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besten Wirkung, weil man oft fühlt, daß sie nur als Bes helfe da stehen, wo nichts zurück behalten wurde, sondern. die Verfasserin nichts mehr zu sagen wusste. Ermüdet durch die Nachdrucker, die ihr fast immer den Vortheil ihrer Ars beiten entzogen, begab sie sich seit mehrern Jahren der. Schriftstellerei, und überließ sich ganz der häuslichen Ruhe und dem freundschaftlichen Umgange eines gewählten Zirkels. Eine freie Uebersetzung, und zum Theil ganz neue Bearbeis. tung ihrer besten Werke von Anton Wall erschien 1782: zu Leipzig in vier Bånden. Zwei sie betreffende Briefe, der eine von einer ihrer Freundinnen Biancolelli an la Harpe, und der andre von ihr selbst an Thiknesse, ftes hen in der nenen Bibliothek der schönen Wiss senschaften, B. LI, S. 134 ff.

d' Arnaud.

Er ist von dem Abbẻ Arnaud zu unterscheiden, dem die neuere französische Literatur manche nüßliche Bemühuns gen, besonders die Herausgabe des Journal Etranger und der Gazette Litéraire zu danken hat. Francois Thomas, Marie de Baculard d'Arnaud, Mitglied der Akademie zu Berlin, und Verfasser der Trauerspiele, Le Comte de Comminges, Euphémie und Fayel, ist Verfasser vers schiedner Romane, von keinem großen Umfange, die in seis, nen Epreuves du Sentiment, in feinen Nouvelles Hiftoriques, und in den Délaffemens de l'Homme Senfible, ou Anecdotes Diverses stehen, und nun auch in seinen Wers ten gesammelt sind. Zu den besten darunter gehören; Sélicourt Lucie et Melanie

Fanni
Salvini

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Adelfon et

Sargines Rofalie · Pauline et Suzette Salisbury le Prince de Bretagne Eudoxie - le Comte de Gleichen. Sie haben meistens viel Leben und Wärme der Handlung und des Vortrags, und sind von Seis

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ten des Sittlichen ohne Tadel. Es gereicht ihrem Verfasser zur Ehre, daß seine vornehmsten Bemühungen auf die Wies derbelebung der Energie in der immer mehr erschlaffenden Dentart seiner Zeitgenossen gerichtet war. Was indeß sets nen Trauerspielen charakteristisch eigen ist, ein zu schwermü‹ thiges und dammerndes Kolorit, das verbreitet sich auch über seine meisten Erzählungen, und giebt ihrem Tone nicht sels ten einen zu anhaltenden Ernst, und eine zu große Gleichs förmigkeit.

Ritter v. Florian.

Eins der verdienstvollsten neuern Mitglieder der nun erloschnen französischen Akademie, geb. zu Paris 1755, gest. 1794. Der frühe Tod dieses trefflichen und liebenswürdis gen Schriftstellers ist eine von den vielen Blutschulden des nun gestürzten Volkstyrannen Robespierre, der ihn eins kerkern und als ein zur Guillotine bestimmtes Schlachtopfer behandeln ließ. Zwar erhielt er nach dem Tode jenes Uns menschen die Freiheit wieder; aber der Grain hatte seine Les benskraft schnell und unwiederbringlich erschöpft. Kein neur erer wißiger Schriftsteller wurde so früh und so allgemein Liebling der Nation; aber keiner verdiente es auch in so vor züglichem Grade. Ausser verschiednen kleinern reizenden Ers zählungen, lieferte er eine meisterhafte Umarbeitung der Galatee des Cervantes, von dessen Don Quixote er auch eine vollendete französische Uebersetzung soll hinterlass sen haben. Sein Meisterwerk aber ist wohl der historische Roman, Numa Pompilius, dem bald ein sehr blü hend und anmuthig geschriebner Schäferroman, Estelle, folgte.

VII. Engs

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Ursprung, Zeitalter und früheste Beschaffenheit der Romandichtung in England waren fast völlig so, wie in Frankreich. Auch dort giengen die Ritterromane in Versen voran, deren Geschichte Dr. Percy besonders abgehandelt hat *). In dem nåmlichen Geschmack waren auch die ers sten prosaischen Romane, die in England, bald nach der dörfigen Einführung der Buchdruckerei, erschienen, z. B. das Recuyel of the Hyftoyres of Troy, Godfroye of Boloyne, Le Morte d' Arthur, the Life of Charlemagne, u. a. m. Gegen das Ende des sechzehnten Jahrhunderts fieng man an, spanische, und besonders italianische Novellen häufig ins Englische zu übersetzen; und sie wurden die ges wöhnlichste Volkslektüre **). Man weiß, wie oft die damas ligen, und selbst schon frühere englische Dichter, erzählende sowohl als dramatische, z. B. Chaucer, Spenser und Shakspeare, den Stof ihrer Gedichte aus diesen Novellen zogen. Dadurch wurde bald der Trieb zur Nachahmung erweckt, und es fehlte in England selbst nicht an Köpfen, die sich in dieser Gattung versuchten; ob sich gleich während des ganzen vorigen Jahrhunderts keiner darin als wahres Originalgente auszeichnete. Höchstens könnte man den Sir Philipp Sidney ausnehmen, deffen für seine Schwes ster, die Gräfin Pembroke, geschriebener Roman, Arkas dia, wenigstens viel Aufsehens machte, zum öftern (gedruckt, und in andre Sprachen, auch schon im J. 1630 ins Deutsche überseßt wurde. Es ist aber kein sonderlich rühmlicher Bes weis

In dem Effay on the ancient metrical Romances, vor dem dritten Bande seiner Reliques of ancient English Poetry.

