in dieser Sache ein großes Licht würde gegeben haben. Die Poeten mochte er gern leiden; er las aber von denen Gedichten, die ihm in Demuth, zur Bezeugung unterthänigster Devotion, überreicht wurden, weiter nichts, als den Titel. War dies

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ser recht ansehnlich und weitläuftig; so sagte er, es sei ein Carmen von einem guten Geschmacke, und er zahlte die Gras tulationsgebühren willig. Sein Tod ist auch Niemanden so nahe gegangen, als den bergischen Musen. Båre alles dasjenige wahr gewesen, was in den Leichenversen stund; so würde der Verlust unerseßlich gewesen seyn, welchen das Vas terland durch das Absterben dieses Måcenaten erlitten hätte. Man hat aber eben nicht gehört, daß durch seinen Tod eine merkliche Veränderung im norwegischen Reiche vorgegans gen wäre.

Carl Hunding, dieser Mann hatte durch das Glück und durch seinen unermüdeten Fleiß ein ansehnliches Vermögen erworben; gleichwohl seufzte er beståndig über die nahrlosen Zeiten und die erhöheten Abgaben, welche ihn noch zum Bettler machen würden. Mit seinem Schöpfer war er gar nicht zufrieden, daß er ihm einen Magen gegeben hatte; denn er glaubte, der Mensch würde viel ersparen töns nen, wenn ihn nicht hungerte. Er konnte sich gewaltig ers eifern, wenn er auf die Kleiderpracht zu reden kam, und eine gestickte Weste hielt er für eine Todsünde. Seiner Meinung

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nach waren die Kleider zu nichts nüße, als daß sie uns an den täglichen Fall der ersten Weltern, und an den Verlust derjenigen Glückseligkeit erinnern sollten, da wir keine Klein der würden nöthig gehabt haben. Um deswillen flickte er sich weder Strümpfe noch Hosen, und je mehr diese zerlöchert waren, desto nåher glaubte er dem Stande der Unschuld zu kommen. Alle seine Ausgaben berechnete er nach Prozenten, und betete nicht einmal ein Bater Unser umsonst; denn die Gottseligkeit sagte er sei zu allen Dingen nüße. Ward er ja einmal aufs äußerste gebracht, und genöthigt, Ehrenhalber einen Thaler Geld zu verthun; so brach er es gewiß entwes der dem Pfarrer, oder seinem Gesinde am Lohne wieder ab. Die Haut schauerte ihm, wenn ihn ein Dürftiger um einen Bissen Brod ansprach. Nichts war ihm unbegreiflicher, als die Langmuth des Himmels, welche diese nichtswürdigen

Müßigs

Müßiggånger auf dem Erdboden duldete. So oft ihm seine Frau ein Kind zur Welt brachte, so oft tlagte er, daß er in seiner Nahrung einen empfindlichen Stoß erlitte; denn Kins der wåren fressende Kapitalten. Als sie zum fünftenmal in die Wochen tam, so schien er ganz untröstbar; da er aber gar hörte, daß es eine Tochter wäre, so gerieth er in eine solche Verzweifelung, daß er bonis cediren wollte, weil er glaubte, wer Töchter håtte, und sie nach der Mode erziehen follte, der müsse banquerot werden, er sei auch so ehrlich als er wolle. Starb ihm ein Kind, so war er allemal so vers gnügt darüber, als wäre ihm eine ungewisse Schuld einges gangen. Seine Frau gewöhnte er zu allen Arten der Mås bigkeit, und sie würde sich haben sehr elend behelfen müssen, wenn sie nicht schön ausgesehen håtte; auf solche Weise aber fans den sich verschiedene Liebhaber ihrer Waare, und sie verstund ihren Handel vortrefflich. Der Mann wusste dieses; er schien aber nicht eifersüchtig zu seyn; denn er meinte, es müsse jedermann mit seinem Pfunde wuchern, so gut er könne; seine Frau that nichts umsonst, und was ihm dadurch an der Ehre abgienge, das komme ihm am Gelde wieder zu gute; er gewinne also mehr dabei, als er verliere. Fr war mit seiner Tochter unglücklich; er konnte auch in der That seine Betrübniß darüber nicht bergen: doch zog er sich nicht sowohl die Schande, als die Vermehrung seiner Famis lie, zu Gemüthe. Er wollte diese ungerathene Tochter ents erben, als er hörte, daß sie bloß aus Neigung gegen ihren Liebhaber diesen Fehltritt begangen hatte. Da aber dieser fich erklärte, sie zu heirathen, und zwar ohne Mitgift; so kam er auf einmal wieder zu sich selbst, und hielt diese Bes gebenheit für die glücklichste in seinem Leben. Sein ältester Sohn war sehr liederlich, und verschwendete mehr Geld, als der Vater ersparen konnte. Weil ihm dieser keines gab, fo borgte er bei andern Leuten; und wie der Vater niemals weniger, als funfzehn Prozent nahm, so musste auch der Sohn allemal so viel geben. Er wies alle Schuldner auf des Vas D 5

ters

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