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Theer, Talg und Del, standen in Feuer, so wie das bes nachbarte Hanfmagazin. Zwischen den aufgethürmten Mas sen Schiffsbauholz lagen 250 Theerfåsser, deren Brand nicht wenig beitrug, die Verwüstung schnell zu befördern. Das Feuer erreichte nun auch das Mastmagazin, wo sich, ein ungeheurer Borrach von Masten aller Art befand. Es war Windstille, wodurch die Flammen verhindert wurden, !sich noch weiter zu verbreiten. Die englischen Seelieuter nants- Tupper- Middleton und Perter, troßten allen Gefahren, um das Feuer da zu vermehren, wo es nur wes nig brannte; besonders wagte sich der eine mitten unter die Flammen, und war nur mit Mühe zurückzubringen.

Das erstaunliche Schauspiel dieser Nacht wurde noch durch das thörigte Betragen der Spanier traurig vermehrt. Der Admiral Langara hatte die Vernichtung der am Eingang des Hafens liegenden Schiffe übernommen. Hier lagen auch die Pulverschiffe, auf welchen aller Pulvervorrath aus dem Arsenal, aus den Kriegsschiffen und Magazinén ges bracht worden war. Diese so Gefahr drohenden Schiffe sollten nicht verbrannt, sondern versenkt werden. Der spa: nische Offizier, der dazu den Auftrag hatte, fand das erstere leichter, und setzte die Pulverschiffe und Munitionsbehälter, unter andern die im innern Hafen liegende, mit einigen taus send Pulverfässern beladene Fregatte Iris ins Feuer. Sie flog mit einem entseßlichen Krachen in die Luft, und zers malmte rund um sich her im Bassin des Hafens Menschen und Schiffe. Dieß Loos traf auch zwei englische Kanonent bote, die zertrümmert wurden, und deren Mannschaft man theils todt, theils noch lebend aus dem Wasser zog.

Mehrere englische Offiziere wurden halb gebraten, und durch die schreckliche Explosion ins Meer geschleudert. Dieß Schicksal hatte auch der Kapitain Hare, Befehlshaber des Branders, defen Kanonen, so wie sie durchs Feuer ers hißt würden, von selbst losgiengen, und unter den dichts stehenden Menschenhaufen aufräumten. Smith gieng 5h3

nun

nun mit seiner Brandflotille, die durch eine spanische Felucke und ein spanisches Mörserboot verstärkt worden war, auf die französischen Kriegsschiffe los, er verbrannte den Helden und den Themistocles, zwei Schiffe von 74 Kanonen. Im lektern waren die Kriegsgefangenen aufbewahrt, die bis jeßt die Annäherung der Engländer durch ihre Widerseßungst anstalten verhindert hatten. Die schreckliche Feuerscene aber rund um sie herum, setzte sie in Furcht, lebendig verbrannt zu werden; sie zeigten eine Betäubung, die Smith bes nußte. Er rief ihnen zu, sie in Sicherheit zu bringen; ein Antrag, den sie mit Dant annahmen. Die Auss schiffung dieser Gefangenen geschah jedoch mit großer Behuts famkeit, weil sie viel zahlreicher als die Engländer waren. Nun wurde das Schiff in Brand gesetzt; ein gleiches geschah mit allen übrigen großen und kleinen Schiffen, die man nur erreichen konnte. Die Feuerfoldaten waren in geringer Ans zahl, und ihre Kräfte, so wie ihre Materialien erschöpft. Die zwei spanischen Feuerfahrzeuge hatten alle ihre Munis tion verspendet, und zwei englische waren durch die Explos fion der Pulvershiffe vernichtet worden. Diese Verminde rung der ohnehin kleinen Zerstörungsflotille feßte der Thåtigs keit des Ritters Smith Grenzen, und rettete den Fram zosen die übrigen Kriegsschiffe und Magazine.

Es wurden verbrannt: Neun zum Dienst fertige Lie nienschiffe: der Donnernde und der Triumphis rende von 80 Kanonen; ferner: der Held, Themis stocles; der Glückliche; der Eingebildete; der Handelson Bourdeaux; der Centaur; die Li lie; Dugay Trouin und das Schicksal, såmmts fich von 74 Kanonen; desgleichen hatten vier andere auf den Werften zur Ausbesserung liegende Linienschiffe dieß Schicksal; nemlich die Krone von 8, und der Mer cur, der Eroberer und der Dictator, alle von 74 Kanonen. An Fregatten wurden fünf von 32, und

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eine von 16 Kanonen, ferner zwei Kriegsschaluppen von' 20 Kanonen verbrannt.

Vier Linienschiffe von 74 Kanonen und eine Kriegso schaluppe von 20 Kanonen waren zum Versuch nach den nördlichen Küften geschickt worden, und ein anderes, der Scipio von 74 Kanonen, war zufällig im Hafen_von Livorno in Brand gerathen.

Die Engländer hatten mitgenommen, das Coms merz von Marseille von 120, der Mächtige, und Pompejus von 74 Kanonen, 13 Fregatten und Kriegss fchaluppen von 40, bis herunter auf 20 Kanonen, und eine Bombardiergalliotte von 32 Kanonen.

Die Spanier hatten keinen Antheil an dieser Beute genommen. Nur eine französische Kriegsschaluppe von 18 Kanonen war von ihnen ausgerüstet worden; die Neapolis taner hatten eine von 20, und die Sardinier eine Fregatte von 32 Kanonen erhalten.

Zurückgeblieben waren in Toulon: Ein Schiff ven 120 ein Schiff von 80 und 5 von 74 Karonen, eine Fres gatte von 40, und eine Kriegsschaluppe von 18 Kanonen, In den Häfen der Levante, in Corsica u. f. w. befanden fich, zu Toulon gehörig, ein Schiff von 74, und 13. Fres gatten von 24 bis 40 Kanonen; desgleichen hatte man ein Schiff von 74, nebst 2 Fregatten von 40 Kanonen noch auf dem Stapel gelassen.

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Nie sahen wohl menschliche Augen eine mehr schreckliche Scene, als das unglückliche Toulon jetzt in dieser gråßli chen Nacht darstellte. Es war das Gemälde der letzten Aufs Issung der Natur. Die Flammen, die in Massen von so vielen Kriegsschiffen, Magazinen und Gebäuden emporsties gen; die gewaltigen Explosionen; der Donner der Kanonen; Die in die Stadt geworfenen Bomben; das wilde Geschrei der Seeleute und ihrer Brandhandhaber, verbunden mit dem Todesgeheul mehrerer tausend Menschen, Månner, Weiber und Kinder, die die Luft mit ihrem Jammer ers

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füllten,

füllten, die jeßt ihr Alles verloren, und nun auch den Aw, genblick vor sich sahen, ihr Leben zu verlieren. Diese Un glücklichen drängten sich in Haufen an den Hafen mit ihren Kisten und Bündeln, die den kleinen Rest ihrer Habseligkei ten enthielten. Viele ließen auch diese in der Todesangst zurück; sie wollten blos ihr elendes Leben retten und sprangen in die See, um die Bote und Schiffe zu erreichen. An vierhundert wurden dabei von den Wellen verschlungen, 6000 aber hatten das Glück zu entkommen, von welchen die Englånder 3000 aufnahmen.

Der spanische Admiral Langara befahl dem franz fischen Admiral Trogolf ihm mit seinen Schiffen zu fol gen; er zog aber vor, sich mit der englischen Flotte zu ver. binden, und seegelte mit ihr. Der brittische Seekapitain Elphinstone schloß den Abzug; er war der lehte, der um Mitternacht Toulon verließ. Auch das Fort la Malgue, und mithin jeder Fuß breit Land, den die Verbündeten bisher be, seffen hatten, wurde nun geråumt,

Die Belagerer zeigten während dieser schrecklichen Aufs tritte weder Thätigkeit noch Muth; sie begnügten sich, ihr Geschüß zu gebrauchen, um die Stadt und die Rheede zu bombardiren, und ließen ihre Feinde ruhig abziehen; erst um 3 Uhr des Morgens drangen sie in die Stadt, wo sie alle Personen männlichen Geschlechts, die sie antrafen, nies derhieben, hernach aber in den Straßen auf sie Jagd macht ten, und wie wilde Thiere niederschossen.

Der Verlust der alliirten Truppen an diesem unglück, lichen Tage wurde auf 1200 berechnet, unter welchen die Engländer 338 Todte und Verwundete zählten.

Mit dieser großen Begebenheit schloß sich das Jahr. Die verbündeten Flotten trennten sich nun. Die spanische feegelte nach Hause, seßte die Truppen an die Küste aus, und die Touloner in Mahon ans Land; auch die neapolitas nische gieng nach ihren Håfen. · Die englische Flotte hinges

gen

gen theilte sich eine Escadre nahm ihren Lauf nach der Toscanischen Insel Elba, wo die Touloner Emigrirten auss geschifft wurden, zund... die übrigen Kriegsschiffe · feegelten ■ nach Corsica.

Schiller.

S. B. VII, S. 642. Wenn in den historischen Arbeiten Dieses so beifallswürdigen als beliebten, und durch feltne und sels ten so vortheilhaft vereinte Eigenschaften sich auszeichnenden Schriftfellers, der Dichter unverkennbar ist, so gereicht diese Ers kennung ihm doch unftreitig zu desto größerm Nuhme. Denn eben durch jene lebhaft auffässende, und gleich lebendig wieder darfels lende Vhantasie wurde das anziehende, unwiderfchliche Juteresse bewirkt, welches feine meisterhaften hiftorischen, und doch gewiß durch kein falsches oder bloß blendendes Kolorit aufgeftugten Schil#derungen jedem Leser unfehlbar abgewinnen. Schade, daß das trefflichfte seiner historischen Werke, die Geschichte des Abfalls der vereinigten Niederlande von der spanischen Monarchie, noch nicht vollendet ist. Sie enthält unter andern folgende herrliche Schils derung von der Einschließung Antwerpens, und der Schlacht bei Osterweel im J. 1567.

Nach dem vereitelten Versuche auf Herzogenbusch warf sich der Graf von Megen in Utrecht, um einem Anschlage-zuvorzukommen, den Graf Brederode auf eben diese Stadt ausführen wollte. Diese, welche von dem Heer der Ver, bundenen, das nicht weit davon bei Viane campirte, viel #zu leiden hatte, nahm ihn mit offnen Armen als ihren Bes * schüßer auf, und bequemte sich zu allen Verånderungen, die er in ihrem Gottesdienst machte. Er ließ dann sogleich an dem Ufer des Leck eine Schanze aufwerfen, von wo aus er Biane bestreichen konnte. Brederode, der nicht Luft hatte, ihn in dieser Stadt zu erwarten, verließ mit dem besten Theil seines Heers diesen Waffenplag, und eilte nach Amsterdain.

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