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Ift er, wie man allen Grund zu glauben hat, der beim Suidas angeführte Achilles Tatius, so gehörte er zur alexandrinischen Schule, war zugleich Rhetor und Aftronom, schrieb ein Buch neg oQaigas, wovon noch ein Bruchstück übrig ist, gieng zum Christenthum über, und war zulekt Bischoff. In seinen hieher gehörigen acht Büchern Ερωτικον των περὶ Λευκίππην και Κλειτοφώντα, pet, won δεν Liebe Leucippe's und Klitophon's, ist die Schreibart angenehm und blühend, so wie die Erfindung reich und fruchts bar, nur oft zu üppig, und mit zu vielem Aufwande einesnicht immer ganz natürlichen Wißes. ́ ́ Photius findet in seiner Erzählung eine Nachahmung Heliodor's; und man trifft überhaupt in den griechischen Erotikern viel ähnliches an, welches aber eher vermüthen läßt, daß sie alle aus einer gemeinschaftlichen åltern, uns unbekannten Quelle geschöpft haben. Dem Heliodor steht er indeß an Sittlichkeit so, wohl, als an Mannigfaltigkeit und Wahrscheinlichkeit der Erfindungen, und geschickter Verflechtung der Begebenheiten, nach. Manches scheint er auch aus dem Lucian, und noch mehr aus dem Philostrat, erborgt zu haben. Im Gan, zen hat indeß seine Schreibart noch mehr Kürze und stellens weise selbst mehr Lebhaftigkeit und Natur, als die feines vers meinten Musters und Vorgängers. Dagegen aber hat er manche müssige und zu lang ausgesponnene Tiraden, welche die Geduld des Lesers ermüden, wie die Erzählung von dem Rechtshandel Thersanders, und die im siebenten und achten Buche enthaltenen gerichtlichen Verhandlungen, in denen er, sehr am unrechten Orte, seine nicht sehr geschmacks volle Beredsamkeit wollte glånzen lassen. Eben dieser deklas matorische Hang verleitete ihn zu den vielen spruchreichen Stellen, deren der Leser gern entübrigt wåre, und zu den eingewebten Betrachtungen, die so wenig von dem Geiste der bessern Geschichtschreiber an sich haben, die sie mit dem Hauptfaden der Erzählung so geschickt zu verknüpfen wussten, Und se sind auch seine håufigen Episoden mehr fremdariige

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und für sich bestehende Einschaltungen, als geschickt verbuns dene Bestandtheile des Ganzen. Am fehlerhaftesten aber find wohl seine dftern und meistens überflüssigen Beschreibuns gen; nur gewähren sie für unsre Zeiten zufälligerweise den Nußen, uns von manchen fleinen, von andern Schriftstels lern gar nicht, oder doch minder, umståndlich, berührten Gegenständen der damaligen Zeit, und des damaligen håus, lichen Lebens zu unterrichten. So lässt sich z. B. aus ihm und den übrigen Erotikern der Griechen mancher für die Kunstkenntniß des Alterthums nicht unerhebliche kleine Ums stand lernen und erläutern; und von dieser Seite hat man fie bisher noch zu wenig benust. Mit einigen Stellen uns fers Verfassers hat indeß Lessing in seinen Kollektaneen eine sehr glückliche Probe dieser Genußzung gemacht, die jus gleich Muster von dem rechten und zweckmäßigen Benehmen dabei abgeben fann. Weniger ungebraucht und unnachges ahmt sind verschiedne Stellen des Achilles Tatius von den neuern Dichtern und Romanschreibern, namentlich von Tasso und d'Urfé, geblieben. Man hat noch ein gries chisches Sinngedicht auf diese Liebesgeschichte, worin ihr auch von Seiten der Sittlichkeit, von der sie es gerade am wenig ften verdient, großes Lob ertheilt wird, und das von einis gen dem Patriarchen Photius zu Konstantinopel, von ans dern dem Kaiser Leo, genannt der Philosoph, beigelegt wird. Huet's Befremdung, wie dieser so unphilosophisch urtheilen, und so unverdient loben konnte, ist gegründeter, als sein Zweifel, wie Achilles ein Christ seyn, und doch. so anstößige Dinge habe schreiben können. Salmafius folgerte denn doch nur daraus, wiewohl eben so untriftig, er sey damals noch nicht Chrißt gewesen, als er seinen Roman schrieb.

Longus.

Longus.

Ueber seine Lebenszeit ist man gleichfalls ungewiß, da Suidas und andre griechische Schriftsteller seiner gar nicht gedenken. Vermuthlich war er einer der Sophisten des viers ten oder fünften Jahrhunderts.. Man hat von ihm einen · Badfertoman, over vier Sider Ποιμηνικών των κατα Δαφνο xay Xλony, von der Liebe des Daphnis und der Chloe, dem ein vorzüglicher Fleiß der Ausleger, und mehr als ges wöhnliche Pracht der Ausgaben, sowohl in der Urschrift als in Ueberseßungen, zu Theil worden ist. Am meisten unters scheidet sich die zu Paris, 1778, gr. 8. vom Herrn de Billoison besorgte Ausgabe. Longus selbst sagt von dieser Erzählung: „Ich habe von Chloen und vom Daphnis vier Bücher geschrieben, die hiemit dem Amor, den Nyms phen, und dem Pan geweiht seyn sollen; ein Werk, das alle Menschen reizen kann. Den vor Liebe Kranken wird es heis len, den Traurigen wird es trößten, den Verliebten wird es leiten, und den, der noch nie liebte, wird es unterrichten. Denn unser Reiner entgieng je dem Amor, und wird ihm auch nicht entgehen, so lange Schönheit und schmachtende Blicke noch gelten." Gewissermaßen ist Longus der eins zige uns übrige Schriftsteller in seiner Gattung, und von den andern Erotikern in mehr als Einer Absicht verschieden. Sein Stof hat viel Anziehendes; dieser, und die Scene seiner Handlung, ` verbunden mit den Sitten und Gesinnuns gen seiner Personen, haben wohl das Meiste zu dem ihm von jeher geschenkten Beifalle beigetragen. Denn von Seis ten der Erfindung und des Geschmacks verdient er im Gan zen mehr Tadel, als Lob; und die ihm angerühmte Simpli cicität liegt wirklich mehr in dem von ihm gewählten låndlis chen Gegenstande, als in seiner Behandlungsart desselben. In dieser trift man überall auf Künsteleien und Abweichun, gen von der reinen, unbefangenen Natur, überall auf blis meinde und geschraubte Ausdrücke und gelehrte Anspielungen;

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und diese waren es eben, die den Longus und andre ihm ähnliche spätere Griechen den Spracherklårern so wåhlens. werth und beliebt machten *). Durch Einflechtung des Wuns derbaren verliert diese Erzählung nicht wenig, und mehr noch durch die Weitschweifigkeit, mit der er bei der Schilderung seiner Hirten und Hirtinnen bis auf ihre Geburt zurückgeht, und bei ihrer Verheirathung noch nicht von ihnen zu erzählen aufhört. Uebrigens scheint diese Erzählung des Longus bald nach der Wiederherstellung der Literatur auf dieselbe viel Einfluß gehabt, und vielleicht eben so viel und mehr Nacht ahmer der Schäfergattung erweckt zu haben, als Theofrit und Virgil.

Eustathius.

In einigen Handschriften heisst er, vielleicht richtiger, Eumathius, und ist schwerlich der nåmliche mit dem bekannten Bischofe zu Thessalonich, dem Ausleger Homer's, der erst im zwölften Jahrhunderte lebte. Der Verfasser der Liebesgeschichte des Ismentas und der Ismene, in eilf Büchern, war vermuthlich ägyptischer Abkunft; sein Zeitals ter ist indeß nicht zu bestimmen. An Werth steht er noch weit unter den bisher angeführten Erotikern: seine Erzäh lung ist äusserst talt, lahm und ermüdend, ohne alle Erfins dung und geschickte Vertheilung eines irgend anziehenden Plans. Sein Ismenias redet von Anfang bis zu Ende selbst, und erzählt seine Begebenheiten einem Dritten; dars auf bezieht sichs denn vielleicht, daß er seine Arbeit, am Schluß derselben, ein Drama nennt. Ismene spielt indeß hier am meisten die Rolle einer Liebenden, ist die erste, die ihre Leidenschaft ohne Rückhalt erklärt, und dabei von weiblicher Burud

Sehr treffende Bemerkungen hierüber macht Hr. Hofrath Heyne bei der Anzeige der Villoisönschen Ausgabe`in den Gitting. gel. Anz. 1778, S. 1123. ff.

Zurückhaltung nichts weiß. Desto fühlloser beträgt sich I s menias, dessen Freund Kratisthenes uns fast mehr, als er selbst, für sich einnimmt, über dessen weiteres Schicksal der Leser jedoch völlig ungewiß gelassen wird. Huet sagt mit Recht, diese ganze Erzählung sey die Arbeit eines Schüs lers, oder eines armseligen Sophisten, der sein Lebenlang Schüler zu bleiben verdient hätte.

Chariton.

Ein Aphoridifier, ungewissen Zeitalters, und angeb licher Urheber einer griechischen Dichtung: Tor JEEL XαIGERY και Καλλιρρόην ερωτικων διηγημάτων λογοι η, Diet, von der Liebe des Chareas und der Kallirrhoe, in sieben Büchern. Die Handschrift davon lag lange in einer Klosterbibliothek zu Florenz, und wurde zuerst von Montfaucon, nachher von Fabricius u. a. nachgewiesen, auch von Antonio Cocchi umständlicher beschrieben. Von diesem leßtern ers hielt d'Orville auf seiner Reise durch Italien eine Abschrift dieses Romans, und aus dieser veranstaltete er davon im J. 1750 zu Amsterdam eine ansehnliche Ausgabe mit einem uns gemein gelehrten und reichhaltigen Kommentar, und der sel. Reiste, der sich damals in Leyden aufhielt, verfertigte die lateinische Ueberseßung zu Chariton's griechischem Texte. Man hat diesen nachher auch ins Italiänische, Französische und Deutsche überseßt, obgleich weder Inhalt noch Einfleis. bung, weder Plan noch Ausführung, von souderlichem Bes lange find.

Xenophon von Ephesus.

Der Name dieses Schriftstellers, dessen Zeitalter und Lebensumstände übrigens durchaus unbekannt sind, komme

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