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großen Unjahl der guten und bewährten deutschen Schriftsteller Dieser Gattung gerechnet werden muß.

Rudolph hatte sich durch die vielen Fehden und kleinen Kriegê,

die er noch als Graf geführet, einen großen Ruhm und einen überwiegenden Einfluß in die elsaßischen, oberrheinischen und oberschwäbischen Staatsangelegenheiten verschaft; allein zum Kaiserthum würde er doch kaum gelanget seyn, wenn nicht ein ganz besonderer Umstand, von dem man auch von weis tên nichts dërgleichen hätte vermuthen sollen, dazwischen gès kommen wäre. Wir haben gehört, daß die Päpste von dent * Gregorius VII. an behauptet, die Erzbischöfe wären schuls "dig, allemal persönlich nach Rom zu kommen, um sich dort beståtigen zu lassen, und das Pallium abzuholen. Nach und nach kam auch wirklich diese Anmaßung in Erfüllung ;~ wenigstens getraueten es sich um diese Zeit wenige deutsche Erzbischöfe zu unterlassen; so daß in einem Jahr vier jus gleich in Rom wegen dieser Absicht eingetröffen sind. Det #heugewählte. Erzbischof zu Mainz, Werner von Eppenstein, that es ebenfalls. Um den vielen Gefahren, welchen er bei der damaligen allgemeinen Unsicherheit ausgesetzt war, vorzubeugen, hatte er zwar einige seiner Vasallen, und besonders seinen Vetter, den Reinhard von Hanău, mit sich z genommen, um ihn bis nach Rom zu begleiten; allein, dies #ser deuchte ihm noch nicht hinreichend, er ersuchte daher größerer Sicherheit wegen den Grafen Rudolph, ihm von Straßburg an bis an die Alpen das Geleit zu geben. Rus dolph that es auf der Hin und Herreise des Erzbischofs, und dieser glaubte, durch den vertrauten Umgang mit Rus dolphen, einen Mann an ihm entdeckt zu haben, der des Kais ferthrons nicht allein würdig, sondern auch hinlängliche Fähigkeit besaße, Deutschland aus der allgemeinen Berwies rung, in die es gerathen war, wieder herauszureissen. Kurz, Werner, der bei dem Abschiede Rudolphen betheuert Beisp. Samml. 8. B. 2. Ubth.

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hatte, daß er sich nur so lange zu leben wünschte, bis er ihm seinen großen Dienst einigermaßen vergölten håtte, erinnertè sich wirklich auf der Zusammenkunft der Kurfürsten zu Franks furt seines ehemaligen Begleiters, und sagte den übrigen Kurfürsten so viel rühmliches von ihm, daß sie auf seine und des eben anwesenden Burggrafen Friedrichs von Nürne berg, eines nahen Verwandten von Rudolphen, Empfeh, lung, ihn einmüthiz zum Kaiser wählten *).

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Ein anderer Zustand half Rudolphens Wahl beschleus nigen, und verschafte ihm sogleich ein ungemeines Ansehen im Reich. Die weltlichen Kurfürften waren fast alle uns verehelicht, und Rudolph hatte sechs Töchter, deren Vers forgung ihm vielleicht, wenn er Graf von Habsburg gebliè, ben wåre, zur Last håtte fallen können, nun aber vielmehr mit seinem eigenen Vortheil verbunden war, indem nicht allein der Pfalzgraf und Herzog Ludewig von Baiern, sons dern auch der Herzog Albrecht 11. von Sachsen Wittenberg, und in der Folge auch der Marggraf Otto von Brandenburg jeder eine zur Gemahlin verlangte. Ludewig hatte das erste mal des Herzogs Heinrich von Brabant Tochter Maria ge heirathet, die während ihrer Ehe mit Ludewigen einiges Vers ständniß mit einem Herrn aus der Familie der Raugrafen unterhalten. Eines Tages, als Ludwig in der Pfalz Ge schäfte halber sich aufhielt, schrieb die unglückliche Prinzessin zween Briefe, einen an ihren Eheherrn, den andern`an den Raugrafen, die sie einem des Lesens unkundigen Boten mits gab, mit dem Befehl, den einen, der roth zugemacht wat, ihrem Eheherrn, den andern aber mit schwarzem Wachs, dem Raugrafen einzuhåndigen. Allein, entweder aus Unacht: samkeit oder sonst einer Ursache that er gerade das Gegens theil. Schon der Briefwechsel, den seine Gemahlin mit einem Dritten unterhielt, machte dem Ludewig den Kopfwarm. Als er vollends einige zweideutige Ausdrücke in dem Schrei

*) Albertus Argentinenfis, apud Urftis, T. II. p. 100.

Schreiben glaubte wahrgenommen zu haben, kam er in eine Art von Wuth und Raserei. Der Bote war der erste, den er seiner Rache aufopferte, indem er ihn auf der Stelle dars nieder stieß. Alsdann eilte er nach Donauwerth, wo sich die Prinzessin aufhielt, und machte es dem Schloßhaupt, mann, der Hofmeisterin der Prinzessin, und einem andern Frauenzimmer, das um sie herum war, eben so, sie selbst aber ließ er durch den Scharfrichter auf öffentlichem Plaß enthaupten *). Diese That, die durch nichts anders gerūs get ward, als daß er den Beinamen Severus (der Strenge) bekommen, und zur Buß, auf Geheiß des Papstes Alexans der IV., ein Cartheuser Kloster stiften musste, machte doch bei dem hohen und niedern Adel allgemeines Aufsehen, ber sonders weil jedermann die Prinzessin für unschuldig hielt. 1 Ludewig selbst fürchtete sich, daß wenigstens ein zukünftiger Kaiser sie ahnden dürfte. Er erkundigte sich demnach vor allem bei dem Burggrafen zu Nürnberg, ob er ihm in Ansehung Rudolphens Sicherheit wegen dieser Sache leisten, und ob nicht Rudolph selbst eine Tochter habe, die er allen. falls heirathen könne. Als sich der Burggraf erbot, ihm mit allem seinen Hab und Gut dafür zu stehen, stimmte er sogleich dem Erzbischof von Mainz bei, welches auch der Herzog Albrecht von Sachsen, und der Marggraf Otto von Brandenburg, nachdem sie die Zusicherung wegen Rudols phens Töchter bekommen, gethan **). Einige haben hieraus schließen wollen, Rudolph müsse von dem gewusst haben, was zu Frankfurt vorgieng; indem sich sonst der Burggraf nicht würde unterstanden haben, seine Tochter ohne sein Vorwiss fen andern zuzusagen. Allein, wenn der Fall sich noch heus tiges Tages ereignete, würde nicht wohl ein jeder auf sich nehmen, was der Burggraf gethan hat, und würde wohl GJ 2

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*) Adelzreiter Annal. Boic. P. I. L. XXIV. p. 671.

**) Albertus Argent, apud Urftis. T. 2. p. 109.

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der

der geringste Zweifel statt haben können, daß nicht alles, wofür man sich als Bürgen dargestellt, sollte genehmigt werden ?

Rudolphens erstes war nun, sich auch von dem Papßt als Kaiser erkennen zu lassen, eine damals vor allen nöthige Vorsorge. Diesmal aber war das Geschäfte um so mißli cher, da inan nichts anders vermuthen konnte, als daß der König Alfonsus von Castilien, der nun mit seinen alten Ans sprüchen wieder hervortrat, entweder eine starke Parthei an dem römischen Hof haben, und dem Rudolph zuvor kommen möchte, oder doch nach den Grundsäßen der vorigen Påpste ihm dürfte zugemuthet werden, sich erst in einen förmlichen Proceß mit dem Alfonsus einzulassen; eine Sache, die für Rudolphen die unangenehmsten Folgen håtte haben können, Zum Glück war eben der Papst Gregorius X, ein Mann von vieler Redlichkeit, Unpartheilichkeit und Frömmigkeit, in der Haltung eines allgemeinen Concilium zu Lyon begrifs fen, als Rudolphens Gesandte um dessen Anerkennung bei ihm anhielten. Alle Bischöfe, die auf dem Concilium was ren, nahmen sich der Sache mit solchem Ernste an, daß Gregorius einigermaßen gezwungen ward, Rudolphens Vers langen Gehör zu geben. Dem Alfonsus, der sich sehr dars über beschwert, schrieb er: „daß unzählige Bedürfnisse der Welt und besonders des Reichs, wie auch des heiligen „Landes erfordert hårten, daß dieses Geschäfte einmal jù ,, Ende gebracht würde; auch das Verlangen des ganzen Cons »cilium sey dahin gegangen, und der darüber entstandene nachtheilige Ruf, der des Papstes und der römischen Kirche „nicht geschönet, sondern gegen beide gemurret habe, durch „ein lautes Geschrei zu erkennen gegeben, daß die Verschies „bung dieses Geschäftes mit gar zu großer Gefahr verbun ,, den sey" *). Gregorius, der zuvor als Päpstlicher Ges schafts,

* Et licet dicti negotii expeditionem innumerae orbis et praecipue ipfius Imperii ac terrae fanctae neceffitates expofce

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schäftstråger in Palästina gestanden, hatte nemlich, nachs dem er selbst Papst geworden, teine größere Angelegenheit als die dort gänzlich in Verfall gekommene Sache der Chris sten wieder aufzurichten. Dies war die Hauptursache, warum er das Concilium zu Lyon ausgeschrieben, um einen neuen allgemeinen Kreuzzug zu Stande zu bringen. Niemand war auf dem Concilium, der ihm nicht in das Gesicht sagte, daß daran gar nicht zu denken sey, so lang die europäischen Låns der selbst nicht beruhigt wåren, und die Christenheit kein rechtmäßiges und sicheres Oberhaupt habe, das sich an die Spike derselben stellen könne.

Ob schon auf solche Art die Zeitumstånde selbst Rudols *phens Anerkennung nothwendig machten: so gieng doch der #römische Hof mit seiner gewohnten Behutsamkeit bei dem - ganzen Geschäfte zu Werte. / Den Gesandten, als dem Probst Otho von St. Guide in Speier und dem Burggras fen Friedrich von Nürnberg, wurden fordersamst die ehemals dem Kaiser Otto IV, und dem K. Friedrich II. vorgeschriebenen Capitulationen vor Augen geleget *), die sie gut heißen und unterzeichnen mussten, nemlich die Renunciation auf die Vers laffenschaft der verstorbenen Bischöfe, die Bestätigung der gänzlichen Wahlfreiheit der Dom Capitel, die Gestattung der Appellationen nach Rom, hauptsächlich aber die Guts heißung der von dem römischen Hof geschehenen Einziehung der Mark Ancona und des Herzogthums Spoleto. diesen aber mussten Rudolphens Gesandten noch in seine Seele schwören, daß er weder durch sich, noch durch einen andern die Güter der römischen Kirche entweder insgesammr, øder nur Stückweise angreifen werde, und nicht einmal die Güter

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Nebst

rent; ad eam totius Concilii quafi communis clamor impel leret, et vulgaris affertio nobis et Ecclefiae Romanae non parcens, imo contra nos et ipfam non folum murmurans, fed exclamans, illud nimis periculose differri. Apud Raynald. ad a. 1274. n. 51.

*) Apud Raynald. ad a. 1274. N. 6. feqq.

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