**) Vergl. Warton's Hift, of Engl. Poetry, Vol. II. Sect.

weis von dem damaligen Zeitgeschmack, daß eine im Gans zen åusserst frostige Erzählung, so viel gute Lehren auch un ter die Allegorie derselben verschleiert sind, so häufig gelesen und bewundert werden konnte. Ohne uns bei diesen und ans dern Versuchen dieser Art, zu Anfange des gegenwärtigen Jahrhunderts, zu verweilen, unter denen das Mährchen von der Tonne und Gulliver's Reisen von Swift leicht das Beste seyn mag, wenden wir uns sogleich zu den neuern, in ihrer Art klassischen, Schriftstellern, die sich nicht bloß unter den zahlreichen englischen, sondern unter den neuern Romandichtern jeder Nation, ungemein auszeichnen.

Richardson.

amuel Richardson, geb. in Derbyshire, 1689, gest, als Buchhändler in London, 1761; ein Mann von eben so edeln Eigenschaften des Herzens, als großen und originalen Vorzügen des Geistes. Ein Zufall, der hier wohl erwähnt zu werden verdient, brachte ihn, der sonst gar teis ner gelehrten Erziehung genossen hatte, auf die schriftstelles rische Laufbahn. Als zwölfjähriger Knabe seßte er nåmlich einen kurzen Charakter von einer adlichen Dame seines Kirchs spiels auf, die man für eine große Heilige hielt, in der er aber eine große Heuchlerin erkannte. Jedermann entdeckte sogleich das Original dieser namenlosen Schilderung; und Der glückliche Erfolg dieses ersten Versuchs verantasste R. zu mehrern ähnlichen, die er bloß für sich machte, bis er sich in reifern Jahren zu größern Arbeiten entschloß. Und dies sem Entschlusse verdankt die Schreibart ter Romane übers Haupt eine ganz neue Epoche. Nicht bloß die Form der Briefe, die so viel zur völligern Entwickelung der Gesinnuns gen, Charaktere und Leidenschaften, zur Auseinanderseßung ter Umstände und Situationen, und zur Mannigfaltigkeit tes Tons und Vortrags bettrågt; sondern der ganze innere

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Gehalt der Darstellung gewann durch Richardson's Ber arbeitung eine vorhin nie erreichte, musterhafte Würde. Der Plan seiner Erzählung ist immer mit vieler Kunst und weis fem Vorbedacht angelegt, und die Ausführung verråth den Meister überall. So shahbar aber seine Werke in jedem Berracht als schriftstellerische Kompofitionen sind; so großen Werth haben sie auch von Seiten der Belehrung und Bereis cherung der Welt: und Herzenskunde. „Richardson freut in die Seelen den Samen zu Tugenden, welcher ans fänglich still und müssig in ihnen liegen bleibt; er liegt das selbst verborgen, bis sich eine Gelegenheit darbietet, durch welche er in Bewegung und zum Aufteimen gebracht wird, Dann entwickeln sich die Tugenden, man empfindet in sich einen Hang zum Guten, einen heftigen Trieb, dessen man sich nicht bewusst war. Man fühlt beim Anblicke der Ungés rechtigkeit eine innere Empörung, die man sich selbst nicht völlig erklären kann. Woher dieß alles? Weil man mit eis nem Richardson bekannt ist; weil man mit diesem so rechtschaffnen Manne zu einer Zeit umgieng, da die Seele noch ohne allen Eigennuß der Wahrheir willig Gehör gab *)*

Mit Recht bewundert man das feine Gefühl, welches diesem edeln Schriftsteller immer getreu blieb, über jeden Zug seiner Feder wachte, und auf sein Genie, seinen Lih, setne Gesinnungen und Sittengemålde so vortheilhaft wirkte.

Sein erstes Werk dieser Art war Pamela, or, Virtue Rewarded, wovon die erste Ausgabe im J. 1740 erschien. Diesen Titel hat man nicht ganz ohne Grund getadelt. Das Glück, welches Pamela macht, ist immer mehr åusseres als inneres und ächtes Glück; sie wird an einen reichen und vors nehmen Mann verheirathet, dessen Grundsåße aber nichts weniger als groß und edel sind; hier ist also mehr scheinbare, als

*) S. Diderot's schöne Lobschrift auf Richardson, in den Hamburgischen Unterhaltungen, B. 1. S. 118 ff. von mir überfest.

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