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noch mehr durch die Abkürzung und völlige Umarbeitung ges wonnen, worin sie im J.-1785, in drei Bånden, erschien, und den Titel, der Verlobte zweier Bråute, ers * hielt. Mehr als die Hälfte des ganzen Werks wurde hier nou erfunden, oder gänzlich umgeschmolzen. Es war seine Absicht, noch eine Fortsezung dieser Geschichte zu liefern, und darin den Briefwechsel Ferdiner's und Elisens von der Zeit an mitzutheilen, da Jener sich in Italien aufhielt, bis nach einigen Jahren nach seiner Wiederkehr; diesen Vorsag aber hat der Tod vereitelt.

Hermes.

Johann Timotheus Hermes, Probst und Prediger zu Breslau, geb. 1738..- Wenn die hieher gehörigen Arbeiten dieses fruchtbaren Schriftstellers gleich nicht zu den romantischen Dichtungen vom ersten Range ger hören, so verdienten sie doch die ungewöhnlich günstige Aufs nahme, die sie bei ihrer ersten Erscheinung erhielten, und, worin sie sich, ungeachtet der wetterwendischen Laune der meisten Romanenleser, lange genug behaupteten, durch manche unleugbare Vorzüge. Die Geschichte der Miß Fanny Wilkes ist durch die neue Umarbeitung der Volls kommenheit weit nåher gebracht, von der sie in ihrer ersten Gestalt entfernter war; am meisten Beifall fand indeß Sophiens Reise von Memel nach Sachsen, die mehrmals gedruckt ist, deren Plan und Dekonomie aber schwerlich die Probe der Kritik aushalten möchte, weil zu oft darin wider die Wahrscheinlichkeit der Handlungen und Gesinnungen gefehlt wird, die Charakterzeichnung zu viel Alltägliches und Flaches, und die Einkleidung in mehrern Stellen einen ermüdenden und schleppenden Gang hat. Die beiden neueßten erzählenden Werke dieses Verfassers Heiffen: Für Eltern und Ehelustige unter den

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Aufgeklärten im Mittelstande, in fünf Thellen; und Zwei literarische Martyrer und deren Frauen, in zwei Hånden,

Wezel

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S. 6. VII, S. 364. - Von ihm sind folgende Romane: Lebensgeschichte Tobias Knauts des Wetsen, sonst der Stammler genannt, dessen Zweck die Wahrheit ist, daß die Menschen sich überall gleich find, daß einerlei Thorheiten, Schwächen und Leidenschafs ten, nur unter verschiednen Außenseiten und Abstufungen, in den höhern und niedern Stånden herrschen. Weniger Weitschweifigkeit und Begierde nach Wig würde diesem halb komischen. halb philosophisch ernsthaften Romane bleibens dern Werth gegeben haben. Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne, im Geschmack des Voltärischen Candide, worin der Vers faffer feine, oft paradoxe und ziemlich einseitige Theorie von der Fittlichen Natur des Menschen aufstellt, deren allge meinste Triebfedern ihm Neid und Vorzugssucht zu seyn dünken. Der zweite Theil ist nicht viel mehr, als Wieders holung des ersten, Mehr Laune und komisches Talent zeigt sich in der Ehestandsgeschichte des Herrn Philipp Peter Marks, die zuerst stückweise im Teutschen Merkur geliefert, nachher aber von dem Verf. neu überarbeitet, und mit einer neuen Erzählung, die wilde Betty, vermehrt wurde. Hermann und Ulrike, ein komischer Roman, worin Hr. W. die Absicht hatte, den Roman auf der einen Seite der Biographie, und auf der ändern dem Luftspiele, nåher zu bringen, um so die wahre bürgerliche Epopde, was diese Gattung, seiner Meinung nach, eigentlich seyn sollte, entstehen zu lassen. Sowohl der Hauptgeschichte, als den Nebenscenen hat er

viel komischen Anstrich zu geben gewusst; und der Ton ist durchaus heiter und natürlich, selbst in den angebrachten lokalen Schilderungen einiger sächsischen Naturgegenden. Wilhelmine Arend, oder die Gefahren der Empfindsamteit, worin der Hang daju als wahre Krankheit vorgestellt, und die traurigen Folgen dieses Hanges lebhaft geschildert werden. Nur hat man mit Rechtdaran getadelt, daß die Leiden der Wilhelmine, einer Außerst reizbaren und empfindsamen Frau, nicht aus ihrer Empfindsamkeit selbst, sondern aus einem Zusammenfluß uns verschuldeter Widerwärtigkeiten hergeleitet werden, die sie bis zum Wahnsinn drången, und gleichsam mit Gewalt forts stoßen. Uebrigens haben die meisten Charaktere wenig Interesse und Wärme.

