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SI3as aber

Cipion y Bergança, wohl die schönsten sind. diesem geistvollen Schriftsteller den größten und ausgebreitets flen Ruhm und dauernden Nachruhm bei jeder gebildeten Na tion erworben hat, ist sein allbeliebter komischer Roman: Vida y Hechos del ingeniofo Hidalgo Don Quixote de la Mancha, den er im J. 1605 herauszugeben anfieng. Er ist sehr oft, und in mehrere Sprachen mehr und minder glücklich übersetzt, und am ansehnlichsten zu Madrid, 1780 in vier Großquartbånden gedruckt. Dieser, von der königl. Akademie daselbst mit ganz eigner Sorgfalt und klassischer Strenge veranstalteten, Ausgabe ist eine sehr lehr. reiche Abhandlung über den wahren Charakter dieses in seis ner Art einzigen Werks vorangesetzt. Es wird darin das mannigfaltige Verdienst sehr gut entwickelt, welches demsels ben sowohl wegen seines äusserst anziehenden, zugleich belus ftigenden und lehrreichen Inhalts, als wegen der darin so reichs lich strömenden originalen Laune, und wegen der sehr kors rekten Sprache und ungemein vollendeten Schreibart gebührt. Der nächste Zweck seines Verfassers war freilich zwar die Züchtigung des eingerissenen Geschmacks an der Lesung der vielen spanischen, großentheils abgeschmackten Ritterromane, und der dadurch entstandenen abentheuerlichen Richtung der Köpfe und Gesinnungen seiner Landsleute; zugleich aber wusste er so viel allgemeineres Interesse, und für alle Lån der, Stände und Zeiten passende Moral und feine Satyre einzuweben, daß die Wirkung seines Meisterwerks nicht an Zeit und Ort gebunden blieb. Hauptsächlich liegt darin die wichtige Lehre, daß jeder, noch so vernünftige Mensch seine Lieblingsneigung oder sein Steckenpferd hat, wodurch er zu tausenderlei Anomalien und Ausschweifungen verleitet wers den fann; oder wie es der Herr von Bar ausdrückt:

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Denn man würde den Hauptcharakter bieses Romans sehr unrichtig fassen, wenn man ihn durchaus für schwärmerisch, lächerlich und ́abentheuerlich nähme. Vielmehr schilders Cervantes feinen Helden, dem Gange der menschlichen Natur gemäßer, als sehr gescheidt und vernünftig im Dens ten und Handeln, so lange der gefährliche Punkt seiner einges bildten Dulcinee unberührt bleibt; und, wie ihn Voltaire ganz richtig nahm';

Très honnête homme, instruit, brave, favant;
Mais dans un point toujours extravagant.

Bei aller Originalität steht indeß nicht zu leugnen, daß Cer vantes verschiedene feiner Vorgänger in der komischsatiris fchen Manier, besonders den Lucian, Pulci, und am meisten wohl den Ariost, vor Augen gehabt habe. Die beiden vornehmsten Charaktere des Don Quixote und Sancho Pansa hat Bodmer im achten Abschnitte seiner Betrachtungen über die poetischen Gemälde der Dichter gut entwickelt. Die lehte Arbeit des C. waren Los Trabajos de Perfiles y Sigismunda, ein Roman von geringerin Range, der erst nach seinem Tøde im Druck erschien. enthålt zu viel Episoden, und manche seltsame, aber allzu unwahrscheinliche, Begebenheiten; aber die Schreibart, isk auch hier nicht ohne Schönheiten

Quevedo

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Don Francisco de Quevedo Billegas, aus einem angesehenen Geschlecht, geb. zu Madrid, 1579, gest. 16:47. Einer der bekanntesten und wihigsten spanischen Schriftsteller, dessen Werke, obgleich von ziemlich unglei chem Werthe, klassisches Ansehen erhalten haben. Um ber liebtesten waren von jeher seine Sueños, oder Tråume, reich an Herzenskunde, lebhaftem Wig und treffender Satire.

Mehr

Mehr aber gehört hieher sein komischer Roman: Hiftoria y Vida del gran Tacaño, den Hrn. Bertuch in seinem Mas gazin der spanischen Literatur sehr gut übersetzt, und Leben und Thaten des Erzschalks betitelt hat. Die bes sondre und bei den Spaniern sehr beliebte Gattung, wozu diese Erzählung gehört, und, worin allemal ein Betrüger oder Gauner (Picaro) die erste Rolle spielt, kann man nåher aus der Vorrede dieser Uebersetzung kennen lernen, wo von Quevedo's Arbeit geurtheilt wird, er habe dadurch seiner Nation einen sehr heilsamen und großen Dienst gethan; denn dieser Roman sey für jeden ehrlichen Mann der beste Pros bierstein aller Betrüger, Blutsauger, Scheinheiligen und feinen Spitzbuben, unter welcher Maste sie auch stecken mos gen. „Welch eine Menge Gemälde nach dem Leben, von Volksfitten, Nationalmeinungen und Gebräuchen giebt es da nicht! Freilich nicht alle im superfeinen und galanten Styl eines Boucher oder Watteau; und manches im Geschmack von Ostade und Brower, aber gerade dars um desto wahrer und treuer nach der Natur gezeichnet, Wer billigt indeß und verzeiht nicht gern der Farce einen Aus» druck oder ein Gemälde, das man im höhern Trauerspiel oder in der Epopde auszischen würde? Eben dieß Vorrecht hat der komische Roman, Wenn er nur nichts enthält, was wahre Ehrbarkeit und Tugend beleidigt; eine niedrige Scene, ein Portråt aus dem Zuchthause, ein Gemålde aus der Schenke oder Zigeunerhütte erlaubt man ihm gern. Wahr ist es wenigstens, daß komische Romane dieser Art jeder Nation unendlich mehr nußen, als die weinerlich ems pfindsamen, worin spinnenfüßige Metaphyfit der Gefühle, Liebe, Frommelei, Leiden und Klagen, in einen etelsüßen Teig zusammengeknetet sind.“ - Man hat eine franzós fische Uebersetzung dieses Romans unter dem Titel, Le FinMatois, wobei sich noch eine Fortseßung in sieben Kapiteln befindet, welche der Ueberseßer, sehr unwahrscheinlich aus einer Handschrift entlehnt zu haben vorgiebt..

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• Mendoza.

Don Diego Hurtado de Mendoza, geb. zu Granada oder Toledo, gest. 1575; Abgesandter Karls V. in verschiednen Angelegenheiten, und Staatsrath Philipps II. Es war einer der gelehrtesten Männer, und einer der besten Dichter seiner Zeit, besonders glücklich in den sogenannten Redondillas und Quintillas. Der beliebte spanische kleine Volksroman, La vida de Lazarillo de Tormes, y de fus Fortunas y Advefidades, war ein Werk seiner Jugend, und wurde zuerst zu Tarracona, 1586, 12. hernach aber aufs neue zum öftern, gedruckt. Auch er enthält die Ges schichte eines verschlagenen Betrügers, und ist reich an Eri findung; vornehmlich aber schäßt man daran die sehr tors rette Schreibart und den natürlichen Erzählungston. Hens rique de Luna schrieb einen zweiten Theil dazu, der des erften nicht unwürdig ist.

Isla.

Joseph Franz Isla, ein spanischer Jesuit, ift unter den neuern spanischen Romandichtern einer der bekann, testen und originalsten. Von seiner Hiftoria del famofo Predicator, Fray Gerundio de Campazas gab er im J. 1758 unter dem erdichteten Namen, Franz Lobón de Salazar, zu Madrid den ersten Theil heraus, der aber in Spanien verboten und unterdrückt wurde. Der Verfasser gab ihn indeß mit der Handschrift des zweiten Theils in die Hånde eines feiner Freunde, vermuthlich des bekannten Baretti, der das Ganze zu London ins Englische übers feßen und im Jahr 1771 zu Lonton herausgeben ließ. Aus dieser Ueberseßung lieferte Hr. Bertuch im J. 1773, in zwei Bånden, seine sehr glückliche Verbeutschung dieses launigen und überaus unterhaltenden komischen Ros mans, der durchgängige Satire auf die spanische Seiftlichkeit, und besonders auf ihre schlechte Predigtmethode, enthält, zus weilen aber doch ins Niedrige und Weitschweifige fällt.

V. Itas

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Ueber den Ursprung und ersten Fortgang der roman, tischen Poeste dieser Nation findet man gute und umståndliche Nachrichten beim Crescembeni, die vom Hrn. Prof. Schmitt zu Liegniß in seiner Italiänischen Anthologie, Th. II, S. 140 ff. in Auszug gebracht sind. Zunächst ist dieser Ursprung gleichfalls aus der Periode der Trovatoren oder Provenzaldichter herzuleiten; und auch hier scheinen des Erzbischofs Turpin Geschichte Karls des Großen und der Roman von den Rittern der runden Tafel des Königs Arthur, die ersten Vorbilder gewesen zu seyn; obgleich das Alterthum dieses leßtern oder wenigstens seiner Quelle, wohl gewiß nur vorgeblich ist. Man fieng frühzeitig, und schon ver Dante, an, ihn ins Italiänische zu übertragen, und in mehrern ähnlichen Erzählungen nachzubilden. Sie sehr aber Turpin's Roman auf die frühern, und nachher noch auf die mehr klassischen Dichter dieser Nation und die Ents würfe ihrer romantischen Heldengedichte gewirkt habe, ist bekannt genug. Auch der Amadis wurde aus Spanien nach Italien verpflanzt, und machte hier nicht weniger Eins druck, als dort. Der åltere Tasso zog, wie bekannt, sein Gedicht, Amadigi; daraus. Indeß waren doch die åltern eigentlichen Romane und Erzählungen der Italiåner nicht metrisch, sondern in Prose geschrieben. Von diesen Lestern ist die unter der Aufschrift, Novelle Antiche, be kannte Sammlung die merkwürdigste, hundert prosaische Ers zählungen von unbekannten Verfassern, die aber gewiß sehr alt, und, wie es scheint, aus der provenzalischen Sprache gezogen und überseßt sind. Nicht unwahrscheinlich seßt màn ihre Entstehung ins dreizehnte Jahrhundert. Den Stof eis niger darin vorkommenden Erzählungen findet man auch uns ter den altfranzösischen Fabliaux et Contes, und einiger fos gar unter den Fabeln und Erzählungen unsrer altschwäbischen deutschen

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