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feit miteinander haben, z. B. Platen und Rückert, Heine und Brentano.

Thema.

Auch Eichendorff und Wilhelm Müller bieten verschiedene Vergleichungspunkte.

A. Ähnlichkeit: Beide sind Mitteldeutsche, jener aus Schlesien gebürtig, dieser aus Anhalt, zogen mit in den Krieg gegen Frankreich, haben das Volkslied gründlich studiert und diese Lehre bei ihren Dichtungen verwertet, wählen gern wandernde Gesellen als Helden ihrer Gesänge, und zwar mit Vorliebe gewiffe Stände wie Musikanten, Studenten, Hirten, Jäger, Müller, Fischer, Landsknechte oder Zigeuner.

B. Verschiedenheit: Eichendorff war Katholik und dichtete auch geistliche Lieder, Müller war Protestant und beschränkte sich auf das weltliche Gebiet. Jener bewegte sich mit Vorliebe in der Zeit des Mittelalters, dieser in der Gegenwart, zumal in den Freiheitskämpfen des Griechenvolkes. Jener weiß uns tiefer zu bewegen und das Gemüt wie mit einem Zauberstabe zu rühren, daß alle verborgenen Quellen rauschen und uns die Schauer der Nacht umfangen oder die Wälder und Ströme zu unseren Füßen liegen und die Glocken im Tale klingen und der heilige Morgen um unsere Sinne blüht. Müllers Gedichte dagegen atmen in Schmerz und Lust eine weltliche Frische und Schnelligkeit; leicht sind sie empfangen, leicht klingen sie in uns aus; jubelnd begrüßt er den Frühling, und in seinen Liedern vom Wein und Amor lebt die Anakreontik fort.

Vgl. W. Scherer, Geschichte der deutschen Literatur 10. Aufl. S. 655.

59.

Die Exposition in Grillparzers Drama „Sappho“.

Einleitung. Grillparzer hat mit Vorliebe altgriechische Stoffe bearbeitet, so das goldene Vließ (der Gastfreund, die Argonauten, Medea) und des Meeres und der Liebe Wellen (Hero und Leander); so auch Sappho.

Thema. Die Exposition des Stückes im ersten Akte des Dramas Sappho macht uns bekannt mit

1. Ort und Zeit.

a) Ort: freie Gegend am Meeresufer auf der Insel Lesbos

beim Hause der Sappho. Hart am Ufer ein Altar der Aphrodite, im Vordergrunde eine Grotte und Rosengebüsch.

b) Zeit: unmittelbar nach den olympischen Spielen.

2. Hauptpersonen.

a) Sappho auf der Höhe ihres Ruhmes, geschmückt mit dem Siegeskranze von Olympia, fährt vor ihrer Wohnung vor auf einem mit zwei weißen Pferden bespannten Wagen, die goldene Leier in der Hand, vom Volke jubelnd begrüßt.

b) Phaon; ihr eifriger Verehrer und Liebhaber, der sie wegen ihrer schönen Lieder und infolge des Sapphokultus im Vaterhause liebgewonnen hat und in Olympia Zeuge ihres Triumphes gewesen ist.

c) Rhamnes, der übermäßige Freude bei der Rückkehr seiner Gebieterin und einstigen Schülerin an den Tag legt.

d) Melitta, die zuerst auf Phaon aufmerksam wird. 3. Andeutung der Verwickelung. Phaon sowohl wie Melitta lassen erkennen, daß sie von Liebe zueinander entbrennen; jener ringt, von Sapphos Güte bedrückt, nach Besinnung und Klarheit über sich selbst, diese, die von Sappho in der 5. Szene zur Vertrauten gemacht wird und von dem Liebesglück der Herrin hört, versteht deren Liebessehnen nicht und bekundet durch ihre zurückhaltende Art, daß sie Neigung zu Phaon hat. Da aber Sapphos Liebe so mächtig ist, daß sie um derentwillen sogar Ruhmesüberdruß empfindet, so ist ein schlimmer Ausgang vorauszusehen.

Schluß. Das Drama ähnelt den altgriechischen insofern, als darin nur wenige Personen auftreten und die äußere Handlung gegenüber der innern zurücktritt.

60.

Das häusliche Leben der Thüringer im 4. Jahrhundert nach G. Freytags Roman Ingo.

Einleitung. In seinem Romanzyklus „Die Ahnen“ bietet uns G. Freytag den Entwicklungsgang der deutschen Kultur von der Zeit der Völkerwanderung bis zur Gegenwart.

Thema. Da die Handlung der Ahnen am Thüringer Wald ihren Anfang nimmt, so erhalten wir in Ingo" genauere Auskunft über die Kultur der Thüringer.

1. über ihre Wohnungen, und zwar sowohl über die steingefügte des Königs wie über das holzgezimmerte Herrenhaus des Häuptlings und über den einfacheren Bau der Meierei eines freien Dorfbauern.

2. über ihre Kleidung im Frieden und im Krieg (diese besteht z. B. aus Lederkappe, mit Zähnen und Ohren des wilden Ebers geschmückt, Lederstrümpfen, weißem Hemd, Kettenpanzer, Eisenhut, bei Reichen aus einem Überwurf von fremdem Zeug u. a.).

3. Essen und Trinken bei Festmählern und für gewöhnlich (z. B. weiße, gewürzte Brotkuchen, Fleisch aus dem Rauchfang u. a.).

4. Gewöhnliche Beschäftigung: Ackerbau und Viehzucht. 5. Spiele von jung und alt. Die Kinder belustigen sich entweder am Ringelreihn auf dem Dorsplan oder rennen nach dem Ziele, springen über ein Roß, schießen mit dem Rohrpfeile nach der Stange. Die Jünglinge werfen Speere, schleudern schwere Felssteine und springen ihnen nach, werfen mit Keulen aus Eichenholz, springen über zwei bis sechs nebeneinandergestellte Roffe, üben Schwerttanz und Ballspiel.

Schluß. Ebenso werden wir über die religiösen Vorstellungen und Gebräuche, über die kriegerische und politische Tätigkeit der Thüringer u. a. unterrichtet.

61.

Das Heidentum in Webers Epos Dreizehnlinden.

Einleitung. Weber versezt uns in seinem Epos Dreizehnlinden in die Zeit Ludwigs des Frommen und zeigt uns, wie ums Jahr 822 im (heutigen) Kreise Warburg an der Nethe und Weser die ältesten Sachsen, besonders Elmar, der Herr vom Habichtshofe, dem Christentum gewonnen wurden.

Thema: Das Heidentum in Dreizehnlinden".

1. Hauptvertreter des Heidentums sind die Priesterin Swanahild, der Priester Thiatgrim und Elmar, dem in seiner Jugend von jenen beiden und von seiner heidnischen Mutter grimmiger Haß gegen die neue Lehre in das Herz gepflanzt worden ist; daneben treten auf der freie Bauer Werinhard, der Schmied Fulko, der Fischer und Opferdiener Godo.

2. Heidnische Götter, die verehrt werden, sind besonders Wodan, der mit seinem wilden Heere erscheint, Balder, dem. zu Ehren ein Fest gefeiert wird, Donar, dessen Hammer erwähnt wird; von weiblichen Gottheiten namentlich die Nornen (Schicksalsgöttinnen), Freia, Holla und Iduna.

Es ist

3. Zeit, Ort und Art ihrer Verehrung. die Nacht vor der Sonnenwende, und gefeiert wird Balders Sterbetag. Das Balderfest findet auf der alten Jburg statt, wo bis zu Karls des Großen Zeit die Irminsäule gestanden hat. Dort ragt unter Eichen ein alter, grauer Opferstein empor; an ihm steht die Priesterin Swanahild, ein blutiges Messer in den Händen, erzgegürtet, mit weißem Linnen angetan. In breitem Opferkessel, unter dem glühende Kohlen liegen, brodelt zu Ehren des Gottes ein geweihtes Fohlen; Lauch und Mistel bilden die Zutaten des Sudes. Mit dem Gesicht nach Norden erteilt fie dem Opfer durch ein Hammerzeichen Kraft und Segen; dann schreitet sie dreimal mit nackten Füßen um den Herd und betet. Sachsenkinder, die mit Kränzen und Binsenkörben erschienen sind, fingen und werfen, den Opferstein umwandelnd, heilige Kräuter in das Feuer. Danach erhält jeder Anwesende etwas von dem Weise, Dispositionen. III. 10. Aufl.

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Fleische, dem Lauch und der Mistel. Auch sonst gemahnt noch manches an heidnische Gebräuche, z. B. die hölzernen Pferdeköpfe, die auf den Giebeln der Sachsenhäuser angebracht sind, um Drachen und Kobolde zu schrecken u. a.

Schluß. Von schwerer Krankheit unter der sorgsamen Pflege im Kloster Dreizehnlinden genesen, erhält Elmar die Gewißheit, daß die Christen treffliche Menschen sind, er zweifelt an den heidnischen Göttern und bekennt sich selbst schließlich zum Christentum.

62.

Die Linde in der deutschen Dichtung.

Einleitung. Bei der großen Vorliebe der Deutschen für die Natur ist es begreiflich, daß sie in ihrer Poesie dieses herrlichen Baumes oft gedacht haben. Ihre sanft gewölbte, laubreiche Krone, das zarte Grün der herzförmigen Blätter und der Wohlgeruch der Blüten macht sie dieser Auszeichnung wert. Überdies hat sie meist eine liebliche Umgebung, wohin Bäche und Quellen auch die Singvögel locken.

Thema: Die Linde in der deutschen Dichtung.

A. Das Mittelalter.

1. Die Minnedichter gedenken ihrer oft, wenn sie von dem süßen Mai oder der Sommerwonne singen.

Nichts fehlte, was der Frühling mitbringen sollte, nicht der Schatten bei der Sonnen und die Linde beim Bronnen, nicht Gras und lichte Blumen. Gottfr. v. Straßburg (Tristan u. Jsolde).

Sie grünt an den einsamen Waldbrunnen, wo bisweilen Lindwürmer unter ihr hausen. Leider wurde der treffliche Siegfried an einem solchen Brunnen erschlagen.

2. Sie wird oft als Schmuck der Dörfer und Schlösser genannt. Der Anger unter der Linde war für das Volk der Tanzplaz und die Gerichtsstätte (J. Grimm, Deutsche Rechtsaltertümer, S. 797). Unter der Femlinde zu Dortmund wurde

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