Schummel.

Johann Gottlieb Schummel, Professor zu Liegnitz, geb. 1748. Unter seinem Namen finde ich im Gelehrten Teutschlande folgende hieher gehörende, sämtlich anonymisch erschienene, Schriften aufgeführt: Begebenheiten des Herrn Redlichs Friz

sens Reise nach Dessau-Spitbart, eine tomis tragische Geschichte für unser pädagogisches Jahrhuns dert; unstreitig wohl seine beste Arbeit, mit vielem wahren Wiß und komischer Stärke ausgeführt, jeßt aber nicht mehr von der treffenden Wirkung und verständlichen Anwendung, Wilhelm von Blus

wie zur Zeit seines Entstehens ;

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Miller.

Man erinnert sich noch der großen Sensation, welche der, jest weniger gelesene, Roman dieses Verfassers: Siegwart, eine Klostergeschichte, vor beinahe zwanzig Jahren erregte. Der darin herrschende überspannte Ton einer schwärmerischen, fast überplatonischen, Liebe wurde für viele junge Leser und mehr noch für weichges schaffne Leserinnen ansteckend; und wenn dieser Roman nicht die ihm so oft Schuld gegebene, damals einbrechende, jekt aber ziemlich gehemmte und geheilte Seuche der Empfindelei ins Land gebracht hat, so hat er doch wohl gewiß zu ihrer Verbreitung und Unterhaltung sehr viel beigetragen. Von åhus lichem, ob gleich nicht ganz so überstimmten, Charakter sind seine Briefe dreier akademischer Freunde die Geschichte Karls von Burgheim und Emi lie von Rosenau, vornehmlich aber der Beitrag zur Geschichte der Zärtlichkeit. Ohne Zweis fel sieht dieser durch Geist und Herz hochachtungswürdige Schriftsteller auf¦jene jugendlichern Arbeiten gegenwärtig, bei tühlerer und gereifter Beurtheilung, nicht ganz zufries den zurück, ob er gleich auf die Reinigkeit seiner Absichten und die Lauterkeit seiner dort geltend gemachten Gefinnungen desto ruhiger hinsehen, und darauf rechnen darf, daß sein Werth als Dichter und ebeldenkender Mann immer in vors züglichen Ehren bleiben wird.

Musâus.

Johann Karl August Musåus, Professor zu Weimar, geb. zu Jena, 1735; gest. 1787. Diesem Manne von sehr originaler Laune verdankt man vorzüglich die Hinwegschaffung des eben gedachten empfindelnden Tons

aus

aus den deutschen Romanen, die er theils durch seine eignent Arbeiten, theils durch seine schẳßbaren Kritiken über Werke dieser Art in der Allgemeinen deutschën Biblio thet gar sehr befördert hat. Sein erster Versuch war

Grandison der Zweite, der schon im J. 1760 zu Eisenach gedruckt, nach zwanzig Jahren aher in einer neuen Ausgabe umgearbeitet und sehr verbessert wurde. Weit mehr Werth aber haben seine vier Hefte Physiognomis scher Reisen, eine sehr treffende Verhöhnung des durch die Lavaterischen Fragmente verursachten Unfugs trüglicher Zeichenbeuteret des Herzens und Charakters. Nicht minder vortrefflich sind seine Volksmåhrchen der Deutschen, worin er es, laut der im Namen des Küsters Runkel ges schriebenen Vorrede, eigentlich darauf anlegte, das weinerliche Adagio der Empfindsamkeit zu jendigen, und durch die Zaus berlaterne der Phantasie das ennuyirte Publikum eine Zeits lang mit dem schönen Schattenspiele an der Wand zu unters halten. Freund Heins Erscheinungen in Holbeins Manier sind gleichfalls hieher zu rechnen, ob sie gleich mehr betrachtend als erzählend sind; Wig, Laune und Lebensweisheit belebt aber diese erheiternden Todesber trachtungen durchgehends. Eine neue Reihe von Erzähs lungen begann er unter dem Titel, Strausfedern, wovon aber nur der erste Band seine Arbeit ist. Zuleßt lieferte er noch die moralische Kinderklapper, nach dem Franzosischen des Monget, für Kinder und Nichts kinder, wovon neulich ein mit vielen faubern Kupfern gezierter Abbruck erschienen ist.

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Müller.

Johann Gottwerth Müller, Privatgelehrter in Jhehoe, geb. zu Hamburg, 1744. Sein komischer Ros man Siegfried von Lindenberg, den er mít jeder

neuer

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