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wollen; er bestand darauf sie nach Gibraltar zu senden; als aber hernach seine Bedenklichkeiten wegen der Behauptung des Plates größer wurden, schlug er eine Theilung vor, wor von jedoch der spanische Stölz nichts hören wolltè.

Die Räumung von Toulon war. also beschlossen, die aber im Angesicht eines zahlreichen und thätigen Feindes übers aus große Schwierigkeiten hätte, mit einem unèrseßlichen Verlust, mit Gefahr und Schande verbunden war, und er staunliche Folgen im Prospect zeigtè. Man sollte nun einė Stadt und einen Kriegshafen verlassen, den das Glück in seiner besten Laune den Engländern beschieden hatte; hiezu das Arsenal, die gefüllten Magazine, die Kriegsschiffe, die Werfte, und auch die unglücklichen Touloner, die voll Zuvers ficht auf die große Macht des Bundes sich ergeben hatten, und deren Untergang nun unvermeidlich war. Die Dishari monie zwischen den englischen und spanischen Befehlshabern war jetzt noch größer wie zuvor; an keine Theilung der un ermeßlichen Kriegsbeute war jeßt mehr zu denken; auch war solche in dieser Lagé, in diesèm Gedränge von Rettungsmaßi regeln, und bei der allgemein herrschenden Bestürzung nicht mehr ausführbar. Nur Feuer zur Zerstörung blieb übrig, and zu diesem Element sollte die leßte Zuflucht genommen werden.

Die Franzosen seßten indeß ihre Operationen mit Nachs druck fort; sie bestürmten am izten December, um zwei Uhr des Morgens in einer Winternacht, das mit 9oo Manit, Britten und Spaniern, beseßte Fort Mulgrave; es wurde robert, und die Bèsaßung gezwungen, unter den Kanonen des Forts Balagüire Schuß zu suchen, das wegen seiner großen Wichtigkeit und seiner Verbindung mit dem Hafen eine Besaßung von 2900 Mann hatte. In eben der Zeit wurden auch alle Posten auf dem Berge Pharen zugleich ans gegriffen. Der Hintertheil dieses Berges war eine 1800 Fuß hohe steile Felsenwand, die man für unzugänglich hielt, und durch unabläßige Arbeiten noch steiler gemacht hatte. Dens

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Dennoch fanden die Franzosen Mittel heraufzuklimmen, und sich zwischen den Posten der Allirten festzuseßen, wodurchh ihre Communication unter einander vernichtet wurde. Kriegsrath, den man in Toulon eiligst zusammenrief, und ↳ aus allen Lands und Seebefehlshabern bestand, beschloß nun einstimmig die unverzüglichste Räumung der jeßt unhaltbaren Stadt, worauf denn die alliirten Truppen von Balaguier und den andern Posten schleunigst zurückgezogen wurden. Die Spanier waren die leßten, die erst in der Nacht am 17ten das Fort Malbousquet verließen. Nur allein das nahe am Ufer liegende Fort Malgue blieb beseßt.

Es herrschte unter den Truppen eine Muthlosigkeit, die besonders bei den Neapolitanern unter ihren Anführern, dem Fürsten Pignatelli und dem General Forte guerrt, fich auffallend zeigte; man hatte in dieser ihrer Stimmung bei der Zerstörung von ihnen nur geringe Dienste zu erwars ten, und schiffte sie daher sogleich am hellen Tage ein.

Am folgenden Morgen früh wurden auch die Vers wundeten, die Kranken und die Feldartillerie auf die Schiffe geschafft; die Truppen beseßten die Wälle; vorzüglich wurs den das Arsenal und die Schiffswerfte genau bewacht, und die Kanonen auf der Batterie des Hafens vérnagelt. Man nahm jedoch alle Maßregeln, die Räumung der Stadt it dem Feinde zu verbergen, der diesen Entschluß nicht ahndete, und mittlerweile von den eroberten Batterien Herab mit 2 dem Bombardement den Anfang machte. Die glückliche Et Lage des Forts la Malgue, das an der Zunge einer Halbs insel liegt, war der Einschiffung sehr günstig, die deshalb auch hier, und nicht im Hafen geschah. Alle Truppen mit * Ausnahme der Neapolitaner, die schon eingeschifft waren, versammelten sich hier am 18ten December des Abends; die Bote lagen alle bereit; um 11 Uhr bei schönem Wetter und #stiller See geschah die Einschiffung, und am 19ten mit Tages Anbruch war sie vollendet, ohne einen Mann zu verlieren.

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Während dieser Zeit wurde zur Täuschung des Feindes das Feuer vom Fort la Malgue unaufhörlich unterhalten. Der englische Major Köhler mit 200 Mann wurde dazu bes ordert, der auch diesen Auftrag mit so viel Einsicht als Muth vollzog; er blieb im Fort, bis der letzte Mann von den Truppen eingeschifft war, da er dann in der Eile alle Kanonen vernagelte, hernach den Rückzug mit seiner Be sagung antrat, und ihn auch ohne Berluft eines einzigen seis ner Soldaten bewirkte..

Die gemeinschaftliche Noth erzeugte zwischen den Brits ten und Spaniern für den gegenwärtigen Augenblick ein beßt seres Einverständniß. Die Thätigkeit und die klugen Ans ftalten der erstern in dieser höchst kritischen Lage waren zu auffallend, um nicht Achtung zu kommandiren, daher auch der spanische General Gravina bei den Maßregeln des englischen Generals Dundas, der seit der Gefangenschaft des Generals O'Hara Oberbefehlshaber der englischen Truppen war, viel Folgsamkeit zeigte.

Die neuere Geschichte hat kein Beispiel einer solchen Kriegshandlung. Die Verbrennung von Magazinen, gø füllt mit Korn, Stroh, Heu und Proviant gehöret zu den gewöhnlichsten Vorfällen im Kriege, die sehr bald vergessen, und auch bald erseht werden. Die Magazine in Toulon aber waren von ganz anderer Art. Es waren die kosībars sten, mit Mühe und ungeheuern Summen angeschaften, seit vielen Jahren gehåuften Materialien, zum Bau, jur Ausrüstung und zur Erhaltung jener schwimmenden Caftelle; Nationalreichthümer, deren Verlust nicht so, wie bei den Getraidemagazinen, die nächste fruchtbare Erudie wieder ersehen kann, sondern die durch edle Metalle, In dustrie und Gefahren erlangt, die mehrjährige Einkünfte ganzer Provinzen auf einmal erschöpfen, und oft durch die Macht des Goldes nicht erstanden werden können. Dieß waren hier die ausgezeichneten Gegenstände der Vernichtung.

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Es war 10 Uhr, als die Truppen die Stadt verließen. In diesem Augenblicke wurden die Kriegsschiffe, die man nicht fortbringen konnte, so wie auch das Arsenal in Brand ges steckt, eine sehr kühne Unternehmung, die erstaunliche Schwierigkeiten zeigte. Der Ritter Sidney Smith, der schon im leßten rufsisch - schwedischen Kriege große Bes weise von nautischen Kenntnissen und Entschlossenheit gegeben hatte, erhielt diesen schrecklichen Auftrag, wozu ihm bloß eine Kriegsschaluppe und 6 Kanonenbdte gegeben wurden, drei englische und drei spanische. Mit diesen fuhr er nach dem Arsenal, das er von verbündeten Truppen zwar wohl besest fand, allein die sehr zahlreichen französischen Schiffst arbeiter waren hier bereits im Tumult; sie hatten die weiße Cocarde abgenommen und die dreifarbige aufgesteckt. Smith war zu schwach, diesem Tumult Einhalt zu thun; überdieß war seine Zeit sehr kostbar; er dachte daher bloß auf die Ausführung seines Vorhabens. Ganz nahe am Arsenal lagen die Galeeren, worauf sich 600 den Engländern abges neigte, und jeßt absichtlich von ihren Ketten befreite Galees rensclaven befanden. Es war eine nöthige Vorsicht, diese genau zu bewachen, daher alle auf zwei brittischen Kriegss Ifahrzeugen befindliche Kanonen bloß auf sie gerichtet waren. Man machte ihnen nun ihren unvermeidlichen Untergang bes tannt, wenn sie sich nicht ruhig hielten. Diese Anzeige that auch Wirkung, obgleich der Lerm auf den Galeeren fortdauerte. Noch furchtbarer aber als die Galeerensclaven waren die vorbesagten Schiffsarbeiter, die immer - tobender wurden, sich in große Haufen versammelt hatten, und bes obachtet werden mussten.

Das Bombardement der Franzosen gieng indeß heftig fort von den benachbarten Hügeln und von Malbousquet. Die Kugeln und Bomben flogen von allen Seiten in die 7 Stadt, und trieben die Einwohner in ihre Häuser, wodurch die Feueroperation der Engländer etwas erleichtert, aber 4 auch die Gefahr dieser ohnehin schrecklichen Unternehmung

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vergrößert wurde. Nichts konnte jedoch diese verwegenen Seeleute abhalten, die sich in so geringer Zahl vom Feinde umringt, und von den ihrigen abgesondert befanden, unter dem Kugelregen und unter allen 'übrigen Gefahren, ihre fatale Arbeit überdächt vorzunehmen. Allenthalben, im Arsenal, in den Magazingebäuden, und in den Schiffen, legte man brennbare Materialien. Alles dieß geschah bei einbrechender Nacht, während der Einschiffung der Trups pen, die in beträchtlicher Ferne vom Hafen vor sich gieng. In der Finsterniß bahnten sich nun einige tausend Franzos sen den Weg nach den Schiffswerften, denen sie so nahe las men, daß sie ein starkes Musquetenfeuer unterhalten konns ten, allein durch das Kartåtschenfeuer von den Kanonens böten wieder zurückgetrieben wurden. Sie ahneten nicht die kleine Anzahl der Engländer, und ihre geringen Hülfs, mittel, die auch den Stadtbewohnern, eben so wie alle übrigen genommenen Maßregeln unbekannt waren. Dit Dunkelheit der Nacht deckte alles, und vermehrte die Unger wißheit der Feinde ins und außerhalb der Stadt.

Die Engländer hatten schon zwei Stunden im Hafen ihr Vorbereitungswerk betrieben, als der Capitain Hare mit einem Brander anlangte, der mitten unter der Gruppe von Kriegsschiffen in einer zweckmäßigen Richtung gestellt wurde. Der Lårm auf den Galeeren hörte nun ganz auf; nur Hammerschläge vernahm man, wodurch diejenigen von den Sclaven, die ihre Fesseln noch hatten, sich davon bei der ste umringender. Feuersgefähr zu ihrer Rettung loszus machen suchten. Dieß wollte der Ritter Smith aus Menschlichkeit nicht hindern. Alles war in Bereitschaft, und man wartete nun sehnlich auf die mit dem General Dundas verabredete Zeit. Endlich tam der furchtbare Augenblick. Nun ward das Signal gegeben, und die Flammen stiegen von allen Seiten schrecklich empor. Die Kriegsschiffe, die in langen Reihen lagen, brannten; das Generalmagazin mit den abgetheilten Magazinen von Pech,